Motorkultur
Der X Factor: Die Automobilindustrie im Wandel
Welche Autos sind wie gute Musik, oder wie der Macho vergangener Zeiten? Vielschichtig, polarisierend, provozierend und inspirierend? Und welchen Einfluss besitzt Tesla für die (Elektro-) Mobilität?
“Ein Auto ist wie Musik. […] Wenn du nur Klassik hörst, kannst du trotzdem einen Popsong gut finden, oder Punkrock. [...] Du kannst Autos mit Charakter kaufen, oder du kannst Autos mit Charakter bauen.” – Ralf Becker in unserem Chromjuwelen Video. Der Charakter umschreibt die Eigenschaften eines Individuums, eine erkennbare Eigenschaft einer Person, einer Sache oder eines Zusammenhangs.
Anlass dieser Betrachtung ist die Vorstellung des Model X von Tesla und ein Artikel, den ich im Spiegel gelesen habe. Der Artikel vertritt vereinfacht die These, dass Männer verweichlicht seien. Keine echten Typen mehr. Der “typisch männliche Charakter”, der Macho, ist auf dem Rückzug.
Der Grund für die etwas komplizierte Einleitung liegt in der Frage, die wir uns schon lange stellen: Welche Autos sind wie die oben beschriebene Musik, oder wie der Macho vergangener Zeiten? Vielschichtig, polarisierend, provozierend und inspirierend?
In unseren Augen bildet das Auto den Rahmen, der durch die Fahrer entscheidend erweitert wird. Etwas weiter gefasst: Ein Auto ist ein Gesamteindruck, der durch das Auto selbst, also denen, die es erschaffen, und vor allem denen, die es benutzen, entsteht. Damit wird auch klar, warum man bei dem Wort Chromjuwelen zuerst an klassische Fahrzeuge denkt. Die meisten von ihnen besitzen einen eigenen Charakter und man benötigt mitunter Selbstbewusstsein und Mut, um sie zu fahren. Der Besitzer setzt ein Statement, auch weil er die Kulturhistorie des Autos mit seiner verbinden kann.
Aktuelle Fahrzeuge können da verständlicherweise nur schwer mithalten, müssen sie doch erst noch Geschichte schreiben und den Weg vom Gebrauchsgegenstand zum Kulturgut durchschreiten. Ein langer und steiniger Weg, der ein wenig ebener und kürzer wird, je teurer und exklusiver das Gefährt ist. Einzige Ausnahme: Ein Vorgängermodell ist in der Lage, Kultur zu vererben - Porsche nennt das treffend “Blutlinie”.
Das moderne Kulturgut wird es schwer haben. Nicht, weil das Design nicht ansprechend ist – sondern weil folgende Trends zu erkennen sind:
Moderne Autos sind sehr gleichförmig. Das Design ist perfektioniert, die Funktion tadellos, das Marketing herausragend. Die Produktionskette hat einen Professionalisierungsgrad erreicht, wo Qualitätsunterschiede in den einzelnen Autoklassen mit der Lupe zu suchen sind.
Wer heute ein normales Auto kauft, will einen perfekten Gebrauchsgegenstand, der für einen begrenzten Zeitraum seinen Zweck erfüllt. Die meisten Autos der Mittelklasse werden wohl von Firmen gekauft, geleast oder gemietet. Die Entscheidungen werden meistens auf Basis eines Style-Guides getroffen, der nur bestimmte Modelle und Ausstattungen zulässt.
In den letzten zehn Jahren sind keine erkennbaren Meilensteine im Automobilbau gesetzt worden. Meilensteine, die u.a. VW Käfer, Citroën DS, Ente, Mini, NSU Ro 80, Alfa Romeo, Audi Quattro, VW Golf 1, Mercedes-Benz S-Klasse, Muscle-Cars und Straßenkreuzer in ihren Klassen gesetzt haben. Wohlgemerkt – es geht hier nicht um Innovation als solches, sondern um das Produkt als Trendsetter, als Symbol einer Generation oder einer Gesinnung.
Der globalisierte Kunde verlangt weltweit die selben Produkte. Dieser idealisierte Kunde entspricht eher einem Moderator oder einer Familiensendung, als dem Lead-Sänger einer Punk-Band. Oder weiblicher ausgedrückt: eher einer gestylten Karrierefrau, als einer Hippie-Braut. Subkulturen oder regionale Besonderheiten haben im globalen Mainstream kaum eine Chance – sie bekommen keine Angebote und es entsteht somit keine Nachfrage.
Wie aber kann man dem Prinzip des “aggressiven Understatements”, dem Kampf um den besten Platz im massentauglichen Mittelmaß entkommen? Wie kann man Fahrzeuge für die Ewigkeit schaffen, die nicht nur einer Oberschicht mit entsprechendem Geldbeutel vorbehalten sind? Wie verbindet man heute ein Auto mit einer Generation, die nach Individualität strebt?
Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich. Zu einer Zeit, als die UMTS-Rechte in Deutschland für 100 Mrd. Euro versteigert wurden, Telefone zum Telefonieren da waren und die Musikindustrie Napster zum Staatsfeind No. 1 erklärte, kam ein Mann auf die Idee, dass seine Firma in den Telekommunikationsmarkt einsteigen sollte. Mit nur einem Produkt, das alle bisherigen Mobilfunkkonzepte in Frage stellt und die meisten Gepflogenheiten ad absurdum führt.
Das Produkt: das iPhone. Die Firma: Apple. Und das Wichtigste, der Mensch: Steve Jobs.
Das iPhone besaß alle Eigenschaften, keinen Erfolg zu haben. Es war groß, unhandlich, teuer und hatte kaum Standby-Zeit. Aber es war auch die Idee eines glaubwürdigen Menschen und einer Firma mit trendsetzendem Image. Aber vor allen Dingen: Das Telefon war von den Besitzern über Apps individualisierbar. Und das bei einfachster Bedienung. Kurz: Das iPhone folgte einer Mission. Der Rest ist Geschichte.
Zurück zum Automarkt, in dem der selbe Wandel stattfindet. Die Parameter sind ähnlich, nur heißt UMTS hier Elektro, Steve Jobs heißt Elon Musk und die Firma Tesla statt Apple. Damit erklärt sich auch der X Factor in der Überschrift in zweierlei Hinsicht. Tesla agiert wie Apple und scheint einen ähnlichen Sympathievorsprung zu genießen. Bei der Vorstellung des Tesla Model X erlebt man glaubwürdige Menschen, die einer Mission folgen.
Und ausgerechnet diese kleine Firma aus Kalifornien ist drauf und dran, den Automarkt zu revolutionieren. Nicht, weil sie mehr Autos als irgend jemand sonst verkaufen werden, sondern weil sie charakterstarke Autos verkaufen werden – und damit die Menschen erreichen, die sich ein Chromjuwel wünschen. Diejenigen, die ein Statement abgeben wollen, das auch von der Mission der Menschen hinter Tesla beeinflusst ist. Dass Tesla nebenbei auch Benchmarks in Sachen Reichweite und Performance für die Elektromobilität setzt, liefert zusätzliche Anreize.
Für die etablierte Automobilindustrie sollte das ein Hinweis sein. Und noch einmal liefert ein Beispiel aus der Telekommunikation ein treffendes Beispiel. Als der Silberrücken (das erste iPhone) auf den Markt kam, verkaufte Apple weniger Telefone im Jahr als Nokia am Tag. Ja, Nokia. Wer war Nokia noch mal?
“Wir Deutschen” haben vor 125 Jahren missionarisch und leidenschaftlich das Auto und die notwendige Technik erfunden. Und uns zu Erbsenzählern entwickelt. Wir zählen Zylinder, Pferdestärken, neuerdings sogar auch Emissionswerte. Wir spielen Quartett. Die Vorstandsvorsitzenden reden über irgendwelche Controller-Zahlen, die für das eigentliche Produkt völlig unwichtig sind. Marketingabteilungen erfinden notfalls Superlative, um irgendwie, irgendwo der Beste zu sein. Die Automedien machen das Selbe, um einen Sieger zu küren. Und nennen das objektiv. Und jeder bekommt brav seine Awards.
Ich für meinen Teil bin gelangweilt, ich kann und will das Phrasen-Bingo nicht verstehen. Ich will Charakter, ich will Missionen und Visionen. Ich will mehr, als nur ein Fortbewegungsmittel mit X PS, das wieder Mal ein wenig größer, stärker und natürlich besser geworden ist.
Ich will moderne Chromjuwelen. Tesla macht in diesem Zusammenhang auf jeden Fall vieles richtig ...
Quelle: Chromjuwelen
Dieser ganze Hype um die politisch gewollte Elektromobilität macht die Massen blind. Die ganze Sache treibt mittlerweile so abartige Blüten, dass einem nur schlecht werden kann.
Der Strompreis in Deutschland hat jetzt schon schwindelerregende Höhen erreicht (die Finnen lachen sich über uns schon seit Jahren tot!), das Netz stand gerade erst bei der letzten Kältewelle kurz vor'm Kollaps, weil die 900 Distributoren in Deutschland sich bei ihren forecasts für die Netzabdeckung "vertan" hatten, was zur Folge hatte, dass die Strompreise an der Leipziger Energiebörse zeitweise auf dem SIEBENFACHEN des normalen Niveaus rangierten. Das Ganze ging soweit, dass die Absicherungsreserven angeworfen werden mussten. Sieht so das Rückgrat einer zukunftsträchtigen Idee aus?
Und jetzt also noch Millionen Autos, die elektrisch fahren. Weil's "umweltfreundlich" ist. Ganz tolle Idee. Bis es soweit ist, dass diese Fahrzeuge eine Marktrelevanz haben, ist der Strompreise so hoch, dass man sich überlegt, ob das Frühstücksbrötchen wirklich getoastet werden muss.
In diesem ganzen Umwelt- und Ökowahn werden greifbare Alternativen komplett ignoriert und außer Acht gelassen. -Selbst dann, wenn man mit ihnen die vorhandene Infrastruktur nutzen könnte, was die Verbreitung und Nutzung viel attraktiver und kostengünstiger werden ließe. Es wird lieber ideologisch, statt logisch gedacht und gehandelt. Dass es längst Firmen gibt, die Kohlenwasserstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen herstellen können Link (und das seit letztem Jahr auch im industriellen Maßstab, spanische Firma Bio Fuel Systems), wird beflissentlich ignoriert. Allenfalls eine Randnotiz gibt es dazu. Aber liegt nicht gerade darin die eigentliche Faszination? Sind nicht die naheliegenden Ideen die wirklich grandionsen, die "Chromjuwelen"?
Dass die Energieerzeugung für das als Heilsbringer dargestellte Elektroauto auch umweltfreundlich sei, wird einfach vorausgesetzt. Dem widersprechende Fakten spielen keine Rolle, beziehungsweise werden in ihrer Schwere relativiert.
Warum alles teurer und umständlicher machen? Warum auf Technologien setzen, die noch weit davon entfernt sind einen Alltagsnutzen für die breite Masse zu haben? Warum ist es in unserer Gesellschaft verpönt ergebnissoffen zu denken und allen Ideen eine prinzipielle Gleichberechtigung -auch in der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion einzuräumen?
Allein schon deshalb mein NEIN zum Elektroauto und der sogenannten E-Mobilität. Diese Fahrzeuge sind keine "Chromjuwelen". Kein Gänsehautsound, außer er ist generiert, keine Vibrationen, keine Emotionen. Ob Tesla oder wie sie heißen. Sie sind weitere Wegwerfartikel in einer satten Gesellschaft, die vor Langeweile nicht mehr weiß, ob sie sich den Bauch nach grün dann doch lieber blau oder gelb bepinselt. Ein iPhone 1 will heute auch keiner mehr haben. Ein iPhone 4 glänzte mit schönem Design, aber technisch schwerwiegenden und die Funktion einschränkenden Mängeln (Antenne). Damit schließt sich der Bogen zum Elektroauto.
Gruß
Ich kann ehrlich gesagt keine wirkliche Parallele zwischen dem iphone im Mobilfunkmarkt und dem Tesla im Automobilsektor erkennen; der ist für mich doch arg konstruiert.
Das Ding ist doch nichts anderes, als ein zugegeben recht chic gezeichnetes Auto mit einem etwas anderen Antrieb. Was soll mich da persönlich inspirieren oder so eine Kutsche zur Ikone machen? Der surrende E-Motor? Was ist denn an diesem Fahrzeug der Mehrnutzen gegenüber einem anderen? Das besondere Alleinstellungsmerkmal, nach dem man sucht?
Überlegen wir doch mal, was das iphone zum Marktleader gemacht hat:
(ja, auch die doofe Werbewelt, aber es gibt auch ein paar hard facts, die selbst mich als absluten Apfel-fanboy-Belächler überzeugen)
die Idee einer neuen BenutzerWELT und das verbunden mit dem bereits einige Jahre vorher etablierten Standing im Bereich des klassischen und qualitativ hochwertigen Designs. Dieses typische "ich geb ja gerne etwas mehr aus, weil ich weiß, dass das hochwertig ist..."
Ein Spielzeug, mit dem man sich vergleichen kann, weil es individualisierbar ist; das man immer dabei hat, weil es neben den bisherigen Telefon-Funktionen noch viele weitere multimediale Möglichkeiten eröffnet, die neben blödem Spielkram eben auch mal nützliche Sachen enthalten.
Apple hat aus einem Handy einen Multimediaschlüssel für eine schöne neue WWW-Welt geschaffen, die andere sich dann erst mühselig nachbasteln mussten. Ein integrales System, dass neben dem iphone auch viele andere Komponenten hat und daher erweiterbar ist und Multiplikatoren antriggert.
Und das einfach zu bedienen ist für jeden - wenn man sich mit der verwurstelten Apfellogik denn einmal auseinandergesetzt hat.
Diesen Mehrwert haben andere Hersteller einfach verschlafen, die gedacht haben, sie könnten noch die nächsten 5 Jahre dieselbe Quasselkiste mit ner anderen Plastikschale verkaufen.
Natürlich ist es auch getragen von ein paar dummen Apfel-Jüngern, die nen trockenen Ast kaufen würden, wenn nen Apfelzeichen drauf ist.
Da sehe ich aber eher die Parallele zu Apple der 80er Jahre, ein kleiner Haufen von Quertreibern mit Nerdbrille und Fotzmundbärtchen, die eisenhart zu ihrem System stehen.
Gut: genau diese Art Kundschaft kann Tesla heute bedienen: ÖkogutmenschInnen, die zwanghaft ihre Andersartigkeit in einschlägigen Kreisen dokumentieren müssen, indem sie ein Nischenfahrzeug mit einem andersartigen Antrieb fahren, das aber, außer dass es anders ist, keinerlei Mehrnutzen hat.
Und solange dieser nicht gegeben ist, ist ein Tesla eher ein Macintosh II als ein Iphone 😉
@HerrLehmann: WORD !! 😉
Dies ist ein wahrlich interessanter Beitrag, der mehrere Thesen aufstellt und verwebt. Ein Artikel, der es wert ist, sich inhaltlich mit ihm auseinanderzusetzen.
Ich stimme der Aussage zu, dass aktuelle Fzg. nur oft wenig Charakter im Sinne von Eigenständigkeit besitzen und die einzelnen Modelle oftmals austauschbar erscheinen. Halt perfekte Gebrauchsgegenstände.
Heißt dies, dass – um beim Bild der Musik zu bleiben – es nur noch Mainstream-Gedudel und keine echte Kunst mehr gibt? Dass Fzg. heute nicht mehr polarisieren, inspirieren, provozieren? Gar in „den letzten zehn Jahren … keine erkennbaren Meilensteine im Automobilbau gesetzt worden“ sind?
Natürlich nicht! Die letzten 10 Jahre sind deutlich anders geprägt als das Fzg.-Angebot der 1990er Jahre. Das Verschwinden der Stufenhecklimousinen, der Siegeszug kleiner SUV, die „Versportlichung“ der Dieselmotoren, das Downsizing/Aufladung bei Benzinern fallen mir ein. Und natürlich gab es Modelle, die ihren Platz in den Annalen der Automobilgeschichte gefunden haben: Toyota Prius, Mercedes-Benz CLS, Audi A2, Fiat 500 und Renault Avantime fallen mir spontan ein. Sie alle erfüllen auf ihre Art und Weise die genannten Kriterien.
Natürlich dominieren die seelenlosen Gebrauchswagen den Markt. Das war aber eigentlich immer so. Nur seltsame Leute bzw. Hardcore-Nostalgiker halten verranzte Kleinwagen der 1990er Jahre für kommende Klassiker.
Daraus schlussfolgere ich, dass „massentauglichen Mittelmaß“ konträr zu wahrer Individualität ist.
Der Artikel negiert dies jedoch, wenn er gerade das iPhone als Beispiel bemüht. Das Produkt hat sich – als welchen Gründen auch immer – erfolgreich am Markt etabliert und ist zum Sinnbild einer Generation bzw. Lifestyles geworden. Genau dieser ist heute der Mainstream. Somit ist für mich das iPhone etwas wie der VW Golf – es gibt vergleichbare Konkurrenzprodukte und das Segment deckt einen Großteil des Marktes ab. Im Übrigen lässt sich auch ein VW Golf individualisieren. Ohne dadurch wirklich einen eigenständigen Charakter zu erhalten.
Natürlich stellt sich die Frage, wie sich der Fzg.-Markt entwickeln wird. Es gibt Prognosen, nach denen die Industrie ihre Forschungs- und Entwicklungsressourcen ausrichtet. Vielleicht sind auch kleine Hersteller in der Lage, die Trends schneller nutzen zu können als die etablierten Hersteller. Vielleicht scheitern diese aber auch, wenn sie „auf das falsche Pferd setzen“. Auch diese Dynamik ist nichts Neues im Automobilsektor. Wer kennt heute noch den Wankelmotor? Was wurde aus dem Hummer?
Ich persönlich denke, dass in Zukunft die verschiedenen Systeme (Verbrennungsmotor, Hybid, Plug-In-Hybrid, Elektrofzg.) zumindest für eine längere Übergangszeit parallel existieren, je nach Einsatz- und Verwendungszweck werden verschiedene technische Lösungen sich etablieren und koexistieren.
Aber stellt sich für den progressiv eingestellten Individualisten überhaupt die Frage, welches aktuelle Fzg. einmal ein erfolgreicher Trendsetter sein wird? Eher nicht, denn dann ist er kein Individualist mehr. Und wer auf den seinerzeit progressiven Audi A2 setzte wird heute von 21-jährigen A4-Fahrern auf MT-Blogs verhöhnt. That’s life.
Somit sollte jeder der kann ein Fzg. nach seinem eigenen Charakter suchen und auswählen. Wer Rock-Musik mag, wird auch heute noch Musik abseits des Mainstreams finden, die seinem Stil entspricht. Und wer mit Mainstream glücklich wird, kann auch zufrieden sein.
Was bitte hat sich in den letzten 100 Jahren Autobau geändert?
Die Autos werden nach wie vor:
- immer größer
- immer mehr mit Schnulli vollgestopft
- immer unpraktischer
- immer unbezahlbarer
- und gehen immer weiter an den Zeichen der Zeit vorbei...
Mit der heutigen Technik sollte es eigentlich möglich sein, einen praktischen 4-Sitzer (mit Kofferraum) als echtes 3l-Auto zu bringen. Wo ist es? Oder einen City-Flitzer mit <1l/100...
Das letzte Auto was meiner Meinung nach irgendwas ausgelöst oder in der Retroperspektive eine gewisse Bedeutung hat, ist der KA was den Massenmarkt angeht.
Mit dem KA wurde das Genere der Kleinstwagen was wir zuletzt in den Nachkriegsjahren hatten, erfolgreich wiederbelebt. Microcars wie Smart, IQ, Up! und auch der neue KA sind die neue Leitlinie. Kleine, urbantaugliche Vehicel und wers etwas größer braucht greift zu Fiesta, Polo und Co.
Dazu hatte ich auchmal einen Blog. Seitdem, naja, mehr technische KlimBim, mehr tralalala, aber nix was den modernen Durchschnittsautofahrer wirklich groß bewegt und seinen Alltag verändert hat:
http://www.motor-talk.de/.../...-beginn-eines-zeitalters-t3479005.html
Naja, wenn man sich die Verkaufszahlen so anschaut, sind Kleinstwagen noch immer Nischenfahrzeuge und alles andere als "der neue Weg der Automobilindustrie". Die kleinste Klasse mit wirklich guten und erfolgreichen Verkäufen ist immer noch die Kleinwagenklasse (also Polo, Fiesta und Co.).
Recht interessanter Artikel. Bin Mal auf die Diskussion gespannt 😊
Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit... Man hat sich einfach verspekuliert was den Verbrauch anging und musste dann massiv Strom zu überhöhten Preisen kaufen (300-400€/MWh). Da man das natürlich nicht wollte (schmälert ja den Gewinn), hat man einfach gar nix gekauft und die Reservekraftwerke ausgereizt, welche für 100€/MWh produzieren. Erst durch diese waghalsige Aktion ist es überhaupt so weit gekommen, dass es keine Reserven mehr gab. D.h. durch den Wegfall oder Leistungsabfall einzelner Kraftwerke entstand eine kurzfristige, partielle Unterversorgung des Netzes und alles nur, weil es für die Stromspekulanten billiger war alle Reserven auszunutzen und damit die Versorgungssicherheit eines ganzen Landes zu gefährden...
Richtig, danke für die ausführliche Untermauerung. Aber diese Situation wird sich nicht bessern, wenn es Elektroautos geben sollte. Nur dass sich dann bei ähnlichen Rahmenbedingungen ein black out nict vermeiden ließe.
Du misst eine Antriebsauslegung an einem Parameter, welcher, wie du selbst schon feststellst, ohnehin sehr schwankt aufgrund der Handlungen irgendwelcher Spekulanten? Ich finde das Argument recht schwach, denn a) passiert das regelmäßig mit Rohöl, b) passiert es am Strommarkt, c) am Finanzmarkt und auch mit Kraftstoffen aus regenerativen Quellen wird sich das vermutlich nicht ändern... außer die Politik setzt dem mal Grenzen.
Die Endverbraucherpreise sind für die Berechnung laufender Kosten wirklich wichtig, aber im Moment ist nur sicher das man nicht sicher sein kann. Der einzige dem derartige Flexibilität etwas nützt sind die, die damit handeln und dann auch nur finanziell. An möglichen Arten der Erzeugung und dem feststehenden Verbrauch eines Gerätes ändert das herzlich wenig. In manchen Märkten kann Dynamik auch durchaus dazu führen das nicht die beste Methode gewählt wird sondern nur die zur sich schnell ändernden Situation gerade passende. Einen Vorteil hat solches Verhalten allerdings schon: es dient als so schlechtes Vorbild das es sich plötzlich lohnt sich nach Alternativen umzusehen und bricht so einen festgefahrenen Sektor wieder auf.
Genau das meine ich... der Motor der diesen regenerativen Kraftstoff verbrennt wird deswegen nicht effizienter. Die Abgase sind immer noch giftig, es gehen davon immer noch Risiken aus. Grün heisst nicht gesund, es heisst nur "nicht fossil/nicht klimabelastend". Es gibt kaum Kraftstoffe die keine giftigen Abgase erzeugen und wenn dann wäre der Wirkungsgrad mit herkömmlichem turboaufgeladenem Hubkolbenmotor immer noch nur rund 40% maximal ab Tankstelle. Strom jedoch lässt sich auch komplett ohne Abgasemissionen erzeugen und genau deshalb ist Elektromobilität zur Zeit der beste Ansatz, aus rein logischer Überlegung heraus. Der Energiebedarf zur Herstellung etc. ist natürlich ein Problem, das gilt aber für jeden Herstellungsprozess, auch Verbrennungsmotoren müssen mit Energie produziert werden.
Jeder der irgendeine Methode gegen die Nutzung fossiler Stoffe vergleicht ignoriert meistens das diese auch nicht ohne Energie und Materie entstanden - und lässt das aus der Gleichung raus, in dem Fall ist Gewinnung (Förderung) eben nicht gleich Gewinnung. Strom lässt sich auf mehr Methoden erzeugen (umwandeln) als andere Energieträger. Das heißt auch noch nicht das es automatisch sauber ist, aber das ist unter Aufwand (= Wirtschaftswachstum = Jobs & Wissenschaft) änderbar. Es hat auch niemand behauptet es gäbe einen einzig richtigen Weg.
Auch das Elektroauto als Verbraucher ist nicht automatisch umweltfreundlich. Auch da sind meist giftige Stoffe drin, allerdings werden diese im Betrieb nicht freigesetzt und gehören somit nicht wie bei anderen Fortbewegungsmethoden zum eigentlichen Arbeitsprinzip. Diese Stoffe spielen erst im Falle von Defekt/Unfall/Verschrottung eine Rolle. Bei der Verschrottung ist die Rohstoffrückgewinnung gefragt und der möglichst recyclingfreundliche Aufbau, da Automobilhersteller heute bereits sehr sorgfältig die Materialreinheit gewährleisten, kennzeichnen und so die Anzahl klein halten sind diese Überlegungen ja nichts neues. Bei Defekten und Unfällen gilt das gleiche wie immer... die Rettungskräfte müssen die passende Ausrüstung mitführen, wissen was sie tun und die Aufräumung wird der Verursacher bezahlen.
Wann bist du denn das letzte Mal mit einem Aufzug gefahren? Die Technik ist vergleichbar und nur weil sie in vielen Anwendungen steckt in denen sie nicht direkt sichtbar ist, heißt das nicht das sie neu oder unausgereift wäre.
Mein Senf zum Telefon-Vergleich:
Das iPhone ist eine Kombination schon lange bekannter Funktionalitäten. Nichts wurde wirklich neu erfunden (im Zuge des Prozesses fallen natürlich auch Patente an die die eine oder andere technische Umsetzung mit sich bringt), außer man hat eine grenzwertige Vorstellung von Erfindungshöhe. Touchscreens, Navigationsgeräte, Telefone, Diktiergeräte, PDAs und etwas mit dem Market vergleichbares gab es alles vorher schon. Neu war es den Mut aufzubringen das in einem Gerät zusammenzufassen (naja, nicht ganz, es gab den Communicator) und es alles gleich bedienbar zu machen (naja, auch nicht wirklich neu, nur anders, aufs Gerät optimiert). Die Weitsicht ausreichend Rechenpower reinzupacken spielte auch eine große Rolle beim Erfolg. Insgesamt ist das Prinzip zu gut als das nur ein Hersteller ein solches Gerät bringen sollte und imho ist Konkurrenz für das Prinzip Smartphone eine weitere Motivation, bei nur einem Hersteller allein wäre der Hype irgendwann abgeflacht oder an Mangel guter Umgebungsbedingungen wie einem UMTS-Ausbau gescheitert. Solche Schicksale ereilen irgendwann sämtliche Insellösungen wie Blackberrys usw. wenn nicht mindestens andere populäre Nutzungsarten entstehen.
Das Elektroauto ist ebenfalls nicht neu, der Range-Extender ist auch nicht neu, sondern die Kombination bekannter Technologien. Das Prinzip dieselelektrischen Antriebs ist ja schon sehr lange bekannt (sicher schon mal Bahn gefahren) und die Antwort auf die Frage nach dem optimalen Wirkungsgrad bei Betrieb eines Verbrennungsmotors in Kombination mit den Vorzügen elektrischen Antriebs (Drehmoment, Rekuperation, abgas-emissionslos fahren). Ein ausreichend großer Puffer für rein elektrisches Fahren mit massentauglichen Distanzen ohne die Angst liegen zu bleiben ist allerdings erst jetzt möglich geworden.
MfG BlackTM
Hi,
Mal davon abgesehen, dass ich nicht ganz nachvollziehen kann worauf der Artikel von Chromjuwelen eigentlich ganz genau hinaus will, ist mir nur dieser Absatz besonders aufgefallen:
Klar wurde in den letzten 10 Jahren das Rad nicht neu erfunden. Warum auch? Dafür ist in der Generation das Auto multimedialer geworden. Alle anderen Innovationen wurden kontinuierlich verbessert. Was soll man denn noch als Trend setzen? Auch die Modellwechselzyklen werden schneller. Welcher Hersteller kann sich eine Modelllaufzeit von 10 Jahren und mehr leisten?
Eines wurde bisher in den Beiträgen übersehen:
Niemand in der Industrie- und Finanzbranche schert sich einen Deut um den praktischen Sinn eines Produktes, oder um die damit verbundenen Umweltprobleme. Hier geht es allein darum, einen Absatzmarkt zu bedienen, neue Begierden zu generieren und möglichst viel Gewinne zu machen, um die Aktionäre zu befriedigen. Ein Produkt soll mit billigsten Rohstoffen prozessfähig sein, gut zu lagern und zu transportieren, sich schnell verbrauchen, damit neue nachfolgen können. Bestes Beispiel - die Energiesparlampe. Sie dient einzig dazu, mehr Geld mit der Beleuchtung zu verdienen, ohne Rücksicht auf zusätzlich verbrauchte Rohstoffe, Transportwege und Entsorgung als Sondermull.
Aus diesem Blickwinkel betrachte ich auch diesen Kommunikations-Schnickschnach, den keiner wirklich braucht. Die Menschen müssen immer und überall online sein? Aus diesem Grund steigen wohl auch die Burnout-Raten, weil keiner mehr Zeit zu haben glaubt ohne Elektronik einen ausgedehnten Waldspaziergang zu machen.
Um nun zum Titel zu kommen, so ist für mich die Autoindustrie nur insofern im Wandel, als dass man auch da noch multimedial zu sein hat mit all dem für die Fortbewegung unnötigen Kram. Man schleppt unter Einsatz stärkerer Motoren immer mehr Gewicht mit sich und verbrennt zusätzliche Energie unter dem Vorwand höherer Sicherheit und Überlebenchance. Stellt man die Zahl derer, die auf Grund von Airbag und Co. mehr einen Unfall überlebt haben in Relation zu der mit Abstand größeren Masse derer, die nie einen Unfall bauen, so rechnet sich die in jedem Wagen sinnlos mitgeschleppte Tonnage überhaupt nicht.
Warum diese Fahrzeuge keine Ikonen werden können, liegt einerseits daran, dass es einfach unmöglich sein wird den Elektronikkram über längere Zeit am Laufen zu halten und andererseits daran, dass die Mehrheit der Jugend ein Auto nicht mehr als Ganzkörperkondom, Statussymbol, Potenzmittel u.v.m. betrachtet, sondern als Multimedia auf Rädern.
Elektrofahrzeuge, mögen sie auch mit der Zeit eine längere Reichweite haben, werden den privaten Nahbereich ergänzen, mittels Solarenergie auch durchaus sinnvoll, aber niemals Südfrüchte aus Spanien herankarren, einen gehetzten Manager durch die Lande jagen, oder gar die Drehleiter zum nächsten Hausbrand schaffen.
Für mich liegt ein Denkfehler im Vergleich des überteuerten E-Autos und dem ebenfalls überteuerten iphone einfach darin, daß die 500-1000€, die so ein iphone kostet, über die Vertragsgebühren von nahezu jedem Arbeitnehmer und sogar erstaunlich vielen Taschengeldempfängern zu wuppen ist.
Die irrwitzigen Summen für ein (nettes) E-Auto (wie die Teslas es ja wirklich sind) jedoch niemals.
(Ganz unabhängig von Nutzwert und "Haben müssen- Effekt")
Ich persönlich hätte nichts gegen ein E-Auto. Inklusive langer Ladezeit und kurzer Reichweite.
Wenn mein Chef mir eine Ladesäule am Firmenparkplatz, und mein Vermieter am Einstallplatz bereitstellt. Und das E-Auto im Kaufpreis aufgrund der geringeren Nutzbarkeit (Ladedauer/ Reichweite) angemessenerweise GÜNSTIGER als ein Verbrenner kommt.
(Wenigstens ein bißchen)
Mit knapp 70 Liter habe ich einen sehr kleinen Tank. Wenn der bis an den Rand mit Super gefüllt ist, dann besitzt er trotzdem einen Energiegehalt, der es mir ermöglicht ~400km zügig zu reisen. Um diese Energie in einer Batterie zu speichern müßte die wieviele Tonnen wiegen? Daraus ergibt sich, daß ein E-Karren lahm ist, keine Reichweite hat und leicht sein muß, was zu Abstrichen beim Komfort und der Sicherheit zwingt. Ein solches Fahrzeug kann allenfalls irgendwelche winzigen Niechen besetzen, nie aber zur Mobilität der Massen beitragen.
Das weiß übrigens jeder, und dennoch gibt es den Hype um die E-Karren. Das kann man mit Griechenland vergleichen - da weiß auch jeder daß deren Tage im Euro gezählt sind und dennoch wird es bis zu letzt verdrängt...😆
Der Vergleich mit dem i-phone ist dermaßen daneben, mehr geht schon gar nicht. Das i-phone kann etwas, was die Handys bis dato nicht konnten - es hat also einen realen Nutzwert. Welchen Nutzwert hat ein E-Karren? Zero as zero can be!
Daß die Automobilindustrie sich im Wandel befindet, ist dennoch richtig. Der besteht aber darin, daß die Autos immer komplizierter und aufwendiger werden, da sie mit immer mehr Elektronik vollgestopft werden. Ein Teil dessen ist sinnvoll, der größte Teil eher nicht. Aber auch das ist natürlich vom Blickwinkel abhängig.
Künftig wird sich die Schere bei den einzelnen Modellen immer weiter öffnen, so wie es auch in der Bevölkerung der Fall ist. Die Topmodelle werden noch mehr Leistung bekommen, noch excluiever ausgestattet werden und dadurch noch weiter im Preis steigen. Gleichzeitig werden am unteren Rand Dacia, die Koreaner und andere Billigheimer (Chinesen?) immer mehr Käufer finden.