Verkehrsklima: Der Umgang auf deutschen Straßen wird rauer
Deutsche Autofahrer verhalten sich zunehmend egoistischer
In Deutschland nehmen die Verkehrsteilnehmer zunehmend weniger Rücksicht aufeinander. Die Ursachen sind vielschichtig: erhöhtes Verkehrsaufkommen, weniger Platz und mehr Stress.
Berlin - Das Verhalten der Verkehrsteilnehmer auf deutschen Straßen wird zunehmend rauer. Das ergab eine Umfrage für den Verkehrssicherheitsrat. Demnach empfand die Hälfte der befragten Bundesbürger das Klima im Straßenverkehr als aggressiver als früher. Eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) bestätigt dieses Ergebnis. Die Frage, ob sich die Verkehrsteilnehmer "mindestens manchmal aggressiv" einschätzen, bejahten 44 Prozent der Männer und 39 Prozent der Frauen. Zudem erklärte knapp die Hälfte der Befragten, dass sie sich auf der Straße gestresst, nervös und unter Druck gesetzt fühlen. Was sind die Ursachen dafür?
Mehr Fahrzeuge und volle Straßen
"Den Stein der Weisen gibt es nicht", sagt Ute Hammer, Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrssicherheitsrats. Aber es fänden sich viele Indizien und Verdachtsmomente für ein raueres Verkehrsklima. So ist es auf Deutschlands Straßen nicht nur gefühlt enger geworden. 61,5 Millionen Kraftfahrzeuge waren im Januar zugelassen - 1,5 Millionen mehr als vor zehn Jahren. Dazu kommt der zunehmende Transport- und Lieferverkehr sowie die vielen neuen Fernbusverbindungen.
Im Vergleich zu früher haben auch mehr Bundesbürger einen Führerschein, 94 Prozent der Männer und 85 Prozent der Frauen, berichtet Hammer. Nach der Analyse der Unfallforscher sitzen Frauen selbstbewusster hinterm Steuer und lassen sich weniger bieten. "Drängelt mein Hintermann, trete ich kurz auf die Bremse, um ihn zu ärgern", sagt fast ein Drittel in der Studie.
Fahrrad gegen Auto
Dazu kommt in Metropolen wie Berlin: der zunehmende Radverkehr. Stau auf dem Radweg und die Suche nach einem sicheren Abstellplatz für das teure Hightech-Bike sind keine Seltenheit mehr. Es fehlt nicht nur an Infrastruktur für den Radverkehr. Konzepte werden vielerorts gerade erst erarbeitet. "Rad-Schnellwege wie in Kopenhagen lassen sich nicht ohne Weiteres kopieren", sagt Unfallforscher Siegfried Brockmann, der an der Studie beteiligt war. "Allein schon, weil Autofahrer und Radler in Dänemark respektvoller miteinander umgehen."
Das Ergebnis dieser Entwicklungen macht Verkehrsforschern Sorgen. Denn nach jahrelangem erfreulichen Rückgang steigt die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland seit 2013 wieder an. Im vergangenen Jahr waren es 3.459. Dazu kamen rund 393.400 Verletzte, 67.700 von ihnen waren schwer verletzt.
Der Verkehr wird aggressiver
Beim Thema Aggressivität nahmen Autofahrer in der Umfrage der Versicherer kein Blatt vor den Mund. "Manchmal erzwinge ich mir die Vorfahrt", sagt ein Viertel der Männer und 15 Prozent der Frauen. "Wenn vor mir ein Auto bummelt, muss ich drängeln, um vorbeizukommen", findet sogar ein gutes Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen.
"Wir müssen diese Aggressionen interpretieren. Der Verkehrsraum verteilt sich anders als früher", sagt Forscher Brockmann dazu. "Autofahrer merken, dass ihnen weniger Platz bleibt als früher. Deshalb versuchen sie, ihr Revier zu verteidigen und auszubauen." Für ein mögliches Tempolimit auf Autobahnen kann sich in der Versicherer-Umfrage dann auch nur noch knapp die Hälfte (47 Prozent) der Interviewten erwärmen. 2010 waren es 56 Prozent.
Auch für Verkehrsforscherin Ute Hammer hat sich die Lage verschärft. "Zehn Prozent unserer Befragten haben angegeben, dass sie im Straßenverkehr Zeuge von handgreiflichen Auseinandersetzungen geworden sind", sagt sie. In Ostdeutschland und Berlin sei das Empfinden einer gewachsenen Aggressivität mit 60 Prozent noch höher als in Westdeutschland (50 %).
Für die Expertin hat das Phänomen neben mehr Lebensstress und Zeitdruck in einer immer schnelleren Welt auch mit zunehmendem Egoismus zu tun. "Viele Menschen nehmen sich nicht mehr die Zeit, um sich in die Rolle eines anderen Verkehrsteilnehmers hineinzuversetzen", sagt sie. Dazu komme eine nie da gewesene Ablenkung durch Handys.
Frauen fahren mit mehr Vernunft
Es trifft zuerst die Schwächeren. Allein in Berlin sind in der ersten Hälfte dieses Jahres zehn Radfahrer ums Leben gekommen - so viele wie sonst in zwölf Monaten. 2015 gab es mehr Verkehrstote unter Motorradfahrern und unter Fußgängern. Und es gibt noch einen Befund. "80 Prozent der Verkehrstoten sind männlich", sagt Ute Hammer. Es sei keine Mär, dass Frauen sich im Straßenverkehr defensiver und oft auch vernünftiger verhielten. Selbst beim Einparken bauten Männer mehr Unfälle als sie.
Test der Fahrtüchtigkeit
Als besonders gefährdet gelten generell neben jungen Männern, die ohne ausreichende Erfahrung aufs Gaspedal treten, inzwischen aber auch Senioren. Sei es, weil sie nachlassende Fähigkeiten unterschätzen und sich auch im höheren Alter das Autofahren problemlos zutrauen. Sei es als Radfahrer und Fußgänger mit möglicherweise eingeschränkter Reaktionsfähigkeit. "Ein Zukunftsproblem in einer alternden Gesellschaft könnten auch demente Menschen im Straßenverkehr sein", sagt Ute Hammer.
Das bleibt nicht unbemerkt. Satte zwei Drittel der Befragten der Versicherer sprachen sich für einen Fahrtüchtigkeits-Check für Senioren ab 75 aus - und einen Sehtest alle 15 Jahre. Einig waren sich da alle - außer den Senioren, die solche Tests ablehnten. Bei Umfragen des Verkehrssicherheitsrats gab 2015 nur ein Fünftel der Generation über 65 an, sich mit dem Hausarzt über ihre Fahrtüchtigkeit zu unterhalten.
Unfallforscher Brockmann sieht keine helfenden Sofortpakete in dieser ganzen Gemengelage. Weder lasse sich die Infrastruktur schnell anpassen noch sei der Öffentliche Nahverkehr als stressfreiere Variante in allen Regionen attraktiv genug. Auf mehr Vernunft oder Rücksicht auf den Straßen lässt sich nach den jüngsten Umfragen wohl auch kaum setzen. Gewachsen ist allein das Sicherheitsgefühl. Doch das kann für Verkehrsforscher auch an Fahrerassistenzsystemen und Autos mit Wohnzimmeratmosphäre liegen - und weniger am Faktor Mensch.
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Quelle: dpa
Auf den Straßen herrscht Krieg!
Ist insgesamt besser geworden. Nachdem die meisten erkannt haben das die Heimat von Merkel an fremde Völker verhökert werden soll -- hat die Rücksicht und der Zusammenhalt wieder zugenommen und zwar deutlich.
Insgesamt gesehen zur Zeit alles relativ ok hier.
DIESEN Bogen zu schlagen muss man erstmal hin bekommen. Respekt. Könntest dich als Redenschreiber für Fr Petry bewerben.
Na dann stellt euch mal ne Stunde vor die Schule meiner Tochter. In den Abholzeiten hacken die Weiber die beruhigte Zone lang als wenn es kein morgen gäbe. Und auch die frisch mit Rasensamen bestückte Freifläche direkt vor dem Eingang wird wie selbstverständlich als Parkfläche von den werten Damen missbraucht, ein paar Meter laufen würden der vollschlanken Figur ja gut tun. Ausserdem müssen Torben-Henrik und Chantalle-Chayenne ja zügig zum Yoga, da hat die gestresste Mama nicht noch Zeit einen Parkplatz zu suchen.
Das ist m.M.n. der Hauptgrund. Allerdings ist der ja von jedem selbt beeinflussbar.
In der Tat fällt auf, dass immer mehr rücksichtslose Egoisten auf den Straßen unterwegs sind. Kooperation oder partnerschaftliches Verhalten hat heutzutage Seltenheitswert. Ursachen? Es wird überall enger, da das Verkehrsaufkommen selbst in mittelgroßen Provinzstädten teils extreme Ausmaße annimmt. Immer mehr LKW-Verkehr, immer weniger Parkraum, immer größere Fahrzeuge, die natürlich auch mehr Platz beanspruchen und die über PS-Leistungen verfügen, die man angesichts der Enge auf den Straßen sowieso nur als absurd bezeichnen kann und das Ertragen von verkehrsbedingtem Zuckeltempo noch schwieriger macht. Außerdem hat sowieso kein Mensch mehr Zeit, ist notorisch im Stress und so weiter. Selbst in der Freizeit muss scheinbar jeder immer irgendwo hin 😕.
Da wird es offenbar wirklich schwierig, sich nicht als Teil eines großen Ganzen zu sehen. Vielmehr ist es üblich immer nur sein eigenes möglichst schnelles Vorankommen auf dem Zettel zu haben. Dieses ist aber aus den genannten Gründen sowieso von vornherein zum Scheitern verurteilt...
Da will ich mir erst gar nicht vorstellen wie das wäre, wenn da Männer hinter dem Steuer sitzen würden...
Das ist das Ergebnis der Politik:
Es zählt ja nur Leistung/Geld/Macht. Sowas wie soziale Kompetenz wird ja nicht vermittelt.
Und die schlimmsten Verbrecher regieren dieses Land.
Dazu noch immer weiter wachsender Verkehr (vor allem LKW).
Andere Menschen sind bestenfalls noch Konkurenten...ehr aber lästige Hindernisse.
Was bin ich froh keinen Nachwuchs zu haben: Ich könnte nicht mehr ruhig schlafen wenn ich an die Zukunft denke.
Für mich stellen die verunsicheren,mit 35kmh durch die Innenstadt kriechenden Fahrer ein viel größeres Problem da.denn diese verursachen ja erst denn stress und die Aggressionen.wer mit dem Auto auf der Straße unterwegs ist,sollte sich das auch zutrauen,oder besser den Bus oder die bahn nehmen.
Es herrscht der Tunnelblick. Und vor allem tendenziell mehr bei Frauen und 60+ Fahrern. Die Verkehrssituation lesen bei allgemein hohen Verkehrsaufkommen ist für viele Stress pur. Dies verursacht bei der labilen Männerfraktion, wie bei mir auch , das Ungedultige Fahrverhalten noch zu verstärken. 50 kmh auf dem Ring ist ganz klar Behinderung pur. Verkehr muss fließen und das mit min 60 kmh, besser mit 70. Da bekommt man auch noch die Grünphasen.
Doroschnie Woina!
Hier in Irland ist wirklich das Tal der Seligen im Straßenverkehr. Es gibt nirgends sonst so freudliche und Defensive Autofahrer.
Die Kausalität zwischen Zusammenhalt, Identität und Rücksichtnahme ---- ist eine signifikante Komponente der Soziologie.
Torben-Henrik und Chantalle-Chayenne .... 😆😆😆 Köstlich.... 😊)
Nö, deine Denkweise ist das Problem. Es heißt nicht ohne Grund "Kinder kann man nicht erziehen, sie machen den Eltern eh alles nach". Soziale Kompetenz vermitteln, Erziehung etc.. ist nicht Verantwortung der Politik sondern der Eltern. Und die eigene Verantwortung da und in anderen Bereichen auf die Politik abzuwälzen um sich eigenes Fehlverhalten schönzureden leider viel zu verbreitet.
Oder sagt dir Merkel "drängel den Vordermann von der Straße"? 😕
Im Moment gehört unsere Politik im internationalen Vergleich sogar zu den sozialsten. Wie viele Länder haben denn den A... in der Hose sich an sowas wie eine Flüchtlingskonvention und Grundlagen der Menschlichkeit zu halten wenn es mal nicht so bequem für einen selber ist?
Der Straßenverkehr ist da nur ein Spiegelbild unserer Gesellschaft.
Was für eine blumige Umschreibung. "Selbstbewusster" klingt viel besser, als "andere nötigen":
Klick:
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