50 Jahre DKW F 102/Audi 72

Der letzte DKW, der erste Audi

verfasst am Sun Dec 01 21:10:04 CET 2013

Der F 102 wurde mit der Traditionsmarke DKW beerdigt und stand anschließend mit Audi wieder auf. Eine Tragödie mit Happy End - zumindest für die Ingolstädter.

Der letzte DKW wurde zu Audis Erfolg: Der F 102 war mit DKW-Technik unbeliebt, verkaufte sich aber später mit Daimler-Motor

Köln – Seine Chancen standen eigentlich ganz gut. Die Presse lobte den DKW F 102, die Fans belagerten ihn auf der IAA. Die ganze Hoffnung des schwer angeschlagenen Auto-Union-Konzerns lag im F 102. In dem modern gezeichneten Mittelklassemodell steckte aber die damals bereits überlebte Zweitakt-Technik. Dennoch wurden die Limousinen als „Formel des Fortschritts“ beworben. Sie traten mit Frontantrieb und 60 PS gegen Hecktriebler wie Opel Rekord, Ford 17M und VW 1500 an.

DKW F 102: Für kurze Zeit beliebter als der Porsche 911

Trotz der guten Prognosen wurde der DKW F 102 kein Erfolg
Quelle: Audi
Auf der IAA fesselte kein Auto die Massen so sehr wie der DKW F 102. Zeitweise musste die Messehalle wegen Überfüllung sogar wieder geschlossen werden. Dabei standen in den Nachbarhallen weit glamourösere Stars wie der Porsche 901 (911) oder die neue Staatskarosse Mercedes 600.

Die Händler waren ungeduldig und warteten „wie Kinder auf Weihnachtsgeschenke“ - so lauteten damals die Kommentare. Doch der DKW F 102 war wider allen Prognosen erfolglos. Nach zwei Jahren wurde in kaum verändertem Karosseriekleid der Nachfolger vorgestellt, unter dem Code F 103 und als erster Audi der Nachkriegsära. Verwirrend: Unter der Motorhaube der schlicht „Audi“ genannten Limousine arbeitete ein Viertaktmotor von Mercedes. Die Daimler-Benz AG war vorübergehender Eigentümer der Auto Union.

Erst mit Viertakt-Motor erfolgreich

Mit dem Mercedes-Motor mutierte der einstige DKW F 102 zum Vater der Ingolstädter Mittelklasse. Aus ihm entstanden Audi 60 bis Audi Super 90, Bestseller aus Ingolstadt. So brachten es die Baureihen F 102 (DKW) und F 103 (Audi) am Ende doch noch auf eine neunjährige Bauzeit und rund eine halbe Million Einheiten. Nachfolger wurde erst 1972 der Audi 80 (B-Typ). Der stellte zugleich die Basis für den ersten VW Passat. Den technischen Boden für den allmählichen Aufstieg von Audi aber hatten die letzten DKW bereitet.

Ab 1965 gab es auch ein viertüriges Modell
Quelle: Audi
Der F 102 hatte als erster DKW eine selbsttragende Karosserie. Überdies wurden die betagten Querblattfedern an Vorder- und Hinterachse durch eine zeitgemäße Torsionsfederung ersetzt. Die vorderen Scheibenbremsen des F 102 galten noch als außergewöhnlich. Derartige Bremsen fanden sich fast nur an Sportwagen und schnellen Limousinen wie den BMW 1600/1800, an die der DKW auch mit Designelementen erinnerte. Was war dem DKW F 102 dann zum Schicksal geworden?

Vergleich in der falschen Klasse: Der DKW war zu teuer

Vermutlich eine Kette von qualitativen Pannen und seine Positionierung zwischen den Stühlen. Den Stammkäufern von Opel Rekord oder Ford 17M gefiel der Zweitaktmotor des DKW nicht, der überdies geringfügig teurer war als die hubraumgrößeren Konkurrenten. Oft wurde der F 102 ob seines Hubraums von nur 1,2 Litern in Relation zu Ford 12 M, VW 1200 oder Opel gesetzt – und dann hatte der Ingolstädter kostenseitig eindeutig schlechtere Karten.

Vielen traditionellen DKW-Fahrern wiederum war der F 102 zu fortschrittlich in Design und Konstruktion. Schließlich ersetzte er die rundlich geformten DKW/Auto Union 1000, deren Grundkonzept bis in die Vorkriegsjahre zurückreichte. Die ersten Presseberichte über den DKW waren wohlwollend. Doch nach Anlauf der Großserienfertigung hagelte es Kritik wegen Klappergeräusche der Karosserie, fehlerhafter Lackierungen oder Auspuffanlagen, die bereits nach einem Jahr erneuert werden mussten. Dabei war es in jenen Jahren verbreitet, dass Autos erst in Kundenhand wirklich serienreif wurden.

Das Ende von DKW

Die Verkaufszahlen des Jahres 1964 waren so deprimierend, dass DKW die Preise senkte. „Alle DKW`s sind billiger geworden“, titelten die Werbetexter die Ausverkaufskampagne. Es nutzte nichts. 1964 kamen auf einen verkauften F 102 elf Opel Rekord, insgesamt erzielte der DKW F 102 gerade einmal 32.575 Zulassungen. Vom Vorgänger Auto Union 1000 wurden in guten Zeiten immerhin knapp 60.000 Einheiten jährlich abgesetzt.

VW-Generaldirektor Heinrich Nordhoff zog die Notbremse, beerdigte die Marke DKW und präsentierte bereits im August 1965 den gelifteten F 102 mit Viertaktmotor als neuen Auto Union „Audi“. Mit seinen 72 PS aus einem 1,7-Liter-Vierzylinder-Viertakter ermöglichte der erste Nachkriegs-Audi den Aufstieg der vier Ringe zum Herausforderer von BMW und Mercedes. DKW war nicht umsonst gestorben.

 

Ein roter DKW F 102 posiert vor einer Boeing 707. Die Aufnahme stammt von 1963
Quelle: Audi
Ein DKW F 102
Quelle: Audi
Ein wunderschönes Modell mit tollen Radzierblenden
Quelle: Audi
Trotz der guten Prognosen wurde der DKW F 102 kein Erfolg
Quelle: Audi
Ab 1965 gab es auch ein viertüriges Modell
Quelle: Audi
Wegen mangelnder Nachfrage warb die Auto Union mit günstigen Preisen
Quelle: Audi
Bei diesem „Audi“ mit sogenanntem Mitteldruckmotor und Viertaktprinzip von Daimler-Benz handelt es sich um eine Weiterentwicklung des DKW F 102
Quelle: Audi
Ein Audi Typ F 103: Evolution des DKW F 102 aus dem Jahr 1965
Quelle: Audi
Ein Audi 80: 1967 wird der erste Nachkriegs-Audi zur Modellfamilie
Quelle: Audi
Ein Modell von 1963
Quelle: Audi