Verkehrssicherheit: Acht Fragen an Siegfried Brockmann (UDV)
Der Unfallexperte fährt ohne Totwinkelwarner
Sind unsere Autos zu alt? Was nutzt eine Helmpflicht für Radfahrer? MOTOR-TALK stellt acht Fragen an Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer.
Berlin - Ist der Platz hinten rechts im Auto der sicherste? Nein, sagt die Unfallforschung der Versicherer (UDV): Hinten sitzt man generell riskanter als vorn. Warum das so ist, erklärt uns der Leiter der Organisation. Wir sprachen mit Siegfried Brockmann (56) über aktuelle Verkehrssicherheitsthemen, wie sie auch der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) in den vergangenen Tagen in Berlin diskutierte.
MOTOR-TALK: Herr Brockmann, Sie haben kürzlich Erkenntnisse vorgestellt, wonach Pkw-Insassen auf der Rückbank gefährlicher fahren als vorn. Sehen Sie hier Potenzial, die Zahl der Verkehrsopfer deutlich zu senken?
Siegfried Brockmann: Nur 10 Prozent der im Auto Verletzten und Getöteten saßen hinten. Trotzdem sind die hinteren Insassen besonders gefährdet. Zum einen gibt es hinten weniger Schutzsysteme, zum anderen sitzen die Insassen gefährlicher, klemmen den Gurt unter den Arm oder schnallen sich nicht an. Da hilft nur bessere Aufklärung. Gurtkraftbegrenzer und Gurtstraffer hinten müssen trotzdem kommen, und zwar möglichst rasch
MT: Das Durchschnittsalter deutscher Pkw steigt, beträgt derzeit neun Jahre. Geht damit ein Sicherheitsrisiko einher, weil ältere Autos über weniger Sicherheitssysteme verfügen?Brockmann: Diese Betrachtung halte ich für eindimensional. Ja, moderne Autos sind in der Regel sicherer. Das heißt aber nicht, dass mit neuen Autos alle Unfälle der alten Autos weg wären. Die meisten dieser Autos gehören jungen Fahrern, und das ist die Hauptrisikogruppe im Straßenverkehr. Wenn ich einem jungen Hochrisikofahrer sein 10 Jahre altes Auto wegnehme und ein zwei Jahre altes Auto gebe, ist er immer noch ein Hochrisikofahrer.
"Manche Lkw-Fahrer fahren offenbar gern dicht auf"
MT: Umfragen zeigen, dass viele Besitzer neuerer Fahrzeuge vorhandene Assistenzsysteme kaum nutzen. Wie könnte man dem begegnen?
Brockmann: Durch bessere Assistenzsysteme. Ich schalte meinen Totwinkelwarner in der Stadt auch aus, denn er produziert zu viel Unsinn. Um ihn auf der Autobahn wieder zu aktivieren, müsste ich ins dritte Untermenü – das ist nicht komfortabel. Das muss besser werden. Der Autofahrer wird am Ende alles akzeptieren, was einen Zusatznutzen bringt, nicht stört und nicht nervt. Ausnahmen sind Abstandsradar und Notbremsassistent beim Lkw. Die werden häufig bewusst ausgeschaltet, weil manche Lkw-Fahrer offenbar gern dicht auffahren. Das sollte man grundsätzlich nicht ausschalten können.
MT: Der Anteil der Pkw-Insassen an den Unfalltoten sinkt, der Anteil anderer Verkehrsteilnehmer an dieser Zahl steigt. Kann und sollte die Politik auf diese Entwicklung reagieren?
Brockmann: Ein Hauptgrund dafür ist, dass Pkw technisch sicherer geworden sind. Damit sinkt die Zahl der in Fahrzeugen Getöteten, und andere Verkehrsteilnehmer geraten stärker in den Fokus. Dass Autos ihre Insassen besser schützen bedeutet aber nicht, dass sie jetzt „die Guten“ sind. Von ihnen geht unverändert die größte Gefahr im Straßenverkehr aus. Hier kann die Industrie noch vieles tun. Bei der Erkennung der sogenannten ungeschützten Verkehrsteilnehmer und bei der Optimierung von Warnungen und Notbremseingriffen.
" ... dann müssten die Radfahrer tatsächlich bei Rot stehen bleiben"
MT: Der VDI diskutierte dieser Tage in Berlin zum Beispiel eine Helmpflicht für Pedelec-Fahrer und seitliche Blinker für Lastzüge …
Brockmann: Diese seitlichen Blinker werden ja kommen. Das ist begrüßenswert, denn Abbiegeunfälle zwischen Lkw und Radfahrern sind oft sehr schwere Unfälle. Allerdings muss dann der Radfahrer auch mal anhalten, wenn er eigentlich Vorfahrt hat.
Das Thema Helmpflicht sehe ich kritisch. Denn eine Pflicht müsste kontrolliert werden, und dann sind Sie kein Stück weiter: Am Ende geht es nur über Einsicht und Öffentlichkeitsarbeit. Ein Herauslösen von Pedelecs, speziell langsamen Pedelecs bis 25 km/h, gibt es im Gesetz nicht und halte ich nicht für sinnvoll.
MT: Wäre ein politisches Programm sinnvoll, um Konfliktzonen im Verkehr baulich zu minimieren? Kreisverkehre wurden in hoher Zahl gebaut. Für andere Verkehrsarten wurde weniger getan.Brockmann: Wer mehr Radverkehr fordert, muss in die Infrastruktur investieren. Die Konzepte und Regelwerke gibt es, nur fehlt vielen Kommunen das Geld, um zum Beispiel 40 Jahre alte Radwege zu ersetzen. Gerade in der Stadt reicht auch der Platz oft nicht aus. Wenn Sie separate Spuren auf der Straße einrichten wollen, müssen Sie den Autos Platz wegnehmen. Das ist für viele Kommunen schwer durchzusetzen.
Sinnvoll finde ich Ansätze, abbiegenden Autoverkehr und Radfahrer über die Ampelschaltung zu trennen. Da gäbe es viel Potenzial, Unfälle zu vermeiden, aber dann müssten die Radfahrer tatsächlich auch bei Rot stehen bleiben.
Der Schulterblick ist immer noch ein Thema
MT: Die Zahl getöteter Radfahrer steigt, besonders betroffen sind Senioren. Was können Autofahrer tun, um Unfälle zu vermeiden?
Brockmann: Die Zahl der Unfälle scheint nicht proportional, sondern unterproportional mit dem Radverkehr zu wachsen. Trotzdem ist das natürlich unbefriedigend. Autofahrer können zunächst die Straßenverkehrsordnung befolgen: Sich so verhalten, dass sie niemanden gefährden. Das kann auch bedeuten, dass ich mal langsamer fahren muss, als ich dürfte.
Beim Rechtsabbiegen in der Stadt bleibt der Schulterblick zu oft aus. Leider beobachten wir häufig Autofahrer, die von der Geradeaus-Spur rechts abbiegen, wenn die Rechtsabbiegerspur voll ist. Dort kann der Radfahrer sie nicht sehen, und sie können den Radfahrer auch nicht sehen.
MT: Mobiltelefone werden meist als Sicherheitsrisiko diskutiert. Bieten sie nicht auch Potenzial zur Unfallvermeidung? Zum Beispiel könnten Fußgänger damit ihre Position an Assistenzsysteme von Pkw senden.
Brockmann: Auf dem Gebiet „Car to X“ wird ja geforscht. Ob die relativ simple Ortungstechnik von Smartphones dafür ausreicht, ist eine Frage, die die Industrie beantworten muss. So ein System wäre auf jeden Fall sinnvoll, wenn es funktioniert. Wenn es ständige Fehlalarme produziert, schadet es dagegen eher.
Ich verstehs bis heute nicht, in den USA sind im normalen Seitenspiegel rechts und links kleine Totwinkelspiegel drinn (beim Msutang, dürfte aber bei anderen Fahrzeugen auch so sein).
Durch die sieht man wirklich perfekt den Toten Winkel ein, viel besser und sinvoller als leuchtende Lämpchen. Ich verstehs nicht warum sowas nicht bei uns kommt. Den Schulterblick spart man sich so auch.
Leider wird ignoriert, dass sich Radfahrer oft durch idiotisches Verhalten selber gefährden, also z. B. glauben an reinen Fußgängerüberwegen Vorfahrt zu haben oder wenn sie aus einer Einfahrt rauskommen, kein Licht bei Dunkelheit/Regen/Nebel, etc., aber bei einem Unfall oft genug der Autofahrer der böse ist, siehe das Argument im Zitat bzw. die Radfahrer bei einer Notbremsung seitens des Autosfahrer weil der Radfahrer sich gefährdet hat dem Autofahrer den Vogel zeigt etc. Ist mir schon mehrfach passiert.
Also das habe ich noch nie gesehen. Nur Radfahrer, die vom Radweg ganz rechts ohne jede Vorwarnung sehr knapp über alle Spuren links rüberziehen obwohl sie wirklich auch wg. weniger als einer Hand voll Fahrzeuge über 3(!) Spuren verteilt (2x geradeaus, 1x links) lange genug die Möglichkeit hatten sich einzuordnen.
notting
Sowas erlebe ich jeden Tag, mindestens einmal. Und das dürfte bestimmt in jeder größeren Stadt vorkommen. Solchen Fahrern gehört eine ordentliche Straffe verpasst, denn sie gefärdern die Sicherheit wegen paar Sekunden...😤
Du meinst sowas, oder?
http://www.ayliss.com/shop/images/l/lea/lea012401a.jpg
Diese Spiegel sind der unnötigste Dreck den ich jemals an spiegeln gesehen habe.
Nicht nur nehmen die normale spielgelfläche weg, sondern man muss extra hinfokussieren.
Ich empfinde die nur als störend, asphärische spiegel sind da 100x besser.
So ähnlich, menier ist viereckig und viel besser integriert, halt ab Werk.
Hast du auch jahrelange Erfahrung damit oder ist das nur ein erstes schneller Urteil ? Ich möchte die sehr nützlcihen Teile nichtmehr missen, und ich habe Jahrelang Praxis damit.
Hallo,
welche Polizei will das ahnden?
Die sperren lieben den halben Mittleren Ring wenn der Bundespräsident on tour ist, also echt, immer die Träumer, solange es für ein Fahrrad keine Kennzeichnungspflicht gibt, macht jeder was er will, zu den rechts abbiegen obwohl von gerade aus Spur kommend: naja wer dort Platz macht, selber Schuld, wie sagt man so schön, den muss man wegrammen, grins.
Gute Fahrt
Mir gefällt die Aussage sehr gut, dass halt Radfahrer auch dann anhalten sollten, wenn sie Vorfahrt haben, wenn ein LKW abbiegt. Diese Abbiegeunfälle entstehen ja durch die idiotische Rechthaberei der Radfahrer zum eigenen Schaden. Wer jemals einen LKW fuhr, weiß dass der tote Winkel nur schwer zu eliminieren ist. Außerdem führen zu viele Spiegel auch nicht zu mehr Übersicht eher im Gegenteil. Auf der anderen Seite ist ja ein Fahrrad äußerst übersichtlich. Man sollte also meinen, dass wenn man am Fahrrad sitzend einen Lastzug abbiegen sieht, den abbiegen lassen sollte. Auch wenn man im Recht ist, nutzt das nix wenn man Tod ist, oder das restliche Leben im Rollstuhl sitzt. Dieses Verhalten ist mir völlig fremd, und beweist dass viele Radfahrer ein völlig überzeichnetes ideologisch/ökologisch korrektes Selbstbildnis haben, und aus diesem heraus bis zur Selbstschädigung auf ihr Recht beharren, da sie die Guten sind und jeder motorisierte Verkehrsteilnehmer als Feind angesehen wird. Ich überzeichne ein bisschen, aber dieses Bewusstsein "ich bin der gute Klimaretter" verleitet zu solchen Verhalten.
""Das Thema Helmpflicht sehe ich kritisch. Denn eine Pflicht müsste kontrolliert werden, und dann sind Sie kein Stück weiter:""
In meinen Augen ein dumme Aussage....es wäre ganz einfach..."Falls ein Fahrradunfall passiert, bei dem Kopfverletzungen vorhanden sind muss der "nicht Helmtragende Biker" einen 25%igen Eigenanteil an den Folgen tragen.
Was meint Ihr, wie schnell die Helmlosen einen Fahrradhelm tragen!
Übrigens ich bin Biker (Fahrrad) und fahre keinen Meter ohne Helm!
Einfach weils besser ist und schützt.
Ich finde es generell idiotisch einen Rechtsabbieger rechts zu überholen wenn's man nicht gerade der eigenen Rechtsabbiegerspur neben ihm folgt (analog Linksabbieger). Sollte IMHO auch entspr. in die StVO reingeschrieben werden.
notting
Sehr schön! Trotzdem sollte man nicht alles vorschreiben, regulieren, etc. Demnächst dann noch die Warnwestenpflicht einführen, für nachts die Strasse überquerende Fussgänger? Wer ohne Helm fahren will, der soll das eben tun und mit den Konsequenzen leben. Dieser Wahn, alles regulieren zu wollen . . . 🙄
Durchschnittsalter 9 Jahre?
Das meiste, das so herumfährt, nicht nur Wien, NÖ und Bgld ist um Bj.2000 herum...
Was fährt der für ein Auto? Mein Totwinkelassi funktioniert perfekt, nervt auch in der Stadt niemals und kann mit einer Taste an und ausgeschaltet werden. Ein sehr nützliches Feature.
Nach doch einigen tausend km in US Mietwagen mit den Teilen erlaube ich mir ein Urteil.
Wenn man einfach vernünftig große Spiegel machen würde , bräuchet man überhaupt nichts.
Auch im Mustang V ? Die Spiegel sind sehr gross und der Totwinkelspiegel perfekt integriert.
Ich komme super damit klar.