Audi A4 Avant G-Tron (2017): Erste Fahrt im Erdgas-Kombi
Der Fünf-Kilo-Audi
Erdgas hat Zukunft, sagt Audi: CNG-Autos sollen langfristig den CO2-Ausstoß senken. Es ist nicht der erste Versuch, aber jetzt soll es klappen. Erste Fahrt im Audi A4 G-Tron.
München – Gaskraftstoffe haben Fans, aber nicht viele. 2016 wurden in Deutschland nur 3.240 Erdgas-Pkw neu zugelassen. Im Vergleich zu 1,5 Millionen Dieseln und 1,7 Millionen Benzinern kaum nennenswert. Sogar Elektroautos verkauften sich deutlich besser (11.410). Trotzdem hofft Audi auf den CNG-Kraftstoff, denn mit ihm lässt sich viel CO2 einsparen.
Im Sommer 2017 startet der A4 in einer Erdgas-Variante. Ein paar Monate verspätet: Audi hatte den A4 G-Tron ursprünglich für Ende 2016 angekündigt. Bald soll er beim Händler und an der Tankstelle etwa so viel kosten wie ein vergleichbarer Diesel. Erdgas-Motoren stoßen aber generell viel weniger Stickoxide und Rußpartikel aus als Selbstzünder.
Audi A4 G-Tron: Erdgas in der Mittelklasse
Genug Argumente, um Motor und Chassis des A4 umzubauen. Audi installiert vier Gasflaschen im Kombi-Heck. Sie nehmen den gesamten Platz rund um die (ehemalige) Reserveradmulde ein und erhöhen den Kofferraumboden um 3,5 Zentimeter. Dadurch sinkt das Ladevolumen von 505 auf 415 Liter – etwas mehr als A3-Sportback-Niveau (380 Liter).Im Motorraum arbeitet der 2,0-Liter-Turbobenziner aus dem A4 Ultra (190 PS, 320 Nm). Für den Einsatz mit Erdgas verstärkt Audi einige Teile im Zylinderkopf und erhöht die Verdichtung, drosselt aber die Leistung: Im A4 G-Tron leistet der Vierzylinder nur noch 170 PS und 270 Newtonmeter Drehmoment.
Die Drosselung nimmt dem Motor Temperament. Der Gas-A4 beschleunigt ungefähr so wie der Basis-Benziner mit 150 PS. Gleichmäßig mag er lieber als zügig. Etwas mehr Gas lässt die optionale S-Tronic deutlich später schalten. Trotzdem liefert er genug Leistung, um den großen Kombi angemessen zu ziehen. Erst ab Tempo 180 müht er sich spürbar ab.
Audi gibt einen Normverbrauch von 3,8 Kilogramm CNG pro 100 Kilometer an. Auf unserer Testfahrt rund um München zeigte der Bordcomputer einen Durchschnitt von 5 Kilogramm an. Die kosten derzeit ungefähr 5,50 Euro. Ein vergleichbarer Diesel hätte das bei gleicher Fahrweise nicht günstiger geschafft.
Audi E-Gas: Weniger CO2 mit synthetischem Erdgas
Der Motor des Audi A4 G-Tron startet und fährt in erster Linie mit Erdgas. Benzin verbrennt er trotzdem noch: Ein Tank mit 25 Litern Inhalt speichert Sprit für Kaltstarts im Winter und leere CNG-Tanks. Die Flaschen im Heck fassen maximal 19 Kilogramm Gas. Mit etwa 900 CNG-Tankstellen und einem löchrigen Netz in Deutschland ist etwas Reserve eine gute Idee.Das soll sich bald bessern. Der VW-Konzern will den Kraftstoff unterstützen und gemeinsam mit Tankstellenbetreibern das Netz ausbauen. Bis 2025 soll es deutschlandweit 2.000 Erdgas-Säulen geben.
Viel Aufwand für einen Nischen-Kraftstoff. Der bietet allerdings wichtige Möglichkeiten. Durch den hohen Energiegehalt sinkt der CO2-Ausstoß gegenüber Benzin um drei bis fünf Prozent. Zudem lässt sich CNG synthetisch herstellen. Bei der Produktion wird so viel CO2 gebunden, wie das Auto später ausstößt.
Audi stellt künstliches Erdgas in einer Anlage im Emsland her. Dort entsteht über regenerativen Strom zunächst Wasserstoff. Ein benachbartes Biogaskraftwerk liefert CO2. Beide Stoffe reagieren zu Methan, dem Hauptbestandteil von Erdgas. Audi speist das eigene „E-Gas“ in das Gasnetz ein. Es kommt also nur statistisch gesehen im G-Tron-Tank an – ähnlich wie der Ökostrom an der eigenen Glühbirne.
Große Investitionen und Tanks aus Kunststoff
Soll Erdgas doch noch eine Chance am Markt bekommen, muss viel passieren. Ein dichteres Tankstellennetz ist ein Anfang. Außerdem würde eine große Auswahl an Fahrzeugen helfen. Insgesamt kündigt der VW-Konzern eine CNG-Offensive an. Und befindet sich damit auf dem Markt relativ allein. Audi bietet seit 2013 den A3 Sportback G-Tron an (ab 26.950 Euro). 2017 startet neben dem Erdgas-A4 (ab 40.300 Euro) der A5 Sportback G-Tron (ab 40.800 Euro).Tanks aus Kunststoff sollen Vertrauen schaffen: Audi baut die Gasflaschen aus Polyamiden, CFK und GFK. Eine Glasfaser-Schicht zeigt durch Risse an, wenn die Oberfläche der Tanks beschädigt ist. Rost ist kein Thema mehr. Ein Vorfall wie der geborstene Tank eines VW Touran (September 2016) darf sich nicht wiederholen. Damals stellten die Tankstellenbetreiber vorübergehend den Verkauf von Erdgas ein.
Gut 77.000 CNG-Fahrzeuge waren Anfang 2017 in Deutschland zugelassen, immerhin gut doppelt so viele wie Elektroautos. Knapp 450.000 zugelassene LPG-Fahrzeuge zeigen: Ein Markt für Gasautos ist durchaus vorhanden. Von dem profitieren aber zuerst die Umrüster. Verglichen mit rund 30 Millionen Benzinern und 15 Millionen Diesel-Pkw besitzen aber all diese Technologien einen starken Nischen-Faktor.
Audi A4 Avant G-Tron: Technische Daten
- Motor: 2,0-l-Vierzylinder-Turbobenziner, bivalent (Benzin und Erdgas)
- Leistung: 170 PS (125 kW)
- Drehmoment: 270 Nm
- Getriebe: Sechsgang-Handschalter oder Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe S-Tronic
- 0-100 km/h: 8,5 s
- Höchstgeschwindigkeit: 223 km/h
- Verbrauch: 3,8 kg Erdgas bzw. 5,6 l Benzin pro 100 km (NEFZ)
- Testverbrauch: 5,0 kg CNG/100 km
- Länge: 4,725 m
- Breite: 1,842 m (mit Außenspiegeln: 2,022 m)
- Höhe: 1,435 m
- Radstand: 2,820 m
- Kofferraum: 415 l
- Basispreis Audi A4 Avant G-Tron: ca. 40.300 Euro
Der Audi SQ5 bekommt keine sichtbaren Auspuffrohre (nur Blenden), aber einem 170 PS A4 werden 2 dicke Rohre spendiert.
Interessant.
Erdgas braucht kein Schwein, wenn Gas, dann eine flüssig einspritzende LPG-Anlage, das ist das einzig Wahre.
MfG
mopedgoeger
Wer will denn auch solch ein Blenden schei.... kaufen.
Mich wundert schon sehr das Audi noch auf Gas setzt, da scheint es wohl genug Nachfrage zu geben, wenn ich es mir auch nicht ganz vorstellen kann. So haben sie aber wenigstens eine Klasse mehr, bis sich der Elektromarkt durchgesetzt hat.
Nur Zukunft wird beides nicht haben.
Gefällt mir, sowohl bzgl. "E-Gas"-Konzept (wenn das auch einige Effizienznachteile bzgl. der mehrfachen Umwandlung hat) als Brückentechnologie, als auch das Fahrzeug an sich. Schön, dass sich Audi durchgerungen hat den A4 g-tron zu bringen - die Alternative zum Diesel. Lange sah es danach aus, dass es nur beim A3 g-tron bleibt. Positiv: Die schönen Endrohre. 😉
Einzig der graue Sitzbezug ist gar nicht mein Fall...komische Farbwahl für einen Pressewagen.
Ich bin absolut überzeugt von Erdgas. Es ist günstig (noch), vergleichsweise sauber und für den Gelegenheitsautofahrer absolut perfekt.
Seit ca. 6 Jahren fahren wir einen Caddy Ecofuel und das angeblich so "maue" und löchrige Erdgastankstellennetz ist mir noch nie wirklich aufgefallen. Klar, man sollte eine solche Tanke in der Nähe haben, aber gerade bei größeren Fahrten hatten wir noch nie Probleme.
Ein bisschen Planung sollte man zwar vorher in die Route reinstecken, aber das macht eher Spaß als dass es nervt. Zur Not hat man ja noch den Not-Benzintank.
Gut finde ich auch, dass Audi den Benzintank nicht komplett dringelassen hat wie VW es mit den TGI-Modellen gemacht hat.
Entweder, ich will Erdgas fahren, und das dann auch mit angemessener Reichweite (~500km), oder ich fahre Benzin. Wenn man wirklich den Benzintank ausnutzen möchte, war es das mit dem Preisvorteil von Erdgas.
Umso besser finde ich, dass Audi diesen Trend nicht mitgeht, aber dennoch die Möglichkeit bietet, bivalent unterwegs zu sein für den Notfall. Allerdings hätten es 15 oder 20 Liter auch gereicht.
Auch die 170PS werden vollkommen ausreichen. Für Leute, die es gerne schneller mögen mag das wenig sein, aber im Vergleich zu den 109PS des Caddys ist das doch durchaus eine Ansage, und der Caddy ist auch vollkommen ausreichend motorisiert.
Ich freue mich jedenfalls, dass Audi diese Technologie weiter anbietet und hoffe, sie kommt auch noch in andere Fahrzeuge.
Nicht interessant - idiotisch.
Das ist eine saubere Sache, ich hoffe dass Audi mit der CNG Technologie weiter macht und diese auf breitere Füße stellt, denn das Konzept macht wirklich Sinn. Die Verbrennung ist sauberer als bei Benzin und Diesel und effizient scheint es auch noch zu sein.
Ich würde allerdings, wenn das technisch möglich ist, ganz auf den Benzintank verzichten und das Fahrzeug monovalent betreiben. Das sollte auch etwas mehr Platz für die Gastanks schaffen. Weiterhin würde ich das Fahrzeug mit CVT Getriebe ausstatten, was den Eigenheiten des Antriebs sehr entgegen kommen dürfte.
...gut, dass die Leute nicht wissen, wie das bei der Gasförderung hierzulande so "abgeht"...
Wohl bekomm´s... 🙄
https://www.ndr.de/.../...Tricks-der-Oel-und-Gaskonzerne,doku1074.html
Aber jetzt wissen sie es! 😆
...und wer dann noch nicht genug hat... 😉
http://www.genuk-ev.de/Fernsehen-video.html
Effizient ist die Verbrennung nicht. Dafür bräuchte es Motoren mit hoher Verdichtung wie sie die Japaner haben. Der 2.0 aus dem A4 G tron hat auch nur etwas mehr Leistung als der 1.4 TFSI Benziner mit 150 PS und 250 Nm.
Kein Reserverad, weniger Laderaum. Der Durchbruch wird ausbleiben. VW wird Anteile an einem Gasversorger haben oder indirekt profitieren. Der Mehrwert für den Kunden ist gering.
@MT
Das Kofferraumvolumen ist unter dem Artikel mit 515 Liter angegeben.
Die Verbrennung ist schon effizient.
VW hatte damals die Saugmotoren im Caddy höher verdichtet.
Gut wäre der Weg von Iveco. Einfach gesagt einen Dieselmotor mit Zündkerzen ausgerüstet.
Mahle hatte auch mal einen kleinen 1,2l Versuchsmotor für Erdgas optimiert. Da war die Einsparung auch größer als bei den jetzt gebauten Zwitter Motoren.
Die niedrigere Verdichtung ist eine direkte Folge der Turboaufladung. Honda setzt CNG auch in mehreren aktuellen Modellen ein, bisher allerdings nicht in Deutschland.
Einfach nur lächerlich. Völlig am Markt vorbei entwickelt. Keine Sau will Erdgas haben.
2.000 Tankstellen bis 2025. Wow, in den nächsten acht Jahren ein Drittel dessen, was es vor 10 Jahren schon an LPG-infrastruktur gab.
Und was immer wieder verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass Erdgas beinahe sowas wie eine deutsche Insellösung ist. LPG gibt es dagegen in einigen Ländern um uns herum. Selbst von Palermo bis zum Nordkapp kommt man problemlos mit LPG.
Hauptsache das Öko-Image aufpolieren. Oder lassen sich Erdgasautos besser für den Prüfstand optimieren...
Ich finde den Erdgas-A4 klasse. Die Treibstoffkosten mit Erdgas sind wirklich extrem niedrig und der Umgang mit dem Kraftstoff ist auch völlig problemlos. Die nominell 19kg Erdgas in den Tanks werden praktisch häufig deutlich überschritten, da viele Zapfsäulen mit reichlich Druck arbeiten.
Früher bin ich viel mit einem (kurzen) Erdgas-Caddy gefahren. Statt der nominell 26kg habe ich regelmäßig 30-32kg in die Tanks bekommen, also deutlich mehr. Das alleine sind nochmal 100km Extrareichweite, mit denen so erstmal niemand rechnet.
Find ich klasse, dass jetzt endlich mal frischer Wind in diese leider vernachlässigte, umweltfreundliche Alternative kommt. Es kann außerdem nicht schaden, wenn gewisse Erdölproduzenten geringere Einnahmen haben. Wenn das Tankstellennetz ausgebaut wird, werden sich sicher neue Kunden dafür finden.