Honda Jazz 2015: Motoren, Kofferraum, Preise, erster Test
Der neue Alte ist der größte Kleine
In Japan heißt er Fit und ist schon zwei Jahre alt. Jetzt kommt Hondas Kleinwagen als Jazz nach Europa. Erste Fahrt im großen Winzling, der an den Motoren spart.
Erlensee – Es klingt ironisch: Ausgerechnet der größte Motorenbauer der Welt geizt beim Angebot unter der Haube. Zum Marktstart in Europa gibt es im Honda Jazz nur ein einziges Aggregat: Einen 1,3-Liter-Saugbenziner. Das wirkt mickrig und veraltet – schließlich fährt er gegen Konkurrenten mit acht (VW Polo), neun (Opel Corsa) oder zehn verfügbaren Antrieben (Ford Fiesta). Kein Diesel, kein Gas, kein Turbo, kein Hybrid. Nur vier Zylinder und 102 PS Leistung.
Was unter der Haube an Vielfalt fehlt, soll der neue Jazz mit Variabilität ausgleichen. Honda verspricht den größten Innenraum der Klasse, variable Sitze und im Fond so viel Platz wie, Achtung, in der Mercedes S-Klasse. Ja, der Vier-Meter-Zwerg soll sich hinten ähnlich anfühlen wie der Stuttgarter Luxusliner (mit kurzem Radstand).
Honda Jazz: Großer Innenraum mit viel Variabilität
Für dieses Kunststück wächst der Jazz im Vergleich zum Vorgänger um 9,5 Zentimeter in der Länge. Vier Zentimeter gehen an die Crash-Sicherheit, die vordere Stoßstange wird dicker. Der Rest vergrößert den Radstand (+ 3 cm), Innen- und Kofferraum. Wie beim Civic liegt der Tank unter den Vordersitzen. Das schafft viel Platz rund um die Hinterachse.Nach einem Luxusauto fühlt sich der Jazz natürlich nicht an. Trotzdem bleibt hinter dem großen Redakteur (1,90 Meter) genug Platz für einen weiteren Riesen, zumindest an Kopf, Knien und Schienbeinen. Knapp 1,70 Meter Fahrzeugbreite lassen jedoch höchstens zwei erwachsene Männer auf der Rückbank zu. Dazwischen hätte kaum noch ein Kind Platz. Trotzdem fühlt sich der Jazz länger und höher an als viele Kompakte und einige Mittelklässler.
Aus Rückbank und Beifahrersitz lässt sich zudem ein Liegesitz basteln. Unter den hinteren Sitzflächen bleibt viel Platz für kleines Gepäck. Sie klappen wie altmodische Kinositze nach oben. Darunter fehlen leider Halter oder Ösen für die Ladungssicherung. Der Kofferraum sticht mit 354 bis 1.314 Litern einige Kompakte aus. Großes Kino in der kleinen Klasse.
1,3-Liter-Benziner mit Atkinson-Modus
Im Vergleich wirkt der Motorraum vernachlässigt. Jazz-Kunden bleibt in Europa nur die Wahl zwischen manuellem Sechsganggetriebe und einer stufenlosen CVT-Variante (1.300 Euro Aufpreis). Honda ignoriert das Thema Sportlichkeit vollständig und konzentriert sich auf den Verbrauch: Der 1,3-Liter-Vierzylinder des Jazz soll 4,6 (CVT) bis 5,0 Liter pro 100 Kilometer (Schalter) verbrauchen. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 106 bzw. 116 Gramm pro Kilometer.
Die verhältnismäßig hohe Verdichtung von 13,5:1 quetscht 102 PS und 123 Newtonmeter Drehmoment aus dem kleinen Block. Nicht rasant, aber ausreichend. Er zieht die 1.066 Kilogramm des Jazz in 11,2 (Schalter) bzw. 12,0 Sekunden (CVT) auf Tempo 100 und läuft 190 (Schalter) bzw. 182 (CVT) km/h schnell. Etwas träge auf der Autobahn, aber spritzig genug für Stadt und Land.
Sprit spart der Motor vor allem im Teillastbereich. Dann simuliert die variable Ventilsteuerung des Motors („Vtec“) den Atkinson-Zyklus: In der Verdichtungsphase bleiben die Einlassventile kurz geöffnet. Das kostet Drehmoment, verbessert aber die Verbrennung und reduziert dadurch den Verbrauch. Auf unserer Testfahrt rund um Frankfurt am Main trank die CVT-Variante etwa 5,5 Liter pro 100 Kilometer.Ob es in Europa weitere Motoren geben wird, hat Honda noch nicht entschieden. In Japan gibt es den Fit (so heißt der Jazz dort) als Hybrid mit 110 PS Motor- und 137 PS Systemleistung. Der 1,6-Liter-Diesel des Honda HR-V mit 120 PS ist ebenfalls im Gespräch. In Deutschland will der Hersteller aber erst den Marktstart abwarten und später eventuell nachlegen.
Hoher Preis und Fehler im Detail
Trotz der Motor-Diät bietet der Jazz viel für seine Größe. Im Vergleich zum Vorgänger wird seine Karosserie etwas steifer, die Lenkung direkter und der Innenraum ruhiger. Weiche Polster an den Rückenlehnen kaschieren die kleinen Sitze, über die flatternden Außenspiegel bei Höchstgeschwindigkeit können wir hinwegsehen.
Über den Preis jedoch nicht. In seiner Basisvariante kostet der Honda Jazz 15.900 Euro. Fast 5.000 Euro mehr als ein nackter Fiesta, etwa 3.000 Euro mehr als der Vorgänger und rund 1.000 Euro weniger als ein Honda Civic. Immerhin: Fünf-Zoll-Touchscreen, Klimaanlage, CD-Player und City-Notbremsassistent gibt es serienmäßig. Die höchste Ausstattungsvariante („Elegance“) steht mit 18.450 Euro (inklusive CVT-Getriebe 19.750 Euro) in der Preisliste.
Honda steckt dann viele Assistenzsysteme und ein Sieben-Zoll-Infotainmentsystem in den Jazz. Die kommunizieren aber wenig miteinander. Navi und Verkehrszeichenerkennung zeigen häufig unterschiedliche Geschwindigkeitsbegrenzungen an. Zudem hapert es im Detail: In unserem Testwagen klapperte die Schaltmanschette lose am Schaltknauf.
Honda Jazz 3 2015: Technische Daten
- Motor: 1,3-Liter-Vierzylinder-Saugbenziner
- Getriebe: Sechsgang manuell (CVT)
- Leistung: 102 PS
- Drehmoment: 123 Nm
- Verbrauch: 5,0 (4,6) l/100 km (NEFZ)
- CO2: 116 (106) g/km
- 0 – 100 km/h: 11,2 (12,0) s
- Höchstgeschwindigkeit: 190 (182) km/h
- Länge: 3,99 m
- Breite: 1,69 m
- Höhe: 1,55 m
- Leergewicht inklusive Fahrer: 1.066 (1.092) kg
- Kofferraum: 354 bis 1.314 l
- Grundpreis: 15.900 Euro
Der Platz hinten, so groß/noch größer er jetzt auch sein mag, es war bisher immer vorn das Defizit !
Viel zu wenig Verstellbereich, eben wegen dem Konstrukt mit dem Tank darunter.
Ist das Problem jetzt wirklich beseitigt ?
Für mich mit 1.98m dann auch vorn die Möglichkeit vernünftig sitzen zu können ?!?
5 Motorenvarianten im Corsa?
Ich komme auf 9, wenn ich die ganzen Varianten mit Start-Stopp und Automatik weg lasse und nur die Motoren nehme.
Zum Honda:
Ich finde ihn optisch schon veraltet. Sicher wieder extrem zuverlässig und bis ausgeklügeltem Raumkonzept, aber er setzt sich kaum vom (schon wenig hübschen) Vorgänger ab.
Tja, der Hersteller spielt sich schon selbst vorab schachmatt.
Mit Preis und 1 Motor, geschweige wem er gefällt, das sind zuviele massive Einschränkungen um hierzulande Erfolg, geschweige am Vorgänger gar nur festhalten zu können.
Will auch gar nicht wissen wie bescheiden erst das Marketing-Budget sein wird (!)
In anderen Ländern gibt es den als Vollhybrid mit Doppelkupplungsgetriebe und mit neuem 1,5er Diesel, wieso kommen die nicht zu uns? Und die lächerlichen Listenpreise, die dann sowieso mit großen Rabatten weit unterboten werden schrecken nur potenzielle Käufer ab.
Wer trifft solche Entscheidungen, warum werden die nicht entlassen?
Ich war Honda Fan ... aber von Jahr zu Jahr enttäuscht mich die Marke immer mehr! Bis auf den Honda NSX würde ich mir KEINEN Honda mehr kaufen (in Europa). In Amerika fahren schicke Honda/Acura rum. Für Europa wird nur noch Müll produziert.
Habe mir Honda Europa auch kein Mitleid. Von mir aus können die dicht machen.
Veraltete Technik, nicht mal eine Hand voll an Motoren, langweilige Designs ... da kaufe ich lieber Hyundai/Kia!
Es ist aber schon das ein sauger eingesetzt wird , bis jetzt kann ich auch nichts schlechtes über Honda sagen. Der vtec crx den ich hatte war Bombe.Normal sollte die Maschine reichen.
Ich könnte mir es ähnlich zu Mitsubishi vorstellen. Massives einsparen, Europa hat nicht (mehr) die Priorität.
Zu besagtem anderen Hersteller hörte ich auch mal von einem dort,
Die haben alle/wenige Jahre in Folge einen "Abgesannten" als neuen Chef.
Da ist beschränktes Englisch schon das höchste und so richtig einfinden in die Situation tut er sich auch kaum, bzw. ist dann schon wieder weg. Auslandspraktikum bestanden. Fertig.
Ich konnte vorn gut sitzen. Nach oben ist viel Platz, die Sitze haben kleinwagentypisch kurze (und flache) Sitzflächen. Rein vom Platz hat es gepasst. Auf der Beifahrerseite musste ich einen Tick weiter nach hinten rücken. Leider hatte ich nicht genug Zeit, um Fotos zu machen.
Du hast Recht. Meine (mobile) Quelle war wohl unvollständig. Ist korrigiert.
Gruß aus der Werkstatt,
Constantin
der automatikwahlhebel sieht ja auch wie beim polo bj 1995 ... ohwei.
ansonsten: verdammt teuer! mal gucken was die rabatte bringen.. wohl über 25%...
Man sollte beim Preis keine Äpfel mit Birnen vergleichen. Der Fiesta hat für 11Tsd ganze 60PS und 3 Türen. Als fünftüriger Ecoboost liegt er bei 16Tsd, in der zweitniedrigsten Ausstattungsvariante. Die Klima kostet dann noch 1140 Euro Aufpreis (im Paket mit Radio nur 1100 Euro). Der vergleichbare B-Max startet überhaupt erst bei 16Tsd, der fünftürige Corsa bei 12Tsd.
Da ist der Jazz wesentlich ehrlicher.
achwas, noch nicht mal in hinterster stellung auf dem fahrersitz ?!
und das bei 1.90 - wow ! oder hast du kurze Beine ? ;-)
@Nebelluchte: Gewiss, da muß man dann fair alles miteinander gleichwertig bringen. Dennoch tut sich Honda damit wohl kaum einen Gefallen. Überhaupt wird er einfach nicht die Aufmerksamkeit + Präsenz im Teufelskreis bekommen
Er wird sich schwer tun im Kleinwagensegment, zumal selbst die Deutschen erbittert um Marktanteile kämpfen. Ein bisschen Werbung könnte nicht schaden.
Wer den Markt sichtet, kann das Konzept durchaus schätzen lernen.
Tja, leider ein Teufelskreis... 🙁 Immer weiter sinkende Verkäufe --> ergo lautet die Entscheidung des Importeurs: extreme Einsparung an Varianten/Wahlmöglichkeiten und/oder Streichung der Motoren- und Modellpalette... --> Folge: noch weniger Verkäufe als vorher, usw. usw. .... 🙁
P.S.: Oben scheint noch ein Fehler zu sein. Der Hybrid hatte doch 136 PS und nicht 110? 😕
Bemerkenswert ist das hier auf einen Saugbenziner aufgebaut und nicht unisono wie bei der AutoBild nach einem "modernen Turbotriebwerk" geschrien wird.
Eine Freundin meiner Mutter hat einen Jazz, sie hatte in 40 Jahren nie ein problemloseres Fahrzeug.