Ford Focus Turnier (2018) vs. Kia Ceed SW (CD) im Vergleich
Der neue Focus im Turnier mit dem Kia Ceed
Kompakte Kombis müssen praktisch, dürfen aber gern sportlich sein. Kia Ceed SW und Ford Focus Turnier rollen jetzt zum Händler. Wir haben die Modelle verglichen.
Einmal im Jahr trifft sich alles, was auf dem Automarkt neu ist, im hohen Norden Dänemarks. Kurz vor Skagen an der Nordseeküste haben die Juroren des europäischen Auto-Preises „Car Of The Year“ (COTY) beim sogenannten Tannistest Gelegenheit, Neuheiten unter die Lupe zu nehmen und zu fahren. Wir waren zum dritten Mal dabei und haben getestet, was uns in die Finger kam.
- Zwei neue Kompaktkombis im Vergleich
- Kia Ceed SW in 3. Generation
- Ford Focus Turnier Nummer 4
- Kia Ceed SW mit mehr Platz im Kofferraum
- Mehr Beinfreiheit im Ford Focus
- Durchdachte Details im Kia
- Der Ford Focus ist sportlicher
Tversted – Es müssen nicht immer die ganz großen Emotionen sein. Kompakte Kombis bereiten kleine Freuden im Alltag. Wenn die Lego-Kiste mit in den Urlaub darf, vermeidet das Kindertränen. Wenn man für den Großeinkauf im Baumarkt keinen Hänger mieten muss, freut sich die Familienkasse. Und wenn man Spaß auf kurvigen Landstraßen haben kann, macht das sicher auch jemanden glücklich.
Bei Ford Focus Turnier gehört all das seit jeher zum Anspruch. Kia zielt mit dem Ceed SW in die gleiche Richtung. Schließlich steht das SW für Sportswagon. Beide Kombis kommen dieser Tage in neuester Generation auf den Markt. Beim Kia Ceed SW der Baureihe CD ist es die dritte Generation, beim Ford Focus Turnier bereits die 4. Auflage des Kompaktwagens. Wir haben verglichen.
Abmessungen | Platzangebot | Kofferraum
Um die 4,60 Meter Außenlänge sind Standardmaß in der Kombi-Kompaktklasse. Der Ceed SW trifft den Wert exakt, Ford gönnt dem Focus 4,67 Meter. In der Breite sind es 2,5 Zentimeter extra für den Ford (1,825 m), in der Höhe trennen die beiden nur Millimeter (1,47 m). Der Focus wirkt im Vergleich allerdings, als trüge er zu viel Blech mit sich herum. Man möchte ihm größere Räder anschrauben, dabei steht er schon auf 17-Zöllern.Im Kofferraum setzt der Ford Focus Turnier das Plus bei den Maßen nicht um. Im Ford Focus Turnier liegt das Kofferraumvolumen bei 608 Litern (mit Reifen-Reparaturset), der Kia kann 625 Liter einladen. Bei umgelegter Rückbank führt der Ceed SW mit 1.694 zu 1.653 Liter. Außerdem bietet der Koreaner die besseren Detaillösungen: Der doppelte Boden lässt sich in zwei Abschnitten aufklappen. So bleibt das Fach vor der Stoßstange zugänglich, wenn Gepäck im Auto ist. Die Kofferraumabdeckung führt Kia zudem in einer Schiene, Ford verzichtet darauf.
Dafür gelingen Ein- und Ausbau der Abdeckung beim Ford einfacher. Die Sitzlehnen fallen in beiden Kombis nicht ganz flach um, ein Stufe entsteht jedoch nicht. Die Fernentriegelung aus dem Kofferraum gibt es im Kia leider nur in der Topausstattung oder für 890 Euro Aufpreis im Leder-Paket. Nur dann lässt sich auch die Rückbank im Verhältnis 40:20:40 teilen. Keine schöne Aufpreispolitik.
Beim Ford bekommt man die Hebel hinten serienmäßig, eine dreifach teilbare Rückenlehne aber überhaupt nicht. Dafür gibt es eine zweigeteilt umlegbare Rückbank (60:40) mit Durchlade für 250 Euro (Family-Paket).
Passagiere haben mehr Spaß im Focus. Fünf Zentimeter mehr Radstand (2,70 zu 2,65 m) erzählen dabei nicht mal die ganze Wahrheit. Die Knie haben gefühlt einen noch größeren Vorsprung, außerdem passt im Ford auch Schuhgröße 47 unter den Vordersitz. Im Kia kneift es an den Füßen, wenn der Fahrersitz ganz unten steht.
Materialien | Verarbeitung
Es gibt schönere Kompaktklässler als Focus und Ceed. Das war bei den vorherigen Generationen schon so und hat sich nicht geändert. Kia machte zuletzt große Fortschritte, Ford macht kleine. Obenrum gehört weicher Kunststoff im Cockpit zum Standard. Ab der Klimaanlage abwärts herrscht Hartplastik vor. Beim Ford beginnt es weiter oben als beim Kia, aber mit eleganterem Übergang. Die Ellenbogen treffen in den Türen auf angenehme Polster. Hintensitzer müssen sich im oberen Bereich mit Hartplastik arrangieren.Den Schaltknauf des Sechsgang-Getriebes setzt auf Ford auf einen Mitteltunnel aus günstigem Plastik. Eine edlere Version aus „gebürstetem“ Plastik gibt es gegen Aufpreis und nur mit Automatik. Schade. Kia hat nur eine Konsole im Angebot. Mit schwarzem Lack und ein bisschen Alu-Optik wirkt sie eleganter garniert. Ebenfalls schöner im Ceed SW: Die analogen Rundinstrumente sitzen in voll ausgeformten Tuben, bei Ford sind sie nur zweidimensional.
Infotainment | Bedienung
Auf herkömmliche, analoge Rundinstrumente guckt der Fahrer in beiden Kombis. Dazwischen sitzen kleine TFT-Displays, auf denen die wichtigsten Infos zur Fahrt angezeigt werden. Im Ceed fällt es leichter, durch die Menüs zu scrollen. Die Struktur bei Ford ist schwerer zu durchschauen.Das gleiche gilt fürs Infotainment. Beim Ford-System Sync 3 findet man längst nicht alles auf Anhieb, im Kia tastet man sich intuitiver durch die Untermenüs. Beim Funktionsumfang hält der Ceed dafür nicht ganz mit. Ford bietet die bessere Sprachsteuerung und mehr Konnektivität. Und in der Kombination daraus zum Beispiel eine Vorlesefunktion für SMS. Die Smartphone-Standards Apple Carplay und Android Auto beherrschen beide Systeme.
Die Bildschirme sitzen in beiden Cockpits auf dem Armaturenbrett. Ford liefert Sync 3 mit 8-Zoll-Screen und Navi schon ab der zweiten Ausstattung Cool & Connect. Im Ceed muss man dafür eine höhere Ausstattung wählen. Ein Touchscreen mit sieben Zoll Diagonale kommt zwar schon in der Ausstattung Vision ins Auto, das Topsystem inklusive Navi und 8-Zoll-TFT kostet jedoch 890 Euro extra.
Assistenten | Sicherheit
Bei den Assistenten herrscht Gleichstand. Ford und Kia packen zumindest gegen Aufpreis die meisten Helfer ins Auto, die man in der Kompaktklasse erwartet. Toter-Winkel-Warner, automatische Notbremse mit Fußgängererkennung, Abstandstempomat – gibt es hier wie da.
Beide helfen beim Lenken und fahren mit automatischem Getriebe im Stau fast allein. Der Ford kann sogar alleine einparken und übernimmt in der Automatikversion dabei den Gangwechsel. Beide leuchten serienmäßig nur mit Halogen, LED-Scheinwerfer kosten Aufpreis.
Motor | Antrieb
Im Vergleich hat der Kia es schwer. Mehr als 140 PS aus einem 1,4-Liter-Turbobenziner kann der Ceed SW nicht bieten. Reicht eigentlich, doch der Focus stand uns als Handschalter nur mit 182 PS zur Verfügung. Der Vergleich ist also unfair. Trotzdem: Wie viel Punch und Spontaneität Ford aus dem 1,5-Liter-Dreizylinder im Testwagen kitzelt, ist schon toll. Der Focus Turnier hängt willig am Gas, der kleine Turbo drückt den Kombi mit reichlich Kraft nach vorne und klingt kernig.Klar, dass der 1,4-T-GDI im Ceed nicht mithält. Für sich genommen macht er es dennoch gut. Nicht ganz so spontan, nicht ganz so kräftig, aber völlig ausreichend. Zumal in dieser Klasse. Der Vierzylinder läuft zudem etwas ruhiger als der Ford-Motor mit drei Töpfen. Dass bei beiden ungefähr bei der gleichen Drehzahl das Drehmoment-Maximum von 240 (Ford) und 242 Newtonmeter (Kia) anliegt, kann man trotzdem kaum glauben.
Zum Vergleich fuhren wir noch den Ford Focus Turnier Active mit der 150-PS-Variante des 1,5-Liter-Dreizylinders. Auch der geht besser als der Kia, war allerdings an die prima funktionierende, brandneue Achtgang-Automatik gekoppelt (plus 1.900 Euro). Zwei Extra-Gänge helfen bei Durchzug und Beschleunigung. Für den Ceed bietet Kia ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe optional an, das ebenfalls angenehm unauffällig arbeitet (plus 1.600 Euro).
Fahrwerk | Lenkung | Fahrverhalten
Der Focus punktet, wo man das von einem Ford erwartet: Bei der Fahrdynamik. Es gibt nur wenige Kombis in dieser Klasse, mit denen man auf einer holprigen, kurvigen Landstraße mehr Spaß hat. Der Turnier federt straff, aber sehr verbindlich. Rückmeldungsstark und nie zu hart. Unebenheiten schluckt er gut kontrolliert und mit einer sehr feinen, neutralen Balance. Wenn man will, kann man das Heck sogar ein bisschen zum Mitlenken bewegen. Die Lenkung ist angenehm direkt und gut gewichtet.Den Ceed bewegt man nicht ganz so fröhlich. Dabei ähnelt er zuweilen ein wenig dem Ford. Er rollt ähnlich angenehm ab und nimmt harten Stößen wirkungsvoll die Spitze. Dabei wirkt das Fahrwerk jedoch etwas weniger kontrolliert, ein gutes Stück weicher und komfortabler. Die Lenkung wirkt um die Mitte deutlich indifferenter und weniger präzise. Kia gibt ihr zudem weniger Gewicht.
Auch hier operieren die beiden Kompakten allerdings leider nicht mit gleichen Voraussetzungen. Der Focus stand auf dem sportlichen ST-Line-Fahrwerk, der Kia auf Standard-Federn und -Dämpfern. Ein Sportfahrwerk bieten die Koreaner nicht an, der Focus Turnier stand uns nicht mit dem Serienfahrwerk zur Verfügung. So ist der Kia das komfortablere Auto, der Focus eindeutig das sportlichere. Allerdings rollt er trotzdem leiser ab. Beim Ceed SW macht sich der große Resonanzraum bemerkbar, Ford dämmt den Focus Turnier gut.
Preis | Ausstattung | Kosten
Beim Preis erwartet man traditionell Kia vorn. Doch extrem viel günstiger ist der Ceed SW nicht mehr. Beim Basispreis trennen die beiden Kandidaten zwar noch satte 2.700 Euro. Dafür gibt es im Ceed einen 1,4-Liter-Saugmotor mit 100 PS, im Ford einen 1,0-Liter-Dreizylinder mit 85 PS.
Vergleicht man jedoch den Kia Ceed SW mit 140-PS-Benziner in der Ausstattung Spirit mit dem Focus Turnier mit 150-PS-Benziner in der Ausstattung Cool & Connect, schrumpft der Abstand. Der Kia kostet dann 25.690 Euro, der Ford 26.200 Euro. Dafür hat er aber bereits ein Navi an Bord, das man bei Kia extra bezahlen muss. Dafür stecken im Kia schon der adaptive Automat und der adaptive Spurhalteassistent. Am Ende zahlt man für den Ceed nach Preisliste also bei ähnlicher Ausstattung weniger als für den Focus.
Fazit: Das Turnier gewinnt der Sportswagon
Die Wahl fällt schwer zwischen Ford Fcous Turnier und Kia Ceed SW. Einige praktische Gründe sprechen für den Ceed. Er bietet das clevere Kofferraumkonzept, mehr Platz im Heck und federt ausgesprochen komfortabel. Außerdem geht die Bedienung leichter von der Hand. Der Focus ist etwas komplizierter zu handhaben, bietet weniger Platz fürs Gepäck und weniger praktische Details. Wer mehr Platz auf der Rückbank braucht, ist beim Kölner allerdings besser bedient. Und bei der Fahrdynamik fährt er klar und deutlich vorneweg.Deshalb schlägt unser Herz für den Focus, doch das Herz darf beim Familienkombi die Entscheidung meist nicht alleine treffen. Kopf und Portemonnaie sprechen für den Kia Ceed CW.
Kia Ceed SW vs. Ford Focus Turnier Technische Daten
Modell | Ford Focus Turnier | Kia Ceed SW |
---|---|---|
Motor | 1,5-Liter-Dreizylinder | 1,4-Liter-Vierzylinder |
Leistung | 182 PS (134 kW) | 140 PS (103 kW) |
Drehmoment | 240 Nm | 242 Nm |
0-100 km/h | 8,5 s | 9,1 s |
Geschwindigkeit | 220 km/h | 210 km/h |
Verbrauch | 5,7-5,6 l/100 km | 5,9-5,7 l/100 km |
CO2-Ausstoß | 129-127 g/km | 135-130 g/km |
Länge/Breite/Höhe | 4,67 m/1,83 m/1,47 m | 4,60 m/1,80 m/1,47 m |
Radstand | 2,70 m | 2,65 m |
Kofferraum | 608-1.653 l | 625-1.694 l |
Gewicht | 1.409 kg | 1.352 kg |
Preis Testwagen | ab 28.700 Euro | ab 23.090 Euro |
Preis Basismodell | ab 19.700 Euro | ab 16.990 Euro |
*****
In eigener Sache: Du willst regelmäßig die besten Auto-News lesen? Dann abonniere unseren wöchentlichen E-Mail-Newsletter oder täglichen Whatsapp-Newsletter (Mo-Fr). Es dauert nur 1 Minute.
WIESO gibt es den Focus im Heimatmarkt nicht als Kombi? Ich wuerde meinen sofort gegen einen nagelneuen eintauschen.
Gefaellt mir sehr gut das Auto. Der Spielzeug Motor ist natuerlich nichts.
Mir fällt gerade wieder auf wie unfassbar verwechselbar globalisierte Autos geworden sind.
Sieht man auf die Daten ist es völlig egal welches man kauft. Kein Wunder, daß der Wettbewerb nur noch über den Preis geht, mit allem was da dran hängt....
Also die paar Hundert € mehr wäre mir das in Deutschland gebaute Auto wert. (wird doch noch in Saarlouis gebaut?)
Generell der Focus Turnier in Rot mit schwarzen Felgen - könnte auch mir gefallen.
Der Kia weckt jetzt irgendwie keinerlei Emotionen bei mir. Bleibt so ein 'Mittel zum Zweck - Auto' wie mein Renault. Kauft man weil billig.
Vom Exterieur-Design her könnte der Kia Ceed SW problemlos als deutscher Premium-Kombi durchgehen.
Natürlich. 182PS...sind natürlich nix, vollkommen untermotorisiert 🙄
Ich denke, das ist eher an die Angabe „3-Zylinder“ gerichtet.
Innendesign konnte Ford leider noch nie ... hat sich auch beim neuen Focus nicht geändert. Und der Kia hat ein typisches Asien-Innendesign ... nicht wirklich schön, aber immer noch besser als der Focus.
Was mindestens genauso dämlich ist...
Ich schätze mal, das der Hubraum von 1,4und 1,5 Liter gemeint sind. Der Focus hat sogar noch einen Drezylinder, dessen Laufruhe nicht so gut ist, wie bei einem vierzylinder.Zusammen mit der Leistung werden die Motoren schon anfällig sein müssen. ANdersherum wärs besser.
Die Form der Kofferraumklappen, die dafür sorgen, das man den Kofferaum möglichst wenig in der kompletten Höhe nutzen kann, würd mich nerven. Besser wären die Klappen möglichst senkrecht.
Also das Fazit ist in Anbetracht der Fakten schwach. Man hat das Gefühl das der Verfasser selbst unentschlossen ist und erwägt dann doch eine emotionale Entscheidung zu fällen. Da ist nix mit Kopf. Einfacher wäre es hier wie im jeden normalen Vergleich dem Leser die Wahl zu lassen. Wegen 20 Liter weniger Gepäckraum ist niemand gestorben, wenn ich Reisequalität habe mit mehr Beinfreiheit und einer guten Dämmung freue ich mich dennoch dann mehr. Dann hier aber irgendwie über Preise zu sprechen, die sich dann aber in höheren Ausstattungsvarianten relativieren macht auch keinen Sinn. Dann kann man doch gleich noch den Wiederverkaufswert reinpacken. Genauso wie die Fahrzeuge eher durchwachsen dieser Artikel.
Kann ich nur bestätigen. Innen die typische graue Wüste und unfassbar dicht beieinander. Außen auch sehr ähnlich, wobei ich den Kia bevorzugen würde. Er wirkt insgesamt wertiger und nicht so grobschlächtig, wie der Focus.
5 € in die Wortspielkasse bitte. 😆
Der Kia wirkt innen aufgeräumter wenn auch nicht wirklich berauschend.
Erschrocken war ich von der Materialanmutung im Focus, da wirkte selbst der Mk3 wertiger.
Hartplastik im unteren Bereich verbauen ist ja ok, machen alle.
Aber wie kommt man darauf, dass bis zur Klimaregelung hoch zu ziehen. Da kommt man immer mit den Fingern hin und es sieht einfach shice aus.
Verstehe ich auch nicht. Bei euch ist der 2-Liter-4-Zylinder die Basis und es gibt noch gegen Aufpreis den kleinen Drilling. Ich würde auch eher den größeren Sauger bevorzugen.