Le Mans: Das Unglücksrennen von 1955
Der folgenschwerste Unfall der Motorsportgeschichte
Vor 60 Jahren ereignete sich das größte Unglück der Motorsportgeschichte. Nach einem Unfall beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans starben 84 Menschen. Auslöser war ein verhängnisvolles Überholmanöver.
Le Mans - Noch Stunden nach dem folgenschwersten Unfall der Motorsportgeschichte schossen die Flammen aus dem zerstörten Mercedes von Pierre Levegh. Die Haupttribüne des 24-Stunden-Rennens von Le Mans bot ein Bild unfassbaren Grauens an diesem 11. Juni 1955. 84 Tote zählten die Helfer am Ende, unter ihnen Levegh. Verletzte irrten durch das Chaos, während die Fahrer auf der Strecke ihre halsbrecherische Vollgas-Jagd einfach fortsetzten. "Es war eine Tragödie, bei der auf unglückliche Weise viele Faktoren zur selben Zeit zusammenkamen", sagte der damalige Mercedes-Pilot Stirling Moss.
Mike Hawthorn löst den Crash aus
60 Jahre später werden bei der 83. Auflage des Le-Mans-Spektakels an diesem Wochenende eine Reihe von Veranstaltungen an die Katastrophe erinnern. In den Akten sind die verhängnisvollen Ereignisse als unvermeidbarer Rennunfall archiviert, ein Gerichtsverfahren hat es nie gegeben. Klar indes scheint, dass die völlig unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen und ein hochriskanter Fahrfehler des Briten Mike Hawthorn Auslöser des Todesdramas waren.
Um 18.26 Uhr, es lief die 35. Runde, kämpften Jaguar-Pilot Hawthorn und der Argentinier Juan Manuel Fangio im Mercedes heftig um die Spitze. Hawthorn wollte auf dem Weg zum dringend notwendigen Tankstopp unbedingt vorn bleiben und überholte kurz vor der Box noch den bereits überrundeten Lance Macklin im Austin Healey, scherte aber zu früh wieder ein. Weil Macklins Bremsen zu schwach waren, musste er ausweichen. "Wäre Mike vom Gas gegangen und hinter Macklin geblieben, wäre nichts passiert", erklärte Beobachter Moss.
Wrackteile flogen in die Zuschauerreihen
Von hinten rauschten nämlich der ebenfalls überrundete Levegh und Fangio in ihren Silberpfeilen heran. Levegh krachte ins Heck von Macklins Austin, der Mercedes hob ab und prallte auf den niedrigen Erdwall, der den einzigen Schutz für die Zuschauer darstellte. Wrackteile flogen in die Menge, der Tank explodierte. "Erst ein Feuerball. Und dann war es wie beim Dominospiel. Die Menschen sind reihenweise umgefallen", sagte Augenzeuge Daniel Oudin in einer TV-Dokumentation von 2010.
300.000 Menschen drängelten sich damals am Streckenrand. Vor der Haupttribüne standen die Zuschauer eng beieinander auf Kisten und Trittleitern, zum Teil nur durch Strohballen von der Piste getrennt. Die Sicherheit auf dem Circuit de la Sarthe war seit den 1920er Jahren nicht mehr verbessert worden, obwohl die Autos inzwischen im Schnitt mit 200 km/h über den Kurs rasten. "Als ich den Kopf hob, stand niemand mehr. Alles war wie weggefegt", beschrieb Augenzeuge Roland Jamin die Szenerie nach dem Unfall.
Das Rennen wird trotz Unfall nicht gestoppt
Doch das Rennen läuft weiter. Stundenlang wird bei Mercedes über einen Rückzug diskutiert, ehe Rennleiter Alfred Neubauer schließlich die zu diesem Zeitpunkt führenden Silberpfeile als Zeichen des Respekts vor den Toten anhalten lässt. Hawthorn aber fährt weiter - und gewinnt das Rennen gemeinsam mit seinem Landsmann Ivor Bueb. Bilder zeigen Hawthorn nach der Siegerehrung bei einem lächelnden Schluck aus der Schampuspulle. Eine Schuld an dem Unfall hat der spätere Formel-1-Weltmeister nie eingeräumt.
Als Folge des Unfalls werden Motorsport-Veranstaltungen in mehreren Ländern untersagt, in der Schweiz gilt bis heute das Verbot für Rundstreckenrennen. An vielen Strecken wird die Sicherheit verbessert. Zum Saisonende steigt Mercedes aus dem Motorsport aus. Der Beschluss allerdings war schon vor der Le-Mans-Tragödie gefallen, die Kosten für die Raserei waren dem Unternehmen zu hoch.
Der legendäre Fangio, der die Tragödie aus kurzer Distanz mitangesehen hatte, kehrte nie wieder nach Le Mans zurück. Sein Stallrivale Levegh hatte ihn kurz vor seinem Tod noch mit einem Handzeichen gewarnt. "Er war mein Lebensretter", meinte Fangio noch viele Jahre später.
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So hat er seinen Sieg in 1955 gefeiert, nachdem seine Handlung zum Tot von 84 Menschen führte..... https://stevemckelvie.files.wordpress.com/2011/06/scan0161.jpg
Das er mit 30 Jahren an einem Landstraßenbaum endete während eines illegalen Rennen passt dazu...
Man muss vielleicht dazuschreiben, dass es nach dem zweiten Weltkrieg die erste Teilnahme für Mercedes an diesem Rennen war. Der Brite Hawthorn fuhr für Jaguar und wollte den Deutschen unbedingt eines auswischen. Daher fuhr er auch wie ein Berserker, ohne Rücksicht auf Verluste.
Am Ende hat er seinen Sieg gefeiert. Angeblich wusste er nichts von all den Toten, obwohl die Boxenanlage direkt gegenüber war, und mit Sicherheit jedes Team informiert wurde.
Die Rennleitung hat das Rennen übrigens nicht abgebrochen, weil man eine Massenpanik befürchtet hat - zumindest war das die offizielle Version.
Auf Youtube gibt es dazu auch ein Video. Entsetzlich, was da passiert ist.
Den Fahrern mache ich keine Vorwürfe, weil es damals notwendig war, als Draufgänger volles Rohr zu fahren. Sicherheit stand eher weiter hinten.
Ich schon. Rennen fahren hat auch etwas mit Rücksicht zu tun. Natürlich sind das alles Egoisten im Feld. Alle wollen erster werden, oder zumindest eine möglichst gute Platzierung erreichen. Allerdings nicht um jeden Preis. Es gibt diverse "Gentlemens aggreements" - also Regeln, die nicht auf dem Papier stehen. Bspw. ist es unter Rennfahrern verpönt mehr als einmal die Seite zu wechseln (Schlangenlinien) um die Leute hinter sich zu halten.
Man lässt den anderen Fahrern auch noch "Luft zum Atmen", d.h. man drängt sie nicht absichtlich ab. Das gelingt manchmal nicht, zugegeben.
Vielleicht war es unter den damaligen "Haudegen" noch anders. Viele haben die Schrecken des Krieges miterlebt, und sich ein abenteuerliches Hobby gesucht. Auch das Fahren selbst war viel gefährlicher als heute. Die Sicherheitseinrichtungen auf der Strecke sowie von den Autos war mangelhaft. Rennfahrer starben wie die Fliegen.
Zumindest kann man ihm vorwerfen, dass er den Unfall verursacht hat, und anschließend den Sieg feierte wie ein Champion. Unter anderem Umständen hätte ich es ihm gegönnt, aber nach so einer Tragödie verbietet es schon der Anstand...
das scheint nicht all zu viel später gewesen zu sein. werden sicher nicht wenige gewesen sein denen das runterging wie Öl.
Daumen hoch für den Kleingeist der nach dem gewonnen (!) 2. Weltkrieg trotzdem auf Biegen und Brechen gegen "Deutschland" gewinnen muss.
schließe mich außerdem Ascender zu 100% an.
Nö die haben doch bereits 1952 in Le Mans gewonnen.
http://www.les24heures.fr/.../phoca_thumb_l_24hdumans1952-0001.jpg
Man kan das Kleingeist nennen. Aber ich kann mir vorstellen, ein Engländer , so kurz nach dem Krieg , hatte kein gutes Gefühl bei einem deutschen. Glücklich ist dat heute ganz anderes.
So viel anders ist das heutzutage gar nicht. In ganz vielen Ländern sind wir immer noch Nazis. Besonders wenn man sich kritisch gegenüber einem anderen Land äußert oder Deutschland nicht genug zahlt. Teilweise aber auch einfach nur durch Unwissenheit, wie ich am eigenen Leib erfahren durfte, während eines USA Aufenthaltes vor ca. 2 Jahren. Auch wird sicherlich vereinzelt eine ordentliche Portion Neid dabei sein, aber dennoch sind wir Deutschen für viele im Rest der Welt auch nach über 70 Jahren weiterhin Nazis.
Toll geschrieben!
Das ist eigentlich das Gegenteil von meinen Erfahrungen, und ich bin jetzt schon etwas rumgekommen in der Welt.
Im englischsprachichen Raum wurde ich immer offen empfangen. In Amerika ist es so, dass die Leute aus verschiedenen Bildungsschichten und Ethnien stammen, und bis zur High School lernen die nichts außer den USA kennen. Auf dem College sieht das wieder anders aus.
Die Briten sind ein aufgeschlossenes Völkchen. Natürlich gibt es - hier wie dort - nationalistische Sichtweisen. Einen Neo-Nazi dürfte man sicher auch nicht fragen ob er einen Spanier toll findet.
Genauso gibt es Leute, die eben auch Deutsche nicht mögen - überall auf der Welt.
So kurz nach dem Krieg war das sicher anders, aber wer nimmt es ihnen übel? Der Krieg hat Hass auf beiden Seiten erzeugt.
Es fing mit der Luftschlacht um England (bei der englische Städte bombardiert wurden!!!) an, ging über die V-1 und V-2 und gipfelte schließlich im Bombardement mit anschließendem Feuersturm von Dresden.
Im spanischsprachigen Raum wiederrum sind die Deutschen äußerst beliebt und auch willkommen. Genauso wie in vielen der arabischen und asiatischen Ländern - dort vielleicht sogar etwas mehr. Die Leute haben von den Gräueltaten der Nazis evtl. noch nie was gehört (war in Arabien häufiger der Fall), und meinen das ernst, wenn sie behaupten "Schade, dass euer Führer tot ist." Das irritiert viele Deutsche, ist aber häufig nicht so gemeint, weil der Bildungshintergrund fehlt. Häufig wird auch der Kampf gegen die imperialistischen Briten als Grund für die Beliebtheit der Deutschen genannt, denn aufgrund des riesigen Empires waren die Briten fast überall auf der Welt Besatzer und haben sich dadurch bei den indogenen Völkern unbeliebt gemacht.
Als Grieche kann ich versichern, dass die wenigsten dort die Deutschen als Nazis betrachten. Wie hier auch gibt es dort radikale Pressestimmen, und natürlich genauso Rechte wie Linke. Wenn ein Nazivergleich auftaucht sind die Deutschen (zurecht) empört, aber man darf das nicht so eng sehen. In vielen Teilen der Welt ist der Nazivergleich bei weitem nicht so schlimm gemeint, häufig auch weil das Thema dort nicht so behandelt wird wie hier - etwa mit einer Mischung aus Schamgefühl, Hass und Unverständnis.
Natürlich gibt es dann aber auch hier die Presse, welche die Stimmung der deutschen Bevölkerung einfängt und daraus versucht mehr Auflagen zu verkaufen - etwa indem man sich über diesen Nazivergleich echauffiert.
Die politische Situation ist in Griechenland nicht einfach. Stellt euch vor die Linkspartei würde mit der NPD eine Regierungskoalition eingehen, und stellt euch vor was da für Leute drin sitzen.
Das waren übrigens die einzigen Parteien, die einen Schuldenschnitt gefordert haben - und wie es aussieht sind es die einzigen, die damit recht hatten.
Es ist einfach den Zeigefinger zu erheben. In Deutschland würde es im Falle einer Staatspleite drunter und drübergehen. Nichts anderes ist im Vorfeld der Machtergreifung der NSDAP passiert. Im Vorfeld gab es eine Wirtschaftskrise und auf den Straßen haben sich Kommunisten und Nazis gegenseitig bekämpft.
Die Meinung im eigenen Lande ist jedoch folgendermaßen: In Deutschland wird viel diskutiert - sehr gerne sogar, ohne das etwas passiert. Hier achten viele auf Einzelheiten, und man verstrickt sich viel zu leicht. Es geht nurnoch um politische Korrektheit und man will alles perfekt machen. Wer Fehler macht, der wird direkt auf das Abstellgleis versetzt. Dabei ist Irren menschlich. Und vielleicht hat man deshalb den Eindruck, dass man selbst als Deutscher im Ausland unbeliebt ist. Ich weiß es nicht.
Sorry für Offtopic. Ich wollte das nicht so stehen lassen.