Automatisiertes Fahren: Regierung schafft Rechtsgrundlagen
Der Computer darf bald öfter lenken
Alexander Dobrindt macht sich für automatisiertes Fahren stark. Künftig sollen Computer mehr Befugnisse erhalten. Ein entsprechender Entwurf wurde vom Kabinett gebilligt.
Berlin - Die Bundesregierung will den Weg für mehr automatisierte Fahrsysteme auf deutschen Straßen freimachen. Dafür stimmte das Bundeskabinett am Mittwoch einem Entwurf von Verkehrsminister Alexander Dobrindt zu, der rechtliche Grundlagen erweitert.
Bislang bildet in den meisten Ländern das "Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr" die Grundlage für die Straßenverkehrsregeln. In dem 1968 aufgesetzten Vertrag sind automatisierte Fahrsysteme nicht vorgesehen. Kein Wunder, sie waren damals nicht bekannt. Änderungen, die Fahrerassistenzsysteme einschließen, wurden 2014 schon von einer Arbeitsgruppe der UN-Wirtschaftskommission für Europa (UNECE) beschlossen, müssen nun aber noch in nationales Recht gegossen werden.
Nach der Gesetzesänderung dürfen Computer selbstständig zusätzliche Fahraufgaben von Autos übernehmen. Die Systeme müssen aber so gestaltet sein, dass der Fahrer sie übersteuern oder abschalten kann. Darüber hinaus setzt sich das Ministerium für weitergehende Änderungen des internationalen Rechts ein. Dobrindt sagte der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch): "Wir wollen diese Technologie auf die Straße bringen."
Die wichtigsten Fragen zu dem Beschluss:
Worum geht es?
Artikel 8 des Wiener Übereinkommens sieht vor, dass jedes Fahrzeug einen Fahrer haben muss. Fahrerassistenzsysteme tauchen nicht in den Gesetzestexten auf. Künftig jedoch soll der Fahrer einen Teil der Kontrolle abgeben dürfen, wie Juraprofessor Eric Hilgendorf von der Forschungsstelle Robotrecht an der Universität Würzburg erklärt. Dabei wird geregelt sein, dass die Systeme so ausgelegt sein müssen, dass sie immer durch den Fahrer übersteuert werden können.
Was ändert sich dann praktisch?
Bei schon existierenden Fahrerassistenzsystemen wie Park- oder Stauassistenten muss der Fahrer dem System bislang stets signalisieren, dass er noch am Ball ist. Bei den neuesten Fernsteuerungs-Parksystemen wie sie im 7er BMW und bei Daimlers E-Klasse vorkommen, muss der Fahrer beispielsweise immer eine Art Notfallknopf gedrückt halten. Wenn er ihn loslässt, bleibt das Auto abrupt stehen. Diese ununterbrochene Kontrolle könnte künftig wegfallen.
Wie kommt es, dass heute schon autonome Autos in Deutschland fahren?
Das ist nur zu Testzwecken erlaubt. Sowohl Fahrer als auch Fahrzeug müssen bei den zuständigen Regierungspräsidien angemeldet werden. Und der Fahrer darf niemals die Kontrolle komplett abgeben.
Wie ist das in anderen Ländern geregelt?
Die USA haben das Wiener Übereinkommen nie unterschrieben. Die US-Verkehrsbehörde NHTSA hat 2013 Leitlinien für das Testen von autonom fahrenden Autos verabschiedet, die einzelne Bundesstaaten unterschiedlich auslegen. Im US-Bundesstaat Kalifornien wurde im Dezember ein Gesetz verabschiedet, das unter anderem vorsieht, dass immer ein Fahrer mit Führerschein in einem autonomen Fahrzeug sitzen und die Autos ein Lenkrad haben müssen.
Welche Regeln müssen in Deutschland noch geändert werden?
Haftungsfragen sind nach wie vor umstritten, sagt Rechtsexperte Hilgendorf, vor allem für den Fall von Unfällen. Wenn der Fahrer nur noch Passagier sein soll, braucht es weitere Änderungen. "Es sind noch viele Rechtsfragen zu klären, bis die Maschine Autos ohne Fahrer steuern darf", sagt Hilgendorf. Das Bundesverkehrsministerium will sich als nächstes auf internationaler Ebene dafür einsetzen, den Begriff des Fahrers so zu erweitern, dass ihm künftig automatisierte Systeme mit voller Kontrolle über ein Fahrzeug gleichgestellt werden.
Wann ist dann mit autonom fahrenden Autos zu rechnen?
Bei den Autoherstellern geht man davon aus, dass die Technik in den kommenden Jahren Schritt für Schritt die Kontrolle übernehmen wird. Um 2020 rechnet man mit hochautomatisiertem Fahren zum Beispiel auf der Autobahn. Im komplexeren Stadtverkehr dürfte das noch länger dauern. Erst nach 2025 so zumindest die Rechnung des Autozulieferers Continental, wird das Auto komplett die Kontrolle übernehmen.
Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
Vorbei mit der Freude am fahren, wenn es so kommt.
Vorbei mit den vielen Verkehrstoten, wenn es so kommt!
Wann kommt der erste "selbstlenkende" Verkehrsminister? 🙄
Es war noch nie so sicher auf den Straßen wie heute, aber erstmal schön losplärren was Thomas? 🙄
Sicherheit ist kein Totschlagargument. Wenn es danach geht säßen wir nur 24 Stunden zuhause, in jedem raum eine Kamera und ein Mikrofon und wir wären alle sicher!
Es muß sich erst noch zeigen ob es dann wirklich mit den Toten vorbei ist ...
Die Branche liefert in den letzten 10 Jahren eine abartige schlechte Produktqualität ab...es sieht alles nur oberflächlich gut aus.. schön bunt und viele PS...
in der Praxis und auf längere Zeit gesehen sind auch vermeintliche Oberklasse Fahrzeuge nur Billgschrott auf China Niveau...grade bei Elektronik und Software sind mehr oder weniger krasse Probleme an der Tagesordnung... und noch kann kein Computer in kritischen Situationen entscheiden ob es in einer Notsituation besser wäre ein Kind umzufahren oder doch besser in den Graben
Solange es Steuerketten und Abgasskandale gibt kann ich mich noch nicht dazu durchringen, bei Tempo 160 auf dem Rücksitz zu sitzen und den Rechne fahren zu lassen... es handelt sich um das Billigprodukt Auto und nicht um professionell redundante Technik wie in eiem Flugzeug
Ich kann mich noch nicht mal entspannen und dem Abstandsregeltempomat vertrauen.
Sitze da völlig panisch im Auto während das Ding von alleine gas gibt und bremst.
Nein danke
Warum, du wirst doch in deiner Mobilität nicht eingeschränkt. Nichts mit 24h zuhause - und 3500 Verkehrstote mehr oder weniger spielen schon eine große Rolle.
Erstens stehen die Systementwicklung erst am Anfang, zweitens: wann gibts schon mal Unfälle wegen technischen Versagens? Der größte Versager ist der Mensch.
Das stimmt, egal ob im Flugverkehr, bei der Bahn oder im Straßenverkehr, zu 95 % ist der aktuell Lenkende Schuld und bei den restlichen 5 % ein Mensch, der vorher irgendwann mal einen Fehler gemacht hat, sodass es zu einem Unfall kommt.
Andererseits, die 3.500 Toten in Deutschland sind so verschwindend wenige, dass ein Mehr an Sicherheit durch den Autopiloten kein echtes Argument sein kann.
Aktuell ist es noch nicht mal möglich, so simple Dinge wie genormte Geschwindigkeitsschilder fehlerfrei zu erkennen und im Navi richtig einzublenden. Wie will dann ein Autopilot erkennen, dass gerade eine Wanderbaustelle auf der BAB aufgebaut wurde und nur noch 60 gelten, besonders wenn gerade im rechten Moment ein LKW die Sicht auf das Schild verdeckt und nur ein guter Fahrer kurz im Augenwinkel die Zahl erheischen kann?
Da müssen die Verkehrsschilder schon ihre Infos per WiFi an die Autos übermitteln und ob das kostengünstig ist, glaube ich weniger.
Warten wir einfach mal ab, bis es echte Autopiloten im Flugzeug gibt (Start und Landung inkl.) und irgendwann im vergleichsweise simplen Schienenverkehr. Wenn das reibungslos klappt, kann man über ähnliches in LKWs und PKWs nachdenken. Aktuell kann man zwar schon recht gut teilautonom fahren, aber ein wirklich harmonisch rundes Fahren ist das noch lange nicht.
Das ist das Problem, was viele nicht verstehen wollen. Bin ein absoluter Verfechter von selbstständigem Fahren (wobei die heutigen bis zur Extase gedämmten Autos auch nichts mehr von Fahrgefühl spüren lassen) und auch gegen Tempolimits. Aber man muss differnzieren können. Ich bin überzeugt, dass autonomes Fahren eine Menge Stau vermeiden könnte, da es den Verkehr vergleichmäßigt und den Stauverursacher Bremsen begrenzt. Das gleiche gilt für das Phänomen, dass alle links fahren. Dann würde der PC meinem Vordermann vlt sagen: "Das Fahrzeug hinter Ihnen strebt an, 200km/h zu fahren. Nutzen Sie die Lücke vor Ihnen, Ihr Hintermann ist in 4,36 sec. an Ihnen vorbei."
Ja, man wird sie dann "Computertote" nennen ....
Solange in der Zukunft nicht verboten wird auch selbst das Fahrzeug zu steuern, ohne dass exorbitante Versicherungsprämien fällig werden, ist es mir schnuppe.
Außerdem, sollen Fahrradfahrer, Fußgänger und Tiere auch automatisiert werden? Vorbei mit den vielen Verkehrstoten? Eher nicht.
Auch stelle ich mir die Situation recht interessant vor, wenn ich zu einem Ziel fahren möchte, von dem ich nur ungefähr weiß wo es liegt. Darf ich dann über google earth und einem riesen tablet das Ziel suchen und dem Autopiloten mitteilen?
Ich möchte nicht alles gesteuert bekommen. Ich bin ein Mensch, der aktiv und geforderrt sein möchte und nicht auf dem Abstellgeleis landen. Dann kann man sich von seinem Auto ja in einen drive in fahren und von einem Roboter bedienen lassen.
Das wird dann aber eine sehr, sehr seltene Spezies sein...
selbstdenkend wäre ja schon mal ein Anfang...