Opel-Treffen in Oschersleben: Reportage

Oschersleben - Wer am vergangenen Wochenende nach Oschersleben wollte, brauchte kein Navi. Er musste einfach der langen Opel-Schlange folgen. Denn einmal im Jahr verwandelt sich das Areal um die Rennstrecke nahe Magdeburg in einen Hexenkessel - beim größten Opel-Treffen der Welt.

Dabei sind die Opelaner nicht dogmatisch: Ausdrücklich sind auch Besitzer anderer Marken zur riesigen Party eingeladen, die in diesem Jahr bereits zum 20. Mal steigt. Neben Seat, Fiat, Skoda und einem durchaus mutigen Porsche Panamera wurden auch Produkte aus Wolfsburg freundlich durch die Zufahrten gewunken.

Man kann hier einem Opel Rekord A aus den sechziger Jahren nachschauen, oder einem neueren Astra, der vor Kraft kaum seine Räder auf der Straße hält. Man kann sich aber auch an den pechschwarzen Rauchschwaden orientieren. Sie signalisieren, dass der Burnout-Wettbewerb begonnen hat. Es geht hierbei darum, intensiv um die eigenen Achsen zu tanzen, bis die Reifen qualmen und im Idealfall platzen.

Ein Turm aus geschreddertem Gummi belegt eindrucksvoll, dass Reifen hier nicht lange leben. Ähnlich verspielt: der Lautstärketest für Motoren, die so nie ein Opel-Werk verlassen haben. Gewonnen hat dieses Jahr ein 300 PS starker Corsa aus den Niederlanden, mit mehr als 154 Dezibel.

Für die Damen gibt es die Wahl zur Miss Opel, für die Karossen winken die Pokale des Show&Shine-Wettbewerbs. 2015 gewann ein Opel Astra G Cabrio - trotz vornehmer Klassiker wie Diplomat oder Admiral. Hier geht es eben fair zu. Marcel aus Jena, seit 20 Jahren dabei, hat seinen gepflegten Kadett C Caravan von 1977 dabei. Der 2,4-Liter-Motor mit 200 PS ist natürlich nicht serienmäßig, punktet aber beim 18-Meilen-Rennen.

Opel-Treffen Oschersleben: Fans und Väter

Marcel wurde schon vor der Wende Opel-Fan. Ein Onkel aus dem Westen kam damals mit seinem Opel Senator vorbei. Auch der Opel Vectra seines Freundes Gunnar mit 3,2-Liter-Sechszylinder aus dem Omega ist ein Juwel, in liebevoller Heimarbeit immer wieder verfeinert und umgebaut. Maßarbeit in Schwarz und Beige. Eine Besonderheit ist die, wie im Motorsport, vorne aufklappbare Front. Gunnar hat rund 25.000 Euro investiert.

Nach Oschersleben kommen allerdings nicht nur die Freaks und Tuner, sondern auch Familien mit Kindern, im ganz normalen Serienmodell. Anja und Stefan Denk von den Opel-Freunden Bernburg sind zum Beispiel von Anfang an dabei. Inzwischen packt das Paar seine Töchter in den Astra Caravan und reist aus Donauwörth an. Stefans Calibra muss daheim bleiben.

Auf einem ruhigen Campingplatz fern des Tumults parkt ein Familienkombi am anderen, während die Blitz-Fans unter den Zelt-Vordächern entspannt kühle Getränke zu sich nehmen. "Oschersleben ist wie ein Familientreffen", schwärmen die Denks. "Man trifft sich einmal im Jahr, freut sich auf Freunde und genießt die Tage unter Gleichgesinnten."

"Bei uns geht es tatsächlich familiär zu. Alle Modelle aus allen Epochen sind eingeladen, und alle Menschen sowieso", sagt Sven Glöckner. Er gehört zu den Vätern dieses Treffens, das erstmals 1996 auf einer Wiese bei Wernigerode im Harz stattfand. 2015 kamen 70.000 Besucher und mindestens 20.000 Autos.

Opel tritt dezent auf

Die weiteste Anreise hatten vermutlich die Finnen, Schotten und Norweger. Dr. Calibra dürfte sie alle kennen. Er ist so etwas wie der Ur-Blitz von Oschersleben. Der Pfälzer heißt so, weil er viel an seinem Coupé "herumdoktort" und wie jeder selbsternannte "Oschi" Opel im Herzen trägt.

Opel dürfte es freuen. Dabei gehört zum Geist von Oschersleben auch: Die Marke aus Rüsselsheim tritt dezent auf. Keinesfalls will man das Treffen dominieren, wie es VW mittlerweile beim GTI-Treffen am Wörthersee macht. Offizieller Veranstalter ist die Motorsport Arena Oschersleben, Opel beschränkt sich auf Gewinnspiele und die jüngsten Modelle, wie Adam S und Karl.

Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht