Mercedes C-Klasse: Erste Fahrt
Das Touchpad - klasse, das Auto - super, aber der Tank...
So weit, so bekannt: Die neue C-Klasse wird (mal wieder) leichter, sparsamer, eleganter, größer. Aber fährt sie anders als die C-Klassen vor ihr? Ja, findet unser Autor.
Von MOTOR-TALK-Reporter Fabian Hoberg
Marseille - Mercedes im Jahr 2014, das ist das City-Hoppsassa-SUV GLA und der betörende Hintern des S-Klasse-Coupé, das ist Lifestyle und Denglish und Leder bis zum Horizont. Mercedes 2014, das ist aber auch: ein Touchpad als Erlebnis, und zwar im wichtigsten Auto der Marke. Spinnen die in Stuttgart oder spinnt die ganze Welt?
Leise und sanft wie nie rollt die neue C-Klasse Limousine, Typ W205, über die Teerdecke. Drinnen dröhnt ein Song von 1978. Die Mensch-Maschine, von Kraftwerk. Frühester Techno. Als dieser Song von Vinyl-Platten schallte, hieß der günstigste Mercedes noch W123. Die Düsseldorfer Elektroband war mit diesem Song ihrer Zeit Jahrzehnte voraus. Jetzt, in der neuen C-Klasse, passt das Motto perfekt.
Mercedes C-Klasse Fahrbericht
Kein Fahrbericht begann bei MOTOR-TALK oder sonst wo je mit einem Touchpad. Aber dieses ist so anders. Das zusammen mit Continental entwickelte Pad hat eine aktive haptische Rückmeldung. Bedient wird es über eine berührungsempfindliche Oberfläche wie bei einem Smartphone. Das Touchpad gibt dem Fahrer mit spürbaren Impulsen eine Bestätigung seiner Aktion – theoretisch ähnlich der Rückmeldung einer Taste.
Das vereinfacht die Bedienung enorm, der Blick muss so weniger vom Verkehr abgewendet werden (und zwar um 23 Prozent sagen die Entwickler). Zudem kann es 30 Prozent schneller bedient werden. Mittels Handschrift kann man Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen eingeben.
Damit ist Mercedes zum ersten Mal seit Jahren die führende Marke in diesem Bereich.Raum & Medien
Überhaupt der Innenraum. Salopp formuliert kann man das erste Erlebnis innen mit einem gepflegten Porno vergleichen: Wohin man schaut, man sieht nur Höhepunkte. Das Touchpad, das fein geschwungene Armaturenbrett, die Bedientasten (die nichts mehr mit dem Vorgänger gemein haben). Die C-Klasse ist wie so oft die kleine Schwester der feinen S-Klasse. Über die Schönheit des freistehenden Displays mit 7-Zoll oder 8,4 Zoll (beim Command Online, 3.510 Euro) lässt sich diskutieren.
Die Oberflächen sind absolut Mercedes-gerecht: Echtholz, Laminat, Leder, Klavierlack und weiche Kunststoffe kombiniert mit Chrom oder Alu, dazu drei verschiedene Lenkräder mit jeweils drei Speichen und zwölf Tasten. Das sieht klasse aus, je nach Kombination. Und es fühlt sich verdammt sauber verarbeitet an. Nur die breite Mittelkonsole wirkt zu wuchtig. In der breiteren S-Klasse mag das wirken, in der C-Klasse nicht.
Signale aus dem Weltall empfängt die Maschine von GPS-Satelliten. Die melden, wenn das Auto in einen Tunnel fährt, schließen automatisch die Luftzufuhr und stellen die Klima auf Umluft.
Für die Augen gibt es endlich auch in der C-Klasse ein Head-up-Display (1.178 Euro), für die Ohren den Sound der Burmester-Anlage (922 Euro, 13 Lautsprecher).
Schwung & Form
Mit dem Vorgänger W204 hat der neue W205 wenig gemein. Die neue C-Klasse ist 9,5 Zentimeter länger, 4 Zentimeter breiter und hat mehr Raum auf der Rückbank (Radstand + 8 Zentimeter). Hinten wird es ab 1,80 Meter Körpergröße trotzdem eng, vor allem am Dach.
Die drei Ausstattungen Avantgarde, Exclusive und AMG Line unterscheiden sich nicht nur optisch, sondern auch technisch. Den klassischen Stern gibt es nur bei Exklusive, bei den anderen Varianten dominiert der Zentralstern in der Front. Von ganz unterschiedlichen Autos zu sprechen wäre übertrieben. Doch es gibt drei unterschiedliche Stahlfahrwerke. Eines für Komfort, ein dynamischeres, 15 Millimeter kürzer gefedertes Avantgarde-Fahrwerk und ein Sportfahrwerk (404 Euro). Vielfalt ist der neue Chic in der Bürgerklasse, darum bietet Benz zum ersten Mal in dieser Klasse ein Luftfahrwerk (1.416 Euro) inklusive Niveauregulierung und verschiedenen Fahrmodi an.
Am Ende ist dieser gesamte Technik-Klimbim wichtig, aber noch wichtiger sind Fahreigenschaften und Verbrauch. Auf beides wirken sich die 100 Kilo aus, die bei der C-Klasse wegfallen, 70 davon allein an der Karosserie. Dafür besteht die Hülle zu 48 Prozent aus Aluminium (beim Vorgänger waren es 9 Prozent), nur die Fahrgastzelle besteht aus Stahlblechen. Schwingungen in die Karosserie dämpft die Vier-Lenker-Vorderachse (agiler und präziser), bei der Radaufhängung und Federbein entkoppelt sind. Sie arbeitet als beim Vorgänger-Fahrwerk.Sicherheit & Leichtigkeit
Aufmerksamkeitsassistent und Kollisionsassistent sind serienmäßig, Distronic Plus mit Lenk- und Stop-and-Go-Assistent, Bremsassistent mit Fußgängererkennung und ein aktives Spurhaltesystem gibt es optional. Durch den Stau steuert das Auto dann teilautonom. Automatisches Ein- und Ausparken, 360-Grad-Kamera gehören heute in die C-Klasse wie neue Airbags für Seite, Fenster und die Knie des Fahrers. Die automatische Kindersitzerkennung schaltet automatisch den Beifahrerairbag ab. Für mehr Gefühl (und auch Spaß) sorgt die elektromechanische Direktlenkung (238 Euro.)
Kraft & Quelle
20 Prozent Kraftstoff sollen die Motoren der C-Klasse im Durchschnitt weniger schlucken, Start-Stopp ist Serie und auch der kleinste Benziner hat 156 PS (C180). Der kleinste Diesel schöpft aus 1,6 Liter Hubraum 115 oder 136 PS. Auf dem Papier soll er so nur noch 4,1 Liter auf 100 Kilometer brauchen. Uiuiui, das wäre wenig. Dabei hilft die Kühler-Jalousie Airpanel (119 Euro) den Luftwiderstand zu reduzieren. Die windschlüpfigste C-Klasse hat einen cW-Wert von 0,24 (C220 BlueEffiency Edition).
An den vielen Klammern im Text kann man eines gut ablesen: Der Besuch des Konfigurators dauert länger als der Jahreseinkauf beim Lebensmittelladen. Ein C180 kostet 33.558 Euro, der C200 36.414 Euro und der Diesel C220 Bluetec 38.675 Euro. Mit ein paar Extras, Assistenzsystemen und Sound steigt der Preis wie die Flut. Langsam, aber stetig. Ende des Jahres stehen sechs Dieselmotoren und fünf Benziner (116 PS bis 333 PS zur Wahl). Dazu kommt das Siebengang-Getriebe für 2.500 Euro.
Einen Witz haben wir uns für das Ende aufgespart. Mercedes spart bei der C-Klasse zwar nicht an Luxus, aber das Kostbarste bleibt immer noch Zeit. Ausgerechnet die stiehlt uns die C-Klasse mit einem Tank, so klein wie bei einem VW Polo. 41 Liter fasst das Ding und sollte beim Spar-Diesel für 1.000 Kilometer reichen. Ein echter, richtiger Tank mit 66 Liter kostet dagegen 59,90 Euro Aufpreis. Er würde den unbedarften Käufern viel Zeit an der Tanke sparen. Das wäre nicht modern, aber schön.
Mehr rund um die neue Mercedes C-Klasse findet Ihr im Mercedes W 205-Forum. Update: Hier gibt es erste Bilder vom neuen C-Klasse Coupé.
TECHNISCHE DATEN: Mercedes C-Klasse
- Modell: Mercedes C220 Bluetec
- Motor: 2,2-Liter-Reihenvierzylinder
- Getriebe: Manuelles Sechsganggetriebe
- Leistung: 170 PS bei 3000 U/min
- Drehmoment: 400 Nm zwischen 1400 und 2800 U/min
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,68 x 1,81 x 1,44
- 0-100 km/h: 7,7 s
- Vmax: 234 km/h
- Verbrauch: 4,0 l
- Tankinhalt: 41 l
- CO2-Emissionen: 103 g/km
- Kofferraumvolumen: 480 l
- Gewicht: 1.550 kg
- Preis: ab 38.675 Euro
- Basispreis Mercedes C180: 33.558 Euro
Endlich eine bessere Konkurrenz!!!
Fängt das Thema mit dem Tank schon wieder an?
http://www.motor-talk.de/.../...nstruktion-41-liter-tank-t4814842.html
🙄
Die Zeiten als Mecedes noch schöne Autos gebaut hat, sind leider schon lange vorbei...😤!!
Mir gefällt der, was mir nicht gefällt ist die Kilometerlange Aufpreisliste.
Also das ist ja echt unzumutbar, für die armen Mercedes-Käufer!
Mir würde so ein kleiner Benzin-Tank aber gefallen! Mehr Platz für den LPG-Tank 😉
Den Verbrauch will ich im Alltag sehen 😜. Glaubt kein Mensch.
Über das Design des Cockpits lässt sich sicher streiten, mein Geschmack ist es nicht und meine Sehkraft ist noch sehr gut.😉
Und mit dem Touchen beim Autofahren habe ich immer noch eine gewisse Antipatie, da die Haptik immer das Auge braucht, und das gehört beim Fahren immer in Richtung Straße ...
Oh, man, die Info bzgl. Serientank und aufpreispflichtiger 66l Variante ist dermaßen neu, daß MT wohl just im Moment davon erfahren hat und ich glatt aus dem Höschen gesprungen bin. Mein Dank an die Redaktion, daß ein Schwachpunkt aufgedeckt wurde, der ohne diese im Dunkeln geblieben wäre.
Spaltmaßfetischisten würden auf Bild 16 an der Seite vom Cockpit, ein ganz übel eingepaßtes teil sehen. 😆
Mal eine Frage: wieso ist eigendlich telefonieren ohne FSE noch immer verboten? 🙄
Ich habe mich auf einen Fahrbericht gefreut, aber leider gibt es nur Bilder und technische Daten aus der Pressemappe. Fahrt doch endlich mal den Wagen und erzählt, ob es Veränderungen gibt!
sehr schönes auto ...auch innen .... bin bmw fahrer .
top was mercedes da geleistet hat ... !
41 Liter? Nun, wenn er tatsächlich nur 4L/100 km brauchen würde, könnte man damit vielleicht noch Leben............
@ BirgerS: Ob bei diesen Motoren noch LPG geeignet sind, wage ich zu bezweifeln.
Also mir gefällt die neue C-Klasse ausgesprochen gut und der Wagen war auch in der engeren Auswahl zum diesjährigen Erwerb.
Gut motorisiert und verbunden mit der Aufpreisliste hat mir Mercedes allerdings die Lust auf ihr Produkt wegen Unfinanzierbarkeit genommen.
Man kann inzwischen auch Direkteinspritzer umrüsten... Aber hast schon recht: Die Motoren werden immer empfindlicher und sind daher kaum noch gasfest 🙁 Wie es aktuell bei Mercedes aussieht, weiß ich nicht.