PSA Peugeot Citroën im Griff der Krise
Der Kampf des französischen Löwen
PSA Peugeot Citroën, Europas zweitgrößter Autohersteller, blickt in ein düsteres 2013. Wie will sich der 200 000 Mitarbeiter starke Familienbetrieb sanieren?
Paris - PSA Peugeot Citroën, das ist einer dieser Konzerne, wie es sie nur noch selten gibt. Ein globalisierter Familienbetrieb. Im 16-köpfigen Aufsichtsrat stößt man vier Mal auf den Nachnamen Peugeot, einmal auf den Nachnamen Michelin. Ein weiterer Peugeot sitzt im Management.
PSA ist auch einer dieser Konzerne, wie es sie vielleicht bald gar nicht mehr gibt. Denn die Peugeot-Familie muss derzeit harte Entscheidungen treffen. PSA, bislang zweitgrößter Autohersteller Europas, leidet an der europäischen Absatzkrise. In Spanien und Italien verlor der Konzern ein Drittel seines Umsatzes. Da, wo noch Autos verkauft werden, kämpfen die Hersteller mit einer margenfressenden Rabattschlacht. Hier wird mitunter mehr Geld verbrannt als verdient.Im Jahr 2011 schrumpfte der PSA-Absatz zehn Mal stärker als der europäische Markt. 2012 erwartet der Konzern einen Verlust von 200 Millionen Euro – pro Monat.
Abwrackprämie nur ein Strohfeuer
Die europäische Autokrise könnte mit PSA ihr prominentestes Opfer finden. In Europa wurden in Folge der Bankenkrise seit 2007 drei Millionen Fahrzeuge weniger verkauft. So viele Autos, wie sonst zehn Autowerke bauen. Die von vielen Staaten ausgelobten Abwrackprämien sorgten nur für ein Strohfeuer bei den strukturell geschwächten Volkswirtschaften. Gegen die Massenarbeitslosigkeit in Frankreich, Spanien, Irland oder Portugal half der Geldregen nicht. Der Absatz brach in den Folgejahren noch stärker ein.
Ein weiterer Tiefschlag: Peugeot verkaufte bis 2011 jährlich 450 000 unmontierte Fahrzeuge in den Iran. Wegen des EU-Handelsembargos fällt dieses Geschäft komplett weg.
Streichliste: 8000 Jobs und ein Werk
Langsam wird die Kasse klamm. PSA musste bereits Teile des Tafelsilbers veräußern: Die Pariser Firmenzentrale (245,5 Millionen Euro), den Firmenjet, zuletzt 75 Prozent der Logistik-Tochter Gefco (800 Millionen Euro). Gleichzeitig kündigte der Konzern an, das Werk in Aulnay-sous-Bois zu schließen. Das Werksgelände, verkehrsgünstig zwischen Paris und dem Flughafen Charles de Gaulle gelegen, lässt sich gewinnbringend vermieten oder verkaufen.Ursprünglich wollte PSA nur 3200 Stellen bis 2012 abbauen, jetzt sollen weitere 8000 Arbeitsplätze folgen, von insgesamt 97 000 allein in Frankreich.
Mit den harten Schnitten hofft der Familienbetrieb, wieder wettbewerbsfähig in Frankreich produzieren zu können. 3000 Mitarbeiter sind in Aulnay betroffen und entsprechend aufgebracht reagierten sie mit wütenden Streiks auf die angekündigte Schließung. Die Proteste gipfelten in der Geiselnahme des Personalchefs von Aulnay im Oktober 2012.
Kein Geld für die Produktoffensive
PSA steht nah am Abgrund, aber der Konzern steht dort nicht allein. Auf den ersten Blick teilen die defizitären Hersteller Opel, Ford Europa und Fiat das PSA-Schicksal. Doch wo Ford und Opel in neue Modelle investieren, halten sich PSA und Fiat zurück. Sie haben schlicht kein Geld, um neue Modelle auf den Weg zu bringen.
Darum konzentriert sich PSA vorläufig auf drei strategische Schwerpunkte. Erstens: Die Dieselhybrid-Technologie. Hier ist PSA Vorreiter. Zweitens: Die Vermarktung günstiger Stufenheck-Limousinen in Schwellenmärkten auf bestehenden Plattformen und ohne Entwicklungsaufwand.Drittens: In China das Premium-Segment erobern. Zukünftige Citroën DS-Modelle orientieren sich stark am chinesischen Geschmack. Das Design entsteht bereits vor Ort. Eventuell wird DS in China sogar als eigene Marke etabliert.
Ob PSA so ausreichend für die Zukunft gewappnet ist? Das Geld für Forschung und Entwicklung ist knapp. Zwar denken die EU und der französische Staat über Fördergelder für umweltfreundliche Antriebe nach. Doch im laufenden Geschäft hilft das wenig. Für den Konzern wird es zunehmend schwierig, sich neues Kapital am Finanzmarkt zu beschaffen. Die Banken kämpfen mit ihren eigenen Problemen.
Die Banque PSA braucht dringend Geld, um das Geschäft mit den Autofinanzierungen aufrechtzuerhalten. Zuletzt verhandelte die Auto-Bank mit der französischen Regierung über eine Bürgschaft von sieben Milliarden Euro.
Allianz mit General Motors
Zur geplanten strategischen Allianz mit General Motors urteilte Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer: „ Zwei Kranke machen noch keinen Gesunden“. Beide Seiten versprechen sich hohe Einsparungen bei Einkauf, Entwicklung und Logistik. Mittelfristig sollen es jeweils zwei Milliarden US-Dollar pro Jahr sein.Schon fürchten deutsche und französische Gewerkschafter durch eine Zusammenlegung der Produktion um weitere Arbeitsplätze. Es wäre die logische Konsequenz aus gemeinsam entwickelten Fahrzeugen auf gemeinsamen Plattformen.
PSA fehlt der Partner
Warum die Situation für PSA so viel bedrohlicher ist? Weil der französische Konzern keinen Partner hat. Opel hat GM, Ford die große US-Mutter, Renault hat Nissan und Fiat Chrysler. Nur PSA hat niemanden, der den Fall bremsen kann.
Wenn die EU-Staaten ihre Arbeitsmarktkrise nicht überwinden, hilft alles Sparen nichts. Dann wird der Konzern weiter Arbeitslose statt Autos produzieren müssen, um überleben zu können.
2013 wird ein weiteres, schweres Jahr für die Autohersteller. Immer noch werden 3 Millionen Fahrzeuge zu viel gebaut. Es ist unwahrscheinlich, dass es bei der Schließung von Genk, Aulnay und Bochum bleibt. Zum Vergleich: Die US-Autoindustrie schloss zwischen 2007 und 2011 insgesamt 48 Produktionsstätten und entließ zehntausende Arbeiter.
Nordkoreanische Ökonomie in Frankreich?
GM, Chrysler und Ford verdienen heute wieder Geld. Doch der Abbau so vieler Arbeitsplätze in Europa ist umstritten. Das gilt besonders für das traditionell arbeiterbewegte Frankreich. Bernhard Tapie, eine Art französischer Gunter Sachs, attestierte dem Minister für Reindustrialisierung Arnaud Montebourg jüngst eine „nordkoreanische Idee von Ökonomie“.
Montebourg drohte dem indischen Stahlkonzern Mittal mit der Verstaatlichung eines Stahlwerks in Lothringen und wollte die Milliardenbürgschaft für PSA an die Rücknahme der Schließung von Aulnay knüpfen.Diese Idee scheiterte am Veto von Präsident François Hollande. Im Land kommt Montebourgs radikaler Denkansatz trotzdem gut an. So fehlt der „Grande Nation“ auch das Verständnis für die zahnlosen Politiker im Nachbarland: „Berlin erlaubt Opel, Bochum zu schließen“, wundert sich die wirtschaftsliberale Zeitung „Les Echos“. So etwas können sich Franzosen nur schwer vorstellen.
Quelle: MOTOR-TALK
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Da kann man sehen, wie man es nicht machen sollte:
Nur wechselgeilen Billigkäufern hinterherhecheln und somit kein Geld mehr für die Entwicklungen der Zukunft haben.
Ich hoffe, alle "treuen" Käufer haben ihren günstigen Einkauf genossen - der nächste ist wahrscheinlich ein Hyundai und dann mal sehen wer danach mit den tollsten Rabatten bis unter den Herstellungspreis lockt!
Frankreich ist ein gewerkschaftsverseuchtes Land. Dort ist kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Die Fahrzeuge kauft schlicht niemand mehr, da ist die logische Konsequenz ein Drosseln der Produktion - und das kostet Arbeitsplätze. Aber wie ich die Franzosen kenne wird gestreikt, subventioniert und der tote Patient weiterhin beatmet. Bis am Ende nicht nur ein Teil der Arbeitsplätze entfällt, sondern alle. Natürlich werden sämtliche Wohltaten mit deutschen Steuermilliarden finanziert.
PSA geht zu Recht pleite. Die Qualität ist seit langem mit das Mieseste, was es zu kaufen gibt, das Styling einfach nur noch geschmacklos und lächerlich. Das einzig Positive war vielleicht, dass sie den Partikelfilter eingeführt haben. Soll doch der französische Staat diesen überflüssigen Hersteller "retten", was nicht funktionieren wird.
Hyundai/Kia ist einer der profitabelsten Großserienhersteller der Welt.
Wechseln sich hierbei an der Spitze regelmäßig mit BMW ab.
Hier wird nichts unter Herstellkosten verkauft, ganz im Gegenteil.
Der Diesel-Hybrid kam leider zu spät und war dann auch von der technischen Umsetzung her nicht nur zu teuer sondern auch unzureichend durchdacht.
Sascha
Hallo,
das mit der mittlerweile sehr miesen Qualität kann ich nur bestätigen.
Mein Vater kaufte vor 3 Monaten einen Citroen Berlingo. Das war zu der Zeit der günstigste Kastenwagen mit Platz für einen Rollstuhl und einen Rollator (für meine Mutti).
Er gab seinen bisher heißgeliebten Golf Plus in Zahlung und erwarb diesen Berlingo.
Mittlerweile steht der Berlingo zum 5. mal in der Werke wegen Mängeln. Er hat ihn schon am 2. Tag nach Auslieferung zum Händler zurückgebracht (Motor lief im Notprogramm nach nichtmal 50km). Danach kamen andere Sachen (Tachoausfall, Klimaausfall) jetzt aktuell steht er wegen miserabler Bremsen in der Werke. Da wird jetzt bei einer Tacholeistung von nicht mal 1.200km die komplette Bremsanlage getauscht (bei einem Neuwagen😤)!
Wenn das der Stand der Technik von Citroen/Peugeot ist, sehe ich auch schwarz.
Mfg
Andi
PS: mein Vater bekam den Wagen von Anfang an rd. 4.000€ unter Listenpreis angeboten (Neuwagen, kein EU-Import). Dann kamen noch die Inzahlungnahme des GolfPlus dazu (Wert lt. Dekra 5.000€, vom Händler bekam er 6.500€). Das heißt , unterm Strich hat er statt 17.000€ Listenpreis nur 6.500€ bezahlt. Da konnten die anderen Mitbewerber (Fiat, Dacia, Renault, Opel) nicht mithalten.
Und vor allem: wo außer in Europa können sie den verkaufen? Warum hat man nicht schon vor Jahren versucht, in den USA Fuß zu fassen?
Von der technischen Zuverlässigkeit her konnten wir uns nie über Peugeot beschweren - ganz im Gegenteil.
Bis zu unserem letzten Peugeot einen 406 2.0 Benziner (verkauft mit 150.000 km) hatten wir ausser den üblichen Dingen wie Bremsen, Kupplung ausser 1 defekten Servoschlauch nie Probleme.
Eventuell war es einfach nur Glück. 😜
Was er für das Geld bekommen hat, kann man ja eindrucksvoll ablesen. Dabei ist bekannt, dass der Berlingo nicht gerade ein Dauerläufer ist. Abgesehen davon hat er zwar 6.500 Euro bezahlt aber die 6.500 für den Golf sollten berücksichtigt werden (die man ja beim Privatverkauf auch erlöst hätte). Für 13.000 Euro gibt es Alternativen.
Der Hybrid4 von PSA ist zurzeit die beste Hybridtechnik aus europäischer Konstruktion, da überzeugt auch kein Jetta Hybrid.
Den Diesel wird PSA durch einen Benzinmotor ersetzen, um den Hybrid4 in China verkaufen zu können.
Ansonsten ist PSA technisch schon gut aufgestellt, Stop/Start Automatik der 2.Generation, neue sparsame 3-Zyl. MotorenFamilie, top Dieselmotoren, effiziente Automatikgetriebe, etc.
Die Qualtität passt auch, das sind viele andere auch nicht besser.
Gruß
Listenpreis waren 17.000€!
Und der GolfPlus war um 1.500€ zu teuer bezahlt. Zeig mir mal einen Händler, der über Schwacke-Einkauf bezahlt! Dieser Händler hat den Golf später für 5.500€ im Verkauf ausgepreist!
Selbst wenn er die Differenz von Citroen bezahlt bekäme, zeigt das doch die Probleme bei Citroen auf.
-für 1.500€ zuviel eingekauft
-für 4.000€ unter Liste das neue Modell (kein Sondermodell, kein EU-Importwagen) abgegeben.
Ich wollte damit nur aufzeigen, das der Kunde finanziell gut mit Citroen klarkommt. Aber für die Firma Citroen ist das doch ein Zuschußgeschäft. Und das kann auf Dauer nicht gutgehen.
Die Preise für Fiat Doblo, Opel Combo, Dacia Lodgy oder Renault Kangoo waren ungefähr gleich (bei ungefähr gleicher Ausstattung->Diesel mit mittlerer Ausstattung).
Aber diese Rabatte von Citroen konnte unterm Strich sonst keiner bieten. Einzig Fiat kam ungefähr heran (wobei mein Stammkundenrabatt mit drin war). Aber Mutti wollte keinen Fiat, (sieht aus wie ein Handwerkerauto😱😕😕. Wie sieht den der Berlingo aus?)!
Sie haben also viel Geld gespart. Aber jetzt haben sie den Ärger mit dem "schönen" (Aussage meiner Mama) Wagen. Wird zwar alles auf Garantie erledigt, aber von 3 Monaten nur die Hälfte mit dem Auto fahren, sonst ein Leihwagen (Citroen C3) ist auch nicht das Wahre.
Wenn Citroen dies bei allen Kunden so macht, und die Qualität weiter so mies ist, gibt es keine Rettung mehr für diesen Konzern.
Mfg
Andi
extrem objektiver beitrag, insbesondere mit hinblick auf dein statement, dass wortmeldungen zum thema design beim golf nur gemotze waeren. 🙄
gruesse vom doc
Zunächst einmal gibt es genug Händler, die über Schwacke bezahlen. Vorallem in Ballungszentren, das letzte Angebot waren 6.000 Euro über Liste für den Alten beim Kauf eines neuen Renault Laguna. Aber diese Diskussion führt zu weit, denn wenn ich die Gesamtkosten betrachte, kann sogar Leasing günstiger sein (aktuell: 99 Euro für nen Lodgy 1.6 MPI, Klima etc. / ohne Anzahlung / 60 Monate / 50tkm) - da habe ich dann für 5 Jahre Nutzung 6.000 Euro bezahlt - und muss mich nicht um den Verkauf kümmern.
Ich glaube übrigens nicht, dass Citroen drauf zahlt - aber ich kenne den Berlingo aus dem Bekanntenkreis und würde dringend eine Garantieverlängerung abschliessen. Ich mag den Wagen übrigens, denn mir gefallen diese Kastenwagen, aber wenn er nach 5.000 km schon klappert wie ein 300tkm Japaner hört der Spass irgendwo auf. Zumal der Berlingo ja schon eine Weile gebaut wird!
Ich hoffe jedenfalls die Jungs kriegen das hin - und denk an die Garantieverlängerung😉
wenn bei volkswagen reihenweise nach 50TKM motoren krepieren, dann ist es zufall, wenn irgendein franzmann ab werk neudefekt ist, beweis fuer durchweg schlechte produktqualitaet - brillante logik.
gruesse vom doc
PSA hatte in den späten 80'er und 90er Jahren sehr gute Autos, z.B.: 205, 309, 405, 605, 206, 306, 406 die auch von den Kunden gut angenommen wurden. Ab 2000 bzw. mit der Einführung des 407 und 307 ging es in der Qualität und im Design steil Berg ab. Ich besitze zwei Peugeots (206, 205 Roland Garros Cabrio), und bin als Student 5 Jahre lang einen 306 gefahren und hatte nie wirklich Probleme, klar mal war ein Traggelenk zu tauschen oder ähnliches, aber das ist bei anderen Fahrzeugen auch so.
Mein Vater hat sich 2008 den „alten“ Citroen C5 gekauft, mit diesem hat Probleme, Parksensor defekt, nach knapp 50 000km ging die Hydraulikpumpe für das Fahrwerk ein, dass darf nicht sein.
Wenn ich dann einmal den Nachfolger für meinen 206 suche, und die PSA Fahrzuge verbessern sich nicht und erreichen den Stand von Technik und Design den sie einmal hatten, werde ich mich wohl von Peugeot verabschieden, mein Roland Garros Cabrio natürlich ausgenommen.