VW Passat Variant 2.0 TDI: Test

Der nüchtern-brave Evergreen

MOTOR-TALK

verfasst am Wed Jan 01 19:24:31 CET 2014

2014 kommt eine neue Generation des VW Passat auf den Markt. Vorher fuhren wir noch mal die aktuelle, siebte Generation des Kombis.

Der VW Passat Variant: Über 90 Prozent gewerbliche Zulassungen sprechen eine deutliche Sprache

Von MOTOR-TALK Reporter Fabian Hoberg

Berlin – Ein VW Passat passt immer. Unauffällig, funktional, vielleicht ein bisschen zu perfekt – typisch norddeutsch eben. Kein Wunder, dass er das meistverkaufte Modell in der Mittelklasse ist. Bis Ende November des Jahres wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 67.579 Passat zugelassen.

2014 kommt die achte Generation auf den Markt. Höchste Zeit also, für 2.500 Kilometer mit dem aktuellen Passat B7. Als Kombi, versteht sich. Durch Deutschland, ganz spießig, wie die anderen Familien auch.

BLECH & FORM

2014 startet der Neue, der erstmals auf VWs modularem Querbaukasten (MQB) basieren wird
Schnick und Schnack hat der Passat nicht. Der große Kombi ist funktional, sachlich, nüchtern wie ein Buchhalter am Dienstagmorgen. Hier ist alles so, wie es Wolfsburger Ingenieure mögen – sogar die engen Spaltmaße.

Mit 4,87 Meter Länge, 1,82 Meter Breite und 1,51 Meter Höhe ist der Passat Variant weder klein noch groß. Parken in der Stadt geht ganz gut, der Mutter-und-Kind-Parkplatz vor dem Obi (den gibt es wirklich) passt natürlich besser.

Da können wir den Maxi-Cosy einfach aus dem Fond heben, ohne die Türkanten zu verkratzen. Nach dem Einkauf klappt die Hecklappe automatisch nach oben und alles passt hinein in den Passat. Der ist ja auch dafür gemacht, beladen zu werden.

KOFFER & RAUM

SUV stehen bei Fußballmuttis zwar hoch im Kurs. Trotzdem behauptet sich der Kombi wacker als als idealer Familienbegleiter. In den Passat Variant passen zwischen 603 und 1.731 Liter Gepäck – mehr als genug für Kind, Kinderwagen und allerhand Windeln.

In der ersten Reihe sitzt man prima, dahinter haben die Kinder deutlich mehr Platz, als sie brauchen. Jedenfalls bleibt das erwartete Gequengel auch dank des komfortablen Fahrwerks aus. Gut, die Conni-CDs (das ist die mit der Schleife im Haar), die während der Fahrt laufen, wirken wie Propofol (das ist das Zeug, auf das Michael Jackson schwor) – eher einschläfernd. Aber zumindest herrscht Ruhe im Passat.

Mit 177-Diesel-PS ist dieser Passat eigentlich ein typischer Außendienst-Wagen. Er macht sich aber auch gut als Familienkombi

KRAFT & QUELLE

Wenn Passat, dann Diesel. Mit dem 2,0-Liter-Vierzylinder mit 177 PS ist man gut unterwegs, mit dem manuellen Sechsganggetriebe macht das Schalten sogar Spaß. So eng liegen die Gänge nebeneinander. Mit norddeutscher Gelassenheit sprintet der Passat in 8,6 Sekunden auf 100 km/h – zumindest bei trockener Fahrbahn. Ist es nass, hat die Traktionskontrolle zu tun.

Auf Vertreters Lieblingsautobahnspur, der linken, erreicht der Passat 224 km/h. Das ist ziemlich schnell, wenn man die ganze Familie an Bord hat. Bei zurückhaltender Fahrweise trinkt der Diesel sechs Liter, 6,7 bedeuten schon: Man hatte etwas Freude. Das ist okay. In Verbindung mit dem 70-Liter-Tank ist so eine Reichweite von über 1.000 Kilometern drin – so weit reicht keine Kinderblase.

FAHR & SPASS

Mit Spaß hat der Passat nicht viel am Hut, eher mit beängstigender Perfektion. Da sind die bequemen und langstreckentauglichen Sitze, die präzise Lenkung und das exakt zu schaltende Getriebe. Dazu kommt die penible Verarbeitung und ein ergonomischer Innenraum. Von Generation zu Generation wird die Mittelklasse immer besser. Das fällt vor allem auf langen Strecken auf und macht, ganz ehrlich, zufrieden.

Ein Nachteil ist der Preis. Mit dem 177-PS-Motor kostet der Passat mindestens 36.850 Euro. Mit ein paar Extras wie Xenon-Licht, Metallic-Lack, Navigation oder Seitenairbags für die hinteren Sitze ist die 40.000er-Marke schnell überschritten. Für einen Passat (!) ist das heftig. Auch deshalb sind rund 92 Prozent der Passat Firmenwagen.

Hier ist Platz für mindestens 603 Liter. So viel Durst hatten wir allerdings nicht

ENDE & URTEIL

Der Passat kann es einfach, das muss man schreiben. Er hat Platz, ist gut verarbeitet, hat einen kräftigen Motor und leistet sich keine Fehler. Ein typisches Auto der Vernunft, nicht des Herzens. Diejenigen, die diesen Kombi fahren, machen bestimmt nichts falsch.

Genau aus diesem Grund ist das Auto aber nichts für mich. Als Firmenwagen, okay. Aber ich vermisse Licht und Schatten. Dinge, über die ich mich ärgern und freuen kann. Dinge also, die vielleicht einfach nicht zum VW Passat passen.

VW Passat: Technische Daten

  • Modell: VW Passat Variant 2.0 TDI Highline
  • Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel
  • Getriebe: Sechsgang-Handschaltung
  • Leistung: 177 PS
  • Verbrauch: 4,6l/100km (NEFZ)
  • CO2: 123 g/km
  • 0 – 100 km/h: 8,6 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 224 km/h
  • Länge x Breite x Höhe in m: 4,4,87 x 1,82 x 1,51
  • Leergewicht: 1.558 kg inkl. Fahrer
  • Kofferraum: 603 – 1.731 l
  • Basispreis 26.400 Euro (Variant Trendline, 122-PS-Benziner)
  • Testwagenpreis: 36.850 Euro
  • Garantie: 3 Jahre
  • Werkstattintervalle: alle 20.000 km oder einmal im Jahr

Pragmatisch, nüchtern, ohne echte Schwächen: Das ist das Erfolgsmodell des VW-Mittelklassekombis
VW Passat Variant
2014 startet der Neue, der erstmals auf VWs modularem Querbaukasten (MQB) basieren wird
Seine eigene Tradition: Den VW Passat gibt es seit 1973
Unser Testwagen: VW Passat Variant 2.0 TDI
Mit 177-Diesel-PS ist dieser Passat eigentlich ein typischer Außendienst-Wagen. Er macht sich aber auch gut als Familienkombi
VW Passat Variant 2.0 TDI
Cockpit: Gut verarbeitet, stocknüchtern, ergonomisch
Auch die Kleinsten haben an dieser Kutsche absolut nichts auszusetzen
Hier ist Platz für mindestens 603 Liter. So viel Durst hatten wir allerdings nicht
VW Passat Variant 2.0 TDI
Blick unter die Haube: VW Passat Variant 2.0 TDI