Volvo V40 D4: Test, Daten, Preisvergleich
Der alternde Schwede ist noch rüstig
Beim aktuellen Volvo V40 ging es nie um praktisch, sondern immer um schick. Typisch "Premium"-Anspruch halt. Wir waren zwei Wochen im schwedischen Kompakten unterwegs.
- Kompaktwagen des "Premium"-Segments
- Kräftiger 2,0-Liter-Diesel mit 190 PS
- Prima Langstreckenkomfort, eingeschränkter Platz
- Infotainment nicht auf der Höhe der Zeit
Berlin – Bei Volvo geht es gerade zu wie nach dem Umzug samt Ikea-Besuch: alles neu, alles anders, alles schicker. Allerdings zu Preisen, die wenig mit SB-Möbelhaus zu tun haben. XC90 und S90/V90 sind gerade frisch (und richtig hübsch), als nächstes ist der XC60 dran, noch 2017 soll ein kompaktes SUV namens XC40 kommen, dann schon bald S60 und V60.
Der V40 ist noch zu frisch für den Modellwechsel. Im Frühjahr wurde er geliftet - von außen vor allem an den Tagfahrleuchten im T-Design erkennbar, die Volvo „Thors Hammer“ nennt. Wir waren zwei Wochen in Volvos wichtigstem Modell für Europa unterwegs.
Karosserie/Platzangebot: Länge ohne Raum
335 Liter Kofferraumvolumen bringt Volvo im V40 unter. Nicht viel bei 4,37 Metern Länge. In die Mercedes A-Klasse passen bei 4,30 Metern gut 340 Liter. Der Audi A3 Sportback (4,31 Meter) kann sogar 380 Liter einladen. Hinzu kommen beim V40 eine sehr schlanke Heckklappe und eine hohe Ladekante. Zwei große Hartschalenkoffer passen nicht ins Heck, in weichen Taschen lässt sich aber genug für den Urlaub zu zweit unterbringen.
Hinten auf den Rücksitzen reichen Knieraum und Kopffreiheit für längere Strecken, aber großzügig geht anders. Vorne passt für Fahrer und Beifahrer alles. Die Sitzposition ist prima. Und im Gegensatz zum 1er BMW fühlt man sich weniger eingebaut. Allerdings schwächelt der V40 deutlich bei der Übersicht nach hinten. Die breiten C-Säulen und die kleine Heckscheibe sind schuld.
Interieur: Solide, aber angestaubt
Ganz ehrlich: Seit wir Volvos neue 90er-Reihe von innen kennen, wirken alle anderen Schweden alt. Das kleine Display des Infotainmentsystems verbirgt sich tief in einer Gummihöhle, die Oberfläche des Armaturenbretts wirkt seltsam strukturiert. Die virtuellen Instrumente sehen noch modern aus. Im „Performance“-Stil (es gibt noch Eco und Elegance) gefallen sie am besten, die meisten wichtigen Informationen lassen sich anzeigen. Wer ausführliche Navigationshinweise sucht, sucht sie hier vergeblich, Abbiegepfeile werden aber rechtzeitig eingeblendet.
An Verarbeitung und Haptik gibt es nichts zu mäkeln. Die schönen Ledersitze (serienmäßig bei Inscription), das zweifarbige Lederlenkrad, die Türinnenverkleidung, die metallenen Applikationen: Alles wirkt einladend, wertig und so, wie man das von einem Premium-Kompakten erwartet. Geschmackvoll auch die Farbkombi aus hell-beigem Leder und dunklem Kunststoff. Die „schwebende“ Mittelkonsole sieht hübsch aus, die Ablagefläche dahinter eignet sich aber nur für Dinge, die man während der Fahrt nicht braucht. Man kommt schlecht ran.
Infotainment: Etwas mühsam, nicht mehr frisch
Wer im Infotainmentsystem "Sensus Connect" seine eigene Musik nicht nur anhören, sondern auch nach Alben oder Künstlern browsen möchte, muss sie auf dem Gerät speichern. Das funktioniert dann sogar per Extra-Menüpunkt mit dem aussterbenden iPod, aber nicht mit Streaming-Playlists via Google Play oder iTunes. Und selbst für den iPod gilt: Die Menuführung ist nicht intuitiv. Die vielen Knöpfe in der Konsole stören dagegen nicht, erfordern nur wenig Eingewöhnung. Sind halt beschriftet.
Das Navi kann nicht ganz überzeugen. Zu oft zeigt es Verkehrsstörungen erst mit Verspätung an. Oder Sperrungen, wo keine sind. Echtzeit geht anders. Außerdem nervt die mangelnde Intelligenz. Das System merkt sich zum Beispiel nicht, in welcher Stadt man ist. Will man in Berlin eine Adresse in Berlin eingeben, muss man jedesmal wieder auf's Neue Berlin eingeben. Und die Spracherkennung lässt man besser gleich aus. Wenn man Glück hat, funktioniert es. Oft aber nicht.
Assistenzsysteme: Umfangreich und übervorsichtig
Volvo ist stolz auf seine hohen Sicherheitsstandards – aus guten Gründen wie dem Fußgängerairbag, der vor dem Aufprall auf den Windschutzscheibenrahmen schützt – serienmäßig. Oder: dem Schleudertrauma-Schutzsystem und der Notbremse für den Stadtverkehr ab Werk. Im Testwagen steckte das Fahrerassistenz-Paket Pro, bei dem die Notbremse durch eine Fußgängererkennung, Toter-Winkel- und Querverkehrswarner ergänzt wird. Außerdem erkennt der Volvo Verkehrszeichen und hält per Tempomat selbstständig den Abstand zum Vordermann.
Der Auffahrwarner nervt gelegentlich mit wildem Gepiepse in der Kurve bei Gegenverkehr. Oder kurz vor einer Verkehrsinsel, die man umfährt - für das Sicherheitsempfinden des Volvo wohl zu schnell. Auch die Parkpiepser schlagen viel zu oft Alarm und reagieren auf vermeintliche Hindernisse, wo keine sind.
Antrieb: Souveräner Selbstzünder
Die 190 PS unseres Test-V40 mit dem Kürzel D4 sind im Kompaktwagen natürlich nicht nötig, aber man gewöhnt sich daran. Der starke Diesel fährt souverän auf der Autobahn, an rollenden Hindernissen auf der Landstraße zieht man mit Leichtigkeit vorbei. Dabei stört allenfalls die Achtgang-Automatik, wegen ihrer langen Leitung beim Kick-down: bis zum Gangwechsel dauert es etwas. Dafür schaltet sie ansonsten angenehm sanft.
Der 2,0-Liter-Diesel brummt unter Last etwas rau, doch Volvo hat den V40 gut gedämmt. Daher stört das kaum. Spektakulär sparsam ist der Motor nicht. Auf langen Etappen mit viel tempolimitierter Autobahn, ein paar Ortsdurchfahrten und ein bisschen zügiger Landstraße, schafften wir mal gut fünf Liter. Auf üblichen deutschen Autobahn-Etappen mit Geschwindigkeiten zwischen 130 und 160 km/h laufen alle 100 Kilometer zwischen sechs und sieben Liter aus dem Tank. Im Stadtverkehr muss man für weniger als sieben Liter ebenfalls sehr verhalten fahren. Für einen kompakten Diesel ist das ein bisschen zu viel.
Fahrwerk/Lenkung: Komfort statt Kurvenhatz
Der Volvo V40 gilt als eher straff gefedert. Überraschenderweise, denn unser Test-D4 rollte überwiegend komfortabel ab. Im Stadtverkehr ließ er Schlagloch-Stöße zwar etwas zu deutlich durch. Auf Landstraßen und Autobahnen federte er aber fast alles ordentlich weg, was ihm unter die 18-Zöller kam.
Sportlich kann der Volvo nicht ganz überzeugen. Er bleibt zwar recht lange neutral, aber für die Agilität fehlt ihm eine direktere Lenkung. Sie ist um die Mitte weich und insgesamt komfortabel ausgelegt. Auf Reisen ist das angenehm, kurvige Landstraßen machen mit anderen Autos mehr Spaß. Man merkt ihm auch die 1,6 Tonnen Gewicht zu deutlich an, der Volvo wirkt auf engen Straßen größer, als er ist.
Ausstattung/Preis: Teuer, aber kein Wucher
Schon der Basispreis des V40 klingt mit 23.750 Euro heftig. Beim D4 geht es wegen der Momentum-Ausstattung erst bei 34.030 Euro los, unser Testwagen in der Top-Ausstattung Inscription kostet mindestens 36.960 Euro – und war längst noch nicht voll. Die Geartronic-Automatik lässt Volvo sich mit 1.900 Euro bezahlen, das Fahrassistenzpaket Pro mit 1.980 Euro. Außerdem war das Xenium-Paket mit elektrischem Fahrersitz, Panoramadach und Rückfahrkamera für 1.800 Euro verbaut. Dazu viele weitere Extras im dreistelligen Bereich und die Standheizung für 1.150 Euro. Alles in allem kostete unser V40 D4 Inscription jedenfalls 49.830 Euro. Schluck!
Trotzdem langt Volvo damit im Vergleich zur Konkurrenz nicht übertrieben hin. Die A-Klasse von Mercedes kostet als 220d (177 PS) mit Basisausstattung 34.700 Euro. Der BMW 120d (190 PS) ist als Fünftürer ab 33.050 Euro zu haben. Der kommt dann als Advantage mit Klimaautomatik, Tempomat, Audiosystem oder Einparkhilfe. Beim Volvo ist bei Momentum beispielsweise das Navi serienmäßig. Audi verlangt für den ähnlich motorisierten A3 Sportback mindestens 36.900 Euro, bietet ihn wahlweise als Sport oder Design an und liefert Sechsgang-S-Tronic und Quattro-Antrieb serienmäßig. Sonst allerdings nicht viel.
Fazit: Das Neue ist des Guten Feind
In der Premium-Kompaktklasse ist die Auswahl inzwischen groß, und der Volvo V40 findet sein Plätzchen: Weniger sportlich ausgelegt als Mercedes A-Klasse oder BMW 1er, mit reichlich Langstreckenkomfort und einem prima verarbeiteten Innenraum mit edlen Materialien.
Sein Alter merkt man ihm beim Infotainment und beim Navi sowie bei der Innenraumgestaltung an. Wer die aktuellen Volvos kennt, tut sich schwer mit der mühsamen Menüführung und dem eingeschränkten Funktionsumfang. Trotzdem: Die Zeit mit dem Volvo V40 D4 war schön. Und: Im Vergleich zur deutschen Premium-Konkurrenz ist er bei gleicher Ausstattung meist ein bis zwei Tausender günstiger.
Technische Daten Volvo V40 D4
- Antrieb: 2,0-l-Vierzylinder-Diesel, Bi-Turbo
- Leistung: 190 PS (140 kW) bei 4.250 U/min
- Drehmoment: 400 Nm bei 1.750-2.500 U/min
- Getriebe: Achtgang-Automatik, Frontantrieb
- 0-100 km/h: 7,2 s
- Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
- Verbrauch: 4,2 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 109 g/km
- Testverbrauch: 6,7 l/100 km
- Länge: 4,369 m
- Breite: 1,783 m
- Höhe: 1,420 m
- Radstand: 2,647 m
- Leergewicht: 1.615 kg
- Zuladung: 410 kg
- Kofferraum: 335 l
- Basispreis Volvo V40 T2: ab 23.750 Euro
- Basispreis Volvo V40 D4 Momentum: ab 34.030 Euro
- Preis des Testwagens: 49.830 Euro
premium scheint hier nur der preis - in dieser klasse sollte auch eine lüftung für hinten serie sein.
zu dem wirkt die heckansicht mMn stark veraltet.
Funktioniert aber, wenn man weiß wie es geht, auch ohne speichern 😉
Das stört mich beim neuentwickelten Astra K auch sehr.
Wobei man dem V40 zugute halten muss, dass dieser schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat.
fast 50.000 € für nen V40???
Da bleib ich lieber bei VW 😉
Geschmackssache, aber für mich total antiquiert...
Zitat: *Allerdings schwächelt der V40 bei der Übersicht nach hinten. Die breiten C-Säulen und die kleine Heckscheibe sind schuld."
Die Rücksicht lässt sich durchaus optimieren wenn man die Kopfstützen hinten runterklappt. Dafür hat es jeweils L & R einen separaten Zughebel. Und mit Parksensoren hinten ist man auf der sicheren Seite.
Die Spracherkennung funktioniert nur dann gut wenn man vorher einmalig das separate Testprogramm zur Stimmerkennung durchgeführt hat. Dies wurde hier offenbar unterlassen.
Ein Hauptargument für den Kauf war für mich sicher das Design.
Da man bei Volvo -im Gegensatz zu den deutschen Herstellern- gute Rabatte und oft gratis-Pakete beim Neuwagenkauf bekommt, relativiert sich der Preis wieder.
Ich hab letztes Jahr für meinen neuen V40cc T5 AWD Summum inkl. Navi, Leder und jeglichem Schnickschnack genau 40.000Euro bezahlt. Darum hätte ich nicht einmal bei VW etwas vergleichbar Ausgestattetes bekommen, geschweige denn bei Audi, BMW oder Mercedes.
Zudem würde ich mein hart zusammengespartes Geld nicht für ein Einheitsfahrzeug ausgeben, das genau so an jeder Straßenecke zu finden ist. Golfs, A3s und 1er gibt es hier wie Sand am Meer, das langweilt mich.
Der V40 ist -zusammen mit dem neuen Mazda 3- der schönste Kompaktwagen auf unseren Straßen. Alleine für das wunderbare Heck nehme ich auch gerne in anderen Bereichen kleine Abstriche in Kauf.
Das sind natürlich Welten! 🙄
Die Überarbeitung hätte man sich sparen können.
Aber sonst ein netter Kompaktwagen den man momentan hinterher geworfen bekommt.....
Als Fahrer des Vor-Facelift V40 D4 seien mir dazu einige Anmerkungen erlaubt:
- wirkt alt: stimmt, seit es den XC90 II gibt wirken die älteren Volvos innen wirklich alt, einer der Gründe die mich beim Neukauf nachdenken lassen ob es noch mal ein "alter" Volvo werden soll
- Gepäckraum: hey, ich glaube davon habe ich Ahnung 😊. Es stimmt, der V40 hat wenig Platz aber ein Redakteur der einfach nur die geschönten Normwerte der Hersteller angibt sollte noch mal auf die Schulbank. Gerade der Vergleich mit der kleineren A-Klasse hinkt. Ich hatte V40, A3 und A schon vor 4 Jahren getestet, da passte in den Volvo am meisten rein.
- Schlechte Rücksicht: stimmt, aber mit der Rückfahrkamera verliert die ihren Schrecken
- Spracherkennung schwierig: kann ich nicht nachvollziehen, hat sowohl auf der Probefahrt wie auch bei meinem eigenen auf Anhieb gut funktioniert, ich war nie im Lernprogramm. Aktuell teste ich einen Peugeot 3008, da habe ich es in 15 Minuten noch nicht geschafft eine einzige Adresse einzugeben
- Live Traffic: hatte euer Modell noch nicht, ist aber ab jetzt bestellbar. Die aktuelle Preisliste findet sich seit dem 25.10. hier im Forum, lange bevor sie auf der Webseite von Volvo Deutschland verfügbar war 😉
Was hier die Leute wieder mit VW-Vergleichen ankommen?
Sowas behaupten nur Leute, die noch nie in einem Volvo gesessen haben. Der Golf ist bestimmt in vielen Punkten praktischer, Qualitativ hochwertiger ist aber ganz sicher der Volvo. Ausserdem kann man den Volvo auch mit ruhigem Gewissen kaufen, ohne dass sich einem die Steuerkette relativ bald verabschieded (beim TSI) oder die Automatik ein Fall für die Werkstatt ist. (Ich spreche aus Erfahrung).
Ich hab mir spasshalber einen VW Golf und einen V40 in etwa in vergleichbarer Ausstattung zusammenkonfiguriert, so wie ich sie gerne hätte:
VW Golf 2.0 TDI 6-Gang DSG Highline + Leder Vienna + 17" Alus + Panoramadach + Standheizung + Navi
Volvo V40 D3 Automatik Inscription + Panoramadach + Standheizung + Sensus Navi + High Performance Sound Paket.
Ergebnis lt. Konfigurator: Der Volvo ist um ca. 1000€ billiger. (VW: 40,500€ - Volvo: 39,600€)
Dazu gibt es bei Volvo generell recht großzügige Rabatte.
Und wir spechen hier von einem VOLKS-Wagen und einem Volvo, der in einer Liga mit Audi und Mercedes spielt. (Zumindest vom der Verarbeitung). Wer hier überteuert ist, ist wohl nun klar, oder?
Zum V40:
Ein schönes Auto für Individualisten. Runde Motorenpalette, umfangreiche Ausstattung und schöne Verarbeitung. Klar, das Design gefällt nicht jedem (und ist im Vergleich zum S/V90 eher angestaubt) - aber das versucht es aoch nicht.
Für solche Leute gibts den Golf, A3, Astra & Co. - Volvo fahren die, die etwas Besonderes wollen und das ist auch gut so 😆
Mit was deiner Meinung nach sollte der V40 verglichen werden wenn die A3, 1er und A-Klasse? Das ist für mich alles eine Klasse. Ich kenne sowohl A-Klasse als auch den V40 von Schwiegervater - und für mich ist überall gleich wenig Platz drin...zumindest für unseren Bedarf.
Aber mich würde interessieren was du für einen Vergleich vorschlagen willst? Ich lache mich immer über meinen Schwager schrott - der behauptet wirklich steif und fest, dass der V40 (nicht der alte V40) ein Kombi wäre und in der Liga C-Klasse, A4 sowie 3er einzuordnen ist...ich könnt da immer durchdrehen.
Runde Motorenpalette? Die gesamten Motoren habe nur noch 4-Zylinder und sind 1,6 oder 2,0 Liter Motoren. Also so rund finde ich das nicht!
Für Olli bestimmt auch, er meinte nur den Kofferraum.
Was immer wieder auffällt in den Vergleichen, dass Volvo weniger angibt als die Mitbewerber, aber real mehr hinein passt.