Breit ist out: Reifen werden groß und schmal
Der Trend geht zum Öko-Exoten
Breite Reifen könnten zu einer Randerscheinung werden. Die Pneus der Zukunft sind zwar groß, doch ihre Aufstandsfläche sinkt. Ein Beispiel: Der neue Renault Scénic.
Quelle: Renault
Köln - Die strenger werdenden Abgasvorschriften verändern die Autos, das ist klar. Statt großer Motoren mit viel Hubraum stecken in vielen Neuwagen bereits kleine Motoren mit zusätzlicher Aufladung. Sparen kann man allerdings auch bei der Verbindung zur Straße: den Reifen. Künftig sollen die zwar immer noch groß, aber nicht mehr so breit sein.
Quelle: BMW
Besonders konsequent treibt derzeit Renault den Trend zum Schmalreifen voran. Wenn im Herbst der neue Kompakt-Van Scénic auf den Markt kommt, wird bereits die Einstiegsversion mit 20-Zoll-Rädern ausgestattet sein. Diese Felgengröße kennt man bislang eher von teuren Sportwagen oder SUV.
Beim Scénic jedoch sind diese Reifen besonders schmal. Sie besitzen die exotische Dimension 195/55 R20. Bei knapp 20 Zentimetern Gesamtbreite der Aufstandsfläche sind die Flanken knapp 11 Zentimeter hoch, das komplette Rad misst 72 Zentimeter im Durchmesser. Zum Vergleich: Der aktuelle Scénic trägt Reifen der relativ üblichen Dimension 205/60 mit 16-Zoll-Felgen – die Räder sind zehn Millimeter breiter, vom Boden bis zum oberen Ende aber fast zehn Zentimeter niedriger.
Nach dem Vorbild der E-Autos
Warum macht Renault das? Reifen mit großem Durchmesser verformen sich beim Abrollen weniger als kleinere. Dadurch sinkt der Rollwiderstand und der Kraftstoffverbrauch. Verbrauchswerte für den neuen Scénic nennt Renault zwar noch nicht, der technische Ansatz aber hat sich schon an anderer Stelle bewährt.
So sind Reifen von E-Autos bereits seit längerem nach einem ähnlichen Muster konstruiert. Beim BMW i3 etwa sind die Pneus nur knapp 16 Zentimeter breit, aber 70 Zentimeter hoch (155/70 R19). Der Extrem-Sparer VW XL1 steht sogar auf nur knapp 12 Zentimeter breiten Reifen mit einem Gesamtdurchmesser von knapp 57 Zentimetern (115/80 R15).
Quelle: Renault
Autofahrer werden sich an die Entwicklung gewöhnen müssen. Räder mit raumgreifender Lauffläche, großer Felge und niedriger Reifenflanke sehen am Fahrzeug zwar unbestritten gut aus. Aber sie sind nicht besonders effizient. Neben den ästhetischen Vorteilen hat auch das seit Jahrzehnten ständig wachsende Fahrzeuggewicht für eine Inflation bei der Reifenbreite gesorgt.
Die schmalen Reifen sind noch teuer
Hohe Tragkraft und gutes Aussehen sind die Vorteile breiter Reifen, aber es gibt auch massive Nachteile. Der Fahrkomfort leidet sowohl unter dem höheren Gewicht der Räder als auch durch die dünnere Gummischicht, die Fahrbahnunebenheiten nur noch schlecht dämpft. Dazu kommen ein großer Wendekreis, gesteigerte Aquaplaning-Gefahr und ein erhöhter Verbrauch. Und nicht zuletzt: der hohe Preis.
Billig allerdings werden die schmalen Reifen vorerst auch nicht. Weil das Format noch relativ exotisch ist, kostet ein Satz Reifen etwa doppelt so viel wie bei konventionellen Größen. Wer etwa vier Reifen des Typs Goodyear Vector 4 Season in 195/55 R20 für den nächsten Scénic kauft, ist schnell rund 900 Euro los. Viel Geld bei einem Familienauto.
Auch die wenigen Konkurrenten – wie etwa der Continental Eco Contact 5 oder Winter Contact TS 850P - kosten pro Stück richtig Geld. Ändern dürfte sich das erst, wenn sich Schmalreifen auf breiter Front durchsetzen.
Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
Quelle: Spotpress
Quelle: BMW
Quelle: Renault
Abgesehen vom schon fast üblichen Schreib-Wirr-Warr hier (echt schlimm ---> "Der aktuelle Scénic trägt Reifen der relativ üblichen Dimension 205/60 mit 16-Zoll-Felgen – die Räder sind zehn Zentimeter breiter....", sach'ma liest da denn echt keiner mal Korrektur ? ) kann man von diesem mmWert an Reifenbreite eh nochmal ungefähr 30mm abziehen, die dann tatsächlich Kontakt zur Straße haben (könnt ihr gern mal nachmessen ;-) ).
Wobei bei einem größeren Rad (19"/20") wahrscheinlich mehr Gummi in Längsrichtung Kontakt hat als bei 'nem 10"-Mini-Rädchen.
Back to the Roots (irgendwie alles schonmal dagewesen...Ökö-Käfer und -Ente) ?
155-15 Käfer oder 125-15 Ente !
Oder gar zu Dick und Doof Autos (bzw. Reifengrößen) aus den 1920/30ern ?
Offroad geht damit jedenfalls besser (ok, bissl höherlegen vielleicht noch) ;-)
https://www.youtube.com/watch?v=wA2P76gQUCo
0:50 bis 1:10
Heutzutage sind viele Autos so leistungsstark und schwer, dass man so breite Reifen braucht, um genug Grip zu haben.
Falsch. Es sind zehn Millimeter.
Klar geht der Trend zu schmaleren Reifen. Wie soll sonst die Karosse dank Airride an der Rad-Reifen-Kombi vorbeikommen um auf dem Boden aufzuliegen.😉😜😆
Letzteres auch nicht mal zwingend, mit dem größeren Umfang hat man dafür in Längsrichtung mehr Auflagefläche gewonnen.
Letztlich will man ja auch weiterhin noch fahrdynamisch entspr. Kräfte übertragen, insbesondere zum Bremsen !
Der BMW i3 steht in 36,??? Meter bei einer Bremsung aus 100km/h.
Aus der Grundlagenphysik lässt sich ableiten, dass die Reibkraft unabhängig vom Betrag der Kontaktfläche ist, sondern nur von der Masse und vom Reibkoeffizienten abhängt.
Am Reifen gelten noch andere Phänomene, als reine Festkörperreibung. Und bei gleichem Durchmesser und gleicher absoluter Flankenhöhe bietet ein breiterer Reifen auf trockenem Asphalt mehr Grip, da im Bereich der deformierten Aufstandsfläche (Latsch) mehr physikalische Arbeit verrichtet werden kann.
Den Latsch zu vergrößern geht aber auch anders: z.B. Luftdruck senken oder den Durchmesser erhöhen.
Mit erhöhtem Durchmesser bei geringerer Breite erhält man einen weniger linearen Reifen. So ist die lastabhängige Deformation größer, soll heißen: Ein stärker belasteter Reifen (Bremsen, Beschleunigen, Kurvenfahrt) verformt sich stärker und kann so mehr Arbeit verrichten und Kraft übertragen. Ein unbelasteter Reifen ist weniger stark verformt und läuft effizienter, da weniger Energie in die Verformung gesteckt werden muss.
Woran noch gedacht werden muss: Ein größerer Raddurchmesser hat auch Einflüsse auf die Gesamtübersetzung des Antriebsstranges. Mit heutigen Motoren mit viel Drehmoment lässt sich soetwas auch durchaus umsetzen...
Sieht trotzdem scheiße aus.
Findest du (?), naja, wenn mit Blick auf die Flanke das Radhaus schön ausgefüllt ist, dazu relativ bündig auch nach außen abschließt (entspr. ET). Wieso nicht.
Ja gut, wenn man einem solchen hinterherfährt, sieht man dann die vermeintlich "dünnen Beinchen"
Darüber lässt sich doch streiten. Meiner Meinung nach sehen 245er auf einem Golf bescheiden aus. Aber Geschmäker sind ja verschieden. Nur in Zukunft wird es auf Notwendigkeiten ankommen. Prestige durch Räder gibt es bald nicht mehr.
Es soll Leute geben, die breitere Reifen auch wegen besserer Strassenlage und Bremswirkung montieren.
Mag sein, wie lang halten denn die Fahrradreifen vom i3?
Die Frage wäre dort angebracht: http://www.motor-talk.de/forum/bmw-i-reihe-b867.html
Auf der Antriebsachse mit der Drehmomentwucht von Beginn an aber auch ziemlich heftigem ausgesetzt...
Warum hohe Tragkraft und gutes Aussehen die einzigen Vorteile von breiten Reifen sein sollen ist mir schleierhaft. Vielleicht sollte man sich im Rennsport dann auch überlegen mit Trennscheibenreifen anzutreten. Würde die Umwelt schonen und weniger Geld kosten. 🙄
Ist klar dass der Öko-Lobby die Umwelt wichtiger als irgendwelche Sicherheitsaspekte von breiten Reifen wie Bremsweg und mehr Grip in Kurven.
Im Bereich der StVO ist keine F1-Performance notwendig (!) und vielleicht mal ein bißchen intensiver damit auseinandersetzen, bzw. auch weiter oben bereits Tatsachen (zum i3) lesen....!