Seat Ibiza 1.0 75 PS (2017) im Test: Alltagstest, Technische Daten, Preise
Der Sauger ist zu zahm für den flotten Seat
Design, Technik und Verarbeitung: Beim neuen Ibiza macht Seat fast alles richtig. Wenn der Kleinwagen nicht den Dreizylinder-Sauger unter der Haube hat.
Berlin – Er kam vor dem neuen VW Polo auf den Markt, und er ist ein guter Kleinwagen: der Seat Ibiza. Wenn, ja, wenn der passende Motor unter der Haube arbeitet. Wir wählten für den Alltagstest den kleinen 1,0-Liter-Dreizylinder-Saugbenziner mit 75 PS. Der zweitschwächste Ibiza erwies sich allerdings nicht als die cleverste Wahl.
Abmessungen | Platzangebot | Karosserie
Der Seat Ibiza trifft das aktuelle Standardmaß für Kleinwagen. Auf gut vier Meter Länge streckt er sich, der Radstand liegt bei 2,56 Metern, je nach Lage der hinteren Sitze schluckt er zwischen 355 und 1.165 Liter Gepäck. Das sind mindestens 63 Liter mehr als beim Vorgänger und sogar etwas mehr als beim neuen Polo (351 bis 1.125 Liter).Die hohe Ladekante im Kofferraum und der nicht ebene Ladeboden trüben den ansonsten guten Eindruck des Kofferraums. Dafür lassen sich die Rücksitze geteilt umlegen. Für die Stadt sind die knappen vier Meter ideal, der Ibiza lässt sich schnell in kleine Parklücken zirkeln. Dazu kommen präzise Konturen, sportliches Aussehen und gute Proportionen. Im Innenraum wirkt der Kleinwagen durchdachter als der Vorgänger.
Das Gute: Der Ibiza fühlt sich innen größer an als er von außen aussieht. Rundum steht ausreichend Kopf- und Beinfreiheit zur Verfügung. Erwachsene brauchen sich nicht nach ein paar Kilometern über zerschundene Knie zu beschweren. Kinder fühlen sich sogar auf langen Reisen wohl hinten. Kleinwagen bleibt Kleinwagen, doch verglichen mit der Vorgängergeneration haben die Knie der Fondpassagiere deutlich mehr Platz.
Innenraum | Verarbeitung | Materialien
Der Ibiza rückt bei Abmessungen und Verarbeitung ganz nah an den VW Polo. Bei Optik und Materialien unterscheidet sich der Spanier vom Wolfsburger. Sind beim Polo die Oberflächen softer und satter, wirkt der Ibiza hier straffer, härter und robuster – ohne sich billig anzufühlen. Die hart ausgeschäumten Kunststoffe wirken durch die Riffelung nur optisch weich. Bei den Instrumenten greift Seat ins Konzernregal. Schalter und Knöpfe fühlen sich hochwertig an, nichts klappert oder knarzt.Nur beim Zuschlagen der Tür ertönt ein hoher, blecherner Klang, vor allem hinten. Das hört sich billig an. Mehr Dämmmaterial würde das in den Griff bekommen. Negativ fällt außerdem der Türöffner innen auf. Durch seine dreieckige Form bildet er eine scharfkantige Spitze. Schaut man beim Öffnen nicht hin und zieht einfach am Hebel, kann man sich leicht die Finger klemmen. Klingt komisch? Vielleicht, ist uns aber ein paar Mal passiert. Das Lenkrad liegt griffig in der Hand, die Hebel in einer ergonomisch günstigen Lage. Die Sitze bieten für einen Kleinwagen eine straffe Polsterung und ausreichend Seitenhalt.
Infotainment | Radio | Konnektivität
Kleinwagen definieren sich nicht mehr allein durch Größe und Preis, sondern durch ein vernünftiges Entertainmentsystem. Im Cockpit kommen Rundinstrumente und ein 8,0-Zoll-Bildschirm zum Einsatz. Durch die große Glasfläche wirkt das Display größer und vermittelt den Insassen ein wenig Tablet-Gefühl. Das Bordsystem unterstützt die Verbindungsstandards Apple Car Play, Android Auto und Mirror Link.
Der Testwagen war mit dem Beats-Soundsystem inklusive sechs Lautsprechern, digitalem Acht-Kanal-Verstärker und einem Subwoofer ausgestattet: 300 Watt Gesamtleistung drücken aufgedreht schön auf die Ohren. Preis: 450 Euro. Dazu kommen noch DA+ (210 Euro), großes Navi (815 Euro) und die Navidaten auf SD-Karte (120 Euro). Für Musikliebhaber ist das gut angelegtes Geld, denn der Sound kommt dem eines Mittelklasse-Fahrzeuges sehr nahe. Dazu reagiert das Touchsystem schnell auf Befehle, das Display zeigt die Infos klar und scharf an, die Bedienung mit den wenigen Untermenüs hat man schnell verstanden.Nettes Detail: Die Connectivity-Box in der Mittelkonsole (200 Euro) lädt fähige Smartphones kabellos und verbindet sie direkt mit der Außenantenne. Das Gerät liegt schräg in dem Fach und rutscht auch bei Kurvenfahrt nicht hin und her.
Assistenzsysteme | Sicherheit
Die Zeiten, in denen Kleinwagen einfach nur kleine Autos ohne jegliche Sicherheitssysteme waren, sind schon lange vorbei. Der Ibiza greift auf die Konzern-Bauteile zurück. Serienmäßig sind unter anderem City-Notbremse und Geschwindigkeitsbegrenzer an Bord. Voll-LED-Scheinwerfer kosten 595 Euro, Parkpiepser für vorne und hinten mit Rückfahrkamera 525 Euro. Das Licht-und-Sichtpaket mit Regensensor, automatisch abblendbarem Innenspiegel und elektrisch einstellbaren Außenspiegeln gibt es für 335 Euro. Optional gibt es einen Abstandsradar für 400 Euro.
Antrieb | Motor | Getriebe
Seat bietet beim Ibiza acht Motorvarianten zwischen 65 PS und 150 PS an, darunter zwei Diesel mit 80 PS und 95 PS sowie eine Gasvariante mit 90 PS. Als Basismotor dient der kernige Dreizylinder-Sauger mit einem Liter Hubraum und 65 PS. Die von uns gefahrene 75 PS-Version basiert auf dem gleichen Motor, leistet nur zehn PS mehr – aber immer noch viel zu wenig.Die Daten lesen sich auf den ersten Blick nicht schlecht: Von 0 auf 100 km/h sprintet der Ibiza in 14,7 Sekunden, er fährt bis zu 167 km/h schnell. Doch schon mit einem Fahrer an Bord und dem 1,1 Tonnen Leergewicht müht sich der Motor ab. Reicht die Leistung bei schnellem Schalten zumindest in der Stadt, wird es spätestens auf der Landstraße mau. Der Fahrer des Ibiza sucht permanent nach den 95 Newtonmeter Drehmoment. Egal bei welcher Drehzahl, das Auto kommt nicht so richtig vom Fleck. Dabei dreht der Dreizylinder munter hoch, wird dann aber schon früh ab rund 3.000 Touren laut. Darüber hinaus strengt sich der Motor dermaßen an, dass man fast Mitleid bekommt.
Auf der Autobahn wird es mit mehr als 100 km/h unangenehm. Im vollbesetzten Auto mutiert der Ibiza zum Verkehrshindernis – selbst für Lastwagen. Bergauf im fünften oder vierten Gang kratzt er kaum an den 100 km/h. Dabei bittet der Dreizylinder laut schreiend um Erlösung. Es fehlt an Leistung und an Drehmoment. Erst bei der nächsten Ebene oder Bergabfahrt beruhigt er sich wieder. Dafür stimmt der Verbrauch: Im NEFZ schluckt der Ibiza auf 100 Kilometern 4,9 Liter Super. Bei gemischter Fahrweise waren es bei uns 5,5 Liter auf 100 Kilometern.
Fahrverhalten | Fahrwerk | Lenkung
Straffes Fahrwerk, feinfühlige Lenkung. Mit dem Ibiza machen kurze Strecken ebenso viel Spaß wie kurvige Landstraßen (mal abgesehen vom Motor). Das Lenkrad setzt die Befehle präzise um. Lenkung und Fahrwerk vermitteln viel Gefühl, trotz aufgezogener Winterreifen. Normale Unebenheiten und Kopfsteinpflaster federt der Kleinwagen lässig weg. Im Innenraum bleibt es lange leise, bis die Windgeräusche an den Spiegeln ihr Lied singen – oder der Motor dröhnt.Der Seat ist ein Stadtauto, am besten fühlt er sich an, wenn er mit 50 km/h durch enge Straßen wuselt, in kleinen Parkhäusern um die Ecke zirkelt und vor dem Supermarkt noch einen kleinen Parkplatz erhaschen kann. Die fünf Gänge des manuellen Getriebes flutschen durch die Box.
Ausstattung | Preis | Fazit
Seat bietet den Ibiza in den Ausstattungen Ibiza (Basis), Reference, Style sowie den beiden Topausstattungen FR (sportlich) und Xcellence (elegant) an. Die Basis gibt es nur mit dem Basismotor. Alle anderen lassen sich mit den großen Antrieben kombinieren. Dabei reicht die Style-Variante, mit ein paar Optionen garniert, völlig aus. Mit an Bord sind dann unter anderem 15-Zoll-Aluräder, Ablagefächer, Lederlenkrad, Klimaanlage, Chrom-Applikationen und beleuchteter Fußraum vorne.
Die rund 12.500 Euro Basispreis lässt man dann natürlich weit hinter sich. Die getestete Motorvariante kostet schon mehr als 14.000 Euro, unser Testwagen lag bei 22.569 Euro. Nicht wenig Geld für einen Kleinwagen, gemessen an der Konkurrenz (vor allem aus dem Konzern), bleibt der Preis des Ibiza aber moderat. Viel Extras gibt es in sinnvollen Paketen, die nicht überteuert sind.
Optik ist Geschmackssache. Mit den scharfen Kanten und Sicken gefällt uns der Ibiza besser als der Polo, besonders in der Farbe Pirineos Grau. Auch die Innenraumqualität geht in Ordnung. Wir würden uns für die fette Soundanlage entscheiden – und für einen Turbo-Benziner. 95 PS genügen, 115-PS wären die Kür. Denn der Dreizylinder-Sauger passt selbst in der Stadt nicht zum flotten Anspruch des Ibiza.
Technische Daten Seat Ibiza Style 1.0 MPI
- Antrieb: 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner
- Leistung: 75 PS (55 kW) bei 6.200 U/min
- Drehmoment: 95 Nm bei 3.000 – 4.300 U/min
- Getriebe: manuelles Fünfganggetriebe
- 0-100 km/h: 14,7 s
- Höchstgeschwindigkeit: 167 km/h
- Verbrauch: 4,9 l/100 km (Super, NEFZ)
- Co2-Ausstoß: 112 g/km
- Testverbrauch: 5,5 l/100 km
- Länge: 4,059 m
- Breite: 1,780 m
- Höhe: 1,444 m
- Radstand: 2,564 m
- Leergewicht: 1.091 kg
- Kofferraum: 355 – 1.165 l
- Basispreis Seat Ibiza: ab 12.490 Euro
- Basispreis Seat Ibiza 1.0 MPI (75 PS): 14.240 Euro
- Testwagenpreis: 22.569 Euro
Also im Up waren selbst die 60ps vollkommen ok und nicht sehr laut oder LKW Niveau auf der AB.
Kommt halt drauf an was man erwartet !
Geil, ein Nebenaggregat als Motor, aber sonst alle Kreuzchen, die möglich sind. 😆
Zum Testwagenpreis wird man bereits eine Klasse höher und mit echtem Automotor fündig...
Mir reicht LKW-Tempo im 4. und 5. Gang am Berg auf der Autobahn. Auch auf gerader Strecke. Dann braucht so ein 1 Liter 3-Zylinder 3-4,5 l/100 km im Kleinwagen (je nach Marke und Modell). In der letzten Woche war ich im Bayerischen Wald unterwegs, mein Space Star hat aber eine viel längere Übersetzung in den unteren Gängen als der Ibiza, ist mit 80 PS/106 Nm bei 1000 kg inklusive Beifahrer also auch nicht souveräner unterwegs. Dann fährt man eben mit 30-35 km/h im 2. Gang den Berg mit 15 % Steigung hoch. Oder mit 50-60 km/h im 3. Gang etwas geringere Steigungen. Das sind dann jeweils ca. 2500 U/min. Wenn das Auto dann am Ende 4,5 l/100 km verbraucht, bei 0 °C und Dauerregen, dann passt das doch. Sicherlich ist der 1,0 Liter Sauger einer der (wenn nicht der) meistverkauften Motoren im Ibiza.
Wer mehr will, hat genug Auswahl. Auch wenn man eigentlich nicht mehr braucht.
Seltsam, dieser Erwartungshorizont bezüglich der Fahrleistungen.
Das ist vor allem ein Stadtwagen und auch auf der Landstraße und Autobahn wird es zum Mitschwimmen völlig ausreichen.
Mit max 167km/h kann man deutlich schneller fahren, als der Durchscnittsfahrer tatsächlich unterwegs ist.
Es gibt auch noch ein Leben unter 100 PS.
Der Motor ist schon in Up und Co kein Ausbund an Leistung, jetzt soll der selbe Motor mal eben fast 200 kg mehr Leergewicht (mit Ausstattung geht sicherlich noch deutlich mehr!) mit sich herumschleppen. Das kann nicht funktionieren 😉
Davon ab war der Motor wohl ursprünglich nie für andere Autos gedacht. Das Ding war als reiner Sparmotor konzipiert und das merkt man wenn man Ihn mal länger fährt.
Fast 23.000€ und dann einen 1.0 Sauger mit 75PS... Aua 😱
Dann doch lieber noch einen Cupra (192PS) der letzten Version für unter 21.000 von einem Reimporthändler... da braucht man auch nicht viele Häkchen beim Zubehör
Testwagenpreis 22569 mit 1.0 l, 75 PS Motor. Da sollte man sich mal bei den Kia Rio Preisen eine Scheibe abschneiden.
Der 3-ender.... Muahahaha.... Fällt dann wohl in die Kategorie "Fehlkonstruktion" 😆
Na für den Pflegedienst wird das ausreichen. Wer sich privat so eine überteuerte Wanderdüne anschaffen möchte, sollte sich das nochmals überlegen...
Naja, was bestellt man auch so ne Gehhilfe, 2-stelliges Drehmoment ist für ein Moped okay.
Ich weiß ja nicht. Der hat keine besseren Fahrleistungen (bis auf den Deppensprint) als mein 190D von vor 30 Jahren, obwohl er 3 PS mehr hat, weniger wiegt und auch mehr als 4 Gänge hat. Find ich nicht so überragend. Den Mercedes konnte man im 2. Gang anfahren, indem man einfach die Kupplung fliegen ließ, das geht mit dem Notstromaggregat da sicher nicht.
Es gibt genug Leute die sich freiwillig so ne Krücke von Motor bestellen weil Sie null Wert auf Leistung legen. Die 22.xxx€ Testwagenpreis dürften einiges an Zusatzausstattung enthalten. Stand ja auch im Bericht, Basispreis sind irgendwas um 14.000€. Die restlichen 8000€ sind also mehr oder weniger nur Zusatzausstattung und damit dürfte das angegebene Gewicht von 1091 kg auch ziemlich hinfällig sein.
Mein Mii ist ebenso mit 929 kg angegeben, blöd nur das dieses Gewicht eigentlich für die nackte Mutti Variante gilt. Denke mit der Ausstattung die bei mir drinsteckt bewegen wir uns eher im Bereich einer Tonne. Der Ibiza dürfte auch mehr wiegen als angegeben.
Das wird ja mit dem WLTP interessant. Da müssen die Hersteller ja scheinbar das Zusatzgewicht diverser Ausstattungsdetails angeben. Das wird einigen die Augen öffnen im Bezug darauf was der ganze Komfortkram am Ende eigentlich an Zusatzgewicht auf die Waage bringt 😉
Muahahaha, geiler Beitrag! Vielleicht sollte VW seinen Slogan ändern 😆
Wie oft wird der Motor wohl real die Autobahn sehen? Die 75PS reichen doch vollkommen. Der Artikel suggeriert hier wildeste Ampelrennen, weil ich ja schnell schalten muss. Aber wenn ich an der Ampel Gas gebe, will ich zügig auf 60 kommen und das muss ich nicht in 2,2s schaffen. So viele Polo und Corsa fahren auch mit 55PS oder weniger rum und sind keine Hindernisse.
Ansonsten finde ich den Wagen okay. Unaufgeregt, gut verarbeitet und für seine Größe geräumig. Mehr braucht es nicht...
Wie ermittelt man im VW-Konzern eigentlich das Kofferraumvolumen? Der Kofferraum des Ibiza sieht auf den Bilder gerade mal 50% so groß (vor allem deutlich kürzer) aus wie der meines Mazda 3 - nur das der Mazda 3 mit 364 Liter angegeben ist (also fast identisch).
Ich habe da irgendwie so eine Idee: Die kleben wahrscheinlich alle Spaltmaße und Ablauflöcher zu, kippen dann 1.000 Liter Wasser über das Dach rein und was nach 1 min noch im Auto ist wird als Volumen angegeben ...