Ford Fiesta Mk 8 2017: Test, Technische Daten, Motoren, Preise

Der neue Fiesta hat Style, aber nicht mehr Platz

Björn Tolksdorf

verfasst am Thu Jun 29 12:00:01 CEST 2017

Ford Fiesta (2017) im Test: Mehr Fahrspaß und mehr High-Tech für mehr Geld. Der neue Fiesta ist toll – aber nicht praktischer als der alte. Fahrbericht.

Ford Fiesta Mk 8 2017 im Test: Bis 2015 war der Fiesta regelmäßig Europas erfolgreichster Kleinwagen
Quelle: Ford

Valladolid – Den Basis-Fiesta werden Ford-Händler künftig in die hinterste Ecke stellen. Denn Ford fährt beim Thema Kleinwagen zweigleisig. Wer in erster Linie auf den Preis schaut, soll bitte den Ford Ka+ kaufen. Wer Wert auf Style und Technik legt hingegen, der soll beim Fiesta ruhig etwas tiefer in die Tasche greifen.

Da passt es, dass Ford zum ersten Fahrtermin nur gehobene Varianten des Fiesta mitgebracht hat: Die bisherige Spitzenausstattung Titanium, die sportlich gemeinte „ST-Line“ und die künftige Premium-Linie Vignale. Die zeigt am deutlichsten, wo Ford mit dem neuen Fiesta hin möchte: Höher die Preisliste hinauf.

Wo beim „normalen“ Titanium ein dünn unterschäumter Kunststoff das Armaturenbrett überzieht, lassen sich in den Vignale einige Quadratmeter feines Leder hineinkonfigurieren. Das fein gepolsterte Lenkrad schmiegt sich an die Hände des Fahrers, über den Insassen öffnet ein zweiteiliges Panoramadach den Blick in den Himmel. Eine High-End-Soundanlage von Bang & Olufsen beschallt den Innenraum. Ganz schön viel Lametta für einen Kleinwagen.

Ford Fiesta 2017 Infotainment: Der große Bildschirm fürs Infotainment sitzt bombenfest auf dem Armaturenbrett
Quelle: Ford

Ford Fiesta Mk8 (2017) im Test: Im Innenraum schöner

Unabhängig davon macht der Ford Fiesta bei der Innenraumverarbeitung einen gewaltigen Sprung. Alle Blenden und Einbauten sitzen solide, passgenau und knarzfrei an ihrem Platz, der Touchscreen wackelt nicht mal mit Gewalt. Die Flut der Knöpfe an der Mittelkonsole gehört ebenso der Vergangenheit an wie das etwas verbaute Armaturenbrett – Respekt für dieses Cockpit, Ford.

Was irritiert: Zwar überragt der neue Fiesta seinen Vorgänger um satte sieben Zentimeter und sprengt damit die Viermeter-Marke. Die Mehrlänge geht jedoch fast komplett ins Design, der Radstand wuchs nur um vier Millimeter. Entsprechend sitzt es sich vorn weiterhin gut, hinten dagegen eher eng – mit Panoramadach auch am Kopf, ohne geht es besser.

Hinter den Rücksitzen schrumpft der Ford Fiesta sogar um drei Liter, der Kofferraum (292 l) ist kleiner als beim Vorgänger. Maximal passen mit 1.093 Liter gut 110 Liter mehr hinein als bisher. Nach dem Großeinkauf muss man sich entscheiden: Den praktischen doppelten Ladeboden drin lassen, oder den Kofferraum voll nutzen? Mit Ladeboden passt nicht mehr viel hinein, auch gemessen an anderen Kleinwagen dieser Klasse.

Der Ford Fiesta ist der einzige Kleinwagen, der in sämtlichen Modellvarianten in Deutschland gebaut wird
Quelle: Ford

Der neue Fiesta fährt etwas sportlicher

Kein Zweifel, Fords Schwerpunkt lag nicht darauf, den neuen Fiesta praktischer zu machen. Was also hat er fahrdynamisch zu bieten? Von adaptiven Fahrprogrammen hält Ford seit jeher wenig, denn wie ein Auto fährt und lenkt, sieht man in Köln als eigene Kernkompetenz. Gut so.

Der neue Fiesta bringt hervorragende Gene für viel Fahrspaß mit. Eine sensible und fein abgestimmte Lenkung, ein knackiges Bremsverhalten und kurze Schaltwege lassen den Kleinwagen fröhlich über die Landstraße schnurren. Vignale und Titanium liegen eher auf der komfortablen Seite, vermeiden aber jede Schwammigkeit. Die ST-Line federt gewollt härter.

Von den Motoren gibt es nichts Neues zu berichten, denn den neuen 1,1-Liter-Saugbenziner hat Ford nicht dabei. Den bekannten 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner fahren wir in der 140-PS-Variante, den 1,5-Liter-Diesel mit 120 PS. Spontan gefällt der Diesel besser: Seine 270 Newtonmeter Drehmoment sorgen untenrum für genug Kraft in allen Verkehrssituationen. Akustisch hält sich der Motor auffallend zurück, auch bei Tempo 140. Auch Windgeräusche hat Ford konsequent ausgesperrt – vorbildlich.

Sparsam lässt sich der Motor ebenfalls fahren: Auf leergefegten Landstraßen zeigte der Bordcomputer 4,2 l/100 km Verbrauch an. Das prädestiniert den Selbstzünder für längere Pendelstrecken. Der Dreizylinder-Benziner bringt spürbar weniger Gewicht auf die Vorderachse und geht dadurch etwas dynamischer um die Kurve. Er tönt im Innenraum etwas lauter – kerniger aber nicht. Auf ebenfalls leerer Landstraße benötigten wir knapp 6 l/100 km.

Ford Fiesta Mk 8 2017 Frontansicht: Ford exportiert den Fiesta aus Köln in rund 60 Länder
Quelle: Ford

Assistenzsysteme im Fiesta: Jetzt mit Schulterblick

Zweiter wichtiger Ford-Faktor neben der Fahrdynamik sind seit einigen Jahren moderne Assistenten. Die basieren im Fiesta auf zwei Kameras, drei Radar- und zwölf Ultraschall-Sensoren. Erneut: Viel Lametta für einen Kleinwagen. Dem Fiesta-Fahrer helfen gegen Aufpreis außerorts ein adaptiver Tempomat, Fahrspurassistent, Totwinkel- und Fernlicht Assistent. Innerorts erweitert Ford den aktiven Parkassistenten um eine Notbremsfunktion – damit es auch wirklich nie zu einem Parkrempler kommt. Die Übersicht nach hinten haben die Kölner auch ohne Assistenten deutlich verbessert. Im Fiesta ergibt der Schulterblick tatsächlich Sinn.

Mit Konnektivität fängt man Millenials, und mit Sync 3 steckt im neuen Fiesta das beste, was Ford zu bieten hat. Das System wirkt intuitiv und bietet unzählige Spielereien – auch Android Auto und Apple Carplay werden endlich unterstützt. Das System baut Ford serienmäßig ab der zweiten Ausstattungsstufe ein. Der schöne 8-Zoll-Touchscreen kostet allerdings 150 Euro extra, für eine Navi-Funktion nimmt Ford weitere 450 Euro Aufpreis.

Ford bietet den Fiesta weiterhin mit drei und fünf Türen an, links als ST Line, rechts als Vignale, dazwischen steht die Titanium-Ausstattung
Quelle: Ford

Ford Fiesta Mk 8 (2017): Die Preise steigen

Anders als VW beim Polo bietet Ford weiterhin Dreitürer und Fünftürer an. Der Basispreis des Ford Fiesta steigt mit der achten Generation nur leicht auf 12.950 Euro. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen: Ein Fiesta mit etwas Ausstattung wird künftig teuer. Die Basis ohne Klimaanlage und Radio ist im Grunde für Privatkunden uninteressant (beides im Paket kostet 1.000 Euro Aufpreis).

Wer ein bisschen Leistung im Fiesta haben will, muss direkt zum Titanium-Trimm greifen (ab 17.050 Euro), denn kleine Motoren mit großer Ausstattung bietet Ford nicht an – große Motoren mit kleiner Ausstattung auch nicht. Nur der kleine Diesel und der 100-PS-Benziner sind in allen Ausstattungen verfügbar. Diese Preispolitik macht die Spitzen-Ausstattung Vignale (ab 20.600 Euro) auch gegenüber „Titanium“ durchaus interessant. Mehr als 20.000 Euro sind viel Geld für einen Kleinwagen – aber dann ist er wenigstens hübsch.

Fazit: Mehr Spaß, weniger Vernunft

Ford hat den Fiesta zugespitzt. Er macht noch mehr Spaß als bisher, wurde nicht praktischer – und in der Preisliste steht die eine oder andere Zahl, die man manchem Ford-Stammkunden erklären muss. Denn einen Premium-Kleinwagen wie den Fiesta Vignale gab es aus Köln bisher nicht. Die Gelegenheit zum Erklären haben Händler ab dem 8. Juli 2017. Die Ausstattungen Vignale und ST-Line starten nach den Sommerferien, der Ford Fiesta ST und die höher gelegte „Active“-Version erst 2018.

Ford Fiesta 2017: Motoren

  • 1,1-l-3-Zylinder-Benziner, 70 PS, 5-Gang manuell, ab 12.950 EUR
  • 1,1-l-3-Zylinder, Benziner, 85 PS, 5-Gang manuell, ab 14.000 EUR
  • 1,0-l-3-Zylinder-Benziner, 100 PS, 6-Gang manuell/6-Gang Automatik, ab 15.100/16.750 EUR
  • 1,0-l-3-Zylinder-Benziner, 125 PS, 6-Gang manuell, ab 19.400 EUR
  • 1,0-l-3-Zylinder-Benziner, 140 PS, 6-Gang manuell, ab 20.900 EUR
  • 1,5-l-Vierzylinder-Diesel, 85 PS, 6-Gang manuell, ab 15.800 EUR
  • 1,5-l-Vierzylinder-Diesel, 120 PS, 6-Gang manuell, ab 20.800 EUR

Technische Daten Ford Fiesta Mk 8 2017

  • Gefahrener Benziner
  • Motor: 1,0-l-Dreizylinder-Turbobenziner
  • Leistung: 140 PS
  • Drehmoment: 180 Nm
  • Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
  • 0-100 km/h: 9.0 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 202 km/h
  • Verbrauch (NEFZ): 4,5 l/100 km
  • CO2: 102 g/km
  • Länge: 4,040 m
  • Breite: 1,735 m
  • Höhe: 1,476 m
  • Radstand: 2,493 m
  • Kofferraum: 292-1.093 l
  • Leergewicht (3-Türer) 1.144 kg
  • Tank: 42 l
  • Basispreis: 20.900 EUR
  • Marktstart: 8. Juli 2017
  • Gefahrener Diesel
  • Motor: 1,5-l-Vierzylinder-Diesel
  • Leistung: 120 PS
  • Drehmoment: 270 Nm
  • Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
  • 0-100 km/h: 9.0 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
  • Verbrauch (NEFZ): 3,5 l/100 km
  • CO2: 82 g/km
  • Leergewicht (3-Türer) 1.188 kg
  • Basispreis: 20.800 EUR
Ford Fiesta 2017: Zuletzt zogen Renault Clio und VW Polo bei den Absatzzahlen am Kleinwagen von Ford vorbei
Quelle: Ford
Den letzten Fiesta der siebten Generation fertigte Ford in Köln im April 2017
Quelle: Ford
Ford Fiesta: Seit Mai läuft die Produktion des Ford Fiesta Mk 8
Quelle: Ford
Ford Fiesta 2017 Heckansicht: Der kleine Ford ist gegenüber dem Vorgänger gewachsen
Quelle: Ford
Beim Radstand hat der Ford Fiesta Mk 8 nur um vier Millimeter zugelegt
Quelle: Ford
Ford Fiesta Mk 8 2017 Frontansicht: Ford exportiert den Fiesta aus Köln in rund 60 Länder
Quelle: Ford
Auf einen Schraubverschluss für den Tankstutzen verzichtet Ford beim Fiesta der achten Generation
Quelle: Ford
Ford Fiesta 2017 Panoramaglasdach: Das Glasdach gibt es optional, die Kopffreiheit leidet etwas darunter
Quelle: Ford
Ford Fiesta 2017 Infotainment: Der große Bildschirm fürs Infotainment sitzt bombenfest auf dem Armaturenbrett
Quelle: Ford
Ford Fiesta 2017: Der Zulieferer Magna fertigt die Sitze für den neuen Ford Fiesta direkt im Kölner Werk als Untermieter
Quelle: Ford
Ford Fiesta 2017 Vignale: In der Topausstattung schlägt Ford den Fiesta mit reichlich Leder aus, der Platz auf der Rückbank bleibt begrenzt
Quelle: Ford
Ford Fiesta 2017 Kofferraum: Bei umgeklappten Rücksitzen passen knapp 1.100 Liter in den Kofferraum
Quelle: Ford
Ford Fiesta 2017 Kofferraumvolumen: Mit doppeltem Boden passt nicht mehr viel ins Heck
Quelle: Ford
Die Topausstattung Vignale hebt den Ford Fiesta für 2017 auf ein neues Niveau
Quelle: Ford
Ford Fiesta mit 6-Gang-Handschaltung: Eine Automatik bietet Ford vorerst nur mit einem Motor an, dem 100-PS-Benziner
Quelle: Ford
Ford Fiesta 2017 Innenraum: Ablage für den Funkschlüssel
Quelle: Ford
Ford Fiesta 2017 Klimaautomatik: In der Basisversion gibt es nicht mal eine gewöhnliche Klimaanlage
Quelle: Ford
Ford Fiesta Mk 8: Ordentlich Platz im Handschuhfach
Quelle: Ford
Ford bietet den Fiesta weiterhin mit drei und fünf Türen an, links als ST Line, rechts als Vignale, dazwischen steht die Titanium-Ausstattung
Quelle: Ford
Im ersten Quartal 2017 leerte Ford die Lager, der Fiesta landete vor Produktionsende bei den Verkaufszahlen wieder vorne
Quelle: Ford
Der Ford Fiesta ist der einzige Kleinwagen, der in sämtlichen Modellvarianten in Deutschland gebaut wird
Quelle: Ford
Beim Thema Qualität setzt Ford nicht nur auf sichtbare Teile: Alle Stahlteile erhalten im Fiesta eine Zinkgrundierung als Rostschutz
Quelle: Ford
Der Ford Fiesta der achten Generation kommt im Juli 2017 zu den Händlern
Quelle: Ford
Ford Fiesta 2017 Motoren: Start-Stopp kostet für die Basis-Saugbenziner 200 Euro Aufpreis
Quelle: Ford