Peugeot 308 SW: Fahrbericht
Der schluckt beim Tanken wenig und beim Umzug viel
Peugeot macht Frankreich wieder zur großen Kombi-Nation: Der neue 308 SW streckt sich lässig-elegant in die Mittelklasse. So fährt das „Auto des Jahres“ mit Rucksack.
Von MOTOR-TALK-Reporter Ralf Bielefeldt
Le Touquet Paris-Plage – Länge läuft. Das weiß auch Peugeot. Also haben die Franzosen ihr jüngstes Baby ganz schön gestreckt. 4,59 Meter misst der neue 308 SW – neun Zentimeter mehr als der Vorgänger und 33 Zentimeter mehr als die jüngst zum „Car of the year 2014“ gekürte 308 Limousine.
Mehr als 70.000 Bestellungen meldet Peugeot bislang für den Kompakten. In Frankreich ist der 308 die Nummer eins des C-Segments, in Deutschland sieht das allerdings ganz anders aus. Im vergangenen Jahr hat Peugeot hierzulande gerade einmal knapp 9.000 Autos verkauft. Das soll sich mit der neuen Generation aber ändern. Unter anderem dank des schnörkellosen und deutlich flacheren SW (-8,3 cm mit Dachreling).
Ohne modisches Chichi
Der 308 SW ist ein schlichtes Auto mit gestreckter, klarer Linie und durchgehenden, breiten Chromleisten an den hinteren Seitenfenstern. Kein modisches Chichi. Aber nicht nur optisch, auch technisch kann sich der Franzose sehen lassen: neue Euro-6-Motoren, neue 6-Gang-Automatik – und ganz viel Raum. 556 Liter Stauraum über dem Ladeboden, 54 Liter darunter, macht 610 Liter bei normaler Bestuhlung. 1.660 Liter sind es, liegt die zweite Sitzreihe flach.
Zum Umklappen gibt es eine Fernentriegelung hinten rechts und links im Gepäckraum. Dran ziehen, dann senkt sich die Sitzbank ab und die Rücksitzlehnen fallen bündig drauf. „Magic Flat Rückbank“ nennen sie das bei Peugeot. Sehr praktisch, genau wie die diagonal unter dem Ladeboden verlaufende Aufnahme fürs Gepäckraumrollo.
Laden kann er also, Spaß machen auch. Vor allem als 2.0 l BlueHDI mit 150 PS (ab 25.900 Euro). Die neue Topmotorisierung gibt es wahlweise mit 6-Gang-Handschaltung oder mit der neuen 6-Gang-Automatik EAT6. Tempo 100 in 10,0 bzw. 10,1 Sekunden, Spitze bei 209 km/h bzw. 211 km/h, dazu laut Datenblatt genügsame 4,2 bzw. 4,0 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Mit rollwiderstandsoptimierten Reifen schafft der Handschalter auf dem Papier sogar 3,8 l/100 und 99 g/km. In der Praxis sind es wie üblich ein paar Gläser mehr. Wir waren mit 5,8 bis 6,2 l/100 km unterwegs.Dreizylinder mit kernigem Antritt
Genügsamer ist der neue „PureTech“-Dreizylinderturbo 1.2 l e-THP mit 130 PS (ab 20.450 Euro). Bei Rekordfahrten in Spanien hat es der Knauser-Benziner auf 2,85 l/100 km gebracht. Macht 1.810 Kilometer mit einer Tankfüllung – neue Bestmarke in dieser Klasse, aber im klassischen Alltagsverkehr natürlich nicht zu schaffen. Erst recht nicht, wenn man fleißig mit der neuen Sport-Taste spielt, die Peugeot der „Allure“-Ausstattung spendiert. Auf Knopfdruck wechselt die Farbe der Anzeigen von Weiß auf Rot, Gaspedal und Lenkung sprechen direkter an und über die Lautsprecher röhrt der Motor wie ein ausgewachsener GTI.
Der neue Spar-Benziner (230 Nm bei 1.750 Touren) wird einen Löwenanteil an den Zulassungen einheimsen: 199 km/h Spitze, 12,6 Sekunden auf Tempo 100 – der macht schon Spaß. Ebenso wie der neue Euro-6-Diesel 1.6 l BlueHDI (120 PS). Je nach Bereifung und Ausstattung knappst der sich bis auf 3,2 l/100 km runter. Macht saubere 85 g/km. Chapeau.
Alle neuen Motoren des 308 SW haben serienmäßig Peugeots Start-Stopp-Automatik an Bord. Die arbeitet flink und unauffällig. Egal ob Schaltung oder Automatik.Fix ist auch der optionale Parkassistent. Erstmals bei Peugeot rangiert der Einparkassistent das Auto auch in Querlücken. Gas und Bremse bedient wie gehabt der Fahrer, das Steuer übernimmt der Parkassistent; bei Längslücken auch zum Ausparken.
Ledersitze mit Massagefunktion
Die Ausstattung wirkt hochwertig – egal ob Kombi oder Limousine: dick aufgeschäumte Oberflächen (Armaturenbrett, Türen), sattes Schließgeräusch (Türen, Heckklappe), jede Menge Fahrerassistenzsysteme (u. a. adaptiver Geschwindigkeitsregler, Keyless-System, Frontkollisionswarner). Dazu gibt es auf Wunsch Ledersitze mit elektrischer Massagefunktion für Fahrer und Beifahrer.
Klassische Bedienelemente hat Peugeot bekanntlich weitgehend in Rente geschickt: Klima, Navi, Audio – läuft alles übers weit oben platzierte zentrale Display. Wer ein Smartphone oder Tablet hat, findet sich intuitiv zurecht. Die Bedienung ist vergleichbar: Die gläserne Oberfläche reagiert sensibel wie bei iPhone & Co. Das auffällig tief platzierte Mini-Lenkrad ist unten abgeflacht, die Instrumente sind oberhalb des Lenkradkranzes platziert, im direkten Blickfeld des Fahrers. Alles so weit bekannt aus 308 Limousine, 208 und 2008 – und erstaunlich schnell vertraut.Am 25. Mai 2014 rollen die ersten Exemplare auf die Straße, als Allure serienmäßig mit Voll-LED-Scheinwerfern. 2.000 Bestellungen melden die deutschen Peugeot-Händler vorab. Bis zum Jahresende sollen es 6.000 Einheiten werden – plus insgesamt 6.000 Limousinen. Für 2015 – das erste volle Verkaufsjahr – peilt Peugeot mindestens 12.000 verkaufte 308 SW an.
Technische Daten: Peugeot 308 SW
- Motor: 2,0-Liter-Reihenvierzylinder
- Getriebe: Manuelles Sechsgang-Getriebe
- Leistung: 110 kW/150 PS
- max. Drehmoment: 370 Nm
- Vmax: 211 km/h
- 0-100 km/h: 10,1 s
- Durchschnittsverbrauch: 3,8 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 99 g/km
- Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe in m: 4,59 x 1,86 x 1,47
- Kofferraumvolumen: 610 l (voll bestuhlt) bis 1.660 l (umgeklappte Rücksitzlehnen)
- Gewicht: 1.550 kg
- Radstand: 2,73 m
- Preis Basis: ab 19.250 (Benzin) // ab 21.100 Euro (Diesel)
Zwei Dinge verwundern mich an dem scheinbar sehr guten Fahrzeug: Ein sehr hohes Gewicht und gleichzeitig ein wahnwitzig kleiner Verbrauch.
Wundert mich auch, der Verbrauch. Da liegt der Golf 6 Variant mit 1.6 TDI Euro5 bei 3,9l und wiegt weniger.
Vom Design ganz nett, von hinten etwas wie der Jaguar XF Kombi. Kann es nicht leiden, wenn die Drehzahl gegen den Uhrzeigersinn läuft 😆
Das könnte an der erst bei hohen Drehzahlen verfügbaren Leistung(=Verbrauch) liegen. Im Prospekt werden rollwiderstandsoptimierte Reifen bei den Mindestverbräuchen angeführt.
Leider vernachlässigt Peugeot weiterhin Benzinmotoren.
Die angegebenen 1.550kg beziehen sich ja auf den größten verfügbaren Diesel, den es zudem nicht in der Grundausstattung gibt.
Für ein 4,6m langes Fahrzeug mit einer Ladekapazität, die einige Fahrzeuge eine Klasse höher nicht erreichen, finde ich das Gewicht in Ordnung. Mein ehemaliger Astra J ST, außen 10cm länger, innen deutlich (!) enger, war mit relativ wenig Ausstattung und kleinem Benziner nur unwesentlich leichter.
Der Verbauch ist natürlich nach NEFZ und somit null aussagekräftig.
Mein C4 Picasso (der auf der gleichen Plattform steht wie der neue 308) mit dem identischen 2,0l Diesel und Automatik verbraucht aktuell knappe 6l. Der hat übrigens annähernd Vollausstattung und wiegt 1.700kg. Realistische 5-5.5l sollten sich also beim leichteren und flacheren 308 mit dem 150PS Diesel realisieren lassen.
Lässt sich schlecht vergleichen. Die 1.550kg beziehen sich ja auf den Top-Diesel. Mit dem HDi 120 relativiert sich dann der Gweichtsvorteil für den Golf.
Der 1,6l TDI war beim Golf VI zudem mit einem 5-Gang Getriebe gekoppelt, wenn ich das richtig im Kopf habe.
Bei PSA flanscht man schon länger 6-Gang Getriebe an alle Diesel ab 100PS - und zumindest der neue BlueHDi ist seeeeeehr laaaaaaang übersetzt. Beim C4-Picasso liegen bei 130km/h im letzten Gang gerade mal 2.000 U/min an.
EDIT(h) hat sich gerade Preisliste heruntergeladen: in den technischen Daten steht für den 308SW bei den 1,6l Dieseln ein Leergewicht von 1.455 bis 1.475 kg. je nach Motorisierung. Das wog der Golf auch in etwa.
Gefällt mir innen wie außen sehr gut. Falls die Qualität sich wie erhofft verbessert hat, in ein paar Jahren ein ernstzunehmender Gebrauchtwagen-Kandidat, falls bis dahin ein Kombi nötig sein sollte 😉
Schickes Auto, guter Verbrauch und der Preis ist auch nicht allzu hoch.
Irgendwie gefällt mir das aktuelle Design von Peugeot. Schon der 508 hat mir gut gefallen. Nun der 308. Wird es vielleicht eines Tages einen Franzosen in meiner Garage......😊......nein, soweit würde ich nicht gehen. Aber: Hut ab. Schöner Wagen.
Optisch und möglicherweise auch vom Feeling her attraktives Fahrzeug!
Design noch schlichter als der deutsche Mitbewerber, dafür aber schlüssiger und schicker.
Wäre man mutig genug, wäre das sicher eine Alternative.
Schönes Auto. Viel besser als die Peugeots der letzten 10 Jahre mit ihren großmäuligen Plastikwulsten. Den 508 finde ich auch klasse, scheint sich auch nicht so schlecht zu verkaufen, da es bisher nicht so scheint, dass die mit riesigen Rabatten oder als Jahreswagen in den Markt gedrückt werden.
Die neuen Cockpits gefallen mir auch, obwohl ich eigentlich Knopffan bin. Gegenläufiger Drehzahlmesser; naja Spielerei, aber ich finde Spielereien bei Autos charakterbildend, wichtig und teilweise kaufentscheidend.
Stimmt, das Feld der Benziner ist unbeackert, bzw. mit dem Falschen bebaut. Aber wozu noch 3 Zylinder,
für das Auto reicht doch auch ein 0,75 Liter 2 Zylinder mit 75 PS..... Schade, Peugeot hat mal so tolle Autos gebaut, aber sie wollen ja auf Krampf Premium sein, frag doch mal bei VW nach den UP Motoren.....
Wozu braucht man da Mut? Der Wagen ist nicht besonders aufregend oder gar polarisierend gestaltet.
Also: Bei bedarf einfach zum Händler gehen und bestellen.
Ich glaube, Mut braucht man nicht für das gefällige Design, sondern dafür, ein Fahrzeug aus französischer Produktion zu kaufen. Der Ruf in der Bevölkerung ist eben noch immer eher zweifelhaft.
Oder ist es eher eine Frage des Images? Mut, sich einen Peugeot zu kaufen, genau wie Mut, eine extravagante Frisur am Kopf zu führen? Ich dachte nicht, dass Peugeot heute noch den Ruf einer "Billigkarre" hat.
Zuverlässigkeit; ja den Ruf kenne ich auch. Allerdings ist so ein Ruf meistens unbegründet.