Opel Ampera-e (2017): Test, Daten, Details
Der Anti-Tesla
Große Worte, aber wahr: Der Opel Ampera-e startet einen neuen Abschnitt auf dem Weg zur elektrischen Mobilität. Im Alltag ist Reichweite kein Problem mehr. Erste Fahrt.
San Francisco - Was waren das noch Zeiten. 2012 rollte der erste vollelektrische Testwagen auf den Hof der MOTOR-TALK-Redaktion. Es war eine Art Pionierzeit: Extra für den Nissan Leaf wurde die Steckdose in der MT-Garage mit einem Stromzähler ausgerüstet. Die Hausverwaltung wollte sie nicht bezahlen, die Mobilität der Zukunft. Wir erinnern uns an Reichweitenangst, aus Restaurantküchen verlegte Kabeltrommeln, Pudelmütze statt Klimaanlage. Vorbei das Abenteuer.
Nun kommt wieder Bewegung in das Thema E-Auto, nur anders. Opel hat das Abenteuergefühl eingetauscht gegen etwas Wichtigeres: Reichweite zum moderaten Preis. Der Ampera-e wird das erste E-Auto mit mehr als 500 Kilometern Reichweite für weniger als 40.000 Euro. Tesla, Mercedes oder VW haben Ähnliches angekündigt, aber Opel (bzw. Chevrolet) war schneller.
Opel Ampera-e: Nicht cool, sondern praktisch
Der Ampera-e ist ein Anti-Tesla. Er ist nicht möglichst cool, sondern möglichst praktisch. Hightech ja, Showeffekte: nicht so. Schon allein die Van-artige Karosse: Hip geht anders, luxuriös auch. Aber viel Platz auf wenig Fläche ergibt Sinn. 4,16 Meter Außenlänge platzieren den Ampera-e zwischen Klein- und Kompaktklasse, der hohe Aufbau macht ihn ein bisschen zum inoffiziellen Meriva-Nachfolger.
Die hohe Sitzposition werden (nicht nur) Meriva-Freunde mögen, den bequemen Einstieg ebenso. Nicht mal über erhöhte Seitenschweller muss man klettern, denn die gibt es nicht. Die Türen schließen bündig mit dem Bodenteppich ab.
Das beeindruckende Platzangebot erreichten die GM-Ingenieure einerseits durch den kompakten E-Motor, andererseits durch besonders dünne Sitze. Sie bestehen aus gefederten Platten statt dicker Polster. Das klappt in modernen Flugzeugen und im Opel. Nach stundenlanger Fahrt tut nichts weh. Hinten sitzt man etwas aufrecht, aber an Knopf und Knien bleibt jede Menge Luft.
Die asymmetrisch geteilte Rückbank ist mit wenigen Handgriffen umgelegt. Dann lassen sich bis zu 1.274 Liter auf der ebenen Ladefläche verstauen. In Standardkonfiguration fasst der Laderaum gut nutzbare 381 Liter. Gutes Kompaktklasse-Niveau auf weniger Fläche.
Opel wie Chevrolet, aber mit Blitz statt Bow-Tie
Vom amerikanischen Schwestermodell Chevrolet Bolt unterscheiden den Opel nur Details. Der Blitz statt des „Bow-Tie“ auf der Nase natürlich. Und die Ausstattung: Europa bekommt andere Sitzbezüge, Amerika einen Innenspiegel mit Kamerabild – und weniger Fahrassistenten. Außerdem stimmte Opel die elektrische Servolenkung neu ab.
Das Cockpit ist übersichtlich und schnell verstanden, sogar die Klimasteuerung über Touchscreen funktioniert reibungslos. Die Innenraummaterialien wirken solide und sehen gut aus – gepolsterte Flächen sucht man leider vergebens. Schade, dass die sichtbare Verarbeitung nicht besonders penibel ist.
Aber: nichts wackelt, knarzt oder quietscht. Schalter und Tasten fassen sich gut an, die Türen fallen satt ins Schloss. Die grauen Sitzbezüge erinnern leider etwas an die Prius-Taxi-Edition. Wie gesagt: Der Ampera-e wirkt in vielen Details eher pragmatisch als erotisch. Dazu passt die ordentliche Übersicht nach hinten.
So fährt der Opel Ampera-e: Wie ein Elektroauto
Fast lautlos setzt der Ampera-e sich in Bewegung. Es wechseln keine Gänge, es dröhnt kein Motor, das volle Drehmoment steht quasi aus dem Stand zur Verfügung. Kennt man, schätzt man - Elektroauto eben. Mit 360 Newtonmetern Drehmoment und 204 PS (150 kW) ist der Opel Ampera-e kraftvoll motorisiert. Den Ampelsprint auf 50 km/h schafft er in 3,2 Sekunden, 100 km/h sind nach 7,3 Sekunden erreicht.
Die Zahlen klingen knackig, doch der 1,6 Tonnen schwere Ampera-e ist eher ein gutmütiger Typ. Der tiefe Schwerpunkt hilft der Dynamik in Kurven. Er federt komfortabel, aber nicht zu weich. Im „Sport“-Modus spricht der Motor spontan an, die Lenkung bleibt aber labberig. So cruist man mit dem Ampera-e lieber gelassen über Landstraßen oder wuselt sich in der Stadt durch den Verkehr. Das passt.
Beim Bremsen und auf abschüssigen Straßen rekuperiert der Ampera-e fleißig, wenn man mag. Dafür zieht man ein Paddel neben dem Lenkrad. Dann wird der Motor zum Generator und bremst den Wagen stark ab. Mit etwas Voraussicht rollt man so ohne Fußbremse bis zum Ampelstopp. Ein „Low“-Gang für die Abfahrt macht das gleiche, seine Wirkung verstärkt besagtes Paddel zusätzlich.
Ob sich die Sparbemühungen lohnen, zeigt der Ampera-e mit vielfältigen Statistiken zu Verbrauch und Reichweite auf den hochauflösenden, brillanten Displays an. Eine konkrete Angabe zum Verbrauch auf 100 Kilometern fehlt leider. Mit etwas Bruchrechnung kommen wir auf den ersten 50 Kilometern auf rund 17 kWh pro 100 Kilometer.
So weit kommt der Ampera-e in der Praxis
60 kWh passen in den Akkupack, macht also rein rechnerisch: rund 350 Kilometer Reichweite. Opel gibt als offiziellen NEFZ-Wert 520 Kilometer an, nach WLTP sollen es 380 Kilometer sein. Unser individueller Erfahrungswert nach knapp 170 Kilometern über Landstraße, Autobahn und durch dichten Stadtverkehr: Der Akku ist laut Anzeige noch gut halbvoll. Der Bordcomputer schätzt, dass wir noch 120 bis 240 Kilometer hätten fahren können.
Mit dem Ampera-e kommt man also beispielsweise von Berlin nach Hamburg, ohne nachladen zu müssen. Wer werktäglich übliche 40 Kilometer pro Richtung pendelt, muss 1-2 mal pro Woche laden. Nicht täglich, und schon gar nicht zwischendurch.
Aufladen lässt sich der Ampera an der Haushaltssteckdose – was angesichts der Akkugröße und einer Ladeleistung von nur 2,3 kW lange dauert. Besser ist das einphasige Laden an Ladestationen mit 3,6 oder 7,2 kW, oder gleich: ab an die Schnelladestation (50 kW). Dort soll eine halbe Stunde für 150 Kilometer reichen. Bis 2020 sollen bundesweit 5.000 dieser Ladepunkte öffentlich verfügbar sein.
E-Mobilität auf neuem Niveau
Die wird der Ampera-e-Fahrer sich dann per Smartphone aufs Infotainmentsystem des Autos holen müssen. Eine Offline-Navigation gibt es nicht. Eine Kopplung zum Smartphone oder Netz fürs Onstar-System ist notwendig. Und die hauseigene MyOpel-App wird demnächst um eine Navi-Funktion erweitert. Die kann das Auto vorklimatisieren, auf- und zuschließen – oder hupen, wenn’s sein muss.
In den Markt schafft es der E-Opel nur langsam. In Europa startet er im Februar 2017 in Norwegen, zunächst nur mit einer Ausstattung und sehr wenigen Optionen. Das ist bei uns ähnlich zu erwarten. Im zweiten oder dritten Quartal geht es los. Genaueres will Opel Ende Februar verraten.
Update 04.05.2016: Der Opel Ampera-e startet zu einem Listenpreis von 39.330 Euro. Abzüglich Umweltbonus ergibt sich ein Einstiegspreis von 34.950 Euro. Allerdings wird Opel vorerst weniger als 100 Fahrzeuge für Deutschland bekommen - und die werden offenbar nur zum Leasing angeboten.
Technische Daten Opel Ampera-e
- Leistung: 204 PS (150 kW)
- Drehmoment max: 360 Nm
- Akku: 60 kWh
- Akkugewicht: 430 kg
- Ladeoptionen: Wechselstrom 7,2 kW Stecker Typ 2, Gleichstrom 50 kW, CCS
- 0-100 km/h: 7,3 s
- Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
- Verbrauch: <13,6 kWh/100 km (NEFZ)
- Reichweite: 520 km (NEFZ)
- Länge: 4,166 m
- Breite: 1,765 m
- Höhe: 1,594 m
- Radstand: 2,60 m
- Leergewicht: 1.616 kg
- Kofferraum: 381-1.274 l
- Marktstart: 2.-3. Quartal 2017
- Preis: ab 39.330 Euro
Ein Meriva mit 1,6 Tonnen Gewicht. Akku 430 kg.
Echt jetzt?
Preis: ich tippe auf 40k mit wenig Rabatt und Zubehör.
Meriva: es gibt derzeit für Gewerbetreibende satte 34 % Rabatt. Hammer. Kaufpreis für das 140 PS Modell Brutto inkl. Rabatt derzeit:14.000 € + Zubehör.
elektroautos haben keine zukunft! begreift das denn niemand?
und dann auch noch ein opel!
oh gott oh gott. 😆
Was wiegt ein Meriva ohne den Benzintank?
Meriva "läuft aus", das Model wird in absehbarer Zeit eingestellt, entsprechend hoch sind die aktuellen Rabatte.
Verkaufte sich zuletzt eh eher schleppend.
Ansonsten bitte immer mit der gleichen Ausstattung vergleichen, damit es nicht zu sehr Äpfel/Birnen ist.
Zum Ampera-e, tolles praktisches Auto, würde top in mein Fahrprofil passen.
Klar ist aber auch, man sieht ihm irgendwo an, dass er mit einer noch recht teuren Technologie angetrieben wird und daher anderweitig gespart werden muss.
Der Opel Meriva ist auch nicht viel leichter. Gerade geschaut Gewicht wird zwischen 1370-1570 kg angeben. Da der Opel Ampera schon fast Vollausstattung kommt und das natürlich alles sein Gewicht hat passt das schon.
Zum Glück ist es ein Opel.
Dann weiß ich wenigstens dass die Qualität stimmt. 😉
zumindest braucht da keiner beim abgas zu bescheissen. 😆
Echt mal! 😆
Würde aber trotzdem einen Probefahren wollen. 😊
P.S.: Der aktuelle Meriva wiegt von 1.361 bis 1.518 bei 14cm mehr länge. Denke das geht schon klar bei dem Gewicht des Akkupacks.
Gratulation Opel. Hiermit wird bewiesen, dass das E-Auto im Alltag ankommt. Werden dann die Schnellladestationen bis 2020 auch dementsprechend ausgebaut, kann auch der Langstreckenfahrer im E-Auto unterwegs sein. Und alle paar Stunden mal eine Pause zum Laden machen, dient auch noch der Sicherheit. Da braucht es keinen Müdigkeitswarner mehr :-)
Wenn er beim FOH steht, werde ich auf jedenfall mal eine Runde damit drehen!
😊
Irgendwie haste recht, der Weihsheit letzter Schuss ist das nicht...
Wenn ich mal überlege mit 60kwh komme ich mit dem Haus ~12 Tage klar, inkl. Kochen/backen/waschen/Computer/TV .... , da sieht man mal was Autos an sich für Energieschleudern sind, wenn dort der Gegenwert bei realistisch ~200 km Wegstrecke rumdümpelt. Bei ~0,3 EUR / kwh wären das ~18 EUR / bei 60 kwh / ~200 km ist jetzt auch nicht gerade der Brüller, dafür das man beim Autokauf für den extrem teure Akku einen ordentlichen Aufpreis zahlen muss. Evtl. auch mal 300 km, Ladeverluste wird man aber haben und nicht wenig, wenn aktiv beim Ladevorgang gekühlt werden muss....
Irgendwie bleibe ich dabei, irgendein einfacher kleiner robuster Benziner, evtl. mit ein wenig Hybrid und das ist besser und nach Kaufpreis über Jahre wesentlich günstiger.😕 Habe gelesen, dass wenn man überhaupt mal mit einem Stromer, nach Jahren, in die Gewinnzone fährt, oftmals der Akku ausgetauscht werden muss, was auf den ersten Blick ein E-Fahrzeug praktisch nie günstiger macht...
Oder man ist die Post und reißt täglich viele km, mit exakt planbaren Strecken, dann sind die Autos technisch runtergeritten, bevor der Akku überaltert ist..
Bleibt wohl noch für lange zeit nur was für´s Firmenleasing um das Company-Image zu schönen🙄😆
Gefällt mir.
Kann leider nirgends "tanken", wo mein Auto jeweils steht.
Aber werde mein Auto sowieso frühstens in ca. 5 Jahren wechseln.. bis dahin kann vieles geschehen 😜
@TheRealThing:
Bitte nicht auch noch in diesem Thread...deine Rechnungen bzgl. Preis und dem Gewicht wurden schon x-mal widerlegt. 😉 Bzgl. Rabatt: Der Meriva ist ein Auslaufmodell, der Crossland X steht in den Startlöchern. Natürlich gibt's da mehr Rabatt.
@topic:
Tolles Auto, Glückwunsch GM (Opel). Trifft zwar nicht ganz meinen optischen Geschmack, aber auf jeden Fall hübscher als ein Leaf und im Bereich Minivans absolut in Ordnung. Jetzt kann an nur hoffen, dass GM/LG es schafft genügend Fahrzeuge/Akkus für Europa zu produzieren, wäre schade, wenn gute Verkaufszahlen daran scheitern würden.
Was mich noch interessieren würde: Welche Assistenzsysteme sind (laut Artikel) in Europa verfügbar, die es aktuell in den USA für den Bolt nicht gibt?
Und wie kommst du auf 200 km? 400 treffen es eher!
Wie kommst du denn bitte auf realistische 200km Wegstrecke?
Außerdem hinkt dein Haus-Vergleich mächtig.
@topic:
Ich find den Weg "Elektroauto" per se zwar nicht optimal, aber man muss Opel lassen, dass sie damit die Konkurrenz einfach mal haben stehen lassen. Optisch find ich daran nix auszusetzen. Geschmäcker sind verschieden, aber ich würde jederzeit nen Opel vor VAG wählen... rein von der Optik alleine.
LG