Das Ende des Phaeton: VW sucht neues Konzept für Dresden
Der letzte Phaeton rollt vom Band
Die Erwartungen an den Phaeton waren zu Beginn der Produktion groß. Erfüllen konnte er diese nicht. Das Ende ist bereits besiegelt, doch wie wird es danach weitergehen?
Wolfsburg/Dresden - Auf dem Gebrauchtwagenmarkt gilt der Phaeton als echter Geheimtipp - dank seines großen Wertverlustes. Auch das ist eine zweifelhafte Ehre in der kurzen Geschichte der VW-Luxuslimousine, die anspruchsvolle Ziele hatte.
Volkswagen und der Phaeton - in der Wolfsburger Konzernzentrale wird die Liaison hinter den Kulissen schon lange als großes Missverständnis abgetan. Schon die Namensgebung wirkt rückblickend zumindest schief. Nach der Überlieferung des Dichters Ovid war Phaeton einer der ersten Unfallfahrer der Geschichte. Für einen Tag lenkte der menschliche Sohn des griechischen Sonnenkönigs Helios den kostbaren Sonnenwagen seines Vaters, doch er verlor die Kontrolle über das Fahrzeug und stürzte in die Tiefe des Alls.
Das VW-Logo als schwere Bürde
Ganz so tief war der Fall des VW Phaeton nicht. Fest steht laut Konzernkreisen, dass der Phaeton seinem Renditeziel hinterherfuhr. "Eine Premiummarge hatte er nie", sagt ein Insider über den 2001 gestarteten Luxuswagen. Da die Produktionsanlagen aber längst abgeschrieben sind, sei das Auto immerhin kein Verlustbringer.
Mit dem Bau des Phaeton verfolgte VW das Ziel, die Pkw-Kernmarke im oberen Fahrzeugsegment zu platzieren. Der in Teilen handgefertigte Phaeton trat nicht nur gegen den Konzernbruder Audi A8, sondern auch gegen die deutsche Konkurrenz von BMW 7er und Mercedes S-Klasse an. VW entschied noch unter dem langjährigen Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, den Phaeton ganz bewusst unter dem VW-Logo laufen zu lassen.
Doch genau das gilt als ein Grund, warum der Phaeton sich hierzulande nicht so gut verkaufte. "Den Phaeton unter dem VW-Emblem laufen zu lassen, war einer der größten Fehler in der Piëch-Ägide", sagt ein Konzerninsider. Der Phaeton in seinem letzten Modelljahr 2016 begann beim Startpreis von knapp 90.000 Euro. Nach oben war dank der langen Liste an Extras viel Luft.
Im März kommt das Ende in Dresden
In der Gläsernen Manufaktur in Dresden wird der Phaeton noch gebaut. Wahrscheinlich bis Mitte März, dann ist Schluss. Der letzte Kunde kommt laut Angaben des Manufaktur-Sprechers Carsten Krebs aus China.
Ein wenig symbolisch: Denn ohne den Verkaufserfolg im Reich der Mitte wäre das Aus des Phaeton wohl schon früher gekommen, heißt es aus der Konzernzentrale. Doch für ein "Weiter so" reicht die Nachfrage chinesischer Kunden eben auch nicht. Ohnehin hat VW mit dem Phideon eine Alternative im Portfolio. Gerüchte, wonach das Auto irgendwann auch in Europa zu kaufen sein soll, werden aber vehement dementiert. Also auch kein Grund zur Hoffnung in Dresden.
In der Manufaktur bereitet man sich unterdessen auf das Ende einer 15-jährigen Ära vor. Insgesamt wurden in der Zeit mehr als 84.000 Phaeton gebaut. Gerade einmal rund 100 der knapp 500 Mitarbeiter sollen bleiben. "Keiner der Kollegen wird seinen Arbeitsplatz verlieren", heißt es aus der Konzernzentrale. Statt Stempeln ist dann Pendeln angesagt - zunächst ins 115 Kilometer entfernte VW-Werk Zwickau.
Wie sieht die Zukunft aus?
Eine dauerhafte Lösung gibt es für die Männer und Frauen noch nicht. Sie hoffen auf eine Rückkehr, um dann den E-Phaeton montieren zu können. Doch der ist Zukunftsmusik. Kaum war die Vision im Oktober in den Schlagzeilen, hieß es aus dem Konzern, sie sei schon wieder gestrichen. Oder zumindest auf unbekannt verschoben. Ein weiteres Problem: die Akkus. Für mehr Reichweite bräuchte der E-Phaeton deutlich leistungsfähigere Batterien. Mit denen ist frühestens um das Jahr 2020 zu rechnen.
"Wir arbeiten ferner mit Hochdruck an den Vorbereitungen zu einer thematischen Neuausrichtung der Gläsernen Manufaktur, die wir im April der Öffentlichkeit vorstellen werden", sagt Manufaktur-Sprecher Krebs. Von April an solle das Gebäude umgebaut und auf die "Flexibilisierung der Manufakturfertigung" vorbereitet werden. Für Besucher, Veranstaltungen sowie die Fahrzeugauslieferung und -aufbereitung bleibe sie weiterhin geöffnet.
Aus Konzernkreisen hört man, dass man nach einem 18-monatigem Umbau in Dresden und bis zum möglichen Start eines E-Phaetons in der Gläsernen Manufaktur auch wieder Autos bauen möchte. Welche genau, sei noch im Fluss. Im vergangenen Dezember hatte VW-Markenchef Herbert Diess den Beschäftigten Top-Modelle der Marken Porsche, Bentley und Audi genannt.
aha.. unter welcher Marke denn sonst?
Audi hat ja schon eigene Vertreter.
eine neue Marke macht auch wenig Sinn...
R.I.P. Phaeton...aufgrund deines Markenzeichens vorne und hinten oft zu unrecht weniger geschätzt als du es verdient hättest. Nach wie vor eine sehr gute, große und qualitativ hochwertige Reiselimousine.
Aber warum soll für einen elektrischen Nachfolger jetzt die Reichweite nicht ausreichend sein? Porsche/Audi entwickeln doch schon an einer gemeinsamen E-Plattform. Da würde doch auch ein Phaeton-Nachfolger draufpassen.
Skoda! 😆
Der "Alte" wollte ja explizit das VW-Emblem drauf haben auf dem Auto. Voll überzeugt, dass das die Kundschaft mögen und honorieren wird, kam ihm nicht in den Sinn, dass dem Auto irgendentwas fehlen würde (ein klingender Name, eine rumreiche Familiengeschichte...). Volksnähe hatte so manchem Manager bei Volkswagen in den vergangenen Jahren gut getan. Und ist selbst jetzt noch vonnöten...
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Alles Gute den Kollegen dort drüben, die scheinbar zunächst in Zwickau untergebracht werden.
Beim letzten Phaeton war es ja nicht mehr so zu erkennen, aber beim ersten sah man den Passat doch schon sehr deutlich. Und wenn man mal den Aufstieg vom Passat zum Phaeton wagte, wurde man mit teuren Wartungen und Reparaturen "beglückt". Besonders mit dem V10 TDI kam sehr viel "Freude" bei Kunden und Werkstätten auf.
Richtig hätte es gehießen: "Der Phaeton ansich, war einer der größten Fehler in der Piëch-Ägide". Egal unter welchem konzerninternen Emblem...
Aber neben Bugatti, Ducati, Passat W8, Pumpedüsemotoren, ... war er auch nur eines unter vielen Geldvernichtungsprojekten, die der treue Golf- und Passatfahrer finanzieren durfte.
400 Mitarbeiter dürfen täglich 115 km hin und 115 km zurück pendeln...muss Spass machen, ca 3 Stunden täglich mit Fahrweg zu verbrennen, und dazu einen Grossteil seines Gehaltes nur für Verschleiss des eigenen Fahrzeuges und Sprit aufzuwenden.
Natürlich sind das keine Kündigungen, aber man hofft bei VW doch das von den 400 Nasen 399 deshalb von selbst kündigen.
Er ist ein wirklich toller Wagen.
Sein allergrößter Feind ist der Wertverlust. Wenn man sich die Preise auf dem Gebrauchtwagenmarkt mal anschaut... alter Schwede, da kostet ja fast der Golf noch mehr 🙄
Dass er nun nicht mehr gebaut wird, ist schade. Der Erzfeind A8 hat ihm die Kundschaft abgworben - 4 Ringe haben eben mehr Presdige als ein VW-Emblem 😆
Meine Rede. Und deshalb wird mein nächster auch kein Passat mehr, sondern ein Superb oder ein anderer Skoda, oder gar ein Seat.
Die 84000 Phaetons, die in 15 Jahren gebaut wurden, sind übrigens weniger als eine Monatsproduktion des Golfs. Und die tägliche Produktionsmenge des milliardenteuren Glaspalasts in DD produziert z.B. die VW Vorserienfertigung mit wesentlich weniger Leuten in kürzerer Zeit ...
Wo wäre das Problem gewesen, dem Phaeton ein anderes Label zu verpassen.
Toyota hat es doch mit Lexus vorgemacht.
Mit dem VW-Label hat man sich viele potentielle Kunden vergrault:
In manchen Kreisen und manchen Ländern mag man nicht mit einem "Volkswagen" vorfahren.
Aber die Piech´sche Hybris hat das anders gesehen und ist auf die Nase gefallen.
Die Zuverlässigkeit, besonders beim V10 TD, war nicht immer toll. Noch weniger toll war dann, wenn dem Kunden ein "Ersatzfahrzeug" a´la Golf oder Passat ausgehändigt wurde....
Laut einem Phaeton-Erstbesitzer war der Kundenservice nach dem Erwerb eines Phaeton genauso bescheiden, wie beim Rest der "Familie".
Auch wenn VW Premium ist passte der Phaeton einfach nicht ins Portfolio. Als Passat Plus hätte er zu einem angemesseneren Kaufpreis vielleicht seine Käufer gefunden. Aber für 90.000€ - Keine Chance.
Ein sehr gutes Auto, aber wirklich das falsche Label. Genau wie der Seat Exeo der einfach keine Chance hatte. Niemand der Mittelklasse fahren will greift zu einem Seat. Da fehlte einfach das Image.
Ja, das habe ich mich auch gefragt.
Wenn die dann wie beschrieben nach Zwickau pendeln sollen......hoffentlich gibt es dann keine (weiteren) Staus 😆
Spaß ist ja erlaubt......trotzdem schade für Dresden.
Der Phaeton wäre erfolgreicher gewesen, wenn man nicht ein Fahrzeugdesign gewählt hätte, welches dem unbefangenen Betrachter einen aufgeblasenen Passat vorgaukelt. Dadurch fehlte das Oberklasse-Wiedererkennungsmerkmal.