Ferrari-Chef Montezemolo tritt zurück
Danke, Mister Ferrari, für alles!
23 Jahre lenkte er den legendärsten Automobilhersteller der Welt und dessen Rennteam. Jetzt geht Luca di Montezemolo - weil Sergio Marchionne sagt, dass er es besser kann.
Update: Nach der Meldung zum Bekanntwerden von Luca di Montezemolos Rücktritt heute morgen haben wir diesen Artikel ausgiebig überarbeitet.
Berlin – Luca Cordero di Montezemolo - ein Name wie ein Weltklasse-Wein. Schwer und leicht in einem, farbenfroh und mit einem Jambus. Dieser Name passte zu Ferrari wie kein anderer. 23 Jahre lang. Zwischendrin hat der große Italiener mit den feinen Zügen eine deutsche Legende mitgeschrieben.
Es war di Montezemolo, der als Leitfigur die WM 1990 in Italien organisierte, noch bis vergangene Woche zierte das rot-weiß-grüne WM-Maskottchen Ciao seinen Schreibtisch. Auch für Ferrari fällte der Manager viele der besten Entscheidungen. Seit heute darf er das nicht mehr: Er hat den Machtkampf gegen den mächtigen Fiat-Chef Marchionne verloren.
Vor 41 Jahren bei Ferrari eingestiegen
1973 begann Montezemolos Karriere als Assistent von Enzo Ferrari. Vorausgegangen war eine Radiosendung in Italien, in der Ferrari heftig kritisiert wurde. Der Jura-Student di Montezemolo rief empört in der Sendung an und verteidigte wie ein Anwalt die Marke. Daraufhin schrieb ihm Enzo Ferrari einen Brief. Nach seinem Studium (Abschluss: summa cum laude) begann er bei Ferrari, übernahm schon 1974 die schwächelnde Rennabteilung Scuderia. Auf Geheiß von Enzo Ferrari holte er Niki Lauda. 1975 und 1977 gewann der für die Marke den WM-Titel. Damals war der Jurist der jüngste Stallchef in der Formel-1-Geschichte, Lauda der erfolgreichste Ferrari-Fahrer der Geschichte.
Es war di Montezemolo, der 1996 Michael Schumacher zur Scuderia holt. Mit Jean Todt als Teamchef und Ross Brawn als Technik-Direktor formte der Ferrari-Chef eine bis heute unerreicht erfolgreiche Mannschaft: 87 Rennsiege - von insgesamt 221 Grand-Prix-Erfolgen - holte Ferrari von 1996 bis einschließlich 2006, ehe Schumacher zurücktrat. Von 2000 bis Ende 2004 gewann Schumacher fünfmal in Serie im Ferrari den WM-Titel.
Di Montezemolo ist einer der Top-Manager weltweit
Noch mehr als bei allen anderen Teams ist die Formel 1 für die Edel-Sportwagenschmiede die große Marketing- und PR-Plattform. Doch wirtschaftlich hatte Ferrari seit Montezemolos Antritt als Ferrari-Präsident 1991 keine Probleme. Im Gegenteil, nach Enzos Tod führte er das Unternehmen aus finanziellen Schwierigkeiten heraus.
Im vergangenen Jahr konnte Ferrari den Rekordgewinn von 2012 nochmals überbieten. Auf dem Zettel standen 2,3 Milliarden Euro Umsatz und 246 Millionen Euro Gewinn. Laut Handelsblatt hat Ferrari in den vergangenen 15 Jahren in jedem Jahr mehr Autos verkauft als im vorangegangenen. Neben seiner Karriere bei Ferrari war di Montezemolo Aufsichtsratschef bei Fiat, Geschäftsführer bei Cinzano und Maserati, Präsident des Fomel-1-Teamverbandes FOTA und und und. Populärer ist Italien nur der Papst.
Marchionne übernimmt das Ruder
All das konnte di Montezemolo nicht retten. Sein Einstiegs-Ressort bei Ferrari wurde ihm jetzt zum Verhängnis - zumindest offiziell. „Seit sechs Jahren gewinnen wir nicht mehr, wir haben die besten Piloten der Welt und es kann nicht sein, dass wir zwischen dem 7. und 13. Platz starten“, urteilte Fiat-Chef Marchionne am Rande des Großen Preises von Italien.
Di Montezemolos wirtschaftliche Ergebnisse seien sehr gut, „aber im Fall von Ferrari muss man auch die sportlichen Ergebnisse berücksichtigen“, hatte Marchionne verlauten lassen und damit die Entlassung von di Montezemolo schon mal vorbereitet.
Inoffiziell dürfte mehr hinter Montezemolos Austritt stecken. Vorausgegangen waren Meinungsverschiedenheiten mit dem Fiat-Konzernchef. Dabei ging es nicht nur um die sportliche Bilanz, sondern auch um die künftig stärkere Einbindung von Ferrari in den Fiat-Konzern. Nach einem Treffen der beiden am Dienstagabend ging alles ganz schnell: Di Montezemolo verlässt das Unternehmen zum 13. Oktober.
Mehr Fiat, weniger Ferrari
Der harte Marchionne kann so weiter am Weltkonzern Fiat-Chrysler feilen und dabei die prestigeträchtige Marke Ferrari mehr als bisher einbeziehen. Denn anstatt einen Rennspezialisten mit der Führung des Sportwagenherstellers zu beauftragen, übernimmt Marchionne den Job einfach selbst. So stellt er sicher, dass Ferrari wie die anderen Konzernmarken stärker eingebunden wird - bislang setzte sich Montezemolo dafür ein, dass Ferarri ein möglichst eigenständiges Unternehmen bleibt.
Am Mittwochmorgen kündigte Luca Cordero di Montezemolo seinen Rücktritt offiziell in einem Statement an. 41 Jahre nach seinem Einstieg bei Ferrari ist die Ära des stets mit Stolz und Leidenschaft für die Marke aus Maranello kämpfenden Luca di Montezemolo vorbei. „Ferrari ist das wundervollste Unternehmen auf der Welt. Gemeinsam mit meiner Familie war Ferrari - und das wird es auch weiterhin sein - das Wichtigste in meinem Leben", schrieb er zum Abschied.
Di Montezemolo hatte zuletzt alles versucht, um dem Mythos Ferrari in der Formel 1 neues Leben einzuhauchen: er holte Kimi Räikkönen zurück, er feuerte den langjährigen Motorenchef Luca Marmoruni und den im Fahrerlager ebenso beliebten wie angesehenen Teamchef Stefano Domenicali. Es wird spannend sein zu sehen, welche Maßnahmen Marchionne ergreifen wird.
Schade, fand es ein guter Typ und hat in 22 Jahre Ferrari seine Fähigkeiten bewiesen. War auch immer gut gekleidet, was man von Herrn Marchionne (immer Pullover farbe schwarz) nicht unbedingt sagen kann.😆
Boah, das es so schnell geht, hätte ich nie gedacht. Naja, manchmal bringen Änderungen ja durchaus frischen Wind in so eine Sache. Mal abwarten, wie das weiter geht. Allerdings denke ich, dass dies durchaus auch andere Gründe, als die sportlichen Misserfolge haben könnte, wenn man bedenkt, was gerade im Konzern alles geschieht.
Marchionne hat vom Rennsport so viel Ahnung wie eine Kuh vom Häkeln.
Dann können die roten gleich einpacken.
Das steht genau wo?
Interessiert mich überhaupt nicht wie die Herren gekleidet sind. Die sollen innovative Fahrzeuge bauen und liefern.
war ein längst überfälliger Schritt, als nächstes Mattiacci wieder in den Verkauf von Strassenferraris stecken (das kann er), und schon könnte man einen ernsthaften Neuanfang bei den Roten starten.
Bei allem Respekt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Marchionne Ferrari zum Erfolg führen wird!
Mal wieder die üblichen Machtspielchen bei den Italienern. Das schadet ihnen selbst so sehr, sie merken es nichtmal.
Die Situation bei der Scuderia war mMn nicht wirklich ausschlaggebend für diese Personal-"Entscheidung". Vielmehr geht es um konzernweite Belange. Deshalb würde ich es nicht auf die Italiener begrenzen. Solche "Entsorgungen" passieren täglich, ob man es nun toll findet oder nicht.
Ich habe meine Aussage nicht nur auf den Rennstall bezogen.
Monte hat Ferrari aus der Krise manövriert und zu einer (erneut) profitablen Marke ausgebaut und die Firma gefestigt. Das traue ich dem Marchionne einfach nicht zu, der den Fiat-Konzern immer mehr zum "global player" ausweitet. Offenbar gab es auch zu der gemeinsamen Konzernstrategie einen Disput zwischen beiden.
Aber scheinbar auf Italiener... Dem widerspreche ich, da dieser Vorgang leider auch woanders "normal" ist.
Vor allem bezog ich das auf die Firma Ferrari. Die Grabenkämpfe sind ja sehr charakteristisch in diesem Hause. Das ist auch nichts neues. Monte hat wenigstens ein bisschen Ruhe in den Laden gebracht, in den letzten zwanzig Jahren. Trotzdem gab es immer wieder Intrigen.
Ansonsten stimme ich dir da schon zu. Das findet woanders auch statt.
So überraschend kommt das jetzt nicht. Wenn man mal von Ferrari als reinem Hersteller absieht und nur die F1 betrachtet, für die Monte verantwortlich zeichnete, ist das wirklich ein Trauerspiel. Die zahlen gigantische Gehälter an Alonso und Raikkönen (beide Weiltmeister) und die Ergebnisse sind mehr als mager, da muß man den Fiat-Boss auch verstehen.
Max
Luca Cordero di Montezemolo ist Ferrari. PUNKT AUS ENDE..
Er war nach dem Commendatore die zweite schillernde Figur an der Spitze der Firma Ferrari. Monte hat es z.B. auch geschafft Ferrari in Rekordzeit wieder in die Spur zu bringen nachdem der große Mann 1988 verstarb.
Dagegen kann Mr. Fiat nicht anstinken. Montes Fußstapfen sind zu groß für ihn. Ich sehe leider etwas schwarz für die Scuderia.
Enzo Ferrari war Ferrari, Monte war es nicht!