Effizient Autofahren: Antriebskonzepte im Vergleich
Der richtige Fahrstil für Benziner, Diesel und Hybrid
Benziner brauchen Drehzahl, Diesel mögen es ruhig. So hat es fast jeder gelernt. Doch gilt das noch? Und wie fährt man einen Hybrid? Die gängigsten Antriebe im Vergleich.
Berlin – Die MOTOR-TALK-Community diskutiert gern und viel. Über Marken, Motoren, vor allem aber über den Verbrauch ihrer Fahrzeuge. Während mancher meint, ein Motor fühlt sich wohl, wenn der Zylinder im Sprit ersäuft, streicheln andere lieber das Gaspedal. Und schon beginnt die Diskussion um die richtige Fahrweise bei verschiedenen Motorkonzepten. Doch worin unterscheiden die sich und wie fährt man effizient?
Einen Tag lang testeten wir fünf unterschiedliche Motorenkonzepte bei BMW in München. Als Instruktor unterstützte uns Rennfahrer Stefan Landmann. Seine Grundregeln gelten immer schon.
Grundlegende Tipps zum sparsamen Autofahren
- Vorausschauend fahren und früh Schalten
- Kurzstrecken fressen mehr Sprit
- Stillstand vermeiden – es sei denn es gibt eine Start-Stopp-Funktion
Der Fahrstil beeinflusst den Verbrauch am meisten. Erst Sitz einstellen, anschnallen und dann das Triebwerk zünden. Das spart Sprit. Genauso wie unmittelbares, gefühlvolles Anfahren, vorausschauendes Fahren und frühes Hochschalten. Daran, den Gang bei einer langen Bergabfahrt rauszunehmen, denken die wenigsten. Bei modernen Autos mit Automatik oder Doppelkupplungsgetriebe übernimmt das die sogenannte Segelfunktion automatisch. Bei einem manuellen Getriebe muss der Fahrer entscheiden, ob er die Motorbremse nutzt, oder lieber weit rollt.
Kurzstrecken treiben den Verbrauch in die Höhe. Der Motor läuft im kalten Zustand fetter, also mit mehr Sprit als üblich. Klar dürfte sein, dass schnelles Autofahren Geld kostet. Als Faustregel gilt: Die spritsparendste Geschwindigkeit liegt bei rund 90 km/h.
Autos mit Start-Stopp-Automatik lieben Ruhe: Wenn das Auto an der Ampel steht und der Motor ruht, sollte man nicht alle paar Sekunden um zehn Zentimeter aufrücken. Dann springt der Antrieb mehrfach an und kann seinen Vorteil kaum ausspielen. Bei Fahrzeugen ohne Start-Stopp-System lohnt der Motorstillstand ab 20 Sekunden Standzeit.
Turbo-Benziner: So verbraucht er am wenigsten
- Schalten schon bei rund 2.000 Touren
- Hohe Gänge auch in der Stadt nutzen
Sauger-Benziner sterben aus. Viele Hersteller beatmen ihre Ottomotoren heute mit einem oder mehr Turbos. Während viele Sauger ihre Drehmoment- und Leistungsspitze oberhalb von 4.500 Touren ausschöpfen, bieten Turbo-Benziner Kraft ab rund 1.200 Touren. Selbst Dreizylindermotoren entwickeln so 200 Nm Drehmoment. Kaum rollt das Auto, wird geschaltet. Der Wagen fährt meist untertourig. Auch der vierte, fünfte Gang sind in der Stadt kein Problem.
Dieses Motorenkonzept bedeutet die größte Umstellung für Autofahrer: Wer in der Fahrschule gelernt hat, dass Ottomotoren für ausreichend Kraft und Leistung bis in den roten Bereich gedreht werden, muss umlernen: Die Turbo-Benziner werden ähnlich wie Turbodiesel gefahren. Im oberen Drehzahlbereich geben sie kaum noch spürbar Kraft ab.
Sparsam fahren mit dem Turbodiesel
- Drehzahlen von mehr als 2.000 Touren bleiben sinnlos
- Bei modernen Autos Öko-Fahrmodi nutzen
Vierzylinder-Diesel mit Turbo sind beliebt. Ein hohes Drehmoment von bis zu 400 Newtonmetern Drehmoment zwischen 1.750 und 2.500 Umdrehungen erlaubt frühes Schalten. Bei spätestens 2.000 Touren sollten es dann auch passieren. Alles, was drüber geht, hört sich zwar gut an, bringt aber nichts.
Einige Hersteller bieten verschiedene Fahrmodi an. Der Öko-Modus hilft dabei, umweltschonend unterwegs zu sein. Bei BMW schaltet die Achtgang-Automatik im Öko-Modus früh hoch, das Gaspedal fühlt sich mit mehr Widerstand dann träger an.
Plug-in-Hybrid: Das muss man beachten
- Sensibel am Gas: sonst springt der Verbrenner an
- Fahrmodus und Geschwindigkeit beachten
Fast alle großen Hersteller bieten mittlerweile Plug-in-Hybridfahrzeuge an. Die Modelle zielen auf Pendler in Städten ab, die kurze Wege im E-Modus zurücklegen wollen. Die Fahrweise des Antriebskonzept ähnelt dem der Turbo-Benziner und Turbo-Diesel: viel Drehmoment im unteren Drehzahlbereich. Die Elektromaschine entwickelt von der ersten Drehzahl an ihre volle Leistung.
Hybrid-Fahrzeuge verlangen einen feinfühligen Gasfuß. Mit wenig Druck aufs Pedal summen die Autos los, bei zu festem Tritt schaltet sich der Verbrenner hinzu. Wer den E-Vorteil ausspielen will, sollte sanft anfahren. Die meisten Fahrzeuge haben dafür das Gaspedal mit einem künstlichen Widerstand ausgerüstet. Wird der übertreten, fließt Kraftstoff durch die Leitungen.
Die Taste am Getriebewählhebel macht den Unterschied zu den Verbrennern aus: Damit kann der Fahrer zwischen drei Modi wählen: „Hybrid-Modus“, „elektrisches Fahren“ und „Batterie sparen“. Im Hybrid-Modus arbeiten Otto- und E-Motor zusammen. Bei voller Batterie und sanftem Fußdruck surrt der Hybrid unter Strom los, der Verbrenner schaltet sich erst bei etwa 60 km/h ein, ebenso bei harten Gaspedaltritten. Beim reinen „elektrischen Fahren“ surren die Hybriden um die 100 km/h schnell, nur beim Kick-down fließt Sprit durch die Leitungen. Unter „Batterie sparen“ wird die Energie der Batterie zurückgehalten oder geladen, damit später ein lautloses Gleiten durch die Innenstadt möglich ist.
Elektroauto: So spart Ihr Strom
- Trotz viel Kraft: Gefühlvoll und langsam Anfahren
- Rekuperation bremst das Auto – Nicht zu früh Bremsen
- Unnötige Verbraucher ausstellen
Einsteigen, Startknopf drücken und losfahren. E-Autos fahren sich einfach. Das volle Drehmoment liegt sofort an, beschleunigt das Auto in unter zehn Sekunden auf 100 km/h. Ähnlich wie bei Verbrennern zieht sich die Maschine viel Energie, wenn man zu schnell anfährt. Gefühlvolles Gasgeben erhöht die Reichweite enorm.
Den größten Unterschied merken wir beim ersten Hindernis. Das E-Auto bremst völlig anders: Durch eine starke Rekuperation und damit kürzeres Ausrollen steht der BMW früher als erwartet. So müssen wir wieder beschleunigen, um näher an das Hindernis zu kommen. Es braucht Übung, um sich so richtig an die Verzögerung gewöhnen, so kurz sind die Ausrollstrecken.
Bei einem Elektroauto fährt stets ein bisschen die Angst vor mangelnder Reichweite mit: Unnötige Verbraucher wie Sitzheizung und Klimaanlage sollten bewusster genutzt werden. Denn je höher der Stromverbrauch, desto kleiner wird die Reichweite. Bei leerem Akku müssen die meisten Stromfahrzeuge rund acht Stunden an eine 230-Volt-Steckdose. Für die Kurzstrecke reicht eine Stunde Stromzapfen für zehn bis 20 Kilometer. Mit besonderen Modi wie „Eco Pro“ und „Eco Pro +“ soll Energie gespart und die Reichweite verlängert werden.
Fazit: Mit der Zeit fahren
Jetzt sagen manche vielleicht: „Ich will aber so fahren wie eh und je, die Technik sollte sich lieber an meine Gewohnheiten anpassen.“ Das kann man so sehen. Es lohnt dennoch, sein Fahrverhalten zu überprüfen. Die Technik wird sich weiter verändern und damit auch ihre optimale Nutzung. Lang gehegte Gewohnheiten und Thekensprüche sind bereits ungültig. Beim weit verbreiteten Turbo-Benziner lohnt sich das Ausreizen der Gänge nicht mehr, der Motor will wie ein Diesel gefahren werden: niedrigtourig. Oder einfach nur effizient.
😕😕😕😕
Aha, ich nehme oben bei 70km/h den Gang raus und komme dann mit etwas glückt mit glühenden Bremsen und 150km/h unten an?! Oder verstehe ich das Zitat falsch?
Der Gang muss drin bleiben, Motorbremsmoment und Schubabschaltung sind hier der Schlüssel, zumindest bei besagten langen Bergabfahrten.
Wenn man segeln will, worauf der Autor ja in den nächsten Sätzen hinaus will, sollte man vielleicht lieber schreiben, den Gang am/kurz vorm Ende der Bergabfahrt rauszunehmen.
Hohes Drehmoment liegt auch bei Saugern früh an (90 % ab 2.000 U/min), nur eben das maximale nicht. Turbos haben nur eben immer mehr davon, wobei auch die - abgesehen von einigen wenigen - erst jenseits der 5.000 U/min ihre maximale Leistung erreichen.
Der 1.0 Sauger zieht meinen 950 kg Klein(st)wagen ausreichend flott voran, ab 1.200 U/min reicht´s zum Mitschwimmen und Gleiten in der Stadt.
Das wichtigste beim Turbo ist eigentlich das Vermeiden der digitalen Fahrweise, da Turbos bei Vollgas immer noch mehr anfetten als moderne Sauger. Der Turbo ist optimiert für niedrige und mittlere Lastbereiche (NEFZ). Außerdem verbläst man so am meisten Sprit, denn was man unnötig beschleunigt, muss man auch wieder unnötig abbremsen.
Durch diesen Druck, den der Turbo nunmal bietet, drückt man gerne drauf... und steht genauso wieder auf der Bremse. Wenn ich bei meinem draufdrücke, passiert fast nix, dafür muss ich auch 100 m weiter nicht schon wieder bremsen.
Wer sich ans Tempolimit hält, anstatt immer 10 oder 20 drüber zu fahren und halbwegs vorausschauend fährt (= nicht unnötig Gas geben, wenn die Ampel gleich umschaltet und man es ohnehin nicht mehr schaffen kann (wer mitdenkt kennt die Ampelschaltungen)), der spart locker 10 bis 20 % Sprit ein. Einfache Physik, aber damit braucht man niemandem kommen.
Der Sprit ist ohnehin zu günstig. Jetzt, und auch sonst. 😮
Warum nur beim Turbo? Ich konnte bisher ALLE meine Saug-Benziner bei 2.000 Umdrehungen schalten und war NIE der letzte an der Ampel.
Ich denke das ist etwas unglücklich ausgedrückt. Man meint hier sicher nicht das Bergabfahren von einem Gipfel.
Bei einem kleinen Berg hier bei uns im Flachland lässt man sich gerne rollen. 😊
Jetzt weiß ich zudem endlich warum meine Automatik im 6 Gang nicht die Motorbremse nutzt im Normal Modus.
Bei guten Saugern ist das so, bei so mancher älteren Konstruktion ist das nicht mehr so, da die oft an Euro6 scheitern.
Zum Beispiel der Fiat 1.2 8V, es gibt einen BBC Watchdog-Bericht darüber, dass man das Auto überhaupt nicht mehr am Berg anfahren kann, selbst "the Stig" schafft es kaum.
BBC Watchdog (Youtube)
Und da gibt es ja noch andere Kandidaten, bei den es nicht so extrem ist, aber eben das Fahren auch nicht besonders angehm ist, VW 1.4 (Euro 5), Opel 1.2 TP (Euro 5). Alles Motoren die inzwischen auch von der Bildfläche verschwunden sind.
Klar bei einem kleinen Berg, da mache ich das auch, ist ja auch richtig. Aber naja die LANGE Bergabfahrt, könnte auf manchen etwas verwirrend wirken.
Den Satz finde ich hier auch etwas unglücklich gewählt. Den Gang herauszunhemen bringt sicherlich nur bei sehr schwachen Gefälle eine Ersparnis wo man mit eingelegtem Gang ständig doch Gas geben müsste, damit der Wagen nicht langsamer wird...
Bei Elektroautos kein Gas zu geben fällt echt immer schwer. Da ich aber nie weit fahre ist das egal. Das brutal anliegende Drehmoment darf man ruhig mal nutzen. Wenn man sich erstmal an die Rekuperation gewöhnt hat, muss man in vielen E-Autos garnicht mehr bremsen, selbst bei sportlicher Fahrweise in der Stadt.
Na ja für das Fernsehen kann man sich auch mal doof anstellen. Kann mir kaum vorstellen das es nicht gestellt ist ...
Servus,
ich kann das Wort "Sparen" bald nicht mehr hören und wäre schon froh, wenn die meisten zumindest das Tempolimit schaffen würden, anstatt mit 35 durch die Stadt oder mit 60 über die Landstrasse zu öddeln, wo 70 oder 100km/h erlaubt sind. Wahrscheinlich sind die gerade beim "Segeln" oder fahren im höchsten Gang durch die Gegend, um noch 1/10 Liter Sprit zu sparen.
So was nervt gewaltig. Man hört nur ständig "sparen", aber wie wäre es zur Abwechslung mal mit "zügig" !?.
Man kann nämlich zügig fahren/abbiegen und sich trotzdem ans Tempolimit halten, sowie mit wenig Sprit auskommen.
Sorry, aber musste mal raus.
Gruß
Franzose
Exakt !!
Immer dieses Nervige Sparen und Langsames Fahren, Zeit ist auch Geld, keiner verlangt das man 80 kmh in der Stadt fährt, aber WENIGSTENS 50 KMH !!!
Diesel hat nie zu BMW gepasst. Den kann man also gleich streichen. BMW sollte wieder CNG anbieten.
Ja, wieder mal ein bescheidener Beitrag. Höher Drehen bringt nix ... aha, dann soll mal einer mit viel Drehmoment bei 2000rpm flott überholen. Ebenso Bergab Gang raus... so einfach ist das nicht, meist macht Gang drin doch Sinn, also auch mal die segelnde Automatik übersteuern kann Sinn machen. Gespart wird nicht beim losschleichen, sondern danach! Tempospitzen meiden, wer bremst verliert.
Auf der einen Seite wundert es mich auch irgendwie, dass es scheinbar in Kontinentaleuropa und eben auch Deutschland noch keine Beschwerden gegeben hat, auf der anderen Seite muss aber so ein (Beweis)druck bestanden haben, dass die Händler teilweise die Autos gegen 500er mit anderen Maschinen (wohl TA) getauscht haben.
Persönlich muss ich sagen, dass der Motor bei Euro 6 sehr schlecht geworden ist. Aus der Verwandschaft kenne ich ihn mit Euro 5 und ein Leihwagen mit Euro 6, war wesentlich behäbiger und unangenehmer zu fahren.
Ich glaube eben, dass so langsam den kleinen Saugmotoren, die oft noch aus Konzepten aus den 80ern und 90ern basieren die Möglichkeiten ausgehen und es für die Hersteller nur 3 Möglichkeiten gibt:
1. Turbomotoren
2. "Radikale" Neuentwicklungen, wie Mazda
3. middle of the road - Motoren, lahm, langweilig, aber funktionierend, wie Toyota oder Hyundai/Kia.