Mercedes GLA: Erste Fahrt
Der Turnschuh unter den Bergstiefeln
Endlich bringt Mercedes ein kleines SUV auf den Markt. Das sieht allerdings so gar nicht nach SUV aus und es fährt sich auch nicht so. Erste Fahrt mit dem Mercedes GLA.
Von MOTOR-TALK-Reporter Fabian Hoberg
Stuttgart - Mercedes hat schon viele Trends gesetzt. Der wachsende Markt der kleinen Premium-SUV ist dem Erfinder des Autos allerdings durch die Lappen gegangen - bis jetzt. Mit dem GLA kommt im März endlich eine Antwort auf Audi Q3 und BMW X1 - und die fällt anders aus, als mancher dachte.
Das neue Kompakt-SUV ist keine martialisch aussehende, hochgepumpte A-Klasse fürs Gelände. Es ist vielmehr die City-G-Klasse für Hipster mit Vollbart und Riesenbrille. Es ist ein Auto für Muttis mit Mandarina-Duck-Täschchen und Wau-Wau, womit sie im Notfall auch durch Matsch, Schnee und Wiesen kommt.
Eine weitere Überraschung: Die Passagiere sitzen für SUV-Verhältnisse ungewohnt tief. In Kombination mit der schnittigen Karosserie macht das den Stuttgarter zum Turnschuh unter den Bergstiefeln –mit grobstolligem Profil für gute Traktion auf Waldwegen. Ganz ehrlich: So ein flottes Fahrzeug hätten wir eigentlich von BMW erwartet, nicht von Mercedes.Wofür steht eigentlich GLA?
G steht für Gelände. Und dahin, zumindest auf Waldwegen und Schotterpisten, fährt der GLA ohne Mühe. Da er vier Zentimeter höher über dem Boden schwebt als die A-Klasse, gleitet er auch über die meisten kleinen Sträucher hinweg.
Wer näher zum Boden möchte, fährt A-Klasse - oder bestellt das „Fahrdynamikpaket“. Das verringert die Bodenfreiheit um 1,5 Zentimeter und stimmt Federn und Dämpfer straffer ab. Mehr Luft zwischen Unterboden und Straße verschafft dagegen das „Offroad-Komfortpaket“: Es pumpt den GLA um weitere drei Zentimeter nach oben. Der Plastik-Unterfahrschutz an Front und Heck ist allerdings nur Zierde.
Verliert der Mercedes den Kontakt zur Straße, packt der permanente Allradantrieb zu und schickt die Kraft dorthin, wo sie gebraucht wird. Möglich macht das die sogenannte „Torque on Demand"-Hinterachse mit integrierter Lamellenkupplung. In Kombination mit dem Geländetempomaten und der programmierbaren Traktionskontrolle ist der GLA für steile Anstiege und Abfahrten gerüstet,
ebenso wie für schlammigen Untergrund und Schräglagen. Das dürfte mehr als genügen, denn nur die wenigsten GLA-Käufer werden jemals absichtlich im Schlamm wühlen. Dafür gibt es schließlich den GLK oder die robuste G-Klasse.Damit auf Abwegen das Blech nicht klappert, sind Dachrahmenstruktur, Seitenschweller, B-Säule, Federdome und Montagestreben stärker und robuster als bei der A-Klasse. Das merkt man zwar nicht auf kurvigen Landstraßen, dafür aber bei Verschränkungen im Gelände.
Auf dem Asphalt lässt sich der GLA so flink wie die A-Klasse durch Kurven scheuchen, ohne dass die Handflächen feucht werden. Bodenwellen und Schlaglöcher werden einfach weggesteckt und der Rücken des Fahrers geschont. Die Lenkung ist präzise, könnte aber einen Tick steifer sein.
Das L steht für Luxus
Der GLA ist so luxuriös, wie man es von einem Mercedes erwartet: Sitze und Verkleidung sind sauber vernäht, die Regler aus einer Art gebürstetem Alu wirken edel und die Kunststoffabdeckung hochwertig.
Das Cockpit entspricht der A-Klasse oder dem CLA, und ist klassisch aufgeteilt. Hinter dem griffigen Lenkrad sitzen optional Schaltwippen, Automatikhebel, Tempomathebel und Blinker-Wischerhebel. Bordinfos werden im Kombiinstrument oder im freischwebenden Monitor angezeigt. Die Menüführung erfolgt über die Lenkradtasten oder den Dreh-Drück-Regler in der Mittelkonsole. Das sieht gut aus und lässt sich intuitiv bedienen.A wie A-Klasse
Motor, Getriebe, Innenausstattung und Assistenzsysteme – alles stammt von der A-Klasse. Auch von außen sieht der GLA seinem 1.636 Euro günstigeren Schwestermodell ganz schön ähnlich. Allerdings ist der GLA sechs Zentimeter höher (1,49 Meter), die Frontschürze ist flacher, das Dach niedriger und die Abrisskante ist schnittiger. Dazu kommen breit ausgestellte Radhäuser mit großem Ausschnitt.
Mit 4,42 Metern ist der GLA fast 13 Zentimeter länger als die A-Klasse und sehr geräumig. Vorn und hinten sitzen die Insassen bequem. Die Rundumsicht ist insgesamt gut, nach hinten schränkt aber das schmale Fenster die Sicht ein. Der Kofferraum ist mit 421 bis 1.253 Litern nur minimal größer als bei der A-Klasse (341 bis 1.157 Liter). Außerdem ist das Beladen durch die hohe Ladekante mühsam, einen doppelten Boden gibt es nicht. Immerhin: Die Rücksitzlehnen können steiler gestellt werden.
Motoren – sparsam oder sportlich
Im Moment bietet Mercedes sieben Motoren mit einer Leistung zwischen 136 und 360 PS an, darunter zwei Diesel. Der Mercedes GLA 200 CDI mit 2,1-Liter-Vierzylinder und 136 PS ist der Sparsamste (4,3 l/100 km) und mit 29.303 Euro Grundpreis der Günstigste, er verbraucht nur 4,3 Liter im EU-Mix. Allerdings ist der Motor recht laut, lahm und brummig.
Das macht der 220 CDI mit 170 PS und Frontantrieb viel besser. Er reagiert flott auf jeden Gastritt und fährt mit DSG fast brummfrei. Wer nicht in eine Verfolgungsjagd verwickelt wird, der braucht den Kickdown wohl nur selten, dank 350 Newtonmeter maximalem Drehmoment.Der GLA 250 kostet 6.000 Euro mehr als der einfachste Benziner. Die 211 PS des 2,0-Liter-Vierzylinders reißen wahlweise an der Vorderachse (gut) oder an beiden Achsen (besser). Noch mehr Druck hat der GLA 45 AMG mit 360 PS. Der rennt in 4,8 Sekunden auf Tempo 100 und wird erst bei 250 km/h abgeregelt.
Der GLA kommt spät, aber dafür umso dynamischer. Mit schnittiger Karosserie, straffem Fahrwerk und niedriger Sitzposition versucht der Stuttgarter, die längst enteilten Konkurrenten einzuholen. Da er der Sportlichste seiner Klasse ist, könnte ihm das auch gelingen.
Technische Daten Mercedes GLA
- Modell: GLA 250 Matic
- Motor: Reihenvierzylinder
- Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
- Leistung: 211 PS
- Drehmoment: 350 Nm
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,41 x 1,80 x 1,49
- 0-100 km/h: 7,1 s
- Vmax: 230 km/h
- Verbrauch: 6,0 l
- CO2-Emissionen: 141g/km
- Kofferraumvolumen: 421-1.235 l
- Gewicht: 1.455 kg
- Preis: ab 35.283 Euro (Allrad: 37.496 Euro)
Ich fasse jetzt schon mal am Anfang alle kommenden negativen Kommentare zusammen:
- Das ist kein SUV
- Viel zu teuer
- Braucht kein Mensch
- Kann sich die Zielgruppe eh nicht leisten
- Dieses "rangepropfte Tablet" sieht doof aus
- Hinten viel zu eng
Habe ich was vergessen? 😉
Achja: Wenn ich nicht schon eine A-Klasse hätte, dann wäre es der GLA geworden. Schade, dass er erst so spät rausgekommen ist.
Lieber Autor, hier wurde aber Klassenlotto gespielt oder? Gemeint ist wohl eher Audi Q3 und BMW X1. Der X3 spielt irgendwie in einer ganz anderen Liga mit 🙄
Ja, nämlich dass das Ding ziemlich häßlich ist. Finde ich jedenfalls. Ich fahre aber selber gerne Autos, die
alleviele Anderenhäßlich finden. Citroën Visa oder BX und ab nächste Woche Picasso zum Beipiel. Über Geschmack lässt sich kaum streiten - oder stundenlang, je nach Ausgeprägung der Toleranzschwelle 😊wie schon der Macan einfach nur häßlich 😊
Testet lieber den neuen Jaguar C-X17, der sieht wenigstens anständig als SUV aus!
Wohl eher Audi Q3 und BMW X1, den Q1 gibt es doch (noch) gar nicht.
Danke für den Hinweis, ich habe es korrigiert. Hast natürlich Recht 😉
Das ist kein Turnschuh, maximal ein Outdoor-Schuh. Schirch und unnötig wie ein Kropf.
"Dafür gibt es schließlich den GLK oder die robuste G-Klasse."
Lieber Redakteur, es gibt auch noch den GL und den ML die sind mindestens so tauglich wie ein GLK.
Und wenns schon ans eingemachte geht dann sowieso der G.
Kluger Zug von Mercedes:
Etwas höhere Sitzposition, Reifen nicht zu riesig (noch bezahlbar), überschaubare Abmessungen, Stern vorne dran. Ob das Ding nun vom Marketing als "Gelände"- oder "Sonstwasvan" eingestuft wird, kann einem als Nutzer am Ende doch egal sein.
Der Wagen wird schon berechtigterweise seine Käufer finden, denke ich.
SEHR GUTER KOMMENTAR!
Jeder sollte das kaufen was er mag und für gut befindet!
Wer was zu meckern hat, kann es auch einfach sein lassen, es vernünftig machen, oder sich einfach an den Fzg beglücken, die Gefallen 😉
Mercedes bringt SUV auf den Markt. Das sieht allerdings so gar nicht nach SUV aus und es fährt sich auch nicht so. Also ne Mogelpackung
Da ist tatsächlich etwas durcheinander gewürfelt worden.
Sorry, ich habe das mal korrigiert.
Viele Grüße, Sabine
Wat kost der Karton, 37t Euros, nun ja, für die verunstaltete A-Klasse für die ach so junge Generation, was spricht dagegen, sich für das Geld nen Tiguan R-Line voll auszustatten?
Hier mal ein Vergleichstest:
http://www.sueddeutsche.de/.../...ohe-preise-hohe-ansprueche-1.1885201