McLaren 650S Spider: Fahrbericht
Der schlürft, zischt und faucht so wild wie ein Drache
Ambitioniertes Facelift: McLaren tauscht beim 12C gleich jedes vierte Teil und schafft damit praktisch ein neues Modell: Wir sind den Donnerkeil namens 650S schon gefahren.
Estepona/Spanien - Ein bisschen frische Schminke und ein paar neue Ausstattungsextras - das sind die gewohnten Facelift-Maßnahmen eines gewöhnlichen Autoherstellers. Doch gewohnt und gewöhnlich liegt McLaren einfach nicht. Mit der Obsession eines Formel-1-Teams haben die Briten so lange am 12C gefeilt, bis daraus ein neues Modell geworden ist: der 650S. Der Supersportwagen rollt als Coupé und Spider zu den weltweit 52 McLaren-Händlern.
„25 Prozent aller Teile sind überarbeitet oder ganz ausgetauscht “, sagt Produktmanager Paul McSweeney. Er verweist auf die neue Frontpartie mit dem bitterbösen Gesicht des P1 und den serienmäßigen LED-Lampen, auf das mit Alcantara ausgeschlagene Innere, den erhöhten Carbon-Anteil für Exterieur und Interieur und natürlich den getunten Motor.
650 PS aus neuen Kolben
Der hat nicht nur einen neuen Chipsatz bekommen, wie bei Facelifts so üblich, sondern orgelt mit
neuen Kolben, geänderten Zylinderköpfen, optimierten Ventilen und einer schärferen Kurbelwelle. Lohn der Mühe: Statt 625 leistet der 3,8 Liter große V8-Turbo jetzt 650 PS, das maximale Drehmoment steigt von 600 auf 678 Nm.Das liest sich nicht nur imposant, das klingt tatsächlich auch so: Denn die Ingenieure haben auch den Sound getunt und der Achtzylinder schlürft, zischt und faucht nun so wild wie ein Drache im Fantasy-Märchen. Auch die 3,0 Sekunden von 0 auf 100 oder die Höchstgeschwindigkeit von 333 km/h für das Coupé (329 km/h für den Spider) klingen verheißungsvoll.
Mensch und Maschine werden eins
Doch das ist noch lange nicht alles. Was den Unterschied zum 12C wirklich ausmacht, das ist das irre direkte Fahrgefühl. Kaum ein anderer Sportwagen teilt sich seinem Steuermann so unmissverständlich und so direkt mit wie der 650S. Dank eines neuen Setups für das Fahrwerk, einer schärfer programmierten Lenkung, dem größeren Abtrieb durch die neue Luftführung und ungewöhnlich feinfühligen Keramik-Bremsen werden Fahrer und Fahrzeug buchstäblich eins: Die Maschine wird zum Teil des Menschen, der Mensch wird Teil der Maschine.
Man fühlt die Straße eher, als dass man sie sieht und steuert den Tiefflieger fast intuitiv selbst über den engsten Kurs. Während einen die neuen Sportsitze festhalten wie ein Schraubstock und die Querkräfte an den Gurten reißen, wächst mit jeder Kurve das Vertrauen und damit die Geschwindigkeit.Beim Blick in den Rückspiegel sieht man neben der rasend schnell schrumpfenden Silhouette des Hintermanns auch den riesigen Spoiler, der wild im Wind flattert und den 650S buchstäblich beflügelt. Sein Winkel ändert sich mit Gangart und Geschwindigkeit: Beim Kickdown macht er sich flach und wenn es brenzlig wird, stellt er sich als „Airbrake“ voll in den Wind.
17 Sekunden unter 30 km/h
Ja, man kann auch diese Kampfmaschine noch halbwegs entspannt über Autobahnen und Landstraßen treiben – vor allem, wenn man die Schalter für Handling und Powertrain in der „Normal“-Position lässt. In diesem Modus schafft man es mit ein bisschen Selbstbeherrschung auch, mal für 17 Sekunden unter 30 km/h zu bleiben. Denn solange dauert es im Spider, bis die Hydraulik die beiden Hartschalen über dem Haupt der Passagiere nach hinten gefaltet hat. Doch sobald man auf „Sport“ oder gar „Track“ wechselt, hat die Vernunft keine Chance mehr.
Spektakuläre Leichtigkeit
Die Drehzahlen schnellen bis weit in die 8.000er. Jeder Gangwechsel fühlt sich stark und schnell an wie der Tritt eines Karate-Kämpfers. Der Motor brüllt lauter als die innere Stimme, die den Fahrer vergebens zur Zurückhaltung mahnt. Zu verführerisch ist die Selbstverständlichkeit, mit der sich die 1,3 Tonnen leichte Carbonflunder am Kurvenausgang wieder auf Speed bringen lässt. Zu spektakulär ist die Leichtigkeit, mit der man den Wagen durch die Schikanen wedelt. Zu faszinierend ist die Präzision, mit der er sich an die Ideallinie heftet.Die Formel-1-Technik macht die Jagd nach der Bestzeit zum Kinderspiel und weckt in jedem von uns einen kleinen Lewis Hamilton. Und wer genügend Mut hat und eine hinreichend lange Gerade findet, ist mit 329 km/h sogar schneller als mancher Formel-1-Pilot. Dass dabei die teuren 20-Zöller auf der Hinterachse schneller in Rauch aufgehen als die Zigarre im Drivers Club und der Bordcomputer einen Verbrauch von mehr als 20 Litern anzeigt, juckt in solchen Momenten niemanden.
Natürlich gibt es das Upgrade für den Tiefflieger nicht zum Nulltarif. Auch darin unterscheidet sich die Modellpflege der Briten von einem gewöhnlichen Facelift. Sie schlagen zehn Prozent auf und verlangen für das Coupé 231.500 Euro, für den Spider 255.000 Euro. Weil das Auto aber nicht nur stärker, schneller und schärfer, sondern auch viel besser ausgestattet ist, rechnet McLaren kaum mehr mit Bestellungen für den 12C. „Für den Produktionsanlauf des 650S haben wir die 12C-Fertigung vor ein paar Monaten angehalten“, sagt ein McLaren-Sprecher: „Gut möglich, dass wir sie jetzt gar nicht mehr wieder anfahren.“
Technische Daten: McLaren 650S Spider
- Motor: 3,8-Liter-V8-Benziner mit zwei Turboladern
- Leistung: 477 kW/650 PS
- max. Drehmoment: 678 Nm
- 0-100 km/h: 3,0 s
- Vmax: 329 km/h
- Verbrauch 11,7 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 275 g/km
- Länge x Breite x Höhe in Meter: 4,51 x 2,09 x 1,20
- Radstand: 2,67 Meter
- Trockengewicht: 1.370 kg
- Preis 255.000 Euro
Was wiegt denn der Spider?
Ich habe das in den technischen Daten ergänzt :-)
Beste Grüße
Sabine
Laut obigem Text: 1,3 Tonnen
Schickes Teil, nur halt für den Normalo unbezahlbar.
Gruß Ingo
Ich würde trotzdem jeder Zeit den 458 nehmen.
Drachen gab es mal in der grauen Vorzeit.
Ein Auto für das Museum...
Fährt auf Bild 1 ein Hobbit den McLaren ? Der Fahrer kann kaum über das Lenkrad schauen .😜
Kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren hier zu posten? Was du dabei unnötigst an Energie verschwendest...
Man kann die Energie nicht verschwenden, höchstens die Exergie. Klick 😉
Ah ja,
ich weiß nicht. Ich fand den 12c cooler, als er rauskam. Ist eben nur ein Facelift.
Geil ist natürlich das Interieur...
Aus meiner Sicht passt die Front nicht zum Heck. Dafür ist der Motor immer noch sehr geil vom Sound her^^
Chris Harris on cars:
https://www.youtube.com/watch?...
Interessant.. Du findest Dich vermutlich als Ampera-Fahrer den reinen Verbrenner-Fahrern überlegen - zumindest moralisch 😉 Im Museum werden irgendwann Hybride stehen.. mit der Erkenntnis, daß es eine Übergangstechnologie ohne Sinn (ökologischem Nutzen) war.
@UTrulez
Geb ich dir recht, allerdings ist der McLaren P1 mit seiner Hybridtechnik dermaßen Überlegen (auch dem Porsche 918 Spyder) dass man es fast nicht glauben kann.
Und was soll man aus der Aussage "der eine Hybrid ist dem anderen Hybrid sehr überlegen" jetzt genau ableiten?