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Den will ich haben!

verfasst am Tue Sep 22 10:59:33 CEST 2009

Sie spiegeln sich im Glanz gewölbten Blechs, Wellen endogener Drogen fallen über Ihren Verstand her, die Atmung setzt aus? Dann stehen Sie vielleicht vor Ihrem Traumauto, das gerade auch noch zum Verkauf steht. Was, es ist gerade kein Geld zur Hand? Es gibt doch Möglichkeiten, der Verkäufer tätschelt Ihnen die Hand...

Geld leihen für Oldiekauf

Die Baufinanzierung bekomme ich bei jeder Bank für mein künftiges Eigenheim: Warum sollte ich dann nicht einen Kredit aufnehmen, um mein Heim auf vier Rädern zu erwerben?

Praktiziert wird das heute schon, denn möglich ist grundsätzlich alles – fast alles... Die Kosten für den Kredit hängen davon ab, wie risikoreich die Bank die Rückzahlung der Raten einschätzt. Das bestimmt den Preis für den Kredit, also die Höhe der Zinsen für das geliehene Geld. Niedrige momentane Zinsen scheinen zwar attraktiv – die meisten Banken pfeifen durch naive Fehlspekulation aber aus dem letzten Loch und haben nicht mehr viel Geld zu verleihen. Inflationserwartungen mit zukünftig höheren Zinsen verteuern die mittelfristige Kreditaufnahme zusätzlich. Entsprechend schwierig ist es, den Banken einen Kredit aus den Rippen zu leiern. Zudem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die gesamten Aufwendungen für Zinsen erheblich sein werden und mehr als die Hälfte der Darlehenssumme ausmachen können. Ein sehr guter Kreditrechner findet sich hier.

Als nächstes geht es an die Sicherheiten: Am Liebsten wäre der Bank eine hundertprozentige Sicherheit. Das geht aber nicht, denn wenn wir die Sicherheiten in petto hätten, bräuchten wir ja gar keinen Kredit. Also doch etwas Risiko...Die Banken haben ihre Tricks, um aus den Risiken Kapital zu schlagen.

Zum Beispiel eine Lebensversicherung, die Ihnen zusätzlich zum Kredit vermittelt wird, um im Falle Ihres Ablebens die Kreditsumme zu besichern. Die Wahrscheinlichkeit unseres Dahinscheidens ist aber äußerst gering, verglichen mit Ereignissen, die die Rückzahlung des Kredits zu unseren Lebzeiten verhindern könnten. Das weiß auch die Bank, und die Lebensversicherung ist daher nichts weiter als eine Provisonsabzocke. Für die Vermittlung einer Versicherung nimmt die Bank nämlich schon eine stattliche Provision aus Ihrer Tasche.

Eine seriösere Möglichkeit wäre, den Oldtimer selbst als Sicherheit zu hinterlegen. Bei Immobilien nennt man das Hypothek. Da Gebäude nicht weggefahren werden oder in Unfälle verwickelt werden können, ist die Strukturierung eines Hypothekenkredits für eine Immobilie natürlich viel einfacher. Wer seinen Oldie in dieser Form beleihen möchte, muss ein Pfandhaus aufsuchen (siehe unten) oder eben ein Leasing-Geschäft eingehen.

Weil die Besicherung über das Auto zu kompliziert ist, wird die Bank daher auf den Nachweis bestehen, dass zukünftige Raten für Zins und Tilgung aus dem laufenden Einkommen zu begleichen sind. Sind Sie jung und hopsen die Karriereleiter nur so hoch, dann ist das auch gar kein Problem. Aus ganz ähnlichen Gründen werden ja Immobilienkredite für das Eigenheim empfohlen – die junge Familie bekommt ein eigenes Dach über dem Kopf als Anleihe auf zukünftige berufliche Entwicklungen.

Derart lineare Karriereentwicklungen sind jedoch selten geworden. Ausgangsvoraussetzungen dafür sind heute – und ganz besonders in Deutschland - eine teure Ausbildung und ein gut situiertes Elternhaus, wie sich im aktuellen Bildungsbericht der OECD nachlesen lässt. Üblicherweise ist dann auch noch ausreichend Kleingeld für einen Oldie vorhanden, keine gute Zielgruppe also für einen Oldiekredit.

Der Rest von uns schlägt sich mit Strukturwandel durch Globalisierung, Digitalisierung und riesigen Abgabelasten für sichere Renten und kassenärztliche Behandlung herum. Das weiß auch die Bank, und deshalb sind im Kreditantrag peinlich genaue Angaben erforderlich. Drohender Jobverlust, Unterhaltszahlungen, Steuerlasten, Auftragseinbrüche in der Branche des Arbeitgebers oder Probezeit kommen dabei nicht gut an. Teilweise kann man den bürokratischen Akt auch durch Vertrauen substituieren – selbst wenn der beworbene Zinssatz bei der Hausbank etwas höher sein mag, das gegenseitige Vertrauen macht viel wett.

Der ganze Antrag wird dann noch maschinell geprüft, allerdings meist von externen Unternehmen und nicht der Bank selbst. Bereits die falsche Adresse in der Nähe sozialer Brennpunkte, ein kürzlicher Adresswechsel oder eine nach einem Streit unbezahlte Handyrechnung kann die schöne Vereinbarung platzen lassen. Über die Gründe der Ablehnung schweigen sich die Anbieter übrigens aus, um sich vor möglichen Einwendungen zu drücken.

Für schlechte Laune wird reichlich gesorgt. Deswegen jetzt Hand aufs Herz: Warum die ganze Übung? Wenn es schon ein Klimmzug ist, überhaupt einen Kredit zu bekommen, dann muss der Grund schon triftig sein. Für diejenigen unter uns, die nur eine Zeit überbrücken müssen, bis sich festgelegte Investments flüssig machen lassen, ist der Oldie-Kredit eine Alternative. Wer seiner Bank nicht mehr vertraut, findet heute auf Plattformen wie Smava (www.smava.de) oder auxmoney (www.auxmoney.com) eine faire Alternative.

Die Kreditanbieter wie easycredit machen jedoch Werbung mit Krediten „um aus normalen Augenblicken herausragende Momente zu machen“. Vom klapprigen Golf II zur chicen Pagode. Wer so etwas macht, steht direkt am Beginn seiner persönlichen Schuldenspirale. Der Traum wird erst recht zum Albtraum, wenn zu den Kosten des Kredits und den Tilgungen auch noch die Unterhaltung des Klassikers hinzukommt – vor allem, wenn unerwartete Aufwendungen fällig werden.

Ganz Schlaue könnten es so machen: Trotz flüssiger Mittel wird per Kredit ein restaurierungsbedürftiges, hochwertiges Vehikel angeschafft. Mit dem übrigen Geld wird das Auto in guten Zustand versetzt und schließlich gewinnbringend verkauft. Der Gewinn kann steuerfrei vereinnahmt werden, wenn die Zeit zwischen Kauf und Verkauf länger als ein Jahr gedauert hat. Während der Restaurierung kann man jedoch kaum fahren, braucht eine gute Werkstatt, hat viel Arbeit und am Ende doch kein Auto. Wenn man es übertreibt, hat man auch noch das Finanzamt wegen Gewerblichkeit am Hals. Eine solche Strategie erfordert Fingerspitzengefühl, wenn es überhaupt eine Alternative darstellt.

Oldie-Leasing

Dieser Anglizismus heißt übersetzt „überlassen“, jedoch nicht „übereignen“. Leasing bewegt sich zwischen Finanzierungskauf und Anmietung. Bis zur vollständigen Ablösung gehört der Gegenstand dem Leasing-Geber. Das Finanzierungsleasing wurde in erster Linie für Unternehmen erfunden, damit Gerätschaften und Fuhrparks nicht als abzuschreibende Anlagegüter in der Bilanz auftauchen und die Finanzierungskosten steuerlich geltend gemacht werden können. Die Steuerersparnisse und sonstigen Vorteile überwiegen in vielen Fällen die Kosten für das Leasing.

Auch wenn die Werbeversprechen der Leasing-Branche mit „Nullleasing“ und „Sonderkonditionen“ eine fast kostenfreie Alternative zum Barkauf suggerieren: Es gibt nichts umsonst, und schon gar nicht in Zeiten, in denen Geld nicht so einfach auszuleihen ist. Die Beispielrechnungen sind schwer zu durchschauen, noch schwerer zu vergleichen und stecken voller unsichtbarer Provisionen.

Dass Oldie-Leasing nicht nur für den Leasingnehmer lukrativ ist, wird durch die große Zahl der Anbieter belegt.

Einige Anbieter sind aber schon länger im Markt und können auch zum Thema Steuervorteil solide beraten. So kann ein geleaster Oldie mit H-Kennzeichen als Firmenwagen zugelassen und die Restaurierung als Betriebskosten abgesetzt werden – gnädiger Steuerbeamte vorausgesetzt. Für private Nutzung ist nur ein Prozent des ursprünglichen Anschaffungspreises (der vor über dreissig Jahren in der Preisliste stand!) aufs Gehalt aufzuschlagen und zu versteuern. Dazu kommen noch einige zusätzliche Aspekte, die aber für jeden von uns unterschiedlich zu beurteilen sind. Wie für jeden Steuervorteil gilt zudem: Mit der Zahl der Lückennutzer nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass die Steuerlücke geschlossen wird. Und viele Vorteile gelten auch, wenn der Oldie - statt ihn zu leasen - auf die Firma gekauft wird.

Zudem eignet sich nicht jeder Oldtimer als Leasing-Fahrzeug. Ab einem Anschaffungswert von 10.000 EUR geht es los, der Wagen muss zudem bereits in gutem Zustand sein und ein Werterhaltungspotential haben. Angeboten wird das Leasing daher auch nur für gängige Oldies und weniger für Exoten.

Aber Sie haben oben richtig gelesen: Der Oldie gehört für die Leasingdauer eigentlich gar nicht Ihnen. Wer also einen Oldie besitzen möchte, der ihm nicht gehört, und auch nicht viel am Auto bastelt, hat hier seine Lösung gefunden. Sammler kann man damit nicht werden, sondern muss das gelegentliche Bewegen genießen. Restaurierungsarbeiten nimmt man nicht für sich selbst vor, denn das Auto gehört der Leasinggesellschaft – psychologisch nicht ganz ohne, selbst wenn man vor hat, das Auto nach Ablauf der Leasingdauer zu übernehmen.

Für das Leasing gelten ansonsten die schon zu den Sicherheiten gemachten Anmerkungen. Wer als nicht ausreichend solide erscheint, bekommt auch keinen Leasing-Oldtimer. Zudem ist das Verfahren nicht geeignet, um über Leasing Teile seines Oldies zu versilbern. Wer das nötig hat, geht ins Pfandhaus:

Oldie beleihen

Was oben als Hypothek beschrieben wurde, wird hier radikal umgesetzt. Der Oldie wandert in die Aufbewahrung in eine Garage, hoffentlich gut behütet, und wird erst wieder frei, wenn der Eigentümer ihn auslösen kann.

Dafür nimmt der Betreiber des Pfandhauses den Klassiker in der Regel für drei Monate unter die eigenen Fittiche. Die besseren Pfandhäuser verpacken die Oldies sogar in Permabags und stellen sie auf Tireshoes.

Für die Abgabe des Oldies erhält man nach der Schätzung des Betreibers oder eines Gutachters rund die Hälfte bis angeblich zwei Drittel des Wertes ausgezahlt – je nachdem, wie schnell der Oldie auf dem freien Markt zu verkaufen wäre. Dabei haben die Pfandhäuser gar kein so großes Interesse, die Preise niedrig zu reden, denn sie verdienen anteilig am Preis mit. So sind Pfandgeber und Pfandleiher-Interessen auf einen Nenner gebracht.

Wenn das Geld jedoch nicht wieder samt Zinsen und Stellgebühren pünktlich zum Pfandhaus zurückkehrt, wandert der Oldie in eine öffentliche Versteigerung. Öffentlich deshalb, weil der erzielte Preis dokumentiert werden muss. Manche Pfandhäuser lassen auch mit sich reden und gewähren Fristverlängerungen, wenn die in der Zwischenzeit aufgelaufenen Zinsen und Stellgebühren beglichen werden. Der Gesetzgeber sieht aber eine Frist von drei Monaten plus einen Monat Überziehungskredit vor. Ebenso können bei vielen Pfandhäusern die Autos auch früher ausgelöst werden.

Dennoch sehen viele Eigentümer Ihr Fahrzeug nie wieder. Meist liegt das aber nicht an irgendwelchen Wucherbedingungen. Denn der Betrieb von Pfandhäusern ist mittels Pfandleiherverordnung reguliert.

Es liegt vielmehr am Optimismus der Eigner und der schnellen Mark, die in deren Tasche geflossen ist. Ist das Geld erstmal ausgegeben, kommt es selten wie erwartet zurück. Einen Teil davon sieht der Eigner immerhin wieder, wenn die Auktion erfolgreich verlaufen ist, da er den Überschuss zwischen Kosten und Verkaufserlös erstattet bekommt – ein schwacher Trost.

Fazit

Das Oldtimer-Hobby auf Pump ist nicht nur ein schlechtes Geschäft für den Oldtimer-Hobbyisten, es mindert den Spaß am Hobby erheblich. Haben sich die Serotonine verflüchtigt, tritt die Ernüchterung ein. Statt an die neue Fensterdichtung zu denken, kreisen die Gedanken um die nächste Rate. Spaß macht das Geschäft nur den Verkäufern der Kredite, die buchstäblich auf ihre Kosten kommen. Die meisten Kosten bekommt man dabei nie zu Gesicht, sondern spürt diese nur durch Ebbe im Portemonnaie.

Spezialfälle sind Leasing oder Pfandleihe. Leasing kann sich für den Einzelnen durchaus lohnen, wenn die Randbedingungen nicht stören. Gegen Liquiditätsengpässe kann die Pfandleihe taugen, besonders über den Winter. Meist kommen diese Engpässe aber nicht von alleine.

Den finanziell klammeren Oldtimerfans wäre der Kauf eines günstigeren Klassikers im restaurationsbedürftigen Zustand anzuraten – an Zeit mangelt es ja häufig nicht. Oder es findet sich ein Plätzchen als Teil-Eigner in einer Schrauberwerkstatt. Einem gut restaurierten Käfer kann ja irgendwann dann mal ein Porsche folgen...

 

von Jan Altmann

 

Quelle: Carsablanca