Energie-Experte Helm: "Peak Oil" bleibt aus
Das Öl wird doch nicht knapp
Neue Fördertechnik und der Wandel in Industrie und Verkehr haben laut dem renommierten Wirtschaftsprofessor Dieter Helm Folgen: Eine Ölknappheit wird es nicht geben.
Oxford/Stuttgart – Wann ist das Erdöl alle? Diese Frage treibt Ökonomen, Geologen und Umweltforscher seit Jahrzehnten um. Autofahrer auch. Die Gegenposition gab es immer: Die Ölversorgung der Weltbevölkerung werde zu keinem echten Problem werden.
Wie sieht es heute aus, angesichts zunehmender Industrialisierung und dem starken Bevölkerungswachstum in Asien? Dieter Helm sagt: Die Ölknappheit fällt aus. Der renommierte Professor für Energiepolitik der Universität Oxford hat 2011 die EU in Energiefragen beraten und im März ein Buch veröffentlicht: "Burn Out - The Endgame for Fossil Fuels".
In diesem Buch vertritt der Professor die These: Es kommt zu keiner Ölknappheit, da schon im nächsten Jahrzehnt die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen weltweit sinken wird. "Peak Oil" wird nicht stattfinden. Wie das? Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ erläutert Helm: Die Welt gehe bei Öl, Gas und Kohle derzeit einem Maximum des Verbrauchs entgegen. Während das Angebot in naher Zukunft hoch bleibe, werde die Nachfrage schon bald sinken. "Über die Versorgung mit Öl müssen wir nicht mehr nachdenken", sagt Helm.
Öl heute halb so teuer wie 2014
Dass das Angebot hoch bleibt, erscheint aus heutiger Sicht realistisch – anders als noch vor 10, 15 Jahren. Öl kostet aktuell pro Barrel nur halb so viel wie 2014, was vor allem an der stark gestiegenen Förderung in den USA liegt. In der Tiefsee liege noch jede Menge Öl, so Helm – dies zu fördern sei nur eine Frage der Kosten, finanziell wie umweltpolitisch. Auch im Fracking liege noch viel Potenzial: In wichtigen Ölländern wie China, Russland, Algerien, Argentinien und dem Nahen Osten sei die Technologie noch nicht einmal im Einsatz. „Dieser Boom ist noch lange nicht vorbei“, sagt Helm.
Entscheidend für das Ausbleiben des Öl-Kollapses ist für Dieter Helm aber ein anderer Punkt: Der Bedarf an Erdöl werde in absehbarer Zeit deutlich sinken, glaubt der Professor. Die chemische Industrie entwickle mehr Materialien, die anders als herkömmlicher Kunststoff ohne Erdöl auskämen. Und der Verkehr werde sich im kommenden Jahrzehnt vom Verbrennen von Benzin und Diesel weg entwickeln.
Schwere Fahrzeuge würden auf Gas umsteigen, leichte Pkw auf Strom. Dies erfordere schon die zunehmende Luftverschmutzung. Auch dafür gibt es deutliche Indizien: Immer mehr Staaten setzen sich konkrete Ziele, ab wann sie keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr neu zulassen wollen.
Schlechtes Zeugnis für Deutschland
Wegen dieser Entwicklung, so Helm, fördern viele Ölstaaten ihre Reserven lieber heute, als sie zurückzuhalten - vor allem im arabischen Raum. Denn ob dieses Öl in 10, 15 Jahren noch verkäuflich sei, daran gebe es begründete Zweifel. Dies verdränge teurere Förderarten wie Ölsandförderung in Kanada, die dann preislich nicht mehr mithalten könne. Vor allem, wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt. Eine Tendenz, die in den letzten zwei Jahren schon zu beobachten gewesen sei.
Ein schlechtes Zeugnis stellt Helm der deutschen Energiewende aus. Trotz hoher Subventionen in erneuerbare Energien sei die Energie heute schmutziger und produziere mehr CO2 als vor Beginn des Programms. In 50 Jahren würde ein Historiker sagen müssen: „Deutschland ist von der Kernkraft auf die Kohle umgestiegen“, sagt Helm. Und die sei das größte Problem für den Klimaschutz.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Schwere Fahrzeuge würden auf Gas umsteigen. Also 7,5to und größer? Erdgas ist auch endlich. Gas aus Strom?
Und für Kunststoffe findet man andere Grundstoffe. Das muss aber eine Unmenge sein bei unserer Plastikwelt.
Schlechtes Zeugnis für Deutschland ist klar. Unter Merkel wurden die Erneuerbaren stark ausgebremst. Die Lobby der Konzerne und Milliardäre.
Es war doch immer klar, dass es den "Peak Oil" nicht als festen Punkt geben wird.
Je teurer das Barrel Erdöl desto mehr Fördermöglichkeiten werden rentabel. Und natürlich werden Erdölalternativen mit steigenden Preisen interessanter - nur daran hat man in den 70er Jahren nicht gedacht als man den Begriff prägte.
Warum sind die Ölpreise wohl so niedrig? Eben weil sehr viele Staaten Öl fördern. Und gleichzeitig können die OPEC-Staaten den Preis nicht wie früher einfach in die Höhe treiben. Aktuell kostet ein Liter E10 ca. 1,30€. Da hat es die Elektromobilität erfahrungsgemäß schwer. Würde die OPEC stark verknappen und der Preis wieder auf 1,80€ (wie z.B. 2012/2013) steigen, würde die Kosten-/Nutzenrechnung sofort zugunsten des Elektroautos kippen. Und der Kunde der einmal auf Elektromobilität umgestiegen ist kommt nicht wieder zurück.
Daher werden die Benzinpreise in den kommenden Jahren hier konstant auf einem eher niedrigen Niveau (<1,50€) bleiben.
Was die Kohle angeht stimmt die Einschätzung. Ein schnelle Energiewende wäre möglich und nicht teurer. Aus politischen Gründen (Gewerkschaften sorgen sich um Jobs in Brandenburg) will man ein paar Jahrzehnte Kohle haben.
Die Erdgasreserven sind größer als die Ölreserven und wenn nur noch LKW und Schiffe mit LNG fahren, hält das sehr, sehr lange. Und es ist unwahrscheinlich, dass es noch ewig halten muss, es wird ja schließlich ständig neue Technik erfunden. Die Malthusianer wie der Club of Rome berechnen nie mit, dass die Menschen sich nicht den Arsch plattsitzen und auf dem Status Quo verharren. Es geht immer vorwärts, wenn es was besseres zu verkaufen gibt. So langsam wie heute wird die technische Entwicklung nie wieder sein.
Anfang der 1970er Jahre erzählten die schlauen Pädagogen im Sachkundeunterricht, das Erdölvorkommen auf der Erde werde noch ca. 20-25 Jahre ausreichen......
Irgendwas muss ich verpasst haben... Aber es war schon immer so: Mit Märchen, Angst udn Panik lässt sich regieren und Geld schöpfen. Das war in der christlichen Kirche so, das ist heute in der Religion des Kapitalismus nicht anders.
20-25Jahre mit den damaligen bekannten Vorkommen. Man findet nur immer wieder neue Vorkommen und insbesondere auch neue Wege an Öl zu kommen. Man kann daher also sagen, dass es immer genügend Öl geben wird - im Zweifel nur nicht zu welchen Preisen.
Natürlich! Da täglich neues Erdöl entsteht, kann es ja nie knapp werden! 😉
Der Herr Professor vergisst, dass die Menschheit wahrscheinlich auch noch in Hunderten von Jahren Öl als Energie- und Roghstoffträger benötigen wird.
Er spricht diffus von irgendwelchen Materialien, die zurzeit entwickelt würden und benutzt das als Begründung dafür, dass es keine Ölknappheit geben wird. Konkret nachweisen kann er rein gar nichts.
Ein erbärmlicher, faktenfreier Artikel basierend auf dem Erguss eines "Professors", der wahrscheinlich ordentlich von Lobbyisten geschmiert wurde, die mehr Profit machen, wenn mehr verschwendet wird.
Und der deutsche Michel liest "Professor" und denkt, "der muss es ja wissen, ist schließlich Professor". 😮
Das Öl wird langsam an Bedeutung verlieren. Ich denke mal, dass in 20 Jahren kaum noch ein Auto mit Verbrennungsmotor zu kaufen sein wird. Dann bleiben die ganzen ölexportierenden Länder auf ihrem Öl sitzen. Deswegen kann man aktuell auch schon E10 zeitweise für 1,20 € tanken.
Hohe Spritpreise sind -meiner Meinung nach- in Zukunft nicht mehr zu erwarten.
Wozu?
Selbst wenn die Schwellenländer massenmobilisieren, spielt Öl da in einigen Jahren keine große Rolle mehr, weil die Hersteller keine Verbrenner mehr verkaufen.
Wofür braucht man denn unbedingt Öl? Das ist genau das, was ich oben meinte: Als Ökopaniker geht man davon aus, dass sich in der technischen Entwicklung gar nichts tut. Nie wieder. Die Ingenieure arbeiten nicht mehr, die Informatiker nicht mehr, die Biologen nicht mehr, die Mathematiker nicht mehr, die Physiker nicht mehr, die Chemiker nicht mehr. Die sitzen alle nur rum und reparieren Kram. Das machen die dann so lange, bis keiner mehr die Technologie versteht und Motoren wie Götter angebetet werden oder wie? 😆
Es mag sein, dass die Welt etwas langsamer wird, wenn Strahltriebwerke keinen Sprit mehr kriegen, dann kommt vielleicht das Luftschiff wieder. Frachtsegler wären auch möglich, alles computergesteuert und optimiert. Da krabbeln dann keine Matrosen mehr in den Wanten rum, sondern über Stellmotoren wird ständig möglichst effizient nachjustiert, es gibt auch schon Entwürfe, bei denen der Rumpf "mitsegelt". Strom für die Motoren und die Rechneranlage holt man sich über Solarsegel und Wind oder so. (Natürlich könnte man auch nen Kernreaktor in die richtig großen Pötte einbauen, aber das wird wohl eher keine Renaissance haben).
Das sind jetzt nur mal theoretische Beispiele, wer weiß, mit was die Ingenieure noch um die Ecke kommen. Wir fahren jetzt ja auch nicht Ford Nucleon.
Und was ist mit den vielen Ländern, deren Industrialisierung erst noch bevorsteht? In China und Indien erleben wir es gerade. Afrika ist da fast noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. All diese Länder werden ihren Energieverbrauch in der Zukunft deutlich erhöhen oder sogar vervielfachen.
Die fangen aber nicht bei Null an, sondern kaufen modernere Technologie zu.
Allein deshalb können die die schlimmsten Auswüchse gar nicht erleben, auch in Indien verkauft dir keiner ein Auto unter Euro 4. Ist in China die Luft unter aller Sau? Ja. Tun die was dagegen? Ja. Sie steigen halt erst mal auf Kohleauto um, in wenigen Jahren auf Atomauto, wenn der Lebensstandard hoch genug ist, machen sie vielleicht Wasser/Wind/Sonnenauto draus, was wir eben ein paar Jahre vorher probieren.
Die Frage ist eben, wie der Energiebedarf gedeckt wird. Und bei moderner Technik geht das eben vom Öl weg. In Afrika kann man halt um den Äquator rum tatsächlich Solarkraftwerke verschiedener Typen bauen, die ordentlich Power bringen* (zB mit Stirlingmotoren oder Aufwindkraftwerke). Warum sollte man dann mit Öl rumgurken?
*Ja, da wird zwischendurch ein Vogel gebrutzelt, wodurch natürlich schon wieder "Schützer" auf der Matte stehen, die Bündelungskraftwerke verbieten wollen. Da fällt einem nichts mehr ein.
Vielleicht würde ein Historiker in 50 Jahren auch sagen müssen: "Deutschland hatte nicht einen ernst zu nehmenden atomaren Zwischenfall"
Der Weggang vom Atomstrom war die Richtige Entscheidung. Die Entscheidung hin zur Kohle war dagegen nicht perfekt, allerdings nahezu alternativlos.
Dabei hätte Deutschland schon noch deutlich mehr Potential Energie regenerativ zu erzeugen. Auf jedes Dach ne PV Anlage, unters Dach nen Akkupack und schon wird man weitgehend unabhängig. Unser 3 Personen Haushalt verbraucht am Tag im Durchschnitt 9kWh. Diese geringe Menge selber zu erzeugen, kostet keine große Investition.
In welchem Land mit ähnlich schlechten Voraussetzungen für erneuerbare Energien (Sonnenstunden, Windvorkommen, Küstenanteil) gibt es denn höhere Anteile dieser Energien?
Ob das jetzt sinnvoll ist oder nicht, ist ja ne andere Frage.
Wasserkraft lasse ich mal aussen vor, die ist ja wirtschaflich schon immer konkurrenzfähig gewesen.
Den Anteil an Elektroautos kann man auch erhöhen, indem man die Atrraktivität ihrer Wirtschaftlichkeit verbessert. Durch eine Senkung des Strompreises. Bei uns steigt der Preis ständig.
Allzu hoch können die Preise nicht werden - weil sie sonst ja die Umstellung beschleunigen.
Im PKW-Verkehr gebe ich dir absolut recht. Das dauert keine 20 Jahre mehr bis bestenfalls ein paar Altfahrzeuge noch mit Benzin/Diesel unterwegs sind - und das weltweit. Auf 20 Jahre sieht es aber in anderen Bereichen anders aus. Beispielsweise LKW. Während bei den PKW eine Verdoppelung der Akkukapazität ausreichend wäre, kommt man bei LKW damit nicht raus. Hier sehe ich die Zukunft eher beim Wasserstoff aber das kann durchaus noch länger dauern. Oder im Bahnverkehr. Eine Lokomotive oder ein Triebzug hält 20-50 Jahre. Sprich das was dort jetzt bestellt wird ist auch noch in 20 Jahren unterwegs. Insbesondere fehlt es hier an greifbaren Perspektiven.