ADAC: 30 Prozent aller Tachos manipuliert
Der Betrug mit dem Kilometerstand
Tachostände bei Gebrauchtwagen manipulieren - das kann heute praktisch jeder. Und es lohnt sich. Der ADAC sieht die Hersteller in der Pflicht und fordert mehr Sicherheit.
München - Es dauert drei Sekunden. Mit einem Gerät, das jeder online kaufen kann, lässt sich der Tachostand von Gebrauchtwagen zurückstellen, zum Beispiel von 120.000 auf 39.000 Kilometer Laufleistung. Eben noch ein alter Hobel, auf einmal ein junger Gebrauchter? Der jährliche Schaden durch solche Betrugsfälle beläuft sich laut ADAC auf sechs Milliarden Euro.
Anbieter preisen den Rückstellservice ebenso an wie die dafür nötigen Geräte. Es handele sich um "eines der vielseitigsten und am einfachsten bedienbaren Geräte zur Programmierung von Kilometerständen in Tachometern und anderen Modulen", wirbt ein Anbieter für sein Gerät. Es sei "mit seiner einfachen Handhabung das ideale Tachojustiergerät für den Einstieg in dieses Gewerbe".
Noch nie war Betrug so einfach. Laut ADAC sind 30 Prozent der Gebrauchtwagen manipuliert. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Bundesverband freier KFZ-Händler (BVfK) halten diese Zahl für zu hoch und gehen von maximal zehn Prozent aus. Schlimm genug.Es geht zu einfach
Manche Manipulationsgeräte kosten weniger als 200 Euro - die Investition lohnt sich schon bei einem verkauften Altauto. "Es ist so einfach, dass es uns erschreckt", sagte Markus Sippl, Leiter Fahrzeugtechnik beim ADAC, und zeigt, wie es geht: Mit zwei Klicks ändert er den Kilometerstand von 120.000 auf 78.000, und mit zwei weiteren Klicks auf 35.009 Kilometer.
"Wir wissen jetzt, dass die Industrie definitiv zu wenig tut, um den Tachobetrug zu erschweren", sagt Thomas Burkhardt, ADAC-Vizepräsident für Technik. "Wenn man es überspitzt sagt, könnte man sagen, dass die Hersteller sich zu Helfern machen lassen."
VDA: Systeme werden sicherer
Der Branchenverband VDA weist die Vorwürfe zurück. Ein unveränderbarer Tachostand sei aus Wartungsgründen keine Lösung. "Die Hersteller haben großes Interesse daran, die Hürden für den Betrug möglichst hoch zu legen." Autos, die schwer zu manipulieren sind, überzeugten die Kunden - und nutzten damit Autofahrer und Industrie.
"Es werden Systeme entwickelt, die erheblich höheren Sicherheitsanforderungen genügen", sagt Ulrich Eichhorn, Geschäftsführer Technik und Umwelt des VDA. So gebe es einen geschützten Bereich auf den Chips im Auto, wo Informationen fälschungssicher gespeichert werden könnten. "Es bleibt jedem Hersteller selbst überlassen, ob er den Kilometerstand in einem solchen geschützten Bereich ablegen wird."
Aber: Es wird noch dauern, bis Autos mit fälschungssicherem Tacho auf dem Gebrauchtmarkt angekommen sind. Bis dahin, sagt der VDA, soll der ADAC aktiv werden: "Er könnte die Kilometerstände seiner 18 Millionen Mitglieder abfragen und zentral hinterlegen." Und die Politik, so der VDA, könnte die Manipulationsgeräte verbieten.
Händler: Manipulation schwer erkennbar
Ansgar Klein vom Bundesverband der freien Kfz-Händler (BVfK) glaubt, dass wirtschaftliche Gründe dagegen sprechen, Manipulationen nachhaltig zu unterbinden. Er sagt: Die im Verband organisierten Händler, etwa 850 von insgesamt 5.000, gäben eine Verbandsgarantie. Leider sind das weniger als ein Fünftel der Gebrauchtwagenhändler.
Viele könnten also etwas tun - tun sie aber bisher nicht. "Prekär ist, dass die Opfer meistens die Gebrauchtwagenkäufer sind - also Menschen mit dem kleinen Geldbeutel", sagt Burkhardt. Im Schnitt wird für einen manipulierten Gebrauchten 3.000 Euro über Wert gezahlt.
Wenn es ganz dick kommt, verpasst der stolze Besitzer sogar eine notwendige Wartung. Das kann nicht nur gefährlich, sondern auch teuer werden. Wird etwa ein Zahnriemen nicht rechtzeitig gewechselt, droht ein Motorschaden.
Was kann man tun?
Weil die Technik so unzuverlässig ist, können Käufer einen manipulierten Tacho nur an Indizien erkennen. Wie weit lässt sich die Historie des Autos anhand von Reparatur-Rechnungen und Prüfprotokollen zurückverfolgen? Ist der letzte Ölwechsel belegbar - und welcher Tachostand ist vermerkt? Sind im Wartungsheft alle Einträge mit dem gleichen Kugelschreiber vorgenommen?
Auch der gesunde Menschenverstand kann helfen. Starker Verschleiß am Fahrersitz, den Scharnieren der Fahrertür etc. passt nicht zu einer niedrigen Laufleistung. Wie genau Ihr einen manipulierten Tacho erkennt, lest Ihr hier.
Quelle: dpa
Also es ist ja schon gediegen einen Volvo-Tacho da abzubilden.. zumal seit fast 10 Jahren die Manipulation bei den Fahrzeugen fast unmöglich ist, da der KM-Stand viel zu oft im Fahrzeug und auch bei der Wartung auf dem Server des Fahrzeugherstellers abgelegt ist.
Die Presseleute benötigten halt einen "schönen Tacho".
An der Wirklichkeit geht es zumindest bei Volvo ab Bj.2000 jedoch völlig vorbei.
Klassischer "Fail" 😉
Der fälschungssichere Tacho wird es nie geben, man kann es höchstens erschweren. Aber wieso den Aufwand. Das Problem könnte man anders angehen. Z.B. wesentliche höhere Strafen oder es sollte doch möglich sein alle Werstattaufenthalte eines Fahrzeuges zentral durch die jeweilige Werkstatt in einer Datenbank zu dokumentieren. Hier reicht Datum, KM Stand und Fahrzeugidnummer. Mit der Eingabe der Fahrzeugid. Nummer kann man sich dann die Historie im Internet abrufen.
Mit dem Benzinpreis ging das doch auch.
grüßle
Ich denke auch da gibt es Mittel und Wege.
Trotzdem ist es nun mal möglich den Tachostand zu manipulieren.Und mal ehrlich. Wer stellt den bei einem Vertragshändler in Frage?
Betrogen wird man mittlerweile überall. Da brauche ich nur auf meine Stromrechnung zu gucken.
Was kann man tun?
Analoge Tachos verbauen, dann sieht man, wie früher, sofort, wenn einer dran gedreht hat.
Nicht nur weil der Schutzlack beschädigt ist, auch, weil die Zahnräder zur Stellung der Zahlen Spiel bekommen.
Zu erkennen daran, das die Zahjlen einen Versatz bekommen und nicht mehr, wie an der Schnur gezogen, in einer Linie stehen.
Stattdessen macht man es seit rund 2 Jahrzehnten Betrügern sehr einfach, Käufer übers Ohr zu hauen..
Stand der Technik, der dem Betrug, seitens der Hersteller, wie der Verkäufer alle Türen und Tore öffnet.
Zum "Glück" gibts auch des Öfteren mal dumme Leute was das angeht.. habe schon einen mit Tachostand um die 150.000 gesehen,... nur blöd, dass der dreher den Aufkleber im Motorraum mit "nächster Ölwechsel bei ~400.000" nicht entfernt hat.
Immer letzten Tüv Bericht zeigen lassen, sofern dieser nicht krach neu ist, kann man dort auch den Kilometerstand einsehen.
Bei Mazda nennt sich das Digitaler Service Nachweis (DSN) und das gibt es seit 2005 aber auch ein paar andere Hersteller machen das inzwischen so.
Nachteil ist dann, dass man den Wagen dann auch immer brav beim Hersteller warten lassen muss.
Ich findes es ok wenn alle meinen sie müssten an den Tachos rumspielen.
Der Kilometerstand spielt eh zwischen eine total untergeordnete Rolle.
Mir ist er zumin. schon seit Jahren völlig egal.
Man kann noch andere Dinge tun um sich zu schützen:
- Neuwagen kaufen
- Bei einem Marken-Autohaus den Gebrauchtwagen kaufen und nicht beim Fähnchen-Händler im Hinterhof
Sorry aber die Aussage ist totaler Humbug. Wer bitte schön prüft bei jedem Gebrauchtwagen, über den Vetragshändler die Richtigkeit des Tachostandes nach ??...genau, die wenigsten.
Sobald der Vertrag unterschrieben das Geld überwiesen, geht dann der u.U. durch zufall entdeckte, manipulierte Tacho, in Rauch auf ...keiner weis was...keiner war es.
was mir nicht klar ist, warum muss man tachos aus wartungsgründen justieren?
geräte und deren verkauf verbieten, hohe strafen für die manipulierer.
Möglich aber nicht praktikabel. Ich kann ja auch heute noch Glühbirnen beliebiger Stärke in Nicht-EU Ländern kaufen. Völlig legal. Also würde es wohl auch mit den Geräten für "Tachojustierung" gehen.
Von Privatkäufen oder Kiesplatz-Fähnchenhändlern würde ich heutzutage immer abraten. Beim Werks-Vetragspartner kauft man immer mit Garantie und der (relativen) Sicherheit bei Zutagetreten eines arglistig verschwiegenen Umstandes wie Tachomanipulation oder verdeckter Unfallschaden, rechtlich Chancen zu haben.
Ganz einfach. Wenn das Kombiinstrument kaputt ist und ein neues verbaut wird wäre es etwas blöd
wenn man da nicht den originalen Kilometerstand eintragen könnte.