Apple Carplay: Bei BMW eine Abofalle?
Das kosten Carplay und Android im Auto
BMW erhebt für die Nutzung von Apple Carplay eine Abogebühr. Eine Ausnahme, aber: Andere Hersteller lassen sich Konnektivität ebenfalls bezahlen. Ein Überblick.
Berlin – BMW traut sich was: Der Hersteller bietet die Verbindung vom Smartphone zum Auto via Apple Carplay seit Juli 2017 nur noch auf Zeit an. Für 300 Euro darf man sein iPhone drei Jahre lang über diese Schnittstelle auf dem Infotainmentsystem des Autos nutzen. Vor dem letzten Sommer gab es diese Begrenzung nicht. Wer nach drei Jahren Apple Carplay weiternutzen will, kann dies im ConnectedDrive Store für 110 Euro buchen.
Frech oder normal? Abomodelle sind nichts Neues für vernetzte Autofahrer. Echtzeitverkehrsinfos, Conciergedienste, Onlineservices – solche Dinge kauft man oft auf Zeit. Autohersteller bieten sie gern zunächst ohne Mehrpreis an, um nach einem bestimmten Zeitraum Gebühren zu erheben. Bei BMW gibt es für das entsprechende Paket "ConnectedDrive Services" besagten Onlinestore. Manche Modelle lassen sich bereits „over the air“, also kabellos, für die Dienste freischalten.
Was an BMWs Preismodell überrascht: Apple Carplay ist eigentlich kein Dienst, der der ein Abo rechtfertigt. Die Konnektivität via Carplay oder Android Auto für Androidtelefone (bei BMW nicht verfügbar) lässt sich eher mit einer Bluetooth-Schnittstelle oder einem USB-Anschluss vergleichen. Einmal eingebaut, fällt für die Schnittstelle kein weiterer Aufwand an. Für Updates sorgen Apple oder Google.
Das Geschäftsmodell-Dilemma
BMW verweist darauf, dass sich das Smartphone auch ohne Carplay mit dem Auto verbinden lässt. Der Kunde habe also die Wahl, ob er Carplay nutzen will oder Bluetooth. Stimmt. Aber Musikstreaming via Spotify oder Google Play Music auf dem Handy funktioniert deutlich komfortabler und sicherer. Die Nutzung des Apple-Kartendienstes zur Navigation ist ohne Carplay gar nicht möglich.Wie schwer ein Verlust von Carplay wiegt, hängt von den persönlichen Nutzungsgewohnheiten ab. Und von der Fahrzeugausstattung. Wer in seinem BMW Carplay nutzen will, muss ohnehin das Navigationssystem Business als Ausstattung wählen – überflüssig, wenn man lieber über Apples Kartendienst navigiert. Und teuer. Im 1er fallen 1.190 Euro an, im X3 kostet das Navi Business 1.490 Euro. Dienste, die auf dem Handy ohnehin laufen und nichts kosten, verkauft BMW über den ConnectedDrive Store.
Kein Einzelfall. Die meisten Hersteller bieten Carplay und Android Auto nur in Verbindung mit weiteren Sonderausstattungen an. Vor allem die sogenannten Premiumhersteller schlagen ordentlich zu.
Es ist ein Dilemma für Autohersteller. Vieles, mit dem sie Geld verdienen wollen und können, gibt es auf dem Handy kostenlos. Liveverkehrsinfos zum Beispiel. Die kosten bei BMW im ConnectedDrive Store 60 Euro pro Jahr. Oder Musikdienste wie Spotify und Google Play Music. Lässt sich prima im Auto via Carplay oder Android Auto nutzen. Doch BMW bietet Onlinemusik über die Partner Deezer und Napster an. Für 220 Euro im Jahr.
Die anderen Hersteller bieten kein Abo an
Das Smartphone ist also eine ernsthafte Konkurrenz für Extras und Services, die Autohersteller zu Geld machen wollen. Nicht zuletzt deshalb lassen sie sich die entsprechende Konnektivität gut bezahlen. Das gilt nicht nur für BMW. Allerdings: Die Einführung eines Abomodells planen zumindest die von uns befragten deutschen Hersteller nicht. Sie verlangen zum Teil trotzdem viel Geld für eher simple Funktionen. Und verknüpfen sie oft mit weiteren Zusatzausstattungen.
Dabei würde ein vergleichsweise günstiger, „dummer“ Bildschirm ausreichen, um die Smartphone-Software ins Auto zu bringen. Wir haben bei Audi, BMW, Mercedes, Opel, Ford und VW beispielhaft geschaut, was die Verbindung von Smartphone und Auto kostet und was man dafür braucht. Vor allem bei Autos der kleineren Klassen, bei denen das große Navi selten bestellt wird, gehen wir von der Basisausstattung aus.
Audi
Apple Carplay, Android Auto und der Standard MirrorLink kommen bei Audi mit dem Extra „Audi Smartphone Interface“ (ASI) ins Auto. Das kostet meist 350 Euro. Doch man braucht noch mehr. Je nach Modell, kann das teuer werden, wie der Konfigurator zeigt.
Audi Q2: Für das kleine SUV muss man zusätzlich das Connectivity-Paket für 1.190 Euro wählen. Es erfordert ein Infodisplay im Instrumententräger (190 Euro) und das Multifunktions-Lederlenkrad für 330 Euro. Kurios: Das „ASI“ muss umgehend wieder entfernt werden. Macht minus 350 Euro.
Gesamtkosten: einmalig 1.710 Euro.
Audi A3: Hier wird es günstiger. Das Connectivity-Paket kostet nur 890 Euro, das Multifunktions-Lederlenkrad ist mit 360 Euro etwas teurer als beim Q2. Auch hier wird das ASI umgehend aus der Konfiguration genommen.
Gesamtkosten: einmalig 1.250 Euro.
BMW
Bei BMW gibt es ausschließlich Apple Carplay, dafür aber kabellos. Wer bereits einen neuen BMW hat und vergessen hat, Carplay zu bestellen, kann unter Umständen im ConectedDrive Store nachordern. Für ein Jahr fallen 110 Euro an, für drei Jahre 300 Euro.
BMW 1er: In BMWs Kompaktem gibt es die „Apple Carplay Vorbereitung“ für drei für 300 Euro. Zusätzlich braucht man das Navigationsgerät Business für 1.190 Euro.
Gesamtkosten: 1.490 Euro für drei Jahre. 110 Euro für jedes weitere Jahr.
BMW X3: Auch hier kostet die Apple-Carplay-Vorbereitung 300 Euro. Das erforderliche Navi Business liegt bei 1.490 Euro. Das erfordert allerdings die Bestellung der Klimaautomatik für 730 Euro.
Gesamtkosten: 2.520 Euro für drei Jahre. 110 Euro für jedes weitere Jahr.
Mercedes
A-Klasse: Mercedes hat in den vergangenen Jahren Apple Carplay und Android Auto in immer mehr Baureihen gebracht. Die A-Klasse, die kurz vor der Ablösung steht, hat das Extra schon. In der kommenden A-Klasse soll man das Feature auch nachordern können. Gegen einen einmaligen Betrag. Aktuell kostet das „Smartphone Integrationspaket“ 357 Euro, das notwendige Audiosystem „Audio 20 USB“ ist bereits inklusive.
Gesamtkosten: einmalig 357 Euro.
E-Klasse: In der E-Klasse wird der Spaß teurer. Zur Smartphone Integration für 476 Euro braucht man noch das große Media-Display in 12,3 Zoll für 1.011,50 Euro.
Gesamtkosten: einmalig 1.487,50 Euro.
Opel
Bei Opel ist die Konnektivität via Apple Carplay und Android Auto immer dann gegeben, wenn ein Intellilink-Radio im Auto steckt. Das „kleinste“ Modell mit der Funktionalität ist das Intellilink 4.0. Die Kosten dafür variieren je nach Modell. Im Insignia etwa ist es serienmäßig.
Opel Corsa: Im Kleinwagen Corsa gibt es Intellilink 4.0 für 1.025 Euro Aufpreis in der Basisausstattung. Wer mindestens die zweite Ausstattungslinie wählt, zahlt nur noch 350 Euro.
Opel Adam: Im Opel Adam kostet Intellilink höchstens 350 Euro Aufpreis, allerdings gibt es die Option nicht für die Basisversion. Erst ab der Ausstattung Jam kann man Intellilink konfigurieren.
Ford
Bei Ford heißt das notwendige Infotainmentsystem für die Smartphone-Verbindung via Apple Carplay, Android Auto oder MirrorLink „Sync 3 mit Applink“. Was es kostet und welche weiteren Optionen man dafür braucht, variiert mit der Baureihe. Im Fiesta gibt es alles Nötige für 1.075 Euro. Im Ford Kuga bekommt man Sync 3 mit Applink nur inklusive Navi für 1.725 Euro.
Volkswagen
App Connect heißt die Schnittstelle bei Volkswagen. Sie unterstützt Carplay, Android Auto und MirrorLink. Je nach Modell kostet sie mal 205 Euro, mal werden 225 Euro fällig. Das alleine reicht in keinem Fall aus. Im kleinen Up gibt es gar kein App Connect. Bei der Konfiguration ist teilweise Vorsicht geboten, weil es verschiedene Wege zur gewünschten Funktionalität zu unterschiedlichen Preisen gibt.
VW Polo: App Connect kostet im Polo 225 Euro. Erforderlich ist eine Telefonschnittstelle mit induktivem Laden für mindestens 325 Euro oder die Schnittstelle in der „Comfort“-Ausführung für 465 Euro. In beiden Fällen braucht man dazu das Radio Composition Media für 990 Euro sowie das Paket „Cool and Sound“ für 560 Euro. Günstiger ist der Weg von App Connect direkt zum Radio Composition Media, dann entfällt die Notwendigkeit, eine Telefonschnittstelle zu ordern und es fallen 990 Euro fürs Radio und 560 Euro für „Cool and Sound“ an.
Gesamtkosten: einmalig mindestens 1.775 Euro.
VW Golf: Für 205 Euro bekommt man im Golf App Connect. Erforderlich ist das Radio Composition Media für 440 Euro. Aber Vorsicht: Wer bei der Konfiguration zunächst 2 USB-Schnittstellen (kostenfrei) wählt, muss zum Composition Media noch die Comfort Schnittstelle mit induktiver Ladefunktion konfigurieren. So werden Carplay und Android Auto 465 Euro teurer.
Gesamtkosten: einmalig mindestens 645 Euro.
*****
In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten.
Abzocke pur.
Da lobe ich mir, dass die Bluetooth-Verbindung zwischen meinem Mazda und meinem IPhone, reibungslos funktioniert. Und dies ohne jeglichen Aufpreis!
Wer sich vorab nicht informiert und einfach so, diese Extras wählt, der wird sein blaues Wunder erleben.
Also kurz gesagt, die Kunden werden verärgert und vergrault. Trotzdem werden die meisten wieder kommen...
Ist auch abzocke ich würde für so ein system nur einmal bezahlen wollen und nicht jedes Jahr.
Hoffentlich greift diese praxis nicht über auf die anderen Marken.
Leider wird es das, früher oder später.
Ist doch mit allem so.
tut es bei bmw doch auch....bitte den artikel lesen.
Verstehe ich nicht so ganz, wer da nicht genau hinsieht könnte sich am Ende ganz schön ärgern. Für mich wäre dieses Abo ein Grund das Fahrzeug nicht zu kaufen. Dass die Hersteller mit dem zeug Geld verdienen wollen ist klar und ein einmaliger Aufpreis für die Funktion ist auch ok finde ich -dieser Zwang aber ein bestimmtest Lenkrad etc. zu nehmen finde ich frech.
Ansonsten würde ich kein Auto mehr ohne diese Funktionen kaufen. Diese trgeb zum Komfort und Sicherheit bei.
Das habe ich gemacht und bin der Meinung, dass eine herkömmliche Bluetooth-Schnittstelle immer noch die beste Wahl ist. Es entstehen keine Zusatzkosten für die Nutzung und mittlerweile ist es in fast allen Fahrzeugen, Serie.
Bei den meisten Herstellern sieht es doch eh so aus, als wenn da einfach nur ein Tablett aufs Amaturenbrett gespaxt wurde... also warum nicht einfach ein vernünftiges Tablett kaufen und mit dem Klinkenausgang auf eine Endstufe und darüber dann navigieren und Musik hören?
Ich habe Apple Carplay in meinem Auto und nutze es selten, aber ich finde es ganz praktisch. Und das was BMW da macht ist Abzocke - 110 Euro p.a. für eine Schnittstelle ist schon umverschämt.
Wie soll eine solche Spielerei, ein Fahrzeug sicherer machen?
Das ist höchstens eine Ablenkung.
Einmalige kosten wären noch gerechtfertigt, wegen der Zusätzlichen Hardware.
Das Abo und der Zwang, komplette Pakete buchen zu müssen, dass ist die wahre Abzocke.
BMW spricht nur rund 12% der Smartphonenutzer an...oder gehen sie davon aus, dass, wer einen BMW fährt, auch ein iPhone hat? 😕
Macht mir das Ganze noch unsympathischer als die (lächerliche) Abo-Geschichte.
Es läuft ja auch die Freisprecheinreichting darüber und z.B das Navi mit Sprachfunktion - ich finde schon dass dies komfortabler und auch sicherer ist als wenn jemand wieder mit dem Handy am Ohr erwischt wird, ein Telefonat nicht übers Lenkrad annehmen kann oder die Adresse manuell eingibt.
Eine Ablenkung ist es für mich nicht wenn sich mein Smartphone automatisch mit dem Fahrzeug koppelt.
Wie sieht es eigentlich mit "Bestandskunden" von BMW aus, welche Apple Carplay schon vor der zeitlichen Begrenzung hatten? Werden die demnächst auch zur Kasse gebeten oder haben die jetzt einfach nur Glück gehabt, dass sie ihr Auto früher bestellt haben?
60€ im Jahr gebe ich gerne für mein RTTI aus. Wofür hab ich sonst ein Navi? Funktioniert wunderbar und ich fahr in der Stadt nie ohne, da es sich ständig hier und da staut oder Unfälle gibt. Hat mich bisher noch nicht im Stich gelassen. Wer jetzt mit Google Maps kommt: Nein, ein Handy klebe ich mir nicht an die Scheibe oder das Lüftungsgitter...geht's noch hässlicher???
Mich nervt es viel mehr, dass BMW so auf Apple "rumreitet" und kein Android unterstützt 😮
Spotify funktioniert gut über Bluetooth. Auch das skippen der Songs über das Lenkrad. Einziger Nachteil gegenüber der direkten Steuerung mit Apple Carplay: Dort kann man zwischen seinen Playlisten und Alben noch auswählen und springen. Das geht über Bluetooth leider nicht...dort ist man mehr oder weniger gezwungen eine Playlist/ein Album zu hören. Will man wechseln muss man das Handy erstmal in die Hand nehmen.
Entspricht leider dem typischen „Premium“ Gebahren: Für die Leasingdauer inklusive, der meiste private Gebrachtkäufer der ganzen Flottenrückläufer glotzt dann in die Röhre oder zahlt für bereits verbaute (und bezahlte!) Features drauf.
Ein Vorschlag für die Autobauer: Reduziert die Motorleistung nach Ende der Leasingdauer und lasst sie durch eine Jahresgebühr wieder freischalten.
Könnte man ja zum Beispiel prima mit Materialschonung oder Umweltschutz begründen.
Der Michel würde den „Premium Professional Performance“ Zuschlag nach anfänglichem Shitstorm garantiert gerne bezahlen.
Cheerio,
TheChallenger