Der Barockengel: BMW 501/502 Oldtimer
Das Auto, das BMW fast in die Pleite fuhr
Mit diesem Auto wollte BMW Geld verdienen. Das Gegenteil war der Fall, der 501 riss die Firma fast in den Ruin. Ausfahrt mit einem opulenten Nachkriegs-Klassiker.
Von Carl Christian Jancke
Einbeck - BMW 501/2 sind heute automobile Klassiker. Fast hätte dieses hübsche Blech seine Schöpfer allerdings ins Verderben gerissen. Wenn man heute mit dem 72 PS starken Sechszylinder-Cabrio fährt, kann man sich das kaum vorstellen, aber: Die Produktion der Schönheit vernichtete bei BMW pro Auto mehrere Tausend DM. Der Hersteller geriet dadurch an den Rand der Pleite.
Wie kam es dazu? BMW baute in der Nachkriegszeit primär Motorräder und hielt sich mit Reparaturaufträgen der amerikanischen Besatzer über Wasser. Das Stammwerk in Milbertshofen war im Krieg zerstört worden. Jenseits der Zonengrenze in Eisenach produzierte man weiter Vorkriegsautos. Keine guten Voraussetzungen, denn durch das Kriegsende war das Kerngeschäft weggefallen: Der Bau von Flugmotoren wurde von den Alliierten verboten.
Luxusautos für mehr Profit
Heute fahren wir in einem zweitürigen Cabrio, umgerüstet bei Hauslieferant Baur aus Stuttgart. Die Ausfahrt hat das Einbecker Automobilmuseum PS.Speicher anlässlich seines zweiten Geburtstages organisiert. Ich rücke den riesigen Wohnzimmersessel hinter dem schmalen weißen Lenkrad nach vorne, schalte den Stockhebel an der Lenksäule probeweise hin und her und drehe dann den filigranen Zündschlüssel.
Hans Grewening, damals Vertriebsdirektor bei BMW, erkannte früh: BMW braucht mehr Fertigungskapazitäten. Aber wie finanzieren? Seine Idee dürfte den heutigen BMW-Chefs vertraut vorkommen: Mehr Premium für mehr Profit. Eine Kleinserie von Luxusautos sollte mit hohen Deckungsbeiträgen pro Stück den Wiederaufbau der Firma bezahlen.
Peter Szyimanowski entwarf den nicht enden wollenden Schwung des vorderen Kotflügels, der dem 501 später den Namen Barockengel einbrachte. Sein Werk verband das klassische Vorkriegs-Design mit der Moderne des Wirtschaftswunders. Die zu schwere, aber dadurch solide Karosse thronte auf einem ebenso schweren Rahmen. Als wolle der opulente BMW sagen: "Wir sind wieder wer."
Schwerfällig, aber komfortabel
Heute spürt man die Nachteile dieser groben Konstruktion deutlich. Der 2,0-Liter-Reihensechszylinder, der schon den BMW 328 zu Rennerfolgen antrieb, hat mit den mindestens 1,5 Tonnen des Cabrios zu kämpfen. Im Vorkriegs-328 musste er mit acht PS mehr nur halb so viel Gewicht bewegen.
Auf den Nebenstraßen, über die die Oldtimer-Rallye geleitet wird, macht das nicht viel. Hier passt der Sechszylinder hervorragend. Aus dem Kreisverkehr gleitet der BMW in moderatem Tempo heraus, ohne Ruckeln. Auf der Landstraße kommt der Wunsch nach hohen Geschwindigkeiten gar nicht auf, so herrschaftlich gleitet der BMW dahin – schwebt sogar beinahe über schlechte Straßen.
Wesentlichen Anteil daran hat das für seine Zeit komplexe Fahrwerk mit einer Drehstabfederung an allen vier Rädern sowie einer per Wattgestänge sorgfältig geführten hinteren Starrachse. Wir signalisieren dem ein oder anderen Sprinter durch Setzen des Blinkers: Er kann gern überholen auf der menschenleeren Nebenstrecke des Weserberglandes.
Die Logistik war zu teuer
Die Idee einer luxuriösen Kleinserie scheiterte zum Teil an der aufwändigen Logistik. Die Rahmen wurden in provisorischen Werkshallen gefertigt und dann nach Stuttgart transportiert. Dort stellte Baur die ersten 2.045 Karosserien her. Sie wurden auf Rahmen montiert und zurück nach München gebracht. Dort besaß BMW erst 1954 die notwendigen Kapazitäten, um für die restlichen, bis 1964 gebauten rund 21.000 Fahrzeuge das Pressen der Karosserieteile und die Montage zu übernehmen.
Als Ausgleich für die entfallenen Aufträge durfte Baur die Cabrios des 501 und späteren 502 über die BMW-Handelsorganisation vertreiben. 44 Sechszylinder-Cabrios wurden so verkauft, davon mindestens sieben Viertürer. „Vom Nachfolger 502 mit Achtzylinder wurden immerhin 57 Cabrios von Baur gebaut”, sagt BMW Classic Pressesprecher Benjamin Voss.Statt des erhofften Gewinns produzierte jeder 501/2 dem Vernehmen nach einen durchschnittlichen Verlust von 4.000 DM pro Auto, bei einem Kaufpreis von anfangs rund 15.000 DM. Das war damals das Vierfache des durchschnittlichen Jahreseinkommens in der Bundesrepublik.
Verkauf an Daimler ?
Der Wagen bietet auf seinen 1,80 Meter Breite so viel Platz, dass man dem Beifahrer trotz der seitenhaltlosen Wohnzimmersessel nur selten nahe kommt. Sanfte Steigungen bringen das bescheidene Leistungspaket an die Grenzen. Statt einen Gang zurückzuschalten, nimmt man jedoch gern einen Geschwindigkeitsverlust in Kauf und genießt die Landschaft. Langsamer als 50 km/h wird man kaum, die Elastizität des Motors erstaunt.
Grewenings Rechnung vom hohen Deckungsbeitrag pro Auto ging schon deshalb nicht auf, weil er keine aufmachte. Erst der spätere Generaldirektor Sommer führte Anfang der 1960er-Jahre eine Deckungsbeitragsrechnung ein und konnte so feststellen, mit welchen Autos BMW Verlust oder Gewinn produzierte.
Nachdem der Motorradmarkt zusammengebrochen war, kumulierten die Verluste. Hinzu kam ein chaotisches Vertriebssystem. Händler riefen im Werk an und bestellten nach Gutdünken Autos, die sie oft nicht bezahlten. Das Management empfahl 1959, auch auf Druck der Deutschen Bank, den Verkauf von BMW an Daimler-Benz. Der Stuttgarter Autobauer befand sich damals mehrheitlich im Eigentum der Bank und sollte BMW sanieren.
Viele R6 wurden nachträglich auf V8 umgerüstet
Doch soweit kam es bekanntlich nicht. Der 700 und die “Neue Klasse”, von der bald pro Jahr mehr Autos produziert wurden als vom BMW 501/2 in 13 Jahren, brachten BMW zurück in die Erfolgsspur.
Bleibt die Schönheit: Der Barockengel zieht die Blicke auf sich, auch heute noch. Die meisten Sachkundigen halten ihn zwar für einen V8 von Baur. Klar, denn viele Sechszylinder-Cabrios gibt es nicht mehr, viele Eigentümer bauten den stärkeren Achtzylinder nachträglich ein. Bei unserem Wagen handelt es sich also um eine Rarität.
Schade um den legendären Reihensechszylinder, der seinen Nachfahren in punkto Laufkultur in nichts nachsteht. Für mich war das Baur-Cabrio eine neue, schöne Entdeckung der Langsamkeit.
BMW 501/02 Barockengel
- Bauzeit: 1951-64
- Stückzahl: rund 23.000 Stück
- Aufbau: Rahmenkonstruktion mit aufgesetzter Karosserie
- Leistung: 72 PS
- Getriebe: Viergang-Schaltgetriebe, Lenkradschaltung
- Sitzplätze: 5
- Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h.
Schöner Wagen, aber die Motorisierung ist lächerlich, vor allem bei diesem Preis. Da bot die Konkurrenz eindeutig mehr.
Für das Fahrzeug reicht sie aber vollkommen. Ich verstehe auch in sofern die Aussage im Text nicht, dass sich der Motor abmüht.
Ich kann dieser Firma nichts Gutes abgewinnen: Im Laufe ihrer Geschichte hat sie ob ihrer Unfähigkeit immer wieder andere Automobilhersteller direkt oder indirekt zerstört. Spontan fallen mir hier Borgward, Glas und Rover ein. Die Rosinen rauspicken, den Rest abwickeln. Oder wie im Falle Borgward gleich totsanieren, um den bis dato qualitativ besten Mitbewerber auszuschalten.
Auch VW ist so ein Kandidat. Noch nie haben die was selbst auf die Reihe gebracht. Vom Käfer, den Herr Porsche entwickelt hat, zehrten sie bis zur Schnappatmung, bis man endlich NSU und Audi aufkaufte, um an moderne Technik zu kommen. Und bis zum heutigen Tag läßt sich VW von den Konzerntöchtern aushalten.
Diese Branche ist gezeichnet von Respekt- und Charakterlosigkeit!
Für die damalige Zeit war das Auto nicht untermotorisiert.
Der Mercedes-Benz 190 hatte ebenfalls eine 1,9 Liter Maschine mit 75 PS. Auch der Porsche 356 wurde bis 1958 angeboten mit Motoren von 40 bis 70 PS.
Aber das waren leichte Wagen. Am BMW musste z.B. stangenweise Zinn verwendet werden, um Türpassungen halbwegs ansehnlich zu machen. Es passt auch so gut wie keine Tür vom einen in ein anderes Fahrzeug. Das ist alles Handarbeit.
Würde sich heute jemand finden der ein Cabrio mit diesen Technischen Werten kaufen würde? Das ganze für ca. 15.000Euro? Es werden bestimmt einige hier Ja sagen, aber kaum einer ein Kaufvertrag Unterschreiben. Mein Roadster hat nur 68PS und ich werde von anderen Bemitleidet wenn die das Hören.
Selten so einen Schwachsinn gelesen!
Hans Glas hat sich selbst übernommen und verkaufte dann an BMW, weil die ein neues Werk benötigten, Dingolfing gibt es heute noch, der größte Arbeitgeber meiner Region.
Im Falle Borgward ging es nur um einen Wirtschaftsprüfer, der auch im BMW Aufsichtsrat sitzte, schon ist die Verschwörungstheorie perfekt.
Erstmal hatte sich die Firma selbst in diese Situation gebracht.
Rover war ein Disaster, was man wieder abstoßen musste. Klar hat man sich den Mini rausgepickt, erwähnen sollte man dann aber auch, dass dieser in England produziert wird.
Hätten die Banken Geld gegeben, wären Borgward und Glas zu retten gewesen.
Diese beiden Firmen haben Nachkriegsdeutschland entscheident mit-motorisiert.
Man pumpt heutzutage mehr Geld in schlechtere Optionen...
Bei Borgward läßt die Tatsache, daß ein Aufsichtsratmitglied von BMW den Banken von Kreditgewährungen abriet, natürlich Schlüsse zu.
Glas hat man noch lange mit BMW-Niere verkauft.
Und bei Rover brauchte man die Plattform.
Es muss nicht alles zu 100% so stimmen, aber nimm mal die BMW-Brille ab.
Der Abstieg aller von dir genannten Marken geschah vollkommen ohne zutun seitens BMW.
Aber es ist natürlich immer schön, wenn man anderen den schwarzen Peter zuschieben kann.
Rover war seit den 70er Jahren auf einem absteigenden Ast. Und wenn sich eine Firma jahrzehntelang runterwirtschaftet und schlechte Autos baut, ist das schwer zu retten.
Dass BMW seinerzeit übrigens umgerechnet über 4 Milliarden Euro in die Marke investiert hat, wird galant verschwiegen.
Auch, dass es ohne BMW wohl Mini und Rolls-Royce heute in der (sehr erfolgreichen) Form nicht gäbe, erwähnt man nicht.
Ach, jetzt sind die Banken schuld.
Oder doch BMW?
Entscheide dich mal...
Vermutlich hat BMW die Banken darauf angesetzt, die Firmen pleite gehen zu lassen.. 🙄
Ich denke, da überschätzt du den Einfluss von BMW doch etwas..
Welche Plattform von Rover hat BMW denn unbedingt gebraucht, dass sie ihnen so viel Geld wert war?
Meines Wissens ist kein einziges BMW-Modell auf einer Rover-Plattform entstanden.
Wenn es dir nur um Mini geht: Natürlich, BMW hat bestimmt Rover aufgekauft, Milliarden investiert, und dann zerschlagen, nur um eine Plattform für Mini zu bekommen.. 🙄
Eine Antwort auf diesen Käse spare ich mir, flosen23 hat gerade alles dazu geschrieben!
Bei deinem Gelaber auch einfach nochmal beachten, was BMW aus dem Dingolfinger Werk gemacht hat, wie gesagt, der mit Abstand größte Arbeitgeber meiner Region.
Im nachhinein das beste was passieren konnte, denn Glas konnte auf Dauer nicht überleben und dann wäre das Werk ohne den Aufkauf einfach eingestellt worden.
Rover das gleiche, war auch nach BMW nicht mehr überlebensfähig, das beste hat man sich rausgeholt, nämlich Mini und die produziert man in England.
Sorry, aber sowas kannst du echt stecken lassen, den eigentlich gehts hier um den Barockengel.
Die BMW-Cabrios wurden bei der Baur Karosserie- und Fahrzeugbau GmbH gebaut. Für die damalige Zeit hatte das Unternehmen einen sehr hohen Qualitätsstandard, da war nichts mit Zinn in den Türen.
Das ist auch heute noch so. Jede Tür wird auf dem Fließband individuell auf die Karosse eingepasst. Bei Fahrzeugen mit geschweißten Türbefestigungen (wie z.B. der Vectra B der mir so auf Anhieb einfällt) passt ebenfalls keine x-beliebige Tür in ein x-beliebiges Fahrzeug.
Mein Bruder hatte mal so ein Teil, Limo mit V8, damals war ich noch klein, aber eins weiß ich, das war noch richtiges Blech, da konnte man auch mal irgendwo vorfahren, ohne das gleich eine Riesenbeule im Kotflügel war, auch konnte man da mit der Flex mal drangehen, ohne Angst zu haben, gleich ein Loch im Blech zu haben, so wie heute, wenn es überhaupt noch Blech ist, was da so verbaut wird! Hat wohl so alles seine Vor- und Nachteile, aber war für mich als Junge damals ein sehr schönes Auto!😜
https://saab-rover-blog.net/2011/05/21/wie-bmw-rover-vernichtete-teil-1-1994-bis-2000/
https://saab-rover-blog.net/2011/06/02/wie-bmw-rover-vernichtete-teil-2-2000-bis-2005/