Mercedes A 45 AMG: Fahrbericht
Der Mercedes unter den Hot Hatches
Wer A sagt, muss nicht, darf aber auch M und G sagen. MT-Redakteur Björn Tolksdorf traf den neuen Mercedes A 45 AMG am ebenso neuen Bilster Berg.
Bad Driburg - Morgens, halb neun in Deutschland: Die einen freuen sich auf ihre Milchcreme-Waffel. Ich freue mich auf meine erste Runde Bilster Berg. Die private Rennstrecke im Teutoburger Wald ist nagelneu – wie neu, wird schnell klar: „Wir haben die Kurvenmarkierungen jetzt gelb gestrichen, ist das besser?“ fragt der Strecken-Chef.
AMG-Geschäftsführer Tobias Moers nickt: Alles prima. „Die Strecke ist anspruchsvoll“, sagt er. Moers ist, klischeehaft gesagt, Ingenieur aus Leidenschaft – und seine Leidenschaft heißt „schnell fahren“. Ich werde gleich versuchen, ihm hinterher zu fahren. Im neuen Mercedes A 45 AMG.
Stärkster Serien-Vierzylinder
Schnelle Kompaktwagen fassen wir gern als „hot hatches“ zusammen, aber die meisten heißen Schräghecks verspeist der neue AMG zum Frühstück: Der Zweiliter-Motor mit seinen 360 PS und 450 Newtonmeter Drehmoment ist aktuell der stärkste Serien-Vierzylinder der Welt. Auch wenn es nur eine Frage der Zeit ist, bis Ingolstadt und München gleichziehen.
Der AMG sorgt sofort für klare Verhältnisse: Der Knopf für die Kopfstützenverstellung fehlt. Logisch, Sportsitz. Passt nicht ganz, dank Helm. Der muss aber, denn: „Die Strecke ist anspruchsvoll“, wiederholt Tobias Moers, bevor er in seinen weißen SLS steigt.
Einfach nicht zu spät anbremsen
Ich stelle das dreistufige Doppelkupplungsgetriebe auf S wie „Sport“. Das sorgt schon in der Boxengasse für lautes Knallen beim Gangwechsel, und für unüberhörbares Zwischengas. Kurz hinter der Streckeneinfahrt die erste Kurve. „Einfach mir nach und die Pylone anvisieren“, sagt Moers im Funkgerät.
Einfach für ihn – wer wie ich etwas zu spät anbremst, erfährt früh die Vorteile von ESP und vom neuen Allradantrieb mit einer maximalen Umverteilung von 50:50. Der A 45 AMG verfügt über einen „ESP off“ –Modus, der beim Bremsen überstimmt wird – und von dem ich nun erst mal die Finger lasse. Quietschende Reifen sind mir Reaktion genug auf nicht ideal gefahrene Linien.Die nächsten fünf Kurven gehen besser von der Hand, lassen sich teilweise in gerader Linie durchfahren. Das wellige Bodenprofil in diesem Abschnitt sieht nett aus, geht aber aufs Gleichgewicht. Auf meines natürlich - der A 45 AMG bleibt stabil.
Emotion und Alltag
Vor der Westschleife stehen die Pylonen plötzlich eng: „Abbremsen, Fahrzeug stabilisieren“, sagt das Funkgerät. Hinter einer Kuppe geht es steil hinunter – und dann gleich wieder hinauf, mit über 20 Prozent Steigung. Der Mercedes nimmt das Vollgas und die Bergauf-Fahrt an, als zöge ihn jemand an der Schnur.
Hinter der zweiten Kuppe geht es zwei kurvige Kilometer bergab, dann folgt eine lange Gerade. Zeit für Bodenblechkontakt. Die Sport-Abgasanlage des A 45 öffnet die Drosselklappe und röhrt los. Eine Lösung für den „Spagat aus Emotion und Alltagsfähigkeit“, wie es Mercedes formuliert.
An der Ampel braucht man dafür gesundes Selbstbewusstsein. Die 4,6 Sekunden auf 100 km/h sind aktueller Klassenbestwert, aber auch beim städtischen Sprint auf 50 km/h wird es laut, wie ich später feststelle.
Wer es noch lauter mag: Gegen Aufpreis ist alternativ eine „Performance“-Abgasanlage zu haben. Die „klingt noch etwas prolliger“, freut sich der AMG-Ingenieur Thomas Breitinger. Der CLA 45 AMG bleibt akustisch merklich sanfter. Hier rechnet Mercedes öfter mit Mitfahrern auf den Rücksitzen.
Acht Liter braucht der AMG im Alltag
Nach der Runde bin ich nass geschwitzt, der AMG nicht. Für ihn wird es jetzt langweiliger: Auf der Straße kann der kleine Mercedes beweisen, warum Daimler vom „effizientesten Hochleistungs-Vierzylinder“ spricht. Damit sind sowohl die Literleistung von 181 PS als auch der Spritverbrauch gemeint. Acht Liter auf 100 Kilometer, sagt der Bordcomputer nach 180 Kilometern. Ein sehr guter Alltagswert für einen Hochleistungsmotor.
Jetzt ist auch Zeit, sich im Innenraum umzusehen. Und da bleibt auch ein sportlicher Mercedes ein Mercedes: Edle Materialien, klar: tolle Verarbeitung, und insgesamt übersichtliches Cockpit. AMG-typisch: Der Schaltknüppel auf der Mittelkonsole statt dem Automatik-Wahlhebel am Lenkrad.Kritikpunkte gibt es trotz aller Qualität: Die Klimatisierung lässt sich während der Fahrt lagebedingt nur schwer bedienen. Auch nicht schön: Der große, freistehende Bildschirm mag sich nicht so ganz in die Harmonie des Cockpits einfügen.
Fazit: Die AMG-A-Klasse schafft den Spagat aus Spaß und Sparsamkeit, Sport und Alltag. Das hat allerdings seinen Preis: Der Mercedes unter den Hot Hatches kostet mindestens 49.682 Euro, deutlich mehr als der fast gleich schnelle BMW M 135i xDrive (44.000 Euro). Der Audi S3 (38.900 Euro) erscheint da fast als Schnäppchen.
Technische Daten: Mercedes-Benz A 45 AMG
- Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner
- Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe AMG Speedshift
- Leistung: 360 PS
- Drehmoment: 450 Nm
- Verbrauch: 6,9 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 161 g/km
- 0 – 100 km/h: 4,6 s
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (elekt. begrenzt)
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,36 x 1,78 x 1,56
- Leergewicht inklusive Fahrer: 1.555 kg
- Kofferraum: 341 l
- Grundpreis: 49.682 Euro
Mercedes-Benz CLA 45 AMG
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,69 x 1,78 x 1,42
- Leergewicht inklusive Fahrer: 1.585 kg
- Kofferraum: 370 l
- Grundpreis: 56.078 Euro
Bis auf den peinlichen Spoiler sehr gelungen.
Wenn der Motor jetzt auch noch die 200.000km erreicht, dann ist das wohl die Zukunft. Turbomotoren sind ja ohnehin Absolut im kommen.
dass der s3 wie ein schnäppchen erscheint könnte daran leigen, dass der a45 das "gegenstück" zum rs3 ist ;-)
mir wär ein v6 im a 45 trotzdem irgendwie lieber
Acht Liter im Alltag ... 😆
Den M135i gibt es bereits ab 39.850€ zu haben. Mit Handschaltung und Heckantrieb. Warum der Autor meint, man müsse da unbedingt, zwecks der Vergleichbarkeit, das Xdrive Modell hinschreiben, erschließt sich mir nicht.
Zitat: "Der Zweiliter-Motor mit seinen 360 PS und 450 Nm Drehmoment ist der stärkste Serien-Vierzylinder der Welt."
Nein, ist er nicht. Beim Mitsubishi-Händler in UK gab es bereits vor Jahren den Lancer X FQ400 mit409 PS und 525 Nm Drehmoment. Zwar eine Sonderserie mit reduzierter Stückzahl, aber direkt vom Händler mit voller Werksgarantie. Und der Mitsubishi ist sogar noch 0,8 s schneller auf 100 km/h als der Mercedes.
Mercedes hätte ich den A45 so nicht zugetraut. Nett.
Ist er doch!!!
Schreibst doch selber das es eine Sonderserie mit reduzierter Stückzahl war!
Das ist für mich keine normales Serienfahrzeug!
Ich hoffe nicht dass es die Zukunft ist, ein Motor der 200.000 Km schafft besonders hervorheben zu müssen. 🙄 Andere Benziner sind da erst richtig eingefahren. 😉
Ja, nur wird aktuell kein RS3 von Audi angeboten. Daher lässt er sich aktuell auch nicht zum Preisvergleich heranziehen 😊 Beim BMW ist es so, dass die Variante mit Allradantrieb vom Leistungsvermögen her den besten Vergleich darstellt.
Der Motor ist ja sehr interessant. Aber dieses Auto...einfach gruselig, nur für Nachtfahrten geeignet.
Wenn ich schon so pingelig seid, dann muss man fairerweise hinschreiben das es der stärkste Serien-PKW-Vierzylinder ist, Beispiele kann ich keine liefern, aber irgendwo wird's schon einen geben ;P
Was ich was schade find, dass bei so einem kleinen Wagen trotzdem 1,5t kommen :\
Der A 45 AMG nimmt eine Sonderstellung unter den Kompaktsportlern ein:
Er ist schnell, sieht gut aus, klingt für einen 4-Zylinder ganz passabel, der tatsächliche Verbrauch scheint moderat zu sein. Zudem bietet er einen Hauch Exklusivität und das für einen relativ günstigen Preis (die anderen AMG-Modelle, wie z. B. C 63 sind deutlich teurer).
Der A45 AMG ist ein Allrad.
das ist mir schon klar.
nur kann da mercedes ja nichts dafür.