Der neue 7er BMW 2012
Der Säuft-Nix-Siebener
VON TIMO FRIEDMANN
Weniger Trinken, mehr Sport. So lässt sich die Überarbeitung des BMW 7ers in vier Worte fassen. MOTOR-TALK bei der sparsamsten Luxus-Limousine der Welt.
Langsam, ganz langsam wird die Autowelt bizarr. BMW zum Beispiel: Die Bayern bauen einen 7er, der so erfolgreich ist, dass Mercedes zittert (weltweit ist die S-Klasse nur ganz knapp erfolgreicher) und Audi zetert. Vor Neid, denn in Deutschland ist der 7er der Star seiner Klasse.
Und das, obwohl der Wagen vier Jahre auf dem Blech hat. Früher, als Dalli-Dalli noch cool war und ein Schreibmaschinenkurs als wertvolle Qualifikation junger Fräulein galt, da hätte man gesagt: Lass den Wagen noch ein bisschen laufen. Der läuft so gut.
Heute dagegen diktiert der Chef seinem Auto die Texte. Während der Fahrt. Junge Fräulein haben zwei Hochschulabschlüsse (einen aus Peru) und der 7er wird trotz seines Erfolges geliftet, überarbeitet, modellgepflegt. So weit das Marketingdeutsch.
Die Realität steht hier und wer wissen will, an welchen Stellen man den 7er vom gelifteten 7er unterscheiden kann, den erwartet ein kleines Rätsel. Das wir am Ende dieses Artikels auflösen.
Denn am Blech hat BMW fast nichts, darunter eine ganze Menge geändert.
Zunächst diese Zahl: 5,6 Liter. Früher, im Hans-Rosenthal-Zeitalter, hätte man geraten: Hubraum? Beschleunigung! Weit gefehlt. 5,6 Liter Diesel braucht der 7er auf 100 Kilometer. 17,6 Prozent weniger als vorher. Das liest sich komisch und ist für ein 1,94 Tonnen schweres Auto sehr, sehr wenig.
Einem Audi A8 3.0 TDI mit 204 PS genügen 6 Liter, einer Mercedes S-Klasse, ebenfalls mit 204 PS, aber vier Zylindern, 5,7 Liter. Damit darf sich der 7er vorerst als Geizkragen Nummer 1 im Luxussegment sehen. Das so etwas mal cool werden würde, hat vor 25 Jahren auch niemand erwartet.
Die Spar-Motoren
Der Sechszylinder im 730d leistet 258 PS, spuckt 148 g/km Kohlendioxid aus und beschleunigt in 6,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Natürlich fährt auch der langsamste, sparsamste 7er 250 km/h schnell.
Noch schneller, und im Vergleich noch viel sparsamer fährt der der 450-PS-Achtzylinder (+10 Prozent) des 750i. Im Sprint gegen einem 911 verliert der Blechriese keinen Zentimeter (0 – 100 km/h in 4,8 Sekunden) und nur die elektronische Bremsfessel hält ihn bei 250 km/h. All das soll er mit 8,6 Liter Super schaffen (CO2: 199 g/km). 25 Prozent weniger als sein Vorgänger.
Über die weiteren Motoren könnte man am Stammtisch noch schwelgen. Wir erwähnen nur noch den ActiveHybrid 7.
Weil er die Zukunft mit der Gegenwart verbindet. Einen 320-PS-Bi-Turbo-Sechszylinder mit einem 55-PS-Elektrosynchronmotor. Beide Motoren zusammen beschleunigen den Wagen in 5,7 Sekunden auf Tempo 100 und senken den Durst auf 6,8 Liter Super. Dieses Rekord-Verbrauchsminus von 27,6 Prozent lässt sich leicht erklären. Der alte Achtzylinder funktionierte scheinbar nicht, der neue Benziner hat nur sechs Töpfe. Die Leistung reduziert sich von 465 PS auf 354 PS und damit auch der Verbrauch.
Wie schafft man das Verbrauchs-Wunder? Segelnd.
Wieso braucht ein Auto wie die 7er-Limousine so wenig Benzin, wenn sie doch genau für das Gegenteil steht. Reichtum, Luxus, Überfluss. Zum einen, weil BMW ihr viel spendierte. Acht-Gang-Automatik, elektromechanische Lenkung. Dazu wurde die Aerodynamik perfektioniert. Viel Feinarbeit der Ingenieure, die man an der Tankrechnung sieht.
Zum anderen, weil die Münchner verdammt clever sind. Cleverness bedeutet hier Fahrerlebnisschalter. Der erlaubt unterschiedliche Fahrmodi, also Programmierungen der Abstimmung des Wagens. Sport+, Sport und Comfort sind bekannt. Aber Eco Pro ist so strikt aufs Verzichten getrimmt, dass die BMW-Schlachtschiffe in diesem Programm perfekt durch die Norm-Verbrauchsfahrt gerollt sind. Alle Modelle können in dieser Einstellung segeln, rollen also fast völlig spritbefreit mit entkoppeltem Antriebsstrang, wenn es die Situation auf der Autobahn zulässt.
Zu erkennen sind die Fahrmodi an einer aufpreispflichtigen Anzeigefunktion im Display. Rot steht für Dynamik, blau fürs Sparen und angezeigt werden Tacho und der Drehzahlmesser im individuellen Design. Das ist so ähnlich wie beim Verbrauch. Klingt komisch. Ist es auch.
Der 7er sieht, was Du nicht siehst
Sehen und Nicht-Sehen sind bei dieser Modellpflege ein Thema. Für die, die nicht viel sehen, gibt es das System Night Vision. Das Nachtsichtsystem wurde verfeinert und beleuchtet jetzt Personen oder Tiere auf der Fahrbahn mit einem den Bewegungen angepassten LED-Lichtstrahl.
Der überarbeitete Fernlichtassistent dient denen, die zwar sehen können, aber faul sind. Zu faul, um auf das, was sie sehen, zu reagieren. Der elektronische Helfer erkennt selbstständig bei eingeschaltetem Fernlicht Gegenverkehr und leuchtet um diesen herum. Neue Voll-LED-Hauptscheinwerfer werfen ihr Licht schick voraus (oder ums Eck), kosten aber schicke 2.500 Euro.
Unverändert gut und noch weiter perfektioniert: das Head-Up-Display, das weder Audi noch Mercedes in dieser Klasse bieten. Schön: dem 7er können während der Fahrt Texte diktiert werden. In sechs Sprachen, als e-Mail oder SMS.
Werfen wir kurz vor Schluss einen Blick auf die Preisliste. Dort beginnt ein 730d bei 74.900 Euro. Das sind 500 Euro mehr als zuvor, gemessen an der neuen Automatik und der verbesserten Technik wird das Auto günstiger.
Dramatisch ist der Preissturz beim Hybrid-Modell. Die 111 PS weniger senken den Preis um 16.600 Euro.
Des Rätsels Lösung
Zu guter Letzt noch die Auflösung des Designer-Rätsels. Woran erkennt man das 7er-Facelift?
- Leicht: In den Außenspiegeln befinden sich jetzt Blinker
- Mittel: an den handbreiten Schlitzen in den vorderen Schwellern. Sie verbessern die Luftströmung und senken den Verbrauch.
- Fortgeschritten: Die Niere hat nur noch 9 statt 12 Streben. Gespart wird halt überall.
Hier gibts Bilder und Details zu den Motoren für den neuen BMW 7er 2015.
Quelle: MOTOR-TALK
Also packen wir überall noch 1,5 bis 2 Liter drauf, dann passt's wie üblich mit dem realen Verbrauch.
Und um noch die Nörgler zu vertreten, die bspw. beim Q5 Facelift so erbost waren: Da sieht man ja gar nicht, dass es ein Facelift gegeben hat 😉
Optisch sehe ich den 7er nicht unbedingt vor seinen Konkurrenten, aber der R6 Diesel ist einfach ein sensationeller Motor!
Die 4-Zylinder S-Klasse im Verbrauch zu schlagen ist schon bemerkenswert. Über Laufruhe, Leistungsentfaltung und Geräuschkulisse brauchen wir da gar nicht zu reden.
Endlich ein sozialverträgliches Auto für die Geschäftsführung.
unter den folgenden links findet ihr infos zum 7er LCI, zwei videos zum design innen & außen inkl. dem neuen idrive und dem multifunktionsdisplay etc.
BMW 7er LCI Infos, Fotogallerie etc.
Videos Design und Technik BMW 7er LCI (neues IDrive & Multifunktionsdisplay)
Fotos BMW 7er Multifunktionsdisplay (AMS)
BMW 7er VFL & FL Fotovergleich
ich finde vorallem die scheinwerfer sehr gelungen und interessant dass man die optik der coronaringe ähnlich dem i8 bzw. dtm auto in den 7er gepackt hat. sonst rundum ein dezenter feinschliff wie es bei facelifts in dieser klasse üblich ist ... oft ist hier weniger eben mehr sh. verbrauchswerte 😎
dass sich die s klasse obwohl inzwischen am ältesten so gut verkauft muss man jedoch schon festhalten um bezug auf den "überspitzten" ersten teil des artikels zu nehmen ... nächstes jahr kommt die neue dann wird es spannend - weltweit erfolgreich sind sie beide
Die Sprintwerte lesen sich für mich jetzt sehr optimistisch. Was wiegt so ein 7er heute? Haben die alle Allrad?
Kommt das neue iDrive nun doch nicht mit Touchpad?
Einfach oben den Artikel lesen bevor man los weint!
Ansonsten zeitlos chic, die Mointore im Fond wirken allerdings etwas wie ne Nachrüstlösung von Aldi.
Einfach ein geniales Auto, was bei mir sofort ein Willhaben-Gefühl auslöst (diesem wird aber wohl in den nächsten 20 Jahren eher nicht nachgekommen werden können)
Gefällt mir sehr gut. Auch die leichten Änderungen. Technisch sicher nochmal ein Sprung nach vorne im Vergleich zum Vorfacelift. Und der war ja schon sehr gut. Da könnte man ja glatt schon noch einmal Schwach werden - der 7er ist schon genial.
Gegällt mir sehr ,sehr gut gelungen das FL weiter so Bmw 😊
Es ist immer wieder erstaunlich, was technisch machbar ist. Schöner Wagen!
Schon 100x gesagt, der NEFZ dient nur dazu die Fahrzeuge untereinander vergleichen zu können. Also kannst du bei jedem anderem Auto ebenfalls deine 1,5-2 Liter mehr raufpacken und der 7ner steht mit seinen 5,6(7,6) Liter immer noch sehr sehr gut da.
Vergleichbarkeit hin oder her. Ich denk jeder weiß, dass das Ding real mit 9 bis 10 Litern läuft. Ich find das auch gar nicht schlimm, denn für 2t und mehr Leergewicht und den ganzen Luxus ist das ein guter Wert. Aber das Geheuchel um jeden Zehntel ist einfach lächerlich. Gerade wenn man die Steuern bedenkt, die sich nach dem CO2-Ausstoß berechnet. Was wieder einmal mehr zeigt, dass die Kfz-Steuer rein über den Spritpreis berechnet werden sollte.
So richtig will ich mir die letzten 30km/h zur 250 gar nicht vorstellen. Sportkompakte mit ähnlicher Leistung quälen sich teilweise bis 250, haben aber gut ne halbe Tonne weniger auf den Rippen. Und so viel kann die Automatik/7. & 8. Gang doch auch nich rausholen.
Hab ja auch nix anderes behauptet.
(Mit überall meinte ich auch die erwähnten A8 und S-Klasse)
Wobei die 0,4 Liter im Vgl. zu A8 bzw. 0,3 Liter im Vgl. zur S-Klasse jetzt auch keine Quantensprünge sind. 😉
Aber ich weiß, wehe man sagt etwas gegen einen BMW.🙄