BMW i8 Roadster (2018): Tracktest, Fahrbericht, Technik
Das kann der BMW i8 auf der Rennstrecke
Wir stellen vor: Der erste BMW i8-Test ohne das Wort "Zukunft". Weil schon die Gestaltung einer dynamischen Gegenwart komplex genug ist. Track-Test im PHEV-Sportwagen.
Schönwald – Ich lasse sie ziehen. Den bis unters Dach mit Umzugskisten bepackten Opel Vectra Kombi. Den 40-Tonner, inklusive des Tesla S in seinem Windschatten. Niemand auf der gesamten Autobahn A13 tapst an diesem Nachmittag so schüchtern auf das Gaspedal wie ich im BMW i8. Beim Maximalbefehl würden E-Motoren und Verbrenner den Plug-In-Hybrid-Sportwagen mit einer kumulierten Leistung von 374 PS nach vorne schieben. Allerdings nur, wenn der Akku ausreichend geladen ist.
In diesem Moment ist der 11,6 kWh große Energiespeicher randvoll – und soll es auch bleiben. Unser Ziel ist der knapp 70 Kilometer entfernte Spreewaldring. Befehl ans Auto: „Ladestand halten“. Halten heißt hoffen. Dass die Reichweiten-Anzeige für den E-Antrieb bei Ankunft immer noch möglichst nahe am Maximalwert von 53 Kilometern liegt.
Einige Kilometer gehen unterwegs trotz Verbrenner-Betrieb verloren. Ein paar mehr, wenn sich der Bayer zum elektrischen Boosten veranlasst sieht. Für lautloses Schweben durch urbane Räume langt die Energie im E-Drive-Modus dann immer noch. Allein, ich will den E-Antrieb als Unterstützer. Im scharfen Sport-Modus, für möglichst viele ernstzunehmende Runden auf der kompakten Rennstrecke bei Schönwald. Um zu wissen, was einer der aufregendsten PHEV auf dem Markt im Grenzbereich kann.
Die wilden Gene des Öko-Bayern
Als klassisches Track-Tool pries BMW den i8 nie an. Eigentlich kommuniziert man seit dem Marktstart im Jahr 2014 das exakte Gegenteil. Bei diesem Sportler gehe es nicht um Rekordzeiten und Rennstrecken-Performance, hieß es sinngemäß. Im Frühjahr 2018 erfolgte eine moderate Modellpflege. Seither kommt der i8 mit 12 PS stärkerem Antriebsstrang, 4,6 kWh größerem Stromspeicher – und optional in der getesteten Roadster-Version. Aber immer noch mit dem gleichen Anspruch: Technologieträger sei er, kein Rennwagen. Ein Gegenargument, das einen Tracktest rechtfertigt: Wer eine 1,29 Meter flache Flunder mit ausreichend Leistung, veritablem Leichtbau-Kult und zwei (beim Coupé 2 plus 2) Sitzen bringt, kann den dynamischen Aspekt nicht einfach ausklammern.Konkret baut der i8 auf einem GFK-Monocoque, an dem vorne und hinten Aluminium-Strukturen mit den Achs-Aufnahmen angebracht sind. Frontklappe, Heckdeckel und Außenhaut der Türen sind ebenfalls aus Aluminium. Die übrigen Teile der Verkleidung fertigt BMW aus thermoplastischem Kunststoff. Dem Fahrgast zeigt der Bayer vorwiegend Carbon. Man sieht die Waben-Struktur des sündteuren Materials an den leichten Scherentüren, den hohen Einstiegen sowie am Instrumententräger. Der offene i8 verfügt mit 188 Litern über mehr Stauraum als das Coupé. Anstelle der kaum nutzbaren Rückbank finden sich im Fond mehrere Staufächer. Praktisch, denn der designierte Gepäckraum im Heck ist mit Helm und Rucksack bereits gut ausgefüllt.
Verbrenner hinten, E-Motor vorne
Tasche raus, Helm aufs Haupt - wir rollen auf den Kurs. Kippt man den Pistolen-Schaltknauf nach links, wechselt der i8 in den Sport-Modus. Und stellt (spätestens hier) beide Komponenten des Antriebsstranges scharf. Im Heck steckt das wohl kontroverseste, was ein Hersteller in einem Sportwagen bauen kann: Ein Dreizylinder. Der aufgeladene 1,5-Liter-Benziner mit einen Ladedruck von 1,5 Bar leistet 231 PS bei vergleichsweise späten 5.800 bis 6.000 Umdrehungen. Das maximale Drehmoment von 320 Nm liegt bei 3.700 Umdrehungen an.Dem Aggregat wird ein tiefes Turboloch nachgesagt. Merkt man am Steuer allerdings nicht, weil der 20 PS (15 KW) starke Startergenerator die Problemzonen überbrückt. Über ein 6-Gang-Wandlerautomatikgetriebe treibt der Verbrenner die Hinterachse an. Für die Vorderachse ist der 143 PS (105 KW) starke E-Motor zuständig. Er ist mit einer 2-Gang-Automatik gekoppelt.
Ein Allrad-Sportwagen mit mehr Kraft hinten – also Vorsicht vor dem Heckausbruch? Mitnichten, meist beginnt die Vorderachse zu wandern. Die Chronologie des Untersteuerns verläuft vorhersehbar und gleichmäßig. Und meist in engen Kehren. BMW wusste um die mäßige Kurvengier des PHEV-Sportlers, seit der Modellpflege steuern härtere Stabilisatoren und neu abgestimmte Zug- und Druckstufe gegen. Das Grundproblem blieb, weil fernab der Rennstrecke die Vorteile überwiegen: Um den Rollwiderstand zu verringern, trägt der i8 standardmäßig vorne schmalere Riefen als hinten (195/50 zu 215/45, jeweils 20 Zoll). Klar, die angegebenen 2,1 Liter Super laut Herstellerangabe zeigt der Bordcomputer im Alltag selten. Doch Werte im Bereich rund 7 Liter bei zahmer Fahrt gehen für ein verhältnismäßig potentes Fahrzeug in Ordnung.
Nicht grenzenloser, aber reueloser Spaß
In diesem Moment leuchtet eine Verbrauchsangabe irgendwo in den 20ern auf. Wir zirkeln mit leichtem Lupfen und kurzem Anbremsen durch die flüssige Sektionen der Strecke. Die adaptiven Dämpfer (serienmäßig) lassen im Sport-Modus wenig Rollbewegung der Karosse zu. Selbst in den komfortorientierten Programmen ist die Seitenneigung überschaubar. Dazu passt die relativ direkte Lenkung. Wenngleich der Kranz bei einem Sportwagen gerne kleiner sein dürfte, die Empfänglichkeit um die Mittelstellung ausgeprägter.Bis hierhin merkt man dem BMW sein Gewicht nicht an. Gut, richtig handlich wirkt der 4,69 Meter lange Sportwagen nicht. Aber 1.670 Kilogramm, nochmal 60 Kilo mehr als beim Coupé? Die meisten Sportfahrer würden Wetten verlieren. Im engeren Streckenteil wirkt der i8 behäbiger. Nicht nur aufgrund der Massen: Nach härterem (bzw. längeren) Anbremsen benötigt der Antriebsstrang etwas Zeit, um sich beim Herausbeschleunigen zu sortieren. Das beschert gelegentliche Rollphasen in der Kurvenmitte. Dafür macht sich bei engeren Wechselkurven manchmal das Heck bemerkbar.
Das Ausscheren bereitet keine großen Sorgen, zum Drift-Helden wird man allenfalls auf Schnee. Ab einem gewissen Punkt greift das Stabilitätsprogramm DSC ein. Es scheint außerdem bei größeren Lenkwinkeln den Vollgas-Befehl ans Steuergerät eine Weile zurückzuhalten. In Summe bietet der i8 nicht grenzenlosen, aber reuelosen Spaß.
Lieber Landstraße
In jedem Fall ist das Vergnügen auf der Rennstrecke zeitlich begrenzt. Den 155.000 Euro teuren i8 Roadster (138.000 Euro für das Coupé) kann man im Sport-Modus nur ein paar Runden ausquetschen. Dann sind die Stromreserven verbraucht und der Dreizylinder alleine für den Vortrieb zuständig. Bei hohem Vollast-Anteil kommen Verbrenner und Generatorbremse mit der Strom-Lieferung eben nicht nach. Doch bei moderater Gasstellung lässt sich der Stromspeicher im schnellsten Fahrprogramm sogar wieder befüllen.Schnelle Runden muss man somit planen. Zügige Überland-Ausflüge nicht. Hier ist der BMW ein neutraler Spielgefährte. Tempi, bei denen die Vorderachse aus der Spur will, erreicht man auf der öffentlichen Straße praktisch nicht. Und irgendwie hat man immer genug Strom für den perfekten Auftritt: Das lautlose Anrollen in der Wohnstraße oder auf dem Supermarkt-Parkplatz. Mal ehrlich: Wir wurden häufiger nach dem Antriebs-Konzept als nach der Rennstrecken-Performance gefragt. Übrigens auch in der Boxengasse.
Technische Daten BMW i8 Roadster (Coupé)
- Motor: 1,5-Liter-Dreizylinder, Turbo
- Leistung: 231 PS (170 kW) b. 5.800 U/min
- Drehmoment: 320 Nm b. 3.700 U/min
- Antrieb: Hinterräder, 6-Gang-Automatik-Getriebe
- Elektromotor: 105 kW (143 PS) b. 4.800 U/min
- Nennleistung: 75 kW (102 PS) b. 4.800 U/min
- Drehmoment: 250 Nm
- Antrieb: Vorderräder, 2-Gang-Automatik
- Systemleistung: 374 PS (275 kW)
- 0-100 km/h: 4,6 s (4,4 s)
- Geschwindigkeit: 250 km/h
- Verbrauch (NEFZ): 2,0 l (1,8 l)
- CO2-Ausstoß: 46 g/km (42 g/km)
- Verbr. elektr.: 14,5 kWh (14,0 kWh)
- Akku-Kapazität: 11,6 kWh
- Reichweite (elektr.): 53 km (55 km)
- Länge: 4,689 m
- Breite: 1,942 m
- Höhe: 1,291 m
- Radstand: 2,800 m
- Gewicht: 1.670 kg (1.610 kg)
- Kofferraum: 88 l (154 l)
- Marktstart: Mai 2018
- Preis: 155.000 Euro (138.000 Euro)
Rennstrecken sind sowas von 90er
Also ohne Niere und Propeller hätt ich jetzt spontan auf einen Toyota getippt. 😱
Ja bei Sportwagen denke ich auch als erstes an Toyota...
7 l/100 km beim Dahinschleichen, in einem Hybridfahrzeug mit 3-Zylinder (sowas traut sich nichtmal Toyota), das auch noch etwas Strom aus der Batterie nippt. Und über 20 l/100 km auf der Rennstrecke. Na gut, das ist schon sparsam. Zumindest relativ. Ein NSX braucht da schon deutlich mehr. Der kostet aber auch über 50000 € mehr als das i8 Coupe, womit auch relativ schnell klar wird, wo der i8 einzuordnen ist - oder auch nicht, es gibt schließlich kaum etwas vergleichbares.
Da das System im Rennmodus den Akku sowieso wieder nachlädt, wann immer möglich, war die langsame Anfahrt zur Rennstrecke aber doch völlig umsonst. Oder etwa nicht? Dass man den Wagen an der Steckdose laden kann, hat doch nur den Grund, dass der Normverbrauch gesenkt wird und man den Nachbarn zeigen kann, dass man elektrisch unterwegs ist und die Umwelt schont.
Da beisst sich aber die Katze in den Schwanz. Entweder ich habe ein potentes Auto und nutze die Leistung voll aus oder ich möchte bei schnarchender Fahrt die Herstellerangaben von 2,1 l knacken. Ach nee, er schafft ja nur 7 liter bei zahmer Fahrt. Ziel also klar verfehlt. Für 7 l Benzinverbrauch muß man keine 155.000 € ausgeben. Das schafft auch ein Auto für 15.000 €.
Das ist ein Auto für jemanden, der nicht weiß wo er sein Geld versenken soll, der ein Gefühl für Eco hat, aber gleichzeitig unschlüssig ist, ob er auf Eco machen oder vielleicht doch auf die Intention eines Sportwagens hören soll. Beides zusammen geht schlecht. Bei Vollgas liegt er dann wohl jenseits von
14 l.
7 Liter in Schleichfahrt 😆
Wahnsinn was für einen Dreck die Bayern so bauen! 7l braucht meine fahrende Ölheizung bei Tempo 180. 7l braucht ein Ami V6 bei 130.
Warum braucht ein halbes Batterieauto (die 50km Reichweite sind ja wohl ein Witz) auch 7l? Ist das der Fortschritt?
Schaut's bitte mal zu Toyota wie man sinnvoll Verbrenner und Elektro kombiniert! Genauso hässlich wie ein Toyota ist der i8 ja auch!
Beim Supra Clon haben sie es ja richtig gemacht. Die Entwicklung denen überlassen die Ahnung davon haben und nur das Logo draufkleben.
Optik ist gut,
Fahren tut der Wagen bis 150-160km/h auch ganz gut...danach wird es dann aber mau.
Elektro hätte eine Option sein müssen, ein Verbrenner als Konkurrenz für R8, Huracan, 911 usw wäre gut gewesen.
Passt ja alles...mit einer "Spreewaldgurke" auf dem Spreewaldring...😜
Man kann Hybrid auch anders interpretieren - https://www.youtube.com/watch?v=xMRrmnkZEqs
Man nehme einen Hochdrehzahl V12 Sauger mit 11.000 RPM und gegen das Loch unten arbeitet ein E-Motor an. Brutal. Gegen Ende hört man den Sound auf einer simulierten Rennstrecke. Yeeeeah, Gänsehaut 😉
Heisst für MT-Redaktoren wie üblich vermutlich mit mind. 150 km/h über die Autobahn heizen 🙄
Der Punkt ist: 90% der Alltagsfahrten lassen sich mit 0l/100km erledigen. Kann dein Daihatsu auch nicht besser. Auf Spritmonitor gibt's leider nur einen BMW i8, der braucht jedoch 5.7l/100km. Welcher andere Sportwagen mit 370 PS kann das sonst noch?
Schon bemerkenswert. -- Da findet BMW Testfahrer für Vorentwicklungen die auch noch 150 k
dazugeben.
Ich finde den i8 wesentlich faszinierender als den Chiron, über den vor ein paar Tagen berichtet wurde.
Bezieht sich die Schleichfahrt tatsächlich auf Tempo 80 auf der Autobahn? Dann wären 7 Liter tatsächlich absurd viel.
Meine Corvette nippt bei solchem Szenario deutlich unter 7. Ohne Carbon und mit 5Zylinder und 4 L Hubraum mehr.
spreewaldring:
https://www.stc-motodrom.de/.../stc-rennstrecke.html
https://www.stc-motodrom.de/.../...b170c4a36161aa1f8f4859c19794_XL.jpg
interessant wären doch mal konkrete rundenzeiten
->im vergleich zu einem M2, M4, TT-RS, meinetwegen auch civic
->im vergleich zu einem honda nsx, porsche 918, lexus sc500h
und mal zum bruchteil des preises
->im vergleich zu einem GT86 oder einem mazda mx-5 (dann mit dem i8 roaster) oder auch einem honda CR-Z
einfach nur um einzuordnen wie sich der i8 so schlägt. klar nicht von allen fahrzeugen wird es zeiten auf dem spreewaldring geben aber von einigen ja evtl schon. klar macht es auch ein unterschied ob ein readakteur oder spaßfahrer da auf der rennstrecke steuert oder eben ein rennfahrer.
beim nächsten mal vielleicht eines der letztgenannten autos mal mit im gepäck haben und eben unter gleichen bedingungen mit dem gleichem fahrer/fahrern mal austesten.
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ich denke das auto wird langfristig ein sammlerstück werden. werd sich den jetzt kauft und die bereitschaft hat den lange zu behalten (eben als teil des fuhrparks) verbrennt langfristig evtl gar nicht soviel geld. klar gibts für's gleiche geld für den winter einen potenten (kein M) 5er touring mit allrad und für den sommer ein gebrauchtes 911 cabriolet.
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ich denke nicht dass sich die 7 liter auf schleichfahrt auf der autobahn beziehen. da wird man eine 4 oder 5 vor dem komma haben bei so einem 130cm flachem fahrzeug auch wenn er sicherlich mehr abtrieb macht als ein klassischer kompaktwagen.
wenn man zwischen 120 und 160 unterwegs war werden die 7 aber hinkommen. der dreizylinder muss dann halt auch leisten.
viel autobahn ist's von berlin zu dieser rennstrecke eh nicht...