Porsche Panamera 2: Erste Mitfahrt, Technik
Der neue Panamera macht schon als Taxi Spaß
Porsche macht beim Panamera 2 alles neu: Motoren, Getriebe, Fahrwerk, Karosserie, Infotainment. Wir durften schon mal mitfahren - der erste Eindruck ist vielversprechend.
Klettwitz – Wenn man beim neuen Panamera den Sport-Plus-Modus einlegt, geht er in die Knie. Vorne senkt er sich um 28 Millimeter, hinten um 20. Gleichzeitig klappt der Heckflügel in einer sorgsam choreographierten Bewegung hoch, die Enden rutschen nach außen, dazwischen schiebt sich eine Platte. Wie bei einem Esstisch, wenn die Gäste kommen.
Sind ja auch Gäste da. Porsche hat Journalisten in die Lausitz geladen, um die Technik des neuen Panamera zu zeigen. Eine Menge wissen wir schon darüber, drin gesessen haben wir ebenfalls, jetzt durften wir auch ein paar erste Runden auf dem Lausitzring drehen. Leider nur auf dem Beifahrersitz, am Steuer kurbelten Entwicklungsfahrer.
Am neuen Panamera gab es eine Menge zu entwickeln. Fast alles, wie Baureihenleiter Gernot Döllner sagt. „Es gibt drei Dinge, die wir vom Vorgänger übernommen haben: Die Idee, der Name und das Porsche-Wappen.“ Und im Großen und Ganzen auch das Design, möchte man einwerfen. Aber sonst: Neue Motoren, ein neues Getriebe, eine neue Karosseriestruktur, grundlegende Änderungen beim Fahrwerk, ein modernisiertes Infotainment – sogar eine neue Fabrik. Der Porsche Panamera 2 wird komplett in Leipzig gebaut.
"Mein" Entwicklungsfahrer Dominik Hartmann beschleunigt den Panamera aus der Boxengasse. Der V8-Biturbo schiebt kräftig an. Gleich danach geht es rechts rum, wieder links und es folgt eine enge Rechts-Links, die in der Gegengerade endet. Auf dem Beifahrersitz spürt man kaum Lastwechselreaktionen, der Panamera bleibt schön waagerecht. Hartmann setzt die schwere Limousine augenscheinlich mühelos um.
Fahrwerk
Erstmals bietet Porsche für den Panamera eine Hinterachslenkung an. Bis zu 2,8 Grad schlagen die Hinterräder ein. Bis etwa 50 km/h lenken sie in die entgegengesetzte Richtung der Vorderräder, verkürzen den Radstand so virtuell und verengen den Wendekreis.
Das ist nicht nur praktisch in der Stadt, es hilft auch der Agilität. Im Bereich zwischen etwa 50 und 70 km/h bleiben die Hinterräder weitgehend neutral und beginnen zunehmend in die gleiche Richtung zu lenken wie die Vorderräder. Laut van der Weerd wird dabei vor allem im Sport-Plus-Modus auch mal Lenkwinkel rausgenommen, um die Agilität zu erhöhen.
Im Infield des Lausitzrings steuern wir auf eine weite, lange Rechtskurve zu. Sie wechselt um etwas mehr als 180 Grad die Richtung. Hier ist Geduld gefragt. Wer zu früh ans Gas geht, gerät leicht ins Untersteuern. Der Panamera arbeitet jetzt offenbar an der Haftungsgrenze der Reifen. Vom Beifahrersitz hört man das nur. Was man spürt: Der Panamera dreht sich in der Mitte der Biegung ein. Die Linie wird ein wenig enger, Hartmann kann früh ans Gas.
Porsche verbaut im neuen Panamera optional eine Dreikammer-Luftfederung. Bisher gab es nur zwei Kammern. Das Volumen vergrößerten die Ingenieure um 60 Prozent. Porsche kann dadurch niedrigere und höhere Federraten darstellen als bisher. Also mehr Komfort und mehr Sportlichkeit. Den ganzen Haufen an Fahrwerkeinflüssen (Luftfederung, Hinterachslenkung, Torque-Vectoring) fasst Porsche als „4D-Chassis-Control“ zusammen. Laut van der Weerd mit dem Ziel, das Eigenlenkverhalten positiv zu beeinflussen.
Antrieb
Der Panamera kommt zunächst mit drei Motoren auf den Markt. Alle drei sind Neuentwicklungen, werden aber von Audi-Motoren abgeleitet. Im Panamera 4S kommt ein 2,9-Liter-V6-Biturbo zum Einsatz, der 20 PS mehr leistet als der Vorgänger. Im Porsche Turbo sitzt ein 4,0-Liter-V8 mit zwei Twinscroll-Turboladern, die, wie beim V6, zwischen den Zylinderbänken sitzen („heißes Innen-V“). Unter geringer Last schaltet Porsche die Hälfte der acht Zylinder ab, um Sprit zu sparen. Im Panamera 4S Diesel arbeitet ein 4,0-Liter-V8-Diesel mit Registeraufladung.
Alle drei Motoren gibt es zunächst nur mit Allradantrieb und sie sind mit einem Doppelkupplungsgetriebe mit acht Gängen kombiniert. Auch das hat Porsche neu entwickelt. Mehr Gänge plant man nicht, mit dem Achtgang-PDK sei derzeit die optimale Spreizung für alle Einsatzzwecke bei Porsche möglich. Die Höchstgeschwindigkeit wird damit im 6. Gang erreicht, die Gänge sieben und acht sind als Overdrive zur Drehzahlreduzierung ausgelegt.
Trotz des zusätzlichen Gangs ist das neue Getriebe 142 Millimeter kürzer als das alte PDK mit sieben Gängen. Es nutzt vier statt zwei Wellen, die Gänge fünf und sieben sowie sechs und acht nutzen jeweils ein festes Zahnrad gemeinsam. Das schafft Bauraum, um den Antrieb zu hybridisieren. Mild- , Voll- oder Plug-in-Hybrid - alles kann mit dem vorhandenen Motorenangebot und dem Achtgang-PDK umgesetzt werden.
Karosserie
Gut 5,05 Meter misst Porsches Limousine nun, nur wenig mehr als der Vorgänger. Der Radstand wuchs aber um 30 Millimeter auf 2,95 Meter. Der Raum kommt fast ausschließlich den Passagieren auf den eng geschnittenen Einzelsitzen hinten zugute. Ein bisschen mehr Platz für Gepäck gibt es auch, mit 495 bis 1.304 Liter ungefähr 50 Liter zusätzlich. Die Dachlinie senkten die Ingenieure um 20 Millimeter, angeblich ohne Einbußen bei der Kopffreiheit.
An Gewicht verloren hat die Karosserie-Struktur zwar, allerdings schlägt sich das nicht im Gesamtgewicht nieder. Im Gegenteil. Der Panamera 2 hat zugenommen. 1.995 Kilo bringt der Turbo nach DIN-Norm auf die Waage, das sind 25 Kilo mehr als bisher. Der 4S mit V6 wiegt 1.870 Kilo, genauso viel wie der Vorgänger. Aber Porsche schummelt ein wenig: Der Serientank wurde von 100 auf 75 Liter geschrumpft, im Turbo von 100 auf 90 Liter.
Das ist vielleicht die größte Enttäuschung am neuen Panamera: Er hat zugenommen. Gerechnet hatten wir mit rund 100 Kilo weniger Gewicht. Porsche rechtfertigt das mit "mehr Substanz" vor allem bei der Performance. Und er macht ja auch einen vielversprechenden Eindruck auf der Rennstrecke - und Porsche reklamiert, er sei mit einer Zeit von 7:38 Minuten die schnellste Serienlimousine auf der Nürburgring-Nordschleife. Die technischen Anlagen sind zudem gut für einen prima Allrounder. Aber das erfahren wir später im Jahr. Neugierig gemacht hat der Panamera uns.
Technische Daten Porsche Panamera 2
Modell | Panamera 4S | Panamera Turbo | Panamera 4S Diesel |
---|---|---|---|
Motor | 2,9-Liter-V6-Turbobenziner | 4,0-Liter-V8-Turbobenziner | 4,0-Liter-V8-Turbodiesel |
Leistung | 440 PS | 550 PS | 422 PS |
Drehmoment | 550 Newtonmeter | 770 Newtonmeter | 850 Newtonmeter |
Verbrauch | 8,1 bis 8,2 Liter pro 100 km | 9,3 bis 9,4 Liter pro 100 km | 6,7 bis 6,8 Liter pro 100 km |
Höchstgeschwindigkeit | 289 km/h | 306 km/h | 285 km/h |
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h | 4,2* bzw. 4,4 Sekunden | 3,6* bzw. 3,8 Sekunden | 4,3* bzw. 4,5 Sekunden |
Basispreis | 113.027 Euro | 153.011 Euro | 116.954 Euro |
* Beschleunigung mit aufpreispflichtigem Sport Chrono Paket
Erster - tolles Auto..aber schon eine Menge Asche...lande beim Diesel S bei 165k...
Billig ist anders, das ist wohl wahr 😊
Rundum schickes Auto! Würd mir gefallen.
Ich finde ja toll, wie Renault mit der 4Control, die es übrigens schon im Laguna III ab 2008 gab, verrissen wird und bei Porsche wir das nun groß als technische Neuerung gepriesen.
Komischerweise funktioniert das im Porsche komplett identisch wie im Renault.
Mitlenkende Hinterräder gab es auch schon weeeeiit vor Renno in Serien-PKWs. 😉
Nissan Skyline GT-R R32 ab 1989. 😎
versteh ich nicht das ganze Gewese um den "neuen" Panamera. Für mich sieht der nur marginal anders aus, als sein Vorgänger. Für mich sind die Unterschiede in etwas so groß, wie die zwischen dem aktuellen Audi A-irgendwas, dessen FaceliftVorgänger, dessen Vorgänger, wiederum dessen FaceliftVorgänger, dessen .......
Das dachte ich spontan beim lesen auch grade...
Ankündigungen... Mehr kommt ja von dem Laden nicht...
... oder beim BMW 850 CSI
Honda Prelude ab 1987, Mazda 626 GD ebenfalls ab 1987
Und in den 90er bei Honda. Danach zuerst bei BMW als Volumenhersteller. Sogar Renault bietet das an.
Entwickelt und baut Posche seine Getriebe selbst ?
Hallo,
nein, es ist von ZF Friedrichshafen. Entwickelt wird es am Standort Kressbronn am Bodensee und gebaut wird es am Standort Brandenburg.
Grüße,
diezge
Wenn man den mit DKG manuell schaltet wird es einem aber nicht langweilig.
Die mitlenkenden Hinterräder sind einfach State of Art in dem Bereich.
Ich denke aber, es ist eines von vielen Dingen, die so ein Schiff agiler machen, wieso ihr euch das alle raus pickt verwundert ein wenig...der Citroen DS hatte auch schon eine Luftfederung, trotzdem wird dies nicht in jeder News zur S-Klasse z.B. erwähnt.