VW Golf 7 Facelift (2017): Erste Fahrt, Details
Der Einsfünfer soll es richten
Während des Diesel-Skandals spricht VW am liebsten über Benzin: Das Golf Facelift bekommt einen neuen Volumen-Otto-Motor mit 150 PS. Erste Fahrt im Golf 1.5 TSI.
Palma de Mallorca – Ein paar Diesel hat VW zum Golf-Termin mitgebracht. Die Motoren bleiben wichtig: 2016 waren 40 Prozent aller verkauften VW Golf TDIs. Doch in Zeiten des Dieselgate liegt der Schwerpunkt (jetzt) auf Benzinern und (später) auf alternativen Antrieben. Die Diesel laufen unverändert weiter.
Komplett neu ordnet VW die Benzin-Palette im Golf. Bisher war der 1,0-Liter-Dreizylinder nur der teure Sparmotor im „Blue Motion“-Modell. Mit der Modellpflege ersetzt er mit 85 und 110 PS die 1,2-Liter-Vierzylinder. Noch wichtiger: Im gelifteten Golf 7 setzt VW neue 1,5-Liter-Turbobenziner mit 130 und 150 PS ein. Sie werden die neuen Volumenmotoren.
Die 130-PS-Variante startet später im Spritsparmodell. Bei unserer ersten Fahrt mit einem Prototyp machte der Motor einen guten, komfortablen Eindruck. Den bestätigt die leistungsstärkere Version: Der 150-PSler zieht den Golf kräftiger, aber ähnlich unspektakulär. Die Kraft fließt angenehmer im Vergleich zum Vorgänger mit 1,4 Litern Hubraum (1.4 TSI). VW verspricht eine reale Verbrauchsreduzierung für die Praxis. Besonders dann, wenn man die Leistung nutzt.
Neue Schürzen, LED-Lampen optional
Abgesehen von den Benzinmotoren ändert sich wenig am Golf. Er bekommt neue Schürzen vorn und hinten, optional LED-Lampen statt Xenon-Scheinwerfer. Ausstattungslinien und viele Preise bleiben gleich, am Fahrwerk ändert sich nur die Abstimmung. Der Navi-Monitor wächst auf bis zu neun Zoll Diagonale und verliert alle Knöpfe. Eine haptische Rückmeldung am Display gibt es nicht. Bedient wird über Berührungen und Gesten.
Eine nette Spielerei, aber selten hilfreich. Vieles lässt sich einfacher an den Tasten des Lenkrads einstellen. Den fehlenden Lautstärke-Drehregler vermissen wir. Dafür nutzt VW das große Display gut aus und stellt mehrere Funktionen gleichzeitig dar – zum Beispiel Navigation, Musik und Telefon. Optional stehen diese Informationen gut sichtbar im digitalen Tacho. Den übernimmt der Golf von Passat und Tiguan.
Daher kommen auch neue elektronische Helfer. Ein Anhänger-Assistent rangiert das Gespann aus Golf und Anhänger selbstständig rückwärts. Ein Notfallassistent bremst, wenn der Fahrer nicht auf Warnhinweise reagiert. Abstandstempomat und Spurhaltehelfer steuern den Golf teilautonom bis 60 km/h durch den Stau. Das System muss eine Hand am Lenkrad spüren, denn die Verantwortung bleibt beim Fahrer. Gut: Die Position innerhalb der Spur bestimmt der Golffahrer, nicht der Vorausfahrende. Andere Varianten wehren sich gegen die Bildung einer Rettungsgasse.
Sport nur beim GTI
Das Fahrverhalten ändert sich zum Facelift nicht. Der Golf fährt weiter leise, komfortabel und sicher. Sport gibt es nur beim GTI, kleinere Modelle federn sanft über Unebenheiten. In flotten Kurven stützt sich die Hinterachse gut nach außen ab und hält das Auto gerade. Gegen Aufpreis schraubt VW wieder verstellbare Dämpfer ins Chassis.
Die Unterschiede zwischen den Modi „Comfort“ und „Sport“ sind deutlich spürbar. Sie machen den Golf aber nicht zu Sportler oder Sänfte, nur etwas straffer oder weicher. In der Lenkung fehlt Widerstand, sie arbeitet sehr leichtgängig.
Selbst bei den neuen Motoren gibt sich VW Mühe, alle Überraschungen zu vermeiden. Das Update soll vor allem an der Tankstelle auffallen. VW reduziert die Reibung und erhöht den Einspritzdruck. Im Prüfzyklus ergibt das beim 1,5er mit 150 PS einen schmalen Verbrauchsvorteil von 0,2 Litern gegenüber dem Vorgänger.
6,2 Liter Verbrauch auf der Testfahrt
Das macht einen NEFZ-Verbrauch von 4,9 Liter pro 100 Kilometer. Auf unserer Testfahrt spritzte der 150-PS-Benziner durchschnittlich 6,2 Liter in die Brennräume. Derzeit steht noch der Vorgänger mit 1,4 Litern Hubraum in der Preisliste. Bei Beschleunigung und Geschwindigkeit unterscheiden sich die beiden fast nicht. Der Neue arbeitet jedoch harmonischer. Er startet im März 2017.
Der schwächere 1,5er soll den Verbrauch um weitere 0,3 Liter senken. In ihm arbeitet ein Turbolader mit variabler Turbinengeometrie (VTG). Diese Technik kombiniert sonst nur Porsche mit Benzinmotoren. Zudem läuft der Motor im sogenannten „Miller-Zyklus“. Ein optimierter Verdichtungstakt sorgt für günstige Drücke im Brennraum und kühlere Abgase. Bei Vollgas muss nicht durch zusätzliches Benzin gekühlt werden. Als „Blue Motion“ bekommt er eine bessere Aerodynamik und Leichtlaufreifen. VW führt ihn im Sommer 2017 ein.
Schon in der modernisierten Variante zu haben ist der Golf GTI. Er wird zum Facelift 10 PS stärker. Er behält seinen Rabauken-Charakter mit Karo-Sitzen und Golfball-Schaltknauf. Später folgt die neue Performance-Version mit 245 PS, mechanischem Sperrdifferenzial und großen Bremsen. In beiden Fällen arbeitet ein 2,0-Liter-Turbobenziner unter der Haube.
Bald startet zudem der überarbeitete E-Golf mit 300 Kilometern NEFZ-Reichweite und etwas mehr Kraft. Nur den Plug-in-Hybrid behandelt VW ähnlich wie die Diesel. Bei ihm ändert sich auch nichts.
Technische Daten VW Golf 1.5 TSI
- Motor: 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner
- Leistung: 150 PS (110 kW) bei 5.000 bis 6.000 U/min
- Drehmoment: 250 Nm bei 1.500 bis 3.500 U/min
- Getriebe: Sechsgang-Handschaltung (Siebengang-Doppelkupplung)
- 0-100 km/h: 8,3 s
- Höchstgeschwindigkeit: 216 km/h
- Verbrauch: 5,0 (4,9) l/100 km
- CO2: 114 (112) g/km
- Länge: 4,26 m
- Breite: 1,80 m
- Höhe: 1,49 m
- Radstand: 2,62 m
- Leergewicht: 1.294 (1.317) kg
- Kofferraum: 380 bis 1.270 l
- Marktstart: März 2017
Guter Bericht, aber leider nur sehr wenig zum Fahreindruck mit dem 1,5er. 80-120 würde mich auch mal interessieren. 0-100 ist minimal schlechter ggü. dem 1,4er (8,3 statt 8,2 s.). Fällt der 1,4er raus, wenn der 1,5er da ist? Wann kommt der 245 PS-GTI? Was bedeutet "Der Neue arbeitet jedoch harmonischer"? Weniger Turboloch? Die 250 Nm liegen ja nun auch erst bei 1500 U. an, wie beim 1,4er. Spricht der Turbo beim 1,5er schneller an?
j.
Und wie siehts mit dem Ölverbrauch aus?! 🙄 😆
Wie sieht es denn bei den Golf 7,5 Benzin-Modellen mit einem Partikelfilter aus? Der nächste Polo soll ihn ja serienmäßig haben und da die Feinstaub-Emissionen der Benziner garantiert die nächste Sau sind, die die Öko-Stalinisten durch die Städte jagen, wäre das ja mal interessant!
@SerialChilla
Nur der BlueMotion mit 130 PS soll im Millerzyklus laufen.
Nächstes Jahr kommt der Golf VIII. Wie will VW jetzt noch das Facelift komplett umstellen. Noch sind Altlasten wie das 6-Gang-DSG bestellbar. Ein Facelift scheint bei VW für einen Zeitraum zu stehen.
Jepp, die 1,4er TSI fliegen der Reihe nach raus.
Im Prüfzyklus wird mit Vollgas gefahren?
Der TGI ist im Rahmen des Facelifts entfallen?
Nein, ist schon bestellbar.
Würde mich auch interessieren.
Offizielle Informationen von VW habe ich bis jetzt keine dazu gelesen, es hieß aber in einer Fachzeitschrift mal, er käme Mitte 2017 bei allen TSI, meine Vermutung wäre daher zum Modelljahr 2018, das bei VW in der Regel ab KW22 bestellbar ist.
Schade, dass sich VW nicht mehr zu einem Benziner mit normaler Leistung und Allradantrieb durchringen kann, wie es bis zum Golf 5 noch lieferbar war. Gerade in der momentanen Diskussion will sicher nicht jeder einen Diesel, zumal der DPF bei Kurzstrecken Probleme machen kann und gerade in den Bergregionen wo die meisten 4motion gekauft werden es auch Temperaturen geben kann, bei denen ein Diesel nicht mehr zuverlässig startet.
Hi Nebelluchte,
Du hast Recht. Ich hatte im Kopf, dass die sich vor allem durch den VTG-Lader unterscheiden. Ist im Text geändert - besten Dank!
Den Starttermin des Partikelfilters reiche ich nach.
Gruß, Constantin
Das scheiss Navi könnte endlich mal etwas weiter nach oben wandern...
Mich nervt das schon extrem das in unserem Firmen Caddy das Navi so weit unten sitzt.. Wäre unser Mutterkonzern nicht VW, hät ich mich schon längst für einen anderen Transporter eingesetzt... Aber naja.
So kann ich halt zu dem Auto nichts gutes oder nix schlechtes sagen, ist halt ein Golf. Emotionslos wie immer. 😆
Es wird darin von einer "Veränderung der Fahrwerksabstimmung" geprochen.
Dies ist für mich neu.
Ist dies nur beim regelbaren Fahrwerk gegeben?
Gibt es dazu weitere Infos?