Citroën C5 Tourer XTR: Alltagstest, Daten, Preis
Der letzte Citroën mit Hydropneumatik
Nachspielzeit für den letzten Citroën mit Hydropneumatik: Sehr bald sind C5 und die legendäre Federung Geschichte. Zeit für ein Farewell: So fährt man heute im C5 Kombi.
Berlin - Dass die legendäre Hydropneumatik-Federung beim französischen Hersteller Citroën vor ihrem Ende steht, ist ein offenes Geheimnis. Aber kein Grund zum Jammern. Denn noch gibt es sie, und zwar im Mittelklassemodell Citroën C5. Das befindet sich mittlerweile im zehnten Produktionsjahr. „2017 wird uns der C5 noch begleiten“, sagte Citroëns neuer Deutschlandchef Wolfgang Schlimme Ende 2016 vor Journalisten.
Das ist nicht mehr ganz aktuell. Im Mai 2017 endete die Produktion, jetzt gibt es nur noch Lagerfahrzeuge. Letzte Chance also auf einen neuen Citroën mit Hydropneumatik. Wie aber schlägt sich das angegraute Mittelklassemodell im Alltagstest?
Abmessungen und Karosserie: Angestaubte Eleganz
Ein bisschen Zeitreise ist meistens dabei, wenn ein Modell so lange gebaut wird. Französischer Präsident war 2008, noch relativ frisch, Nicolas Sarkozy. Hit des Jahres in Deutschland: „So soll es bleiben“ von Ich + Ich. Der Citroën C5 war mit 4,83 Metern Außenlänge für den Tourer kein kurzer, aber auch kein besonders großer Mittelklassekombi. Größer als ein Audi A4 Avant B8, aber doch deutlich kürzer als der ebenfalls 2008 gestartete Opel Insignia Sports Tourer (4,91 m).
An der Funktionalität des C5 Tourer als Kombi gibt es nichts zu meckern. Der Laderaum (533 l) ist gut nutz- und erweiterbar. Maximal passen 1.490 Liter ins Heck, die Ladefläche ist eben.
Vermutlich ist der C5 mit seinem unauffälligen Design noch nicht alt genug, um Nostalgie zu wecken. Direkt frisch wirkt die Optik in jedem Fall nicht, trotz modischer Felgen. Elegant aber durchaus, mit der gestreckten Nase, dem langen vorderen Überhang und ordentlich viel Chrom. Am Heck des Testwagens sollen Blenden einen Doppelauspuff simulieren, nach vorn strahlen mitlenkende Bi-Xenon-Scheinwerfer. Die kosten in der Basis 1.190 Euro Aufpreis, in höheren Ausstattungen sind sie Serie.Innenraum: Hartplastik an Alcantara und Velours
So langsam fragen wir uns, wo es nun ist, das legendäre Citroën-Feeling. Das verschrobene, schräge eben. Vielleicht da: Wir plumpsen auf die bequemen, elektrischen Ledersessel mit Massagefunktion. Strecken die Beine aus – ganz schön viel Platz hier, mangels einer völlig übertrieben großen Mittelkonsole. Die kamen erst ein paar Jahre später in Mode.
Schon irgendwie retro, dieses Cockpit. Hartplastik, heute verpönt wie Rauchen in Restaurants, hat damals in Frankreich noch niemanden gestört. Schon gar nicht, wenn drum herum so viel Edles steckt wie in diesem C5: Unser Testwagen kommt mit üppigem Alcantara-Himmel, viel Leder am Armaturenbrett und dickem Velours unter den Füßen. Das hat etwas von rollendem Salon und wirkt richtig edel.
Als avantgardistisches Extra hält der C5 eine feststehende Lenkradnabe bereit. Neue Technik-Features, die über die Jahre ins Auto einzogen, haben darauf eine ganze Menge Knöpfe hinterlassen.
Überhaupt: Citroën hat versucht, das Auto up to date zu halten. Neue Screens in alte Slots zu bauen, neue Software auf alte Hardware zu laden. Das wirkt mitunter bemüht, wenn die Navi-Software von Cactus oder 308 auf einem winzigen Display läuft. Und auch mal witzig nostalgisch, wie die Digitaluhr-Optik der Klimasteuerung.
Infotainment: Ja, irgendwie
Bei Infotainment und Assistenten wirkt der Citroën C5 an vielen Stellen wie eine alte Villa, an die immer mal ein Erker oder eine Speisekammer angebaut wurde. Beispiel Parkassistent: Per Radar kann der C5 ermitteln, ob er in eine Parklücke passt – hineinlenken muss der Fahrer dann aber selbst. Das Infotainment selbst bietet leidlich aktuellen Standard, allerdings auf besagtem winzigen Screen – und kaum Konnektivität. Immerhin: Eine Freisprechanlage gibt es, Digitalradio ebenfalls. Aber das Navi arbeitet mit dem veralteten TMC-Standard.
Antrieb: Großer Franzosen-Diesel
Was haben Motoren mit Echsen gemeinsam? Sie waren mal größer in ihrer Geschichte. Mit 2,0 Litern Hubraum geht PSAs 2,0-l-Diesel mit 180 PS heute als großer französischer Diesel durch. Die Konkurrenz von Renault bietet im Talisman nicht so viel Hubraum an. Der PSA-Motor überzeugt vor allem als souveräne Langstreckenmotorisierung.
Auf der Bahn gleitet der Citroën C5 mit all der gelassenen Nonchalance dahin, die unserer Meinung nach einen großen Franzosen auszeichnen sollte. Zwischensprints stressen ihn nicht, deutsche Vertreterlimousinen verjagen ihn nicht ohne weiteres von der linken Spur.
Dabei notieren wir einen Autobahnverbrauch von rund 5,5 l/100 km, für 180 PS und gut 1,7 Tonnen Gewicht ein erstaunlich niedriger Wert. In der Stadt fremdelt das Schiff deutlich mehr, hier können es auch schon mal an die neun Liter werden.
Fahrwerk: Die letzte Hydropneumatik
Ein Grund für den niedrigen Autobahnverbrauch ist die Hydropneumatik, die Citroën heute „Hydractiv III“ nennt. Sie senkt ab 100 km/h die Karosserie ab. Das verbessert die Aerodynamik. Die Federung ist das Alleinstellungsmerkmal des C5, und wird mit ihm wohl zu einem Stück Automobilgeschichte. Für die Zukunft arbeitet PSA an Federungen, die kompakter sind, weniger kompliziert aufgebaut und weniger Gewicht ins Auto bringen.
1953 baute Citroën die Hydropneumatik erstmals in ein Serienmodell, als Hinterachsfederung im Traction Avant. Das Prinzip: Eine Pumpe reguliert den Stand der Flüssigkeit im am Rad befestigten Hydraulikzylinder. Die Federung erfolgt in mit Stickstoff gefüllten Federkugeln mittels einer Membran. Damit schwebten große (und kleinere) Citroën seit damals nicht nur über Kopfsteinpflaster, als wär’s Asphalt.
Die Technik ermöglicht auch das hydraulische Aufbocken des Fahrzeugs, zum Reifenwechsel oder gleicht bei Beladung das Niveau aus. Mit dieser Federung können Autos theoretisch auch auf drei Rädern fahren – was Charles de Gaulle bei einem Anschlag einmal das Leben gerettet haben soll.
Fahrverhalten: Schweben und gleiten
So revolutionär diese Technik vor fast 65 Jahren war: Man kann sich damit auch heute noch wohlfühlen. Muss aber zugleich eingestehen, dass moderne Stahl- oder Luftfederfahrwerke dagegen längst keine Rumpelkisten mehr sind.
Das entkoppelte Schweben des C5 Tourer sorgt für ein weitgehend rückmeldungsfreies Fahren auf der Autobahn. Rückmeldung, die man auf den schlechten Straßen in der Stadt teilweise durchaus gebrauchen könnte. Kurioserweise bietet Citroën im C5 einen „Sportmodus“, was zu diesem Auto passt wie Kaffeesahne zu Espresso – und den Fokus der Hydraulik kaum merklich von Komfort zu Straßenlage verschiebt. Dann neigt das Auto bei Bodenwellen zu etwas mehr Zittern.Ähnlich rückmeldungsfrei arbeitet die Lenkung, die auch kaum Rückstellkräfte aufbaut. Das Anpeilen der Spur beim Abbiegen gleicht mit diesen beiden „Entkopplern“ dem Anlegen mit einer Segelyacht an einem Tretboot-Steg. Präzision geht wirklich anders. Außerdem machen der große Wendekreis und der lange Überhang vorne das Rangieren auf engem Raum zum Blindflug. Andererseits: welches Mittelklassemodell vermittelt sonst noch dieses Segelyacht-Feeling?
Ausstattung/Preis: Nur noch Muster ohne Wert
Das Angebot an bestellbaren C5-Varianten hat Citroën in den letzten Jahren immer mehr eingedampft. Aktuell bieten die Franzosen das Modell als Kombi oder Limousine an, mit 150- oder 180-PS-Dieselmotor. Hinzu kommen die umfassend ausgestattete XTR-Variante und der etwas offroadige „Cross Tourer“.
Unser Testwagen C5 Tourer XTR 180 kostet auf dem Papier mindestens 43.300 Euro. Hinzu kommen eine Metalliclackierung, 19-Zoll-Felgen und das Sicherheitspaket für 890 Euro – macht 45.505 Euro. Ganz schön teuer. Wer sich bei mobile.de umschaut, stellt allerdings schnell fest, dass die Listenpreise des angegrauten C5 längst Muster ohne Wert sind.
Citroën C5 auf mobile.de
Neue C5 Kombis mit 180 PS und XTR-Ausstattung bieten Händler ab etwa 29.000 Euro an, wer bis 5.000 Kilometer Laufleistung akzeptiert, kann noch einige Tausender sparen. Wem 150 PS reichen, der bekommt Hydropneumatik-Kombis schon ab rund 23.000 Euro. Also rund 10.000 Euro unter Listenpreis, etwas Flexibilität bei Lackfarbe und Abholort vorausgesetzt. Denn das Angebot ist überschaubar, aktuell (März 2017) werden deutschlandweit ganze 35 Neuwagen oder Tageszulassungen angeboten.
Fazit: Einer wie keiner
Wir sind wirklich gespannt, wie Citroën in den kommenden Jahren seine Mittel- und Oberklassetradition weiterführen will. Die Hydropneumatik-Federung zieht eine direkte Linie durch die Modellgeschichte der Marke, vom späten Traction Avant 1953 bis eben zu diesem Auto (auch wenn eher der längst eingestellte C6 dessen direkter, letzter Nachfolger war).
Die Linie wird mit dem C5 enden, und allein das macht ihn zu einem Klassiker in spe – wenn auch nicht automatisch zu einem lohnenden Investment. Wer einen großen, verschrobenen Franzosen fahren will, einen echten Salon-Langstreckenläufer mit Sänften-Feeling und luxuriöser Ausstattung, wird jedenfalls nur noch wenige echte Alternativen am Neuwagenmarkt finden – und profitiert beim C5 von atemberaubenden Rabatten. Wer einfach nur eine funktionierende Mittelklasse sucht, wird woanders vermutlich glücklicher. Denn sein Alter kann dieser C5 nicht verleugnen.
Technische Daten: Citroën C5 Tourer XTR 180
- Motor: 2,0-l-Vierzylinder-Diesel
- Leistung: 180 PS (133 kW)
- Drehmoment: 400 Nm b. 2.000 U/min
- Getriebe: Sechsgang Automatik
- 0-100 km/h: 9,7 s
- Höchstgeschwindigkeit: 219 km/h
- Verbrauch: 4,4 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 114 g/km
- Länge: 4,83 m
- Breite: 1,86 m
- Höhe: 1,47 m – 1,51 m
- Radstand: 2,82 m
- Leergewicht: 1.730 kg
- Kofferraum: 533 l
- Basispreis Citroën C5: 36.050 Euro (Kombi: 37.450 Euro)
- Basispreis dieser Variante: 43.300 Euro
- Testwagenpreis: 45.050 Euro
80 Tasten weniger auf dem Lenkrad hätten es ein können.
Ansonsten könnte ich mir durchaus vorstellen so einen zu fahren. Auch wenns ein Franzose ist 😊
paßt schon, darauf sollten die jungen französichen f1-nachwuchspiloten lernen. hat wohl nix gebracht. 😆
insgesamt eine optisch gefällige erscheinung, zumindest für meinen geschmack.
nix, was da grob aus dem rahmen fällt, aber daher auch a bissi langweilig.
also passend für audi/vw klientel, welche aber NIENIENIE freiwillig ihren "das auto" gegen einen franzosen (wo kämen wir denn da hin?!) tauschen würden.
Ich habe schon viele Autos im Leben probiert, sei es auf langen oder kurzen Ausfahrten.
Der C5 ist einfach ein fantastischer Wagen (mit V6 Diesel). Das einzige komfortable und unaufgeregte Fahrzeug unter 80.000€ Listenpreis.
Ich zähle im Golf auch 18 Knöpfe am Lenkrad. bzw 19 wenn ich die Hupe mitzähle. 😉
Hier sind es etwa 20 - aber 2mal die Hupe
(Bin aber nicht ganz sicher, was hier wirklich alles ein Knopf ist)
Liegt wohl einfach an der Grösse und Verteilung der Tasten.
Gab genug Leute, die Citroen nur wegen der Hydropneumatik gekauft haben - ich befürchte, nicht alle Verprellten greifen zu einem DS-Modell.
Ein Nachbar von mir fährt das Modell (BJ 2013), und er hat ständig irgendwelchen Elektronikärger, dazu säuft der Motor Öl, der Service ist ebenfalls ausbaufähig. Und dennoch hätte er wieder einen gekauft - der guten Federung wegen.
Warum auch alle 3 Jahre ein "Facelift" raus hauen? Ein gutes Auto kann auch einen langen Produktlebenszyklus haben. Das spricht nicht gegen, sondern für das Fahrzeug. 😊
Man merkt eben, dass sich kaum noch ein Kunde für technische Details so sehr begeistern lässt, dass er sie zur Kaufentscheidung macht. So wird das Auto immer mehr zum Einheitsbrei und Marketinggeblubber die Unterschiede. Breit angelegte Verblödung.
BMW macht ohne Heckantrieb, Citroën ohne Hydropneumatik, alle machen billige MacPherson-Aufhängung vorn, Motoren werden bei drei - fünf "Marken" eingesetzt. Nur Exoten bieten nur Abwechselung => hoffentlich bleiben die sich treu.
Gefällt mir immer noch, aber gibt es den C5 nur noch mit Dieselmotoren? Liest sich im Artikel irgendwie so...
Wenigstens bei DS hätten sie die Hydropneumatik weiterleben lassen können. Hätte gut zur Marke gepasst.
Das hat mich an den Franzosen - und Italienern - in den letzten Jahren sehr gestört. Bei manchen Modellen wurden praktisch alle Motoren weggedampft, die ich gekauft hätte, und dafür sind welche übrig geblieben, die ich neu jetzt gar nicht mehr kaufen würde und gebraucht schon zweimal nicht. Diesel halt.
Leider liegt das aber auch an den Kunden. Ich hab mal nen gebrauchten C6 kaufen wollen, weil das ein sexy Auto ist (ich mag Citroen, hatte aber noch nie einen) aber da nen Benziner, speziell nen V6 zu finden, ist praktisch unmöglich. Beim Lancia Delta, der als Zweitwagen im Gespräch war (sieht halt super aus, das Ding), war auch Sense. 120PS-Diesel als einziger Motor in den letzten Baujahren. Bäh.
Wie viele Leute immer gleich reflexartig mit VW vergleichen, wenn unter einem Usernamen VW steht...
180PS und fast 10 Sekunden auf 100 😆 Wie kann man mit so viel Leistung so Langsam sein ?
BMW e39 Touring Bj-02 163 PS gleiches gewicht Olle 5 Gang Automatik 9,6
Nicht geschenkt....
Boah, der Überhang vorne ist ja irre o.O
Wieso meckern? Das Navi tut was es soll und mehr Konnektivität als Freisprechen ist in der Regel nun wirklich nicht nötig. Allenfalls echtzeit Verkehrsinfo..... also "passt schon"...