Trabant-Pionier Werner Lang ist tot
Der "technische Vater" des Trabi wurde 91 Jahre alt
Der Trabant-Pionier Werner Lang ist tot. Der ehemalige Chefkonstrukteur der Zwickauer Automobilwerke starb am Montag im Alter von 91 Jahren, vermutlich an Herzversagen.
Zwickau - Der "Vater" des DDR-Kultautos Trabant 601, Werner Lang, ist am Montag zu Hause in Zwickau gestorben. Das sagte ein Familienmitglied am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Nach Medienberichten erlag der 91-Jährige einem Herzleiden.
Der Trabant 601 ist das dritte und meistgebaute Trabant-Modell. Er wurde in der DDR verächtlich "Plastikbomber" oder liebevoll "Rennpappe" genannt. Von 1964 bis 1990 wurden insgesamt mehr als 2,8 Millionen Fahrzeuge hergestellt.
"Am Samstag haben wir beim Trabi-Treffen noch über die alte Zeit gesprochen", berichtete sein enger Mitstreiter Werner Reichelt, der 1950 von Lang bei Horch eingestellt worden war. "Ich habe einen guten Freund verloren", sagte der frühere Leiter der Kunststoffabteilung des wissenschaftlich-technischen Zentrums für Automobilbau in Chemnitz. Die Familie des Trabi-Pioniers plant eine öffentliche Trauerfeier. Der Termin dafür soll an diesem Freitag bekanntgegeben werden.
Erst Horch, dann Zwickauer Automobilwerke
Lang stammte aus dem Erzgebirge und studierte mit Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg Maschinenbau und Kraftfahrzeugtechnik in Zwickau. Seit 1949 arbeitete er beim Automobilhersteller Horch, ab 1951 als Technischer Direktor. Mit der Vereinigung von Audi und Horch zu den Zwickauer Automobilwerken 1958 wurde er Chefkonstrukteur und übernahm die Verantwortung für die Weiterentwicklung des Kunststoff-Fahrzeugs, erzählte Reichelt. "Er ist der technische Vater des P601."
Quelle: dpa
R.I.P. Werner
Er sah also den Erfolg seines Trabanten und den Niedergang. Was mag er gefühlt haben, wenn er sich diese Spannungsbreite ansah?
Konstrukteure der DDR sind heutzutage zu wenig populär und mit deren Autobiographie beschäftigt sich kaum jemand. Dabei muss man mal sehen, dass hinter manchem Produkt sehr viel Know-How steckt, denn es musste auch in Not- und Mangelsituationen produzierbar bleiben und trotzdem zuverlässig funktionieren.
Eine Aufgabe an der Ingenieure von heute scheitern würden. Zumindest ist das höchst wahrscheinlich.
Werner Lang; ein Name, dem im hohen Haus deutscher Erfinder und Entwickler ein guter Platz gebührt.
Mein Beileid den Angehörigen
mein erstes auto war ein Trabbi mein trabbi er hat mich jahrelang treu begleitet
Danke Werner Lang für den Trabbi
Ich bin einmal 2007 einen Trabant 601 gefahren vom Kumpel, ich bin Wessi.
Es war rein als Auto betrachtet ab den 1980er Jahren eine Zumutung, für 1960 bis 1970er Jahre jedoch brauchbar und eigentlich recht innovativ.
Bevor jemand Schaum vorm Mund bekommt, meine Frau ist aus Leipzig, ich habe dort über sechs Jahre gewohnt, gearbeitet und studiert und ich besitze selbst eine gepflegte Schwalbe mit M541-Motor drin. Ich liebe dieses Teil und weiß genau, was ich da unterm Hintern habe.
Die wurden gerade von "Ossis" kurz nach der Wende plattgefahren (mit alten Sprit kaputtgetreten usw.) und einen Trabant konnte man für 50 DM kaufen... und heute entdecken die Leute ihre "Liebe" zu den Teilen wieder und beschimpfen Leute wie mich, dass nur der wahre "Ossi" dieses Ding zu schätzen wüsste.
Manche Menschen haben eben ein kurzes Gedächtnis... vor 20 Jahren haben sie die Trabants weggeschmissen.
Es ist ja nicht so gewesen, dass der Trabant nicht hätte weiterentwickelt werden können, nur waren der VEB Sachsenring zu oft die Hände gebunden. Im Kleinen hatte das Konzept Hand und Fuß und meine Hochachtung gilt ganz klar Ingenieuren wie dem Verstorbenen. Der Trabant war für seine Hintergrundgeschichte ein gutes Auto, aber er hatte eben seine Zeit.
Ich mag das Auto grundsätzlich und natürlich ist er ein großer Teil deutscher Automobilgeschichte. Mein Beileid den Angehörigen des Verstorbenen.
Aber selbst haben möchte ich keinen. 7 Liter Super frisst mein Astra G auch, und fährt doppelt so schnell für fast dasselbe Geld. Ein sauberer Trabant zum Losfahren ohne große Reparaturen ist nämlich gar nicht mehr so günstig.
Gut so... zum Kaputtfahren ist er mittlerweile zu schade geworden. 😉
cheerio
DPA Deppen,
Trabant mit einem b also auch Trabi mit einem b.
Diese Schreibweise unterscheidet immer den Deppen vom Kenner.
Den heutigen Hype um den Trabi kann ich nicht so wirklich nachvollziehen. Der Trabant war für mich schon immer das Symbol für Mangelwirtschaft. Zur Wende '89 war ich elf. Und schon damals, am Ende der DDR-Zeit, habe ich mich gewundert, was auf unseren verlotterten Autobahnen ab und zu für komische außerirdische Fahrzeuge fuhren. Es waren die sogenannten Westautos. Erinnern kann ich mich da noch an den Ford Escort und den Audi 80. Wow, das waren Schlitten!
Ganz nüchtern betrachtet war der Trabi doch bereits bei seiner Vorstellung in den Fünzigern nicht besonders innovativ. Statt einer formstabilen Karosserie aus Metall, gabt's nur eine aus gepresster Pappe. Immerhin musste der schlappwänstige Motor nicht so viel schleppen. Satte 18 PS hatte er, so viel wie ein DKW 25 Jahre zuvor. Klar muß man auch die Umstände damals betrachten, ging es doch darum überhaupt mobil zu sein. Naja, sei's drum. Immerhin hat der Wagen im Laufe der Jahrzehnte um irrsinnige 8 PS zugelegt. Und dann kann ich mich noch an den Werbespot erinnern, der die Neuigkeiten bewerben sollte. Was gabt's da so schönes? Einen bunten Warnblinkschalter und ein 4-Speichenlenkrad. Innovationen nach über 30 Produktionsjahren. Das kann aus heutiger Sicht nur noch Kult sein.
Daß nur die wahren Ossis das Ding zu schätzen wussten, lag wohl eher daran, weil es ja im Grunde keine Alternative gab. Entweder man fuhr ihn, oder man ließ es bleiben. Größere Wagen wie Skoda, Wartburg oder gar Lada waren gleich deutlich teurer. Ein Lada Samara, den mein Vater kurz vor der Wende fast noch gekauft hätte, sollte über 32.000 Mark kosten. Total irre! Wenn man in der DDR 1000 Mark im Monat verdiente, dann war das schon sehr viel. Somit lässt sich der Preis gegenüber der DM auch nicht relativieren. Nach der Wende gabts für das Geld z. B. schon ein 90 PS-Audi 80 mit Vollverzinkung, procon-ten, ABS oder gar Automatik-Getriebe.
Trotzdem war die Zeit im Osten hart.
Während eben Trabant fahren mussten, konnten die westdeutschen auf wesentlich bessere Fahrzeuge zurückgreifen, die in allen Bereichen dem Trabant überlegen waren.
In den 60ern war der 601 durchaus noch wettbewerbsfähig, und von Antriebskonzept her hatte er schon die Merkmale eines modernen Kleinwagens (quer eingebauter Front-Motor vor der Vorderachse, Frontantrieb über Gelenkwellen, Einzelradaufhängung) - im Gegesatz zum Käfer.
Das Leergewicht war mit 615 kg traumhaft und so konnte der Trabi (sofern das Exemplar eine Motorleistungsstreuung nach oben hatte) in der Anfangsbeschleunigung mit einem 50PS Golf mithalten.
Die Wartungsfreundlichkeit war noch aus einer ganz anderen Welt. Die Rückleuchtengläser waren z.B. mit 2 Schlitzschrauben (!) von außen aufgeschraubt.
Die westlichen Pendants zum Trabi waren eher Ente und die Vergaserversionen der 1,0L-Pandas und Marbellas, wobei letztere schon ein typisches 1985er-Design hatten, und Ente und Trabi noch 1960er.
Trabant war ja noch okay. Meine Schwiegereltern sind zum ersten Mal nach Prag in den Urlaub gefahren und dann nach Bulgarien ans Schwarze Meer - auf einer MZ.
Weil man sehr lange auf den Trabi gewartet hat.
Und weil die Ersatzteile sehr teuer oder gar nicht so verfügbar waren, hat man die Dinger bis zum Umfallen gehegt und gepflegt. Und auch wirklich drauf Acht gegeben. Weil den nächsten Trabi hätte man in Jahren gekriegt.
Oder zum Neuwagenpreis einen fast zehnjährigen Gebrauchten.
Aber klar... er hatte in den 50ern schon Elemente eines modernen Kleinwagens mit Frontmotor, Frontantrieb... die Schaltung finde ich auch eigentlich gut. Konnte man bedienen, ohne die Hand vom Lenkrad zu nehmen.
cheerio
Nix 60er!
Die Ente ist in ihrer bis 1989 gebauten Form bereits 1948 auf den Markt gekommen, also ein viel älteres Konzept.
Und zumindest mit dem Viertaktmotor, Tankuhr und 4 Türen schonmal deutlich moderner als der Trabi es je war.
Klar ist aber auch, daß die Defizite des Trabis nicht auf Unfähigkeiten von Lang und seinen Leuten zurückgingen, sondern den Betonköpfen aus dem möchtegern-demokratischen Politbüro zuzuschreiben sind.
Bereits in den frühen 70ern hatte die Entwicklung einen modernen kompakten 3-Türer konstruiert, der im Grundlayout den Golf 1 vorwegnahm.
Die "größte DDR der Welt" war mit der Entwicklung moderner Automobile endgültig an ihre Grenzen gekommen. Die sozialistische Zusammenarbeit funktionierte in diesem Sektor auch nicht, jedes RGW Land werkelte irgendwie vor sich hin. Die geplante Zusammenarbeit mit den Tschechen Skoda wurde von den DDR Politbürokraten (in ihren Volvos, Peugeots, Citroens) in letzter Minute abgesagt. Alternativ wurde man statt dessen für VW zur billigen Werkbank hinter der Mauer mit der Produktion von modernen Vierzylindermotoren und Getrieben.
Der Trabi war für mich das Symbol der DDR am Ende: klein, hässlich und stinkend, total veraltet. Wie man als Konstrukteur diese rollende Katastrophe aushielt, kann ich kaum verstehen. 25 Jahre lang fand keine nennenswerte Entwicklung mehr statt.
99% der damaligen Trabantfahrer konnten die Rennpappe ab 1990 gar nicht schnell genug wegwerfen und dies führte zur beispiellosen Gebrauchtschrottwanderung in den Osten...
http://www.horch-museum.de/index_inhalt.asp?GoTo=ausstellungsrundgang
http://www.youtube.com/watch?v=emoF0EFxjjA
OK, vom Design her ist der 601 15Jahre weiter als die Ente. Und 25 Jahre weiter als der Käfer. Mit der Ente hat der Trabi den Frontantrieb gemein.
4-Takt-Prinzip ist nicht per se moderner. Stattet man den Trabimotor mit einem Orbitalsystem aus (Benzindirekteinspritzung für 2-Takt Bootsmotoren) kommt man locker auf unter 5L Verbrauch und die Abgasqualität von einem Vergaser-4-Takter.
So eine 2-Takt -Direkteinspritzung um 1970 wäre schon was feines gewesen. Ob sowas mit damaliger Technologie (Analogschaltungen mit Germanium-Transistoren) schon machbar gewesen wäre?
Tankuhr gabs im Trabi als Extra
4-Türen hat auch nichts mit Modernität zu tun, sondern mit Zielgruppen.
Mein Beileid an die Angehörigen.
Was die Technik betrifft denke ich, dass die im Osten viel weiter gewesen wären als wir, wenn das Politbüro nicht jegliche Entwicklung verboten hätte. Was mir bis heute schleierhaft scheint ist der Prototyp der vor dem Golf 1 war und dem er sehr ähnlich ist. Es kreisen ja Gerüchte, dass womöglich die Pläne in den Westen verkauft wurden. Sehr schade dass man den Entwicklern alles untersagte und der 1,1er war dann die größte Enttäuschung zum Schluss ich konnte sehr wohl nachvollziehen das niemand einen 601er Karosse (mit minimalen Änderungen) mit Polo-Motor wollte bzw. einen Drang dazu hatte wenns schönere Fahrzeuge gab.
Konnte man den Trabant eigentlich vor der Wende im Westen neu kaufen oder wurde er nur in den Ostblock exportiert ? Vom Wartburg gab es ja Exemplare die in den Westen verkauft wurden zum Beispiel Großbritanien.
Herrlich schräg, betrachtet man das aus der Sicht des Westdeutschen. Dort hat es ja an Improvisationstalenten gewimmelt, schade, dass sie nicht zeigen, wie sie die Türen eingestellt haben. 😆
Arbeitssicherheit wird ebenso klein geschrieben, logistische Meisterleistungen gibts inklusive.