Porsche 718 Boxster S Facelift 2016: Erste Fahrt im Vierzylinder
Der Porsche mit dem Käfer-Tickern
Porsche baut wieder einen Sportwagen mit vier Zylindern. Der Mittelmotor-Roadster heißt jetzt 718 Boxster und bekommt kleinere Motoren. Erste Fahrt.
Estoril/Portugal – Vierzylinder-Boxer, die kennt jeder. Der Käfer-Sound: Das leise Tickern im Leerlauf, das Prusten und Knattern unter Last. Porsche hatte auch mal solche Verzylinder. Früher: 356, 550, James Dean, Hans Herrmann. Danach kamen 50 Jahre lang vor allem Sechszylinder. Heute ist klein wieder modern, denn klein spart Sprit. Deshalb bekommt der Porsche Boxster zum Facelift kleinere Motoren. Einen Liter sollen sie aus der NEFZ-Rechnung wegkürzen. Auf dem Papier bleiben im Idealfall 6,9 (Boxster) bzw. 7,3 Liter pro 100 Kilometer (Boxster S) übrig. Der Preis dafür: vier statt sechs Zylinder und ein Turbolader.
Downsizing muss man nicht mögen. Letztendlich zählen aber Prüfstandswerte, und die sehen bei Turbomotoren hübscher aus. Leider hören die sich nur selten schön an. Porsche steckt deshalb viel Arbeit in den Sound. Dabei geht es aber nicht darum, den alten Sechszylinder nachzuäffen. Boxster-Projektleiter Dr. Stefan Beckbach erklärt: „Ein Vierzylinder muss klingen wie ein Vierzylinder.“ Nur eben kräftiger, porschiger.
Sein Team entwickelte einen asymetrischen Abgaskrümmer. Die Abgase strömen auf unterschiedlich langen Wegen zum Turbolader. Von dort aus schlängeln sich dicke Rohre und schmale Schalldämpfer um den Motor in Richtung Fahrzeugheck. Gegen Aufpreis nimmt ein zweiter Abgasstrang mit Klappenschaltung eine Abkürzung bis kurz vor die Endrohre. Sicherheitshalber schickt Porsche Ansaug-Resonanzen in den Innenraum. Der Sound außen ist echt.All das unterscheidet den Klang des Vierzylinder-Boxster vom Käfer-Sound. Natürlich bleibt ein feines Tickern im Leerlauf und das Wummern danach, ein bisschen wie beim Käfer. Die Physik komponiert die Motor-Musik. Dabei klingt der Porsche aber dumpf und grob, zum Teil übermütig.
Kräftiger und mit "718"
Krawall ist erlaubt, denn der Boxster wird stärker. Im Basismodell leistet ein 2,0-Liter-Boxer 300 PS und 380 Newtonmetern Drehmoment. Die S-Version bekommt einen 2,5-Liter-Boxer mit 350 PS und 420 Newtonmetern. Damit sprintet der neue Top-Boxster in 4,2 Sekunden auf Tempo 100 – ein Augenzwinkern flinker als der bisher schnellste Boxster.
Papier ist geduldig. Was zählt, ist das Gefühl. Porsche programmiert dem Turbo Ähnlichkeiten zum Sauger ins Steuergerät. Seine Kraft steigt mit der Drehzahl, er zieht bis 7.500 Touren. Kräftiger und souveräner als bisher. Im Schubbetrieb bleibt die Drosselklappe offen. So hält der Boxster den Ladedruck, der Lader spricht flink an. Zwei Zylinder fehlen ihm höchstens beim Auto-Quartett. Trotzdem bleibt der Gedanke, dass in einen Roadster von Porsche eigentlich ein Sechszylinder gehört.
Porsche verweist auf die Tradition. Auf dem Heck des Boxster steht jetzt der Zusatz 718. So hieß zwischen 1957 und 1962 ein leichter Sportler aus Zuffenhausen – natürlich mit vier Zylindern. Es wird eine Weile dauern, bis sich Porschisti an die neuen Motoren gewöhnt haben. Theoretisch passt alles, der Rest bleibt Kopfsache. Vielleicht legt Porsche trotzdem noch einmal nach, mit einem Boxster GTS oder Spyder mit sechs Töpfen.
Der Boxster wiegt so viel wie vorher
Ganz nebenbei ändert Porsche am Boxster fast alles. Laut Fahrzeugschein ist der 718 ein neues Modell mit der Typenbezeichnung 982. Dach, Frontscheibe und Hauben bleiben, alle anderen Karosserieteile sind neu.
Die Bremsen werden größer und kräftiger, das Fahrwerk bekommt eine neue Abstimmung. An der Hinterachse werden die Felgen ein halbes Zoll breiter, die Lenkung wird etwas direkter. Auf der Nordschleife soll das Gesamtpaket 16 Sekunden schneller fahren als der Vorgänger. Porsche gibt für den Boxster S eine Rundenzeit von 7:42 Minuten an.
Sein Gewicht hilft ihm dabei nicht. Was der Block spart (25 Kilogramm), fordert der Turbo wieder ein. Letztendlich wiegt er mit größeren Bremsen so viel wie vorher. Spätestens hier wird klar: In der Praxis spart der 718 Boxster nicht. Zwischen neun und zehn Liter Sprit verbrannte der 718 Boxster S auf unserer Testfahrt. Ein alter Boxster GTS verbraucht ungefähr das Gleiche.
Am 30. April 2016 startet der 718 Boxster in Deutschland. Der 718 Cayman mit gleicher Technik folgt kurz darauf. Der Basispreis des Roadsters steigt um 2.737 auf 53.646 Euro. Das S-Modell wird 3.689 Euro teurer und kostet 66.141 Euro.
Porsche 718 Boxster und Boxster S: Technische Daten
- Modell: Porsche 718 Boxster
- Motor: 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder-Boxer
- Getriebe: 6-Gang-Schaltung (7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe)
- Leistung: 300 PS
- Drehmoment: 380 Nm
- Verbrauch laut NEFZ: 7,4 (6,9) l/100 km
- 0 – 100 km/h: 5,1 (4,9; 4,7 mit Sport+)
- Leergewicht (EU): 1.410 kg
- Höchstgeschwindigkeit: 275 km/h
- Länge: 4,38 m
- Breite: 1,80 m
- Höhe: 1,28 m
- Radstand: 2,48 m
- Kofferraum: 150 (vorn) + 125 (hinten)
- Preis: 53.646 Euro
- Modell: Porsche 718 Boxster S
- Motor: 2,5-Liter-Turbo-Vierzylinder-Boxer
- Getriebe: 6-Gang-Schaltung (7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe)
- Leistung: 350 PS
- Drehmoment: 420 Nm
- Verbrauch laut NEFZ: 8,1 (7,3) l/100 km
- 0 – 100 km/h: 4,6 (4,4; 4,2 mit Sport+)
- Leergewicht (EU): 1.430
- Höchstgeschwindigkeit: 285 km/h
- Länge: 4,38 m
- Breite: 1,80 m
- Höhe: 1,28 m
- Radstand: 2,48 m
- Kofferraum: 150 (vorn) + 125 (hinten)
- Preis: 66.141 Euro
Es ist schon gewaltig was man aus so kleinen Vierzylindern rausholt, der Turbo machst möglich .
Bei aller Liebe zum Erhalt des Denkmals:
Bei Porsche fehlt mir schon lange der "Haben will"-Reflex, den ich vor vielen Jahren mal hatte.
Wahrscheinlich sind einfach zu viele davon auf der Straße und der Exoten-Nimbus ist schon lange weg.
Alleine in meinem Kaff sind schon 4 Stück davon unterwegs....
Zählt mal in der Stadt oder auf der Bahn, wieviele Porsche inzwischen unterwegs sind- (ohne Cayenne oder Macan dabei zu berücksichtigen). Irgendwie inflationär, wenn man dass so sagen darf 😆
Der Aufpreis für den Boxster S ist wie immer recht hoch. Ca. 12500 € für 50 PS. Ok., er hat auch mit 2,5 l. Hubraum gar nicht mal so einen kleinen Motor. Der normale Boxster hatte bisher 2,7 l.. Die Fahrleistungen sind jetzt immerhin richtig gut. Der Audi TT RS wird allerdings ein harter Gegner sein.
j.
Ich bin schon auf die weiteren Kommentare gespannt - wird wahrscheinlich gleich verlaufen wie bei den letzten 718-Artikel 😆
glaube ich nicht, der wird ja Frontantrieb haben und ist deshalb eher weniger vergleichbar 😊
Soso, der TT-RS wird Frontantrieb haben ....... 🙄
Das bisschen Leistung das manchmal nach hinten geht, kann man nicht wirklich als Allrad bezeichnen 😜
Zum Glück gibt es noch den Mercedes-AMG SLC 43 oder einen Jaguar F-Type mit 6-Zylinder.
Bin mal gespannt, ob tatsächlich so viele Menschen über 70.000 Euro für einen 4-Zylinder-Porsche bezahlen werden... Selbst wenn der Turbo-4-Zylinder-Boxer im niedrigen Drehzahlbereich über mehr Schub verfügt, passt das nicht so ganz zu einem Sportwagen:
Wer will schon mit einem Boxster niedertourig dahin cruisen?
Ich weiß nicht was ich davon halten soll.
Es wird alles synthetischer, entfernt sich immer mehr von der "Urigkeit", die beim 993 (oder dem frühen Boxster) noch zu spüren war.
Ein 4-Zylinder-Boxer hat auch seinen Reiz, aber wenn er turboaufgeblasen, geräuschoptimiert und per Software künstlich verändert wurde, dann ist das irgendwie so wie bei den Hollywood-Schönheiten, die sich über Nacht per Botox-Spritze, Fettabsaugung oder Sojaöl-Inlays in verunstaltete, künstlich gepimpte Kleiderständer verwandeln.
Mag sein, dass das dem Zeitgeist entspricht. Stil hat das nicht mehr, aber den hatte Mainstream nie.
Ich habe Verständnis für den Hersteller, bei dem, was er macht, was er auf den Markt bringt. Das muss in der Breite funktionieren, eben mainstream-kompatibel sein.
Der Charakter des Ursprünglichen, den die erste Boxster-Generation noch ebenso verkörperte wie zuletzt der 993er, geht dabei aber nach und nach über den Jordan und mutiert zur Beliebigkeit.
Aber eben dieser Charakter hat Porsche früher so einzigartig gemacht: seine ehrliche, ursprüngliche, ja urwüchsige Art, Leistung zur Verfügung zu stellen, auch wenn sich die heutigen Modelle von jeder Hausfrau, ja von jedem Youngster besser über die Landstraßen prügeln lassen, als die früheren Modelle. Aber ist das wichtig, zwei drei Sekunden mehr bei irgendwelchen Rundenzeiten, 10 km/h schneller in der Höchstgeschwindigkeit?
Der Kern der Marke Porsche verändert sich zunehmends. Aber vielleicht muss er das, damit der Laden weiterläuft.
Für mich ist aber eins klar: wenn Porsche, dann bei Elfer max. der 993er, und wenn Boxster, dann nur der erste. Danach kommt Star Wars 2.0.
Sicher eine Einzelmeinung, aber so ist das eben mit dem Mainstream.
Ahso, äähhh, ja, wenn du meinst.
Zitat zur Haldex 5:
"Situationsabhängige Kraftverteilung
Ein Steuergerät errechnet permanent das ideale Antriebsmoment für die Hinterachse und regelt über die Ansteuerung der Ölpumpe, wie weit die Lamellenkupplung geschlossen werden soll. Dabei steigt der Anpressdruck auf die Kupplungslamellen proportional zum an der Hinterachse gewünschten Drehmoment. Mit der Höhe des Drucks auf die Kupplungslamellen lässt sich das übertragbare Drehmoment stufenlos variieren. Selbst beim schnellen Anfahren und Beschleunigen des 300 PS starken Golf R wird ein Durchdrehen der Räder vollends verhindert, da das Steuergerät die Drehmomentverteilung entsprechend der dynamischen Achslasten regelt. Die Ansteuerung der Haldex-5-Kupplung erfolgt in erster Linie in Abhängigkeit des vom Fahrer angeforderten Motordrehmoments. Parallel wertet eine sogenannte Fahrzustandserkennung im Allradsteuergerät Parameter wie die Raddrehzahlen und den Lenkwinkel aus. Je nach Bedarf können nahezu 100 Prozent des Antriebsmoments an die Hinterachse geleitet werden."
Ist ein bissel wenig an der Hinterachse ... stimmt
http://www.kfztech.de/kfztechnik/triebwerk/allrad/haldex.htm
Egal wie viele Räder beim TT angetrieben werden: Sobald es um die Kurve geht sieht es düster aus im Vergleich zum Boxster. Das eine ist halt eine Alltagsauto MQB Basis von VW und das andere ein von Grund auf konstruierter Mittelmotorsportwagen.
Die Zeiten, in denen sich Porsche-Fahrer noch mit der Lichthupe begrüßten, sind leider lange vorbei. Heute ist ein Porsche zur Massenware geworden und der Golf der besser Verdienenden. Wer will mit einem Boxter cruisen? Eben die, zum sportlich fahren (wir unterscheiden das von Autobahnbolzen) kaufen sich doch die wenigsten einen Porsche. Wenigstens wurde kein "Soundgenerator" eingebaut.
Die Preise sind anspruchsvoll, der Markt wird entscheiden, ob sich dafür ein Vierzylinder absetzen läßt. Ich persönlich würde als Vierzylinder eh den 4C vorziehen, der ist zwar nicht wirklich billiger, aber dafür exklusiv.
@olli190175 Sauber, glaub du an deine 100% 😆 😆
Ich sag ja immer wieder, Audi hat die mit abstand beste Marketingabteilung und die Lemminge glauben auch noch alles 😆
Ach, das stimmt nicht. Dann möchte ich mich entschuldigen.
Sind bestimmt eher 10%
Kannst du sicher belegen, anstatt hier so einen Blödsinn zu schreiben.
Bei geschlossener Kupplung kann nicht mehr als 50% nach hinten gehen, meistens ist es aber viel weniger 😉.