Gigaliner: Umweltfreundlich oder umweltschädlich

Der Streit um die dicken Dinger

MOTOR-TALK

verfasst am Tue Aug 25 17:13:48 CEST 2015

Seit Jahren diskutieren Politik, Lkw-Hersteller, Bahn- und Umweltverbände über den Sinn und Nutzen von Gigalinern. Jetzt schürt eine neue Studie die Streitigkeiten.

Gigaliner dürfen bis zu 25,25 Meter lang sein
Quelle: dpa/Picture Alliance

Berlin - Sind Gigaliner gefährlich? Schaden sie der Umwelt oder verringern sie das Verkehrsaufkommen? Diese Fragen werden seit Jahren heftig diskutiert. Eine neue Studie im Auftrag des Lobbyverbandes Allianz pro Schiene erregt nun die Meinungsführer.

Die beauftragen Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass mit der Zulassung von Riesen-Lkw Transporte im Umfang von mehr als 8 Milliarden Tonnenkilometer von der Schiene auf die Straße verlagert würden. Das sind 7,6 Prozent des Schienengüterverkehrs und entspricht pro Tag 7.000 zusätzlichen Lkw-Fahrten auf Deutschlands Straßen.

Im Moment fahren in Deutschland ausschließlich Testfahrzeuge, in zwölf Bundesländern
Quelle: dpa/Picture Alliance
Bei einer Protestaktion vor dem Brandenburger Tor heute in Berlin vertraten Politiker und Verbandsmitglieder die Ansicht, der Einsatz von Gigalinern würde zu mehr Transporten auf der Straße führen - zulasten der Güterbahn. Zudem brächten die Gigaliner Sicherheitsprobleme mit sich.

Stimmen zum Thema Gigaliner

  • "Mein Ziel ist es, nach Abschluss des Feldversuchs mit den Lang-Lkws in den Regelbetrieb zu gehen." (Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt)
  • „Riesen-Lkw sind eine Gefahr für die Verlagerungsziele der EU“ (Michael Cramer, Verkehrsausschussvorsitzender des Deutschen Bundestages)
  • "Gigaliner fahren im dünnbesiedelten Norden von Skandinavien. Für Deutschland sind sie zu groß und zu gefährlich, unsere Infrastruktur ist weder für 60-Tonner noch für eine Lkw-Länge von 25,25 Meter ausgelegt." (Michael Ziesak, Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland)
  • „Es ist eine Tatsache, dass die Freigabe für Gigaliner zu noch mehr Lkw-Verkehr führen wird“ (Dirk Flege, Geschäftsführer Allianz pro Schiene)
  • "Wir wollen, dass mehr Güter auf die Schiene kommen." (Martin Burkert, Vorsitzender des Bundestags-Verkehrsausschusses)

Fakten zum Feldversuch in Deutschland

  • Der Test startet im Januar 2012 und soll bis Ende 2016 dauern.
  • Im Juli 2015 wird der Feldversuch auf 12 Bundesländer ausgedehnt. Neu dabei sind Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.
  • Die Gigaliner dürfen je nach Variante bis zu 25,25 Meter lang sein. Das sind 6,50 Meter mehr als die aktuell zulässige Gesamtlänge.
  • Das zulässige Gesamtgewicht ist auf 40 Tonnen (bzw. 44 Tonnen im Kombinierten Verkehr) begrenzt
  • Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Menge der fahrenden Lkw in Deutschland im besten Fall um ein Drittel reduziert werden kann. Genutzt werden könnten die Gigaliner von Automobilzulieferern, der Lebensmittelbranche oder Paketdiensten.

Zwischenergebnisse der Bundesanstalt für Straßenwesen (Sommer 2014)

  • Effizienzgewinne und Kraftstoffersparnisse zwischen 15 und 25 Prozent
  • Zwei Lang-Lkw können drei reguläre Lkw ersetzen
  • Kein erhöhter Erhaltungsaufwand für die Infrastruktur
  • Keine Verlagerungseffekte von der Schiene auf die Straße
  • Keine Probleme beim Bremsverhalten
  • Keine Hinweise auf größeren Stress oder eine erhöhte psychologische Beanspruchung der Fahrer
Kritiker fürchten Straßenschäden und Risiken für die Verkehrssicherheit
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Im Moment fahren in Deutschland ausschließlich Testfahrzeuge, in zwölf Bundesländern
Quelle: dpa/Picture Alliance