BMW 7er G11 2015: Motoren, Verbrauch, Test, Fahrbericht
Der neue 7er trägt Business-Casual
Der neue BMW 7er trägt Chinos statt Anzug: Die sechste Generation wird leichter, flotter und cooler. Erste Fahrt in der BMW-Oberklasse, die kaum mehr als ein 5er wiegt.
Porto/Portugal – Dunkle Zweireiher mit goldenen Knöpfen wirken alt wie Handys ohne Internet. Die neue Oberklasse trägt Jeans und Hemd, höchstens Jackett. Deshalb baut BMW einen 7er für die Zuckerbergs und Bransons dieser Welt: so komfortabel wie bisher, aber sportlicher, cooler und leichter.
Fast hätte der BMW 7er sogar den 5er eingeholt. Nur noch 35 Kilogramm Masse unterscheiden den 740i vom ähnlich motorisierten 535i. Mit kurzem Radstand, sechs Zylindern und 326 PS wiegt der neue 740i 1.800 Kilogramm. Insgesamt 130 Kilogramm weniger als sein Vorgänger.
„Dafür mussten wir insgesamt 200 Kilogramm sparen“, erklärt Klaus Fröhlich, Entwicklungsvorstand bei BMW. Mehr Sicherheit und Ausstattung wögen im 7er zusammen etwa 70 Kilogramm. Die verliert die sechste Generation der Limousine mit einer Mischbauweise wieder: Carbonschichten im Stahlmantel („Carbon Core“) verschlanken Mitteltunnel, Dachkonstruktion, Schweller und Säulen.
40 Kilogramm sparen die Ingenieure an der Rohkarosse. Türen und Achsen sind auf Alu-Diät. Der Schwerpunkt sinkt, das Gesamtgewicht verteilt sich gleichmäßig auf Vorder- und Hinterräder.
BMW 7er G11: Leicht und flink wie ein 5er
Mit seiner Diät gibt der 7er nicht an. Wir sprechen hier schließlich über die Oberklasse: Natürlich fallen die Türen schwer ins Schloss, selbstverständlich gibt es dickes Leder auf allen Sitzen. Wenn er soll, dann fährt der neue 7er etwa so wie der alte. Gutmütig, komfortabel und leise, etwas sanfter und ruhiger. Dass irgendwo unter dem Blech eine schlanke Taille steckt, verrät dann nur die Verbrauchsanzeige im Bordcomputer.
Mit ein paar technischen Tricks flitzt der dickste BMW so flink wie ein 5er: Im Sport-Modus halten dynamische Stabilisatoren und adaptive Dämpfer die Karosserie in der Kurve gerade. Motor und Getriebe sprechen schnell an, die Lenkung reagiert direkt. Ein Fahrprogramm für Selbst-Fahrer, das die Möglichkeiten des Autos und eine breite Spreizung zeigt. Der 7er kann flitzen, sprinten, wedeln. Wenn man ihn lässt.
In den meisten Fällen wird der 7er dennoch gleiten. BMW verkauft die Limousine hauptsächlich in der langen Version. In Deutschland sind es etwa 20, weltweit 80 Prozent. In den USA steht kein kurzer Radstand in der Preisliste. Im langen BMW 7er gibt es hinten rechts einen Chefsessel mit Liege-Position. Der Beifahrersitz fährt nach vorn und faltet sich zu einer Fußstütze zusammen. Schade: Die Kopfstütze schiebt sich dann in die Sichtlinie auf den rechten Außenspiegel und nervt den Fahrer.
BMW 7er: Adaptive Mode und Rangieren per Fernbedienung
Ob er Anzug oder Chinos trägt, das kann der neue 7er ganz allein entscheiden. Im „Adaptive“-Modus analysiert er Fahrstil, Verkehrssituation und Umgebung. Aus allen Daten errechnet er die passenden Kennlinien und stellt das Auto entsprechend ein. Auf „Sport“, wenn die Sensoren einen Überholvorgang erkennen. Oder auf „Comfort“, wenn die Fahrt ruhig wird.
Zudem hilft die Software beim Bremsen, Lenken und Beschleunigen. Ganz allein darf der BMW 7er noch nicht fahren. Aber immerhin rangieren: Für 500 Euro Aufpreis parkt die Limousine per Fernbedienung im Schlüssel ein und aus. Dabei berücksichtigt sie Hindernisse und erkennt, wenn die Wand zu nah kommt. Diese Funktion haben wir bereits bei einer Fahrt im Prototyp vor vier Monaten ausprobiert.
Vierzylinder im BMW 7er G11
Zum Start im Oktober 2015 bietet BMW den 7er mit drei Motoren an:
- BMW 730d (Langversion Ld): 3,0-Liter-Sechszylinder-Turbodiesel, 265 PS, 81.900 Euro (87.700 Euro); mit Allrad 85.300 Euro (Ld XDrive: 91.100 Euro)
- BMW 740i (Li): 3,0-Liter-Sechszylinder-Turbo-Benziner, 326 PS, 87.600 Euro (93.500 Euro)
- BMW 750i (Li xDrive): 4,4-Liter-V8-Biturbo-Benziner, 450 PS, 104.100 Euro (112.700 Euro)
2016 folgt ein Plug-in-Hybrid (740e) mit 2,0-Liter-Turbobenziner und 326 PS Systemleistung, 40 Kilometern elektrischer Reichweite und 2,1 Litern NEFZ-Verbrauch. Der Preis soll dem des BMW 740i ähneln. Mehr verrät BMW offiziell nicht. Fröhlich deutet aber an, dass der 740i nicht der leichteste 7er bleiben wird. Wie BMW mehr Gewicht spart? Da müsse man sich einfach „die Anzahl der Zylinder genau angucken“. Vermutlich wird es also einen BMW 730i mit vier Zylindern und etwa 265 PS geben. Ob der Einstiegs-Benziner nach Deutschland kommt, ist nicht bekannt.
Zur anderen Seite der Motorenpalette gibt es ebenfalls nur Hinweise. Ein Zwölfzylinder ist in dieser Klasse üblich und wichtig. Wir rechnen fest mit dem BMW 760i mit etwa 550 PS als Top-Version im Smoking. Die Gerüchte zu einem Top-Diesel mit vier Turboladern kommentierte Fröhlich mit einem Schmunzeln: „Ich bin froh, wenn der weniger als sechs Turbos hat.“ Es handele sich aber definitiv um einen Sechszylinder der neuen Motorengeneration.
Mehr als zwei Karosserievarianten wird es beim BMW 7er nicht geben. Innerhalb von 18 Monaten nach Marktstart will der Hersteller alle Motoren nachreichen.
Verbrauch: Etwas über dem Soll
Für die ersten Aggregate gibt BMW Traumverbräuche an. Klar – ein modernes Auto muss sparsamer fahren als der Vorgänger. Der Einstiegsdiesel mit sechs Zylindern und 265 PS soll knapp fünf Liter pro 100 Kilometer verbrauchen, der V8-Biturbo im 750iL etwa acht Liter. Auf unserer Testfahrt durch Portugal fuhren wir über bergige Autobahnen und die N221, die beste Straße der Welt. Beide Motoren tranken bei ruhiger Fahrt je drei Liter mehr als ihr Soll. Der V8 hungerte sich nach einer langen Talfahrt letztendlich auf etwa zehn Liter runter.
Fazit
BMW macht im neuen 7er fast alles richtig. Beide getesteten Motorisierungen fahren kräftig und souverän, der Innenraum bleibt leise und komfortabel. Zur Mercedes S-Klasse fehlt gefühlt etwas Plüsch und Kopffreiheit im Fond, dafür fährt der BMW 7er direkter und moderner.Die Infotainment-Bedienung mit Drehregler, Touch-Pad und Gestensteuerung funktioniert toll. Fürs Facelift wünschen wir uns nur ein paar hübschere Details: Die Lampen in der B-Säule passen nicht zum Anspruch des Innenraums – das Kunststoffglas wirkt billig.
BMW 7er G11 2015: Technische Daten
- Modell: BMW 730d
- Motor: 3,0-Liter-Sechszylinder-Turbo-Diesel
- Getriebe: Achtgang-Automatik
- Leistung: 265 PS
- Drehmoment: 620 Nm
- 0 – 100 km/h: 6,1 Sekunden
- Vmax: 250 km/h
- Verbrauch: 4,5 bis 4,9 Liter pro 100 km (abhängig von Felgengröße)
- CO2: 119 bis 129 g/km
- Länge: 5,10 Meter
- Breite: 1,90 Meter
- Höhe: 1,48 Meter
- Kofferraum: 515 Liter
- Gewicht (EU): 1.830 Kilogramm
- Preis: ab 81.900 Euro
- Modell: BMW 740i
- Motor: 3,0-Liter-Sechszylinder-Turbo-Benziner
- Getriebe: Achtgang-Automatik
- Leistung: 326 PS
- Drehmoment: 450 Nm
- 0 – 100 km/h: 5,5 Sekunden
- Vmax: 250 km/h
- Verbrauch: 6,6 bis 7,0 Liter pro 100 km (abhängig von Felgengröße)
- CO2: 154 bis 164 g/km
- Kofferraum: 515 Liter
- Gewicht (EU): 1.800 Kilogramm
- Preis: ab 87.600 Euro
- Modell: 750i XDrive
- Motor: 4,4-Liter-V8-Biturbo-Benziner
- Getriebe: Achtgang-Automatik
- Leistung: 450 PS
- Drehmoment: 650 Nm
- 0 – 100 km/h: 4,4 Sekunden
- Vmax: 250 km/h
- Verbrauch: 8,1- 8,3 Liter pro 100 km (abhängig von Felgengröße)
- CO2: 189 bis 194 g/km
- Kofferraum: 515 Liter
- Gewicht: 1.945
- Preis: ab 107.500 Euro
- Modell: 740e XDrive (vorläufige Daten)
- Motor: 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder (258 PS, 400 Nm), Elektromotor (95 PS, 250 Nm)
- Getriebe: Achtgang-Automatik
- System-Leistung: 326 PS
- 0 – 100 km/h: 5,6 Sekunden
- Vmax: schneller als 240 km/h
- Verbrauch: 2,1 Liter pro 100 km
- CO2: 49 g/km
- Preis: voraussichtlich 87.600 Euro
Schöne theoretische Verbräuche auf dem Papier, die Wirklichkeit wird wohl anders aussehen.
Der 7er ist der S-Klasse in einigen Berreichen vorraus. Verbrauch, Agilität, Fahrwerk-Performance, Assistenz, Entertainment und Lichttechnik (außen und innen).
Ich finde der 7er ist hässlich,der A8 sieht besser aus
Der 7er sieht aus wie ein großer 3er. Die S-Klasse sieht aus wie eine große C-Klasse. Allerdings sieht der Passat aus wie ein kleiner Phaeton.
Ein wunderschönes Heck, aber warum mussten die Designer wieder mal die Rückstrahler unten an den Stoßfänger pappen, statt diese in die Leuchten zu integrieren? Schaut irgendwie unfertig aus, wie ein Prototyp.
Sehr schöner Wagen !!!
Von Innen auf jedenfalls besser als von Außen.
Die front der aktuellen Modelle gefällt mir garnicht mehr die Vorgänger waren alle schöner. Wenn ich mich endscheiden müsste in der Klasse würde es die S- Klasse werden.
Vor 15 Jahren brauchte noch jeder 2-Liter Saugbenziner in der Mittelklasse mit Automatik um die 10 l/100 km, bei ca. 135 PS und gemächlichen Fahrleistungen mit 4 Gängen. Heute sind 2-Liter Turbos mit mehr als 250 PS und Allrad in der Mittelklasse selbst bei flotter Fahrt schon sparsamer, lassen sich bei Bedarf sogar mit 6 l/100 km fahren. Wenn der 750Li XDrive mit 11 l/100 km auskommt, ist schon ein deutlicher Fortschritt zu erkennen. Der mit jedem Motor in jeder Lage langsamere VW Phaeton mit seiner angestaubten Technik braucht nochmal gut 3 Liter mehr in der Praxis, auf dem Papier sind es beim 4.2 V8 knapp 6 l/100 km mehr als beim 740i.
Ich fahre den aktuellen 730d, bei sparsamer Fahrt ist es ein leichtes unter 6L zu fahren vorausgesetzt es ist ein mix aus Landstr- Autobahn und Stadt.
Nun gut, ist jetzt nicht mein Auto im Sinne von haben müssen, haben wollen oder Verwendung dafür haben... Gefällt mir ganz gut, allerdings wüsste ich keinen Grund, warum man nicht im Falle eines Falles zum kleinen Bruder 5'er greifen sollte. Optik, Leistung und Ausstattung sind nahezu identisch und nebenbei lassen sich noch minimum 15.000 bis 20.000 Euro sparen.
Also ich find den 7'er BMW persé nicht schlecht, optisch in jedem Fall gefälliger als die Mercedes S-Klasse, aber in dem Fall muss ich auch mal ganz deutlich zugeben, dass ich eher noch zum Audi A8 greifen würde... 😉
@MT-Redaktion
Habt ihr bei den Motoren den 740d vergessen ?
In der offiziellen BMW-Preisliste ist er nämlich enthalten.
Meinst du nicht auch das sich der alte 2 Liter Sauger ebenfalls mit 6 Liter fahren lassen würde, wenn er 8 Gänge hätte? Die alten Automaten haben in der Regel auch keine oder eine sehr späte Wandlerüberbrückung.
Der 40d ist nicht sofort nach dem Marktstart verfügbar, kommt irgendwann im Lauf den 4. Quartals, daher z.B. auch noch nicht im Konfigurator.
Schön, der neue 7er! Gefällt mir sehr gut.Ist nicht so ein Barock-Dampfer wie die S-Klasse, sondern eben etwas leichter, schlanker und hübscher.
Mein Chef (fährt den aktuellen 7er) kann sich nicht zwischen dem neuen 7er und dem 6er Gran Coupe entscheiden. Er wird daher einen MB CLS nehmen. Der Arme! 😆