Gigaliner: Umweltfreundlich oder umweltschädlich
Der Streit um die dicken Dinger
Seit Jahren diskutieren Politik, Lkw-Hersteller, Bahn- und Umweltverbände über den Sinn und Nutzen von Gigalinern. Jetzt schürt eine neue Studie die Streitigkeiten.
Berlin - Sind Gigaliner gefährlich? Schaden sie der Umwelt oder verringern sie das Verkehrsaufkommen? Diese Fragen werden seit Jahren heftig diskutiert. Eine neue Studie im Auftrag des Lobbyverbandes Allianz pro Schiene erregt nun die Meinungsführer.
Die beauftragen Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass mit der Zulassung von Riesen-Lkw Transporte im Umfang von mehr als 8 Milliarden Tonnenkilometer von der Schiene auf die Straße verlagert würden. Das sind 7,6 Prozent des Schienengüterverkehrs und entspricht pro Tag 7.000 zusätzlichen Lkw-Fahrten auf Deutschlands Straßen.
Bei einer Protestaktion vor dem Brandenburger Tor heute in Berlin vertraten Politiker und Verbandsmitglieder die Ansicht, der Einsatz von Gigalinern würde zu mehr Transporten auf der Straße führen - zulasten der Güterbahn. Zudem brächten die Gigaliner Sicherheitsprobleme mit sich.Stimmen zum Thema Gigaliner
- "Mein Ziel ist es, nach Abschluss des Feldversuchs mit den Lang-Lkws in den Regelbetrieb zu gehen." (Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt)
- „Riesen-Lkw sind eine Gefahr für die Verlagerungsziele der EU“ (Michael Cramer, Verkehrsausschussvorsitzender des Deutschen Bundestages)
- "Gigaliner fahren im dünnbesiedelten Norden von Skandinavien. Für Deutschland sind sie zu groß und zu gefährlich, unsere Infrastruktur ist weder für 60-Tonner noch für eine Lkw-Länge von 25,25 Meter ausgelegt." (Michael Ziesak, Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland)
- „Es ist eine Tatsache, dass die Freigabe für Gigaliner zu noch mehr Lkw-Verkehr führen wird“ (Dirk Flege, Geschäftsführer Allianz pro Schiene)
- "Wir wollen, dass mehr Güter auf die Schiene kommen." (Martin Burkert, Vorsitzender des Bundestags-Verkehrsausschusses)
Fakten zum Feldversuch in Deutschland
- Der Test startet im Januar 2012 und soll bis Ende 2016 dauern.
- Im Juli 2015 wird der Feldversuch auf 12 Bundesländer ausgedehnt. Neu dabei sind Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.
- Die Gigaliner dürfen je nach Variante bis zu 25,25 Meter lang sein. Das sind 6,50 Meter mehr als die aktuell zulässige Gesamtlänge.
- Das zulässige Gesamtgewicht ist auf 40 Tonnen (bzw. 44 Tonnen im Kombinierten Verkehr) begrenzt
- Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Menge der fahrenden Lkw in Deutschland im besten Fall um ein Drittel reduziert werden kann. Genutzt werden könnten die Gigaliner von Automobilzulieferern, der Lebensmittelbranche oder Paketdiensten.
Zwischenergebnisse der Bundesanstalt für Straßenwesen (Sommer 2014)
- Effizienzgewinne und Kraftstoffersparnisse zwischen 15 und 25 Prozent
- Zwei Lang-Lkw können drei reguläre Lkw ersetzen
- Kein erhöhter Erhaltungsaufwand für die Infrastruktur
- Keine Verlagerungseffekte von der Schiene auf die Straße
- Keine Probleme beim Bremsverhalten
- Keine Hinweise auf größeren Stress oder eine erhöhte psychologische Beanspruchung der Fahrer
Wer hätte es gedacht, dass die Studie im Auftrag des Lobbyverbands Allianz pro Schiene just zu diesem Ergebnis kommt. Die Wissenschaftler sollten so langsam mal merken, dass sie sich mit den drittmittelfinanzierten Auftragsstudien von Lobbyverbänden vor den Karren spannen lassen und sich so selbst die eigene Seriösität und Unabhängigkeit abgraben. Es gibt bestimmt schon eine Gegenstudie bzw. es ist eine solche in Auftrag gegeben worden von den pro-LKW-Lobbyverbänden.
das haben wir in den beiden anderen news-beiträgen zu diesem thema - von denen der zweite durch die mt-redaktion gelöscht wurde - bereits festgestellt...
Ich hoffe, dass diese Dinger - zumindest in Österreich - niemals zugelassen werden! Auf schnurgeraden Autobahnen in den Staaten ja, aber in Europa eine sehr fragwürdige Sache ...
Mag sein, ich bin heute erst auf diese Studie aufmerksam geworden, da ein Beitrag in meiner regionalen Tageszeitung dazu zu lesen war (war ein dpa-Artikel). Dort äußerte sich auch ein Professor einer Technischen Hochschule, seines Zeichens Verkehrsforscher, zu dieser Thematik. Das bemerkenswerte Detail war, das dieser Professor selbst Mitglied im Vorstand von der Allianz pro Schiene ist - was sogar im Artikel stand.
Ich meine, hier wird der vermeintlich objektive, wissenschaftliche Ruf eines Professors benutzt, um Lobbyarbeit zu betreiben. Da sollte sich der betroffene Professor mal Gedanken machen, ob das mit seiner Tätigkeit als Wissenschaftler zu vereinbaren ist.
LKW müssen abgeschafft, nicht verlängert werden. Manches geht leider nicht per Bahn, aber das was geht soll auf die Schiene.
Gigaliner bringen nur Nachteile. Zumindest hierzulande. In den USA oder in Australien sind die Dinger perfekt.
Gigaliner können mehr wiegen als ein “normaler” LKW, müssen es aber nicht. Daß die Straßen stärker beansprucht werden, ist ebenfalls absoluter Unsinn. Es ist nämlich vollkommen egal, ob 5 Achsen mit je 8 Tonnen Achslast daher kommen oder 7 Achsen mit je 8 Tonnen Achslast. Die Achslast, und somit die Belastung der Straße, bleibt gleich.
Gigaliner sind übrigens in erster Linie für Unternehmen interessant, die im Volumentransport tätig sind. Also viel Volumen, wenig Gewicht. Denn diese Unternehmen können mit herkömmlichen LKW das zulässige Gesamtgewicht von 40 Tonnen nicht ausreizen, fahren also unwirtschaftlich. Mit einem Gigaliner stünde je Fahrzeug mehr Volumen zur Verfügung, die Fahrten wären also nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch ökonomischer.
Für “normale” Speditionen sind Gigaliner überwiegend uninteressant, da sie es bereits seit Jahren kaum schaffen, ihre Fahrzeuge gewichtsmäßig komplett auszunutzen.
Aber der “mündige” Bürger lässt sich ja viel leichter von der Politik-Lobby einlullen anstatt sich selber mal Gedanken zu machen und zu informieren. Schade drum. 🙁
Allgäu oder Schwarzwald oder wo Berg ......lach!
Pause wo Park......lach!
Stadt oder Dorf......lach!
grün Ampel losfahrt....lach!
Winter......lach!
http://www.focus.de/.../...leer-ueber-europas-strassen_id_3769011.html
Bitte nur Nacht Verkehr.....ok.
Bitte nochmal auf deutsch und verständlich?! Herzlichen Dank.
In dem Land darf ja jeder eine Meinung haben, aber von Fakten lese ich da wenig wenn ich so die beiträge durchgehe.
Wie schade.
Da wird eben auch viel halbwissen zum besten gegeben, möglicherweise auch von leuten die ihre Bildung (zu dem Thema) vielleicht aus der Bild haben...
Wie das allermeiste im Leben hat auch das seine Vor und Nachteile.
Angst und Unwissenheit ist meist eine gefährliche Kombination.
Es ist in dem Fall eine Frage der Bedingungen, des genauen Wie, Wann, Wo usw...
Gut oder Schlecht ist eine Frage des standpunktes.
Per se ist ein Gigaliner bzw dessen einsatz weder "Gut" noch "Schlecht"
Es kommt darauf an wie das die Gesellschaft Definiert.
Es wird schon EWIG diskutiert über Pro und Contra.
Fakten allerdings, Fakten gibt es viel zu wenige und oft werden diese dann
"Aufbereitet" um dem geneigten Leser zu vermitteln was er zu Denken hat.
Ich jedenfalls bin aktuell weder dafür noch dagegen. Erst wenn all meine Fragen
dazu beantwortet sind komme ich zu einem Ergebniss.
Mfg
Loomi
Schade, dass es nur Meinungsmache gibt und kaum über Fakten gesprochen wird.
Um was geht es immer? Gewicht, Länge und Verkehrsaufkommen. Dadurch als indirekt Stau, SIcherheit, Kosten und Umwelt.
Auf die Verkehrsmenge hat der Gigaliner keinen Einfluss. Die Waren werden so oder so transportiert. Ein Rückgang seitens der Schiene durch den Gigaliner? Wohl kaum. Schon heute werden kaum normale Waren mit der Bahn transportiert. Sind doch fast nur Ganzzüge mit sehr schweren Teilen.
Beim Gewicht ist das schwieriger. Im Testlauf ist das Limit bei 40/44t. Die Straßenabnutzung würde sogar sinken. Es hieß aber damals, dass die nur für den Testlauf so leicht sein sollen. Für die Praxis waren 60t geplant. Das wäre durchaus eine stark erhöhte Belastung.
Mein Problem ist eher die Sicherheit. Beim Überholen ist der Unterschied dann doch deutlich spürbar. Und sie werden ganz sicher abseits von Autobahnen unterwegs sein. Und so ein langes Fahrzeug auf einer kleinen Landstraße wird richtig übel.
Bei unseren Nachbarn in Holland fahren die Dicken ohne Probleme, und Holland hat sehr viel Verkehr auf den Straßen
Für Speditionen sind diese Kisten interessant um ihre Logistigzentren miteinander zu verbinden. Dann fahren Sie eh eher zu verkehrsarmen Zeiten und auf Autobahnen. Wenn ein Drittel weniger LKW zwischen diesen Zentren unterwegs sind ist es ein großer Nutzen.
Den Nahverkehr machen eh Subunternehmer.
Die Bahn ist langsam, teuer, und unflexibel.
In Finnland und Schweden fahren diese Riesen-Lkw doch schon lange, ohne dass die Zeitungen voll von Horrormeldungen von dort wären. Dagegen wird zwar gerne das Argument vorgebracht, dass die weiträumigen, relativ dünn besiedelten skandinavischen Regionen mit wenig Straßenverkehr nicht mit dem Rest Europas zu vergleichen sind. Das leuchtet mir jedoch nicht so recht ein, denn diese Lkws können ja wohl nicht nur in den dünnbesiedelten Landstrichen unterwegs sein. In den Ballungsräumen im Süden von Schweden unterscheidet sich die Verkehrssituation wohl von unserer nicht so sehr.
Grüße vom Ostelch