Citroën C4 Cactus II 2018 im Test: Fahrbericht, Preise
Der Cactus verliert Stacheln
Im Sommer verabschiedet sich Citroën vom C4. Der Cactus bleibt, fährt aber in neuem Outfit vor. "Airbump"-Fans müssen da stark sein. Wir konnten den Neuen vorab fahren.
Von Michael Specht
Genf - Sein unkonventioneller Auftritt hat ihn stets aus der Masse der Kompaktwagen herausstechen lassen. Genau das sollte der Citroën C4 Cactus auch leisten: die Marke stärken, das Profil schärfen. Unübersehbar waren die dicken Luftpolster an der Flanke, Airbumps genannt. Sie wurden in kürzester Zeit fast ein Markenzeichen von Citroën.
Den Airbumps ist nun ein wenig die Luft ausgegangen. Nach vier Jahren Bauzeit erhält der C4 Cactus zum Frühjahr 2018 die umfangreichste Modellüberarbeitung in der Firmengeschichte. So nennt zumindest Citroën-Chefin Linda Jackson das große Facelift und spricht vom „neuen Cactus“.
Wer alt und neu nebeneinander sieht, muss ihr zustimmen. Aus dem jugendlich-frechen Auto ist ein seriös-vernünftiger Typ geworden. Der Cactus verliert seine Stacheln. Sprich: den weit überwiegenden Teil seiner Airbumps. Nur noch über dem Schweller deuten die Designer drei Plastikblasen an. Aber keine Sorge, der Wagen besitzt immer noch genügend Extravaganz gegenüber anderen Kompakten wie VW Golf oder Renault Mégane.Komplett neue Karosserie
Citroën will künftig zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Der reguläre Kompaktwagen C4 läuft im Sommer aus und wird vorerst nicht ersetzt. Dessen Käufer will Citroën nicht mit zu viel Airbumps und Verspieltheit verschrecken. Auf der anderen Seite soll das überarbeitete Modell die bisherigen Cactus-Liebhaber ansprechen. Citroën wählte also die goldene Mitte und nahm dafür sehr viel Geld in die Hand.
Üblicherweise werden bei einem Facelift nur die Anbauteile und vielleicht die Scheinwerfer geändert. Ans Blech gehende Änderungen ziehen enorme Werkzeugkosten nach sich. Der Citroën C4 Cactus erhielt dennoch eine komplett neue Außenhaut. Behalten hat er nur seine eigenwilligen Proportionen.
Weniger Umbauten gibt es im Innenraum. Die coolen Kofferschlaufengriffe an den Türen blieben, ebenso die hinteren Ausstellfenster. Es fehlt weiterhin – ebenfalls aus Kostengründen – der Spiegel hinter der rechten Sonnenblende. Und mit ein paar Euro hätte man bei Citroën die Türablagen so gestalten können, dass dort aufrecht eine Ein-Liter-Flasche hineinpasst. Oder ein bisschen Hartplastik aus dem Cockpit verbannen können. Hat man nicht.
Neue Federung, neue Sitze
Viel tut sich bei den Sitzen. Sie glichen auch zuvor schon breiten Sesseln und strahlten eine Gemütlichkeit aus, die in dieser Form (und in dieser Preisklasse) kein anderer Autohersteller bietet. Jedoch empfanden viele Kunden das Gestühl als zu weich, vor allem auf längeren Strecken. „Wir haben im Unterbau jetzt eine festere Unterstützung gewählt“, sagt Produktmanager Pierre Yves Couineau, und bezeichnet die neuen Sessel im feschen Marketingdeutsch als „Advanced Comfort Sitze“.
Der Ausdruck „Advanced Comfort“ ziert künftig auch die Federung. Exklusiv stattet Citroën damit nach und nach seine Modelle aus. Als nächstes ist der C5 Aircross Ende des Jahres dran. Die anderen Konzernmarken Peugeot, DS und Opel erhalten das System nicht.
Die „Advanced Comfort Federung“ soll die mit dem C5 in Ruhestand gegangene Hydropneumatik ersetzen - und fast deren Komfort erreichen. Das allerdings mit viel simplerer, günstigerer und weniger wartungsintensiver Technik. Das Prinzip: Zwei hydraulische Anschläge an jedem Stoßdämpfer regeln Druck und Zug. Bei leichter Beanspruchung arbeiten nur Feder und Dämpfer. Wird der Dämpfer stärker gefordert, absorbiert der hydraulische Anschlag überschüssige Kräfte und schwächt die Rückfederung ab.
Leise und gemütlich
Das Ergebnis fühlt sich gut an: Auf unserer ersten Fahrt durch die Alpenregion südlich von Genf überzeugte der C4 Cactus voll und ganz. Ein harmonisch abgestimmtes und gemütliches Auto, weich in Längs-, aber fest genug in Querrichtung. Kleinere Stöße, zum Beispiel von Kanaldeckeln, kommen allerdings bisweilen etwas schroff durch. Man darf eben keinen luftgefederten Mercedes-Maybach-Komfort erwarten.
Als ebenso angenehm erwies sich die 131 PS starke Benzinversion – deutlich mehr Leistung, als es bisher im Cactus gab. Der 1,2-Liter-Dreizylindermotor gibt sich quirlig und nimmt überraschend gut Gas an. Bei 80 oder 100 km/h vergisst man glatt, in den 5. oder 6. Gang zu schalten, so leise geht es im Cactus zu. Zur Modellpflege spendierte Citroën dickeres Glas, neue Türdichtungen, eine Akustik-Windschutzscheibe und mehr Dämmmaterial.Ein Leichtgewicht
Dennoch bleibt der Wagen ein Leichtgewicht. Rund 150 Kilo weniger als die Konkurrenz bringt der Franzose auf die Waage. „Wir haben das klassenbeste Verhältnis zwischen Gewicht, Leistung und Verbrauch“, sagt Couineau. Und das, obwohl der Cactus endlich eine geteilt umlegbare Rückbank erhielt.
Couineau vergleicht den Cactus PureTech 130 mit Ford Focus EcoBoost 125 und Renault Mégane TCe 130: 1.045 Kilo wiegt der Citroën, 1.280 kg der Ford und 1.205 kg der Renault. Da wundert es nicht, dass der C4 Cactus den beiden fast zwei Sekunden bei der Beschleunigung abnimmt und mit 4,8 l/100 km deutlich weniger als der Mégane (5,3 l) verbraucht. Der Ford unterbietet den Franzosen um 0,1 l/100 km, trotz des Mehrgewichts.
Die Markteinführung des neuen Citroën C4 Cactus steht im April 2018 auf dem Plan. Los geht’s dann laut Preisliste ab 17.490 Euro. Das liegt rund 600 Euro unter einem Basis-Golf, aber 900 Euro über dem letzten Einstiegspreis des Vorfacelift-Cactus. Bei VW gibt es dafür 85 PS. Der Citroën C4 Cactus startete vor dem Facelift zuletzt bei 82 PS, künftig bilden 110 PS die Einstiegsmotorisierung. In Frankreich wird der 82-PS-Benziner weiter angeboten, Citroën Deutschland könnte also nachlegen.
In der Automatikversion kostet der Cactus ab 20.640 Euro. Die von uns gefahrene Variante mit 131 PS beginnt bei 20.190 Euro. Den Diesel (99 PS) lassen sich die Franzosen mit mindestens 20.790 Euro bezahlen. Neun Außenlackierungen, fünf Ausstattungsvarianten und vier Styling-Pakete will Citroën für den 4,17 Meter langen Cactus anbieten. Genügend Kombinationen für den Käufer also, sich seinen Wagen individuell herzurichten und ihn dadurch noch ein wenig mehr aus der Masse herausstechen zu lassen als er es ohnehin schon tut.
Technische Daten Citroën C4 Cactus
- Modell: PureTech 130
- Motor: 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner
- Leistung: 131 PS (96 kW) bei 5.500 U/min
- Drehmoment: 230 Nm bei 1.750 U/min
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltung, Frontantrieb
- 0-100 km/h: 9,1 s
- Höchstgeschwindigkeit: 193 km/h
- Verbrauch: 4,8 l/100 km
- CO2: 110 g/km
- Länge: 4,17 m
- Breite: 1,819 m
- Höhe: 1,573 m
- Leergewicht: 1.045 kg
- Kofferraum: 348 bis 1.170 l
- Listenpreis: 20.190 Euro
- Marktstart: April 2018
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Finde den optisch recht gut gelungen und die Preise sind mal ne Ansage. 17490 Euro für den 110 PS Benziner.
Ein massenkompatibler Cactus ohne Airbumps. Auch wenn er auffällig bleibt, sollte Citroen mehr Pepp bieten um die eigenen Modelle von Peugeot und Opel abgrenzen. Halogenscheinwerfer reichen dafür nicht aus.😉
Der C5 wird mit dem dritten Facelift noch in China angeboten.
Gefällt mir gut, ist mal was anderes als Golf!
Endlich mal wieder ein Fahrzeug, wo das Leergewicht zur Fahrzeugklasse paßt.
Auch die Fahrzeugbreite und damit die Stirnfläche sind sehr gering.
"Der Citroën C4 Cactus startete vor dem Facelift bei 82 PS"
Der Vor-Facelift war auch mit 75 PS erhältlich.
Ebenso unrichtig sind die Verbrauchsangaben : Der Focus braucht 5,1 Liter, also 0,3 Liter mehr. Auch mit Start-Stopp-System.
Der Cactus ist der einzige moderne Nicht-Kleinwagen oder Nicht-Hybrid, der bei den sparsamsten Autos auf Spritmonitor gellistet ist - sowohl als Benziner als auch bei den Dieseln:
https://www.spritmonitor.de/de/die_sparsamsten_autos.html
Obwohl der Artikel hier nicht stimmt. Der Wagen ist nicht 1,819m breit, sondern 1,719m. Und das Fahrzeuggewicht ist woanders mit 1.105kg angegeben, nicht 1.045.
Gar nicht mal so schlecht für einen Franzosen. Verstehe aber wirklich nicht, warum man den Spiegel für den Beifahrer weglässt, der wird doch ziemlich häufig von (weiblichen) Beifahrern genutzt...
Ich durfte einen Cactus als Leihwagen in England fahren. Toller Komfort, kräftiger Diesel, umfangreiche Ausstattung. Aber Nachteile: Die hohe Ladekante und die Konzentration von Audio, Navi und Klima auf den Touchscreen. Das hat mich genervt. Doch unterm Strich ein individueller, reizvoller Reisewagen.
Für mich der interessanteste Wagen im Kompaktsegment, ein - wenn auch nicht mehr so ganz anderes - Gesicht in der Menge. Ich freue mich auf die erste Probefahrt, denn Komfort ist mir mittlerweile lieber als Hektik und Härte.
Ich finde das Cockpit fürchterlich...
Alles schön und gut.. aber die Riesenantenne????
Wie bei allen Skodas oder Opel.. unfassbar wie man damit rumfahren kann. ekelhaft.
Schade, dass man die sinnvollen Luftkissen weglässt.
Sie schützen Lack und Türen doch vor diesen Idioten, die der Meinung sind, dass sie ihre Tür mit aller Kraft gegen das danebenstehende Fahrzeug schlagen müssen.
Ansonsten ist es ein opstisch ansprechender Wagen.
Schade auch, dass man auf eine zeitgemäße Beleuchtung verzichtet hat, und vorsintflutliche leuchtschwache Uraltglühlampen mit in den Scheinwerfern verwendet werden, anstatt sparsamer langlebiger zeitgemäßer lichtstarker LED's.
Und die rechte Lüftungsdüse wird immer noch eingespart. Aus Not wird keine Tugend! 😱