Bentley Continental GT3-R: Fahrbericht
Das ist der schnellste Sprinter unter Bentleys Nilpferden
In den 20er und 30ern waren die Bentley Boys die größten Draufgänger hinterm Lenkrad. Für deren Enkel bauen die Briten jetzt wieder ein passendes Auto: den Bentley Continental GT3-R.
Crewe/Großbritannien - Wenn auf den Campingwiesen in Sarthe im Juni unzählige Ferraris, Rolls-Royces und Bentleys im Schlamm stehen, ist klar: In Le Mans startet bald das legendäre 24-Stunden-Rennen. In diesem Jahr dürften ein paar besonders heiße Bentleys im grünen Gras stehen.
Denn der Autohersteller aus Crewe hat speziell für die Fans der FIA-Langstreckenmeisterschaft den Continental GT3-R in einer Kleinserie von 300 Exemplaren aufgelegt. Die vom Rennen in Le Mans inspirierte Version soll die sportlichste und schärfste Variante des Coupés sein und ein bisschen Benzingeruch in den Duft von Lack und Leder mischen.
Ohne Rückbank, dem Gewicht zuliebe
Damit beschwören die Briten den Geist der Bentley Boys herauf, die in den Zwanzigern mit ihren halsbrecherischen Rekordfahrten Geschichte geschrieben und den sportlichen Ruf der Marke begründet haben. Und natürlich zitieren sie ein paar Details der echten Rennwagen, wie die Nüstern auf der Motorhaube, den Flügel auf dem Heck und die Schriftzüge auf den Kotflügeln.
Wer sich auf den GT3-R einlässt, muss trotzdem nicht darben. Man sitzt nach wie vor auf klimatisierten Ledersesseln und bedient bleischwere Lüfter, die so nobel wirken wie die Register einer Kirchenorgel. Das Leder ist samtweich und aufwändig gesteppt und es gibt elektrische Helfer für jeden Handgriff.
Und natürlich surrt beim Einsteigen von hinten der Gurtbringer heran. Erst beim Blick in den Spiegel stellt man fest, dass die Ingenieure dem Leichtbau zumindest die Rückbank geopfert haben. Aber das ist selbst bei einem Luxusauto dieser Couleur kein Verlust. Denn wer will schon im Fond mitfahren, wenn vorn einer dem Lockruf aus Le Mans folgt. Da meutert selbst der stärkste Magen.
Beim Kickdown leistet der Bentley 600 PS
Wie es sich für ein sportliches Sondermodell gehört, hat Bentley für den GT3-R noch einmal am Motor geschraubt. Weil sich der sechs Liter große Zwölfzylinder aus Gründen der Balance von selbst verbietet, fährt auch der zivile GT3 mit dem V8-Motor aus Ingolstadt. Leistet das Vierliter-Triebwerk im V8S schon 528 PS, kommt es im Rennlivrée dauerhaft auf 580 PS und 700 Newtonmetern. Beim Kickdown sind für 15 Sekunden sogar 600 PS und 750 Newtonmeter abrufbar.Das klingt imposant und ist es natürlich auch. Aber mal ganz ehrlich: Schon der gewöhnliche V8 S ist so potent, dass man den Unterschied selbst bei einem Dickschiff von knappen 2,5 Tonnen auf normaler Strecke nicht ernsthaft spüren kann. Und wer treibt so einen Luxusliner schon über die Nordschleife?
Ein 2,5-Tonner für die Rennstrecke
Dabei würde sich der Wagen dort nicht einmal schlecht machen. Immerhin dämpft die Luftfederung ein bisschen bestimmter, der Allradantrieb verteilt die Kraft etwas dynamischer und das Getriebe ist für schnellere Sprints ein wenig kürzer übersetzt.
So wirkt der GT3-R fast schon behände, wenn man ihm tatsächlich mal die Sporen gibt und ein paar Kurven etwas schneller nimmt. Klar, es gibt schneidigere Sportwagen und welche, die leichter ums Eck gehen – aber für ein Auto mit dem Gewicht eines Elefanten und der Statur eines Nilpferds macht der eilige Engländer dabei eine überraschend gute Figur.Allein: Es wird kaum je jemand herausfinden. Denn die Zeiten der Bentley Boys sind vorbei. Und die Cannonball-Rennen als moderne Neuinterpretation der alten Wettfahrten sind mittlerweile Marketingshows von Selbstdarstellern geworden.
Deshalb genießt man den Bentley Continental GT3-R am besten als potenten Powercruiser, lässt den V8 leise im Drehzahlkeller brabbeln und freut sich am Wissen, dass man könnte, wenn man wollte. Den Unterschied zum Serienmodell merkt man dann allenfalls beim Blick ins Datenblatt.
Der schnellste Sprinter in der Bentley-Geschichte
Denn nicht nur Leistung und Drehmoment sind unerreicht. Auch ein Spitzentempo von 304 km/h ist nicht schlecht. Und mit seinen 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h ist der GT3-R der schnellste Sprinter in der Geschichte der Bentley-Serienmodelle.Und falls man sich rückvergewissern möchte, muss man nur kurz aufs Gaspedal steigen – zur Not sogar im Leerlauf. Denn sobald die Drehzahl über 3.000 Touren klettert, rotzt der V8 so unflätig durch den neuen Titan-Auspuff, wie es sich normalerweise nur ein Sportwagen erlauben kann.
Ein bisschen leichter und ein wenig stärker als das Serienmodell, mit jeder Menge Carbon und dennoch genügend Komfort – damit ist der GT3-R genau das richtige Auto für die Bentley-Boys von heute. Zum Snobismus und zum Benzin im Blut braucht man für dieses Auto allerdings noch etwas anderes, was schon die Herren Barnato, d'Erlanger & Co einte: ein gewisses Vermögen. Denn wo der normale V8S für 184.450 Euro kein billiges Vergnügen ist, schlagen die Briten beim Bentley Continental GT3-R noch einmal 50 Prozent drauf und verlangen stolze 282.625 Euro.
Technische Daten – Bentley Continental GT3-R:
- Motor: V8-Biturbo-Benzindirekteinspritzer
- Getriebe: Achtgang-Automatik
- Leistung: 600 PS
- Drehmoment: 750 Nm/1.700
- 0-100 km/h: 3,7 s
- Höchstgeschwindigkeit: 304 km/h
- Verbrauch: ??? Liter/100 km
- CO2: 295 g/km
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,81 m x 1,95 m x 1,40 m
- Radstand: 2,75 m
- Leergewicht: 2.195 kg
- Kofferraum: 358 Liter
- Preis: ab 282.625 Euro
😆 Der is gut!
Da bekommt das Sprichwort "Das macht den Bock dann auch nicht fett" gleich mal einen richtigen Sinn!
Derjenige, der dem Karren die grünen "Akzente" verliehen hat, gehört weggesperrt. 😉
Eigentlich völlig Sinnlos.
Die Frage ist, wann kommt der erste Volldepp der nichts versteht und sich über die geringere Endgschweindigkeit beschwert😉
Wie vor ein paar Tagen bereits gesagt - Ich find den Continental einfach scharf, so auch dieses Derivat.
Obwohl mir der untere Teil der Stossstange vom GT noch ein Tick besser gefällt.
Gewicht hin, Preis her, der Continental wäre meine Weapon of Choice wenn ich ein grosses Langstreckencoupé suchen würde (und der Preis keine Rolle spielt) 😆
Verbrauch wird verheimlicht, aber CO2 Ausstoß angegeben? Kann man das nicht direkt umrechnen?
Bei solchen Fahrzeugen aber eigentlich auch sowas von unwichtig. Finde die "nicht racing" Varianten vom GT aber trotzdem schöner, so krawallig passt irgendwie nicht wirklich zu so einem Fahrzeug finde ich.
Nilpferd umschreibt das Design recht gut.
Ich find ihn geil, geradeso krawallig. 😆
Aus einem Phaeton könnte man auch alles herausnehmen und das Teil würde immer noch 2 Tonnen wiegen.
Die übliche Bentleykundschaft von heute wird sich aber bestimmt darauf stürzen (wollen).
Diese grünen Zierstreifen gehen ja mal gar nicht. 🙄
Wirken sehr billig.
Das grüne Cockpit find ich aber noch schlimmer! 😱
Man kann also auch schöne Autos entstellen...
Sorry, finde ich schrecklich.
Wenn man aus einem 2,4 Tonnen Auto ein 2,2 Tonnen Auto macht und das dann mit dem Zusatz GT3 versieht klingt das wie blanker Hohn. Aus einem Nilpferd macht man keinen Gepard.
Bei GT3 denke ich an Hardcore-Sportler. Und das kann der Continental aufgrund seines Gewichts nicht sein. Man nimmt also die Vorteile eines klassischen Gran Turismos(Komfort u. Platz) weg, ohne den Wagen so richtig sportlich zu bekommen, weil man halt immer noch 2,2 Tonnen durch die Gegend bewegt.
Aber schöner Marketing-Gag passend zum Rennversion des Continental für die Bentley Verrückte.
Beim Namen GT3-R hätte ich jetzt auch an etwas sportlicheres gedacht als an einen "normalen" Bentley ohne Rücksitzbank. Eher an einen nackigen Bentley mit sequenziellen Getriebe, mega Frontsplitter und großer Frittentheke + Diffusor. Da zeigt z.B. Aston Martin deutlich mehr Kompromissbereitschaft was die Alltagstauglichkeit und den Komfort angeht.
Der GT3-R ist und bleibt ein dicker GT, auch wenn man hier und da etwas Fett abgesaugt 😉 Ich glaube, dass die Basis es auch gar nicht erlaubt, mehrere 100 Kg einzusparen, zumindest nicht ohne horrende Kosten - höchstens das Fahrwerk hätte man noch auf ein leichtes Rennfahrwerk umbauen lassen können.
Aber letztendlich ist es auch egal, was wir wollen. Was am Ende zählt und interessiert ist, was Bentley-Kunden wollen. Jemand der etwas kompromissloses haben will kauft sich eh z.B. einen GT3 RS und keinen Bentley, egal ob dieser 2,5 oder 1,9 to. wiegt. Und ein Bentley-Kunde will vermutlich keinen leergeräumten Brutalo-Sportler kaufen, von daher hat Bentley hier genau das richtige Maß gefunden. Ob es uns gefällt oder nicht 😉
Ich freue mich auf jeden Fall schon darauf, die "echte" GT3 Version im Rahmen der ADAC GT Masters live anzuschauen/ - zuhören. 😎
Die moslemische Kundschaft wird es lieben und für die ist das Fahrzeug auch gedacht.
Ein tolles Gerät, ehrlich. Jetzt muß ich nur noch reich werden, dann hole ich mir einen 😆
Ganz im Ernst, er gefällt mir wirklich sehr gut.