VW XL1 im Praxistest
Darum ist das 1-Liter-Auto nicht alltagstauglich
Prestige währt nur wenige Kilometer: Der VW XL1 trinkt, was er verspricht. Dafür verlangt er aber zu viele Kompromisse, vor allem vom Fahrer.
Berlin – In diesem Auto steckt Wolfsburgs komplette Technik-Kompetenz. Der XL1 ist leicht wie ein Golf 1, teurer als ein VW Phaeton und trinkt weniger als jedes andere Serienauto. Jede Schraube, jeder Schalter, jede Kurbel wurde sorgfältig auf ein Ziel getrimmt: Sparsamkeit. Ein massiv quersubventioniertes Prestigeprojekt.
1. Gang: Die Basis
Als erstes Serienauto hat der XL1 den europäischen Fahrzyklus mit einem Durchschnittsverbrauch von 0,9 Litern pro 100 Kilometer absolviert. Theoretisch fährt der Plug-in-Hybrid etwa 35 Kilometer elektrisch, weitere 500 Kilometer mit seinem 0,8-Liter-Zweizylinder-Turbodiesel. Der basiert auf dem 1,6-Liter-Vierzylinder aus kompakten Konzernlimousinen. Ein modifiziertes Direktschaltgetriebe des Typs DQ200 mit Magnesiumgehäuse beherbergt den Elektromotor.Karosserie und Monocoque des XL1 bestehen aus Carbon, Rahmenteile aus Aluminium. Das 20 Kilogramm schwere Ladegerät steht im Kofferraum und lässt sich herausnehmen. Nur so kommt der XL1 auf ein Leergewicht von 795 Kilogramm. Der vollständig verkleidete Unterboden, Kameras statt Außenspiegeln und eine aerodynamisch optimierte Karosserie ermöglichen einen cW-Wert von 0,189 – Rekord bei Serien-Pkw.
2. Gang: Das Beste
So viel Sinn für Details trägt Früchte. Der XL1 trinkt, was er verspricht – die richtige Strecke und Fahrweise vorausgesetzt. Mit vollem Akku erreichen wir den NEFZ-Referenzwert. Ohne Stromvorrat pendelt sich der Plug-in-Hybrid knapp über zwei Liter Durchschnittsverbrauch ein.
Das erfordert allerdings Übung. Durch den geringen Rollwiderstand kommen wir oft zu schnell am Stauende an und verschenken Energie. Insgesamt fahren wir den XL1 mit einem Verbrauch von unter zwei Litern pro 100 Kilometer auf Landstraßen, Autobahnen und in der Stadt.
3. Gang: Das Schwächste
Leider müssen wir zugeben: Spätestens nach zehn Kilometern vergeht der Spaß am Fahren. Technische Brillanz hin, niedriger Verbrauch her – es fehlt an Alltagstauglichkeit. Bauartbedingt geht es im XL1-Innenraum äußerst eng zu. Als großer Mensch passt man auf den Fahrersitz, aber nur irgendwie. Der Kopf berührt die Decke, der Rücken krümmt sich. Bequem geht anders.Hinzu kommt der schlechte Fahrkomfort. Die Federung auf dem Niveau eines preiswerten Sportfahrwerks und Vorderreifen in Fahrradformat mögen kein Kopfsteinpflaster. Auf schlechten Straßen fühlt sich der XL1 an wie eine Waschmaschine mit Unwucht im Schleudergang. Dabei knurrt der Zweizylinder mangels Dämmung unangenehm laut hinter den Sitzen.
Zum Gleiten und Sparen benötigt der XL1 einen geladenen Akku und feinen, glatten Asphalt. Und Tageslicht, denn die Spiegel-Kameras stoßen bei Dunkelheit schnell an ihre Grenzen. Sie lassen sich außerdem nicht einstellen; häufig verschwinden andere Fahrzeuge im toten Winkel. Das ist gefährlich: Trotz der auffälligen Optik wird der flache Gleiter oft übersehen.
4. Gang: Das Überflüssigste
Im Alltag stören besonders die manuellen Fensterheber. Die Kurbeln bestehen aus billigem Plastik und müssen ausgeklappt werden, sind schwer zu erreichen und rutschen aus der Hand. Bei allem Sparwillen, bei einem Preis über 100.000 Euro muss etwas mehr möglich sein.
5. Gang: Das Wissenswerte
XL1-Fahren erfordert viele Kompromisse. Dass die nicht unbedingt nötig sind, zeigt das Versuchsfahrzeug VW Twin-Up: Die 0,9-Liter-Technik ist in der modifizierten Kleinstwagenkarosserie nur geringfügig durstiger. VW gab den Verbrauch bei der Messepremiere in Tokio mit 1,1 Litern an – ganz ohne Carbon, Titan und Magnesium.6. Gang: Das Besondere
Eine Sache kann der XL1 besser als jeder andere VW: Der 111.000 Euro teure Hybrid fällt auf. Immer und überall. Wir wurden auf der Straße und auf Parkplätzen angesprochen, bis vor die Haustür verfolgt und waren das Highlight auf einer Spaß-Rallye.
Selbst bei einem Tuningtreffen zog der XL1 die komplette Aufmerksamkeit auf sich. Dort wurden ihm allerdings falsche Qualitäten unterstellt: Die Höchstgeschwindigkeit von (elektronisch begrenzten) 160 km/h und die Beschleunigung in 11,9 Sekunden auf Tempo 100 sorgte bei vielen Interessenten für lange Gesichter.
Technische Daten VW XL1
- Motor: 0,8-Liter-Zweizylinder-Turbodiesel, Elektromotor
- Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
- Leistung: 35 kW / 48 PS (Verbrenner), 20 kW / 27 PS (Elektromotor)
- Drehmoment: 120 Nm (Verbrenner), 100 Nm (Elektromotor)
- Verbrauch: 0,9 l /100 km (NEFZ),
- CO2: 24 g/km
- 0 – 100 km/h: 11,9 s
- Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
- Länge x Breite x Höhe in m: 3,89 x 1,67 x 1,16
- Leergewicht inklusive Fahrer: 795 kg
- Kofferraum: 120 l
- Preis: 111.000 Euro
Quelle: MOTOR-TALK
Ein Hybrid, den sie Welt nicht braucht. Was ist daran toll ein Fahrzeug zu bauen, das nicht dem täglichen Bedarf entspricht.
Als Technologieträger wertlos, das gibts alles schon
Gruss
Peter
Ich frag mich was dieses 1 Liter Auto soll. Warum geht es bei einem Hybridwagen nur um den Benzinverbrauch? Da könnte jetzt auch BMW beim i3 sagen: "Der neue BMW i3 mit 0,0 Litern Verbrauch!" 🙄
Verstehe das auch nicht.😕
Toyota baut seit 10 Jahren funktionierende Hybride und VW top das nur mit Hesslichkeit🙄
Edit
Ach ne, da is ja die Innovations:
Michel`s Liebling: DIESEL 😆
Versteh einer die Welt: Andere Hersteller bauen schon lange komplett alltagstaugliche Autos, die man mit 4 Liter Benzin bewegt und obendrein noch sehr zuverlässig.
Und hier wird irgendeine komische Kiste gebaut, die wenig wiegt, wenig Platz hat und dann 1 Liter verbraucht... ? Ja und jetzt?
Ach , nun ist er bei Euch angekommen.
Mein Schwiegervater hatte ihn für einen Monat (?) zum ausführlichen Testen.
Macht Spaß mit der Karre. Das mit den Fenstern ist tatsächlich so eine Sache.
Versucht mal bei der Ausfahrt aus einem Parkhaus ohne Verrenken die Karte in den Schrankenautomaten zu stecken. Oder gar den Klingelknopf zu drücken und ein paar Worte zu wechseln. Über McD will ich gar nicht sprechen. 😉 Mein Sohn ist auch schon mitgefahren. Mal sehen wie seine Führerscheinprüfung später mal aussieht🙄😉
Hat Spaß gemacht und den wünsche ich Euch auch!
VG
Mal wieder ein Rekord, der sich ganz toll "vermarkten" lässt - aber völlig an der Praxis vorbei geht.
Schade um die vergeudeten Ressourcen...
Ich sehe darin keinen praktischen Wert für Serienmodelle. Gewicht und Aerodynamik sind ja keine Geheimnisse, um den Verbrauch zu senken 🙄
Ich finde es vor allem lustig, dass der ganze Aufwand kaum was bringt. Der Twin-Up verbraucht nur 0,2l mehr ohne den ganzen Aufwand. Habe ich das richtig verstanden? 😆
achwas, einen ganzen Monat testen - schön dokumentiert.
daneben der A2 ist dann die praktische Realität !...;o)
Wieder so ein VW-Prestige Objekt, dass von F. Piech per "Order Mufti" durchgedrückt worden ist. Wozu Vebrennungasmotor, wozu bretthart, eng und sauteuer. Al Prototyp und Versuchsträger ja, als Verkaufs-Fahrzeug, nein !
Selbst wenn der Twin-up! 2 Liter in Echt statt der 1,1 Liter braucht, ist das ein vielseitigeres Fahrzeug als der XL1. Und das will was heißen bei einem up!.
Aber es ist auch klar, dass in der Kette der möglichen Einsparungen die einfachsten (und meist günstigeren) Maßnahmen am Anfang natürlich immer auch die größte Ersparnis haben und um die letzten Zehntel herauszufeilen, wird es immer aufwendiger und letztendlich auch teurer.
Aber irgendwie schon reichlich sinnlos, den XL gebaut zu haben... Dann lieber 4 Liter und man kriegt fünf Leute plus Gepäck weg (Schrägheck des Prius). Und nur noch ein Drittel so teuer wie diese überdachte Zündkerze. Äh Glühkerze. 😊
cheerio
Kurze Frage 😕 Das Ding ist doch Uralt oder??? Das gabs doch schon vor etlichen Jahren im Quartett, oder ist das hier eine "Weiterentwicklung"????
Ich dachte das auch zuerst, nein nein... da gab es schon mal ein 1-Liter-Auto... das hier ist eine "Weiterentwicklung"
cheerio
nach NEFZ...
Dann ist auch jedes Elektroauto ein 1 Liter Auto.
Die 10-17 kWh (E-Up, Zoe, Leaf & Co.) entsprechen doch 0,8-1,6 Liter Benzin.
Und ein Tesla mit 2,2 Tonnen schafft es auf 2 Liter Benzinäquivalent.
Wahnsinnig ineffizient die heutige Verbrenner Welt...