Autonomes Fahren: Daten-Allianz ohne Google und Apple

Deutsche Hersteller vernetzen sich gegenseitig

Björn Tolksdorf

verfasst am Tue Apr 07 18:27:14 CEST 2015

Die deutschen Autohersteller planen laut einem Bericht der "Automobilwoche" gemeinsam die Vernetzung ihrer Autos. Und zwar ohne die Beteiligung von Google oder Apple.

Steuern bald Daimler-Daten Audi-Autos? DIe deutschen Hersteller streben genau dies nach Informationen der "Automobilwoche" in einer Allianz an
Quelle: Audi

München - Wenn es ums vernetzte Auto geht, ohne das es angeblich bald nicht mehr geht, dann sprechen wir häufig über das Silicon Valley, Apple und Google. Aber: Die Autobranche plant keinesfalls, den IT-Riesen das Geschäft mit Daten, Navigation und autonomem Fahren zu überlassen. Die deutschen Hersteller planen eine Allianz für den Austausch von Fahrzeugdaten. Das berichtet das Branchenmagazin „Automobilwoche“.

"Wir haben ein gemeinsames Interesse an einer sehr guten Karte", sagt BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich
Quelle: BMW
Aus diesen Daten, so die Zeitschrift, soll eine Echtzeitkarte für Verkehrsinformationen entstehen. Diese Karte könnte schon jetzt die Navis der Autohersteller wesentlich verbessern. Hersteller von Navigationsgeräten nutzen bisher Ortungsdaten von Mobilfunkanbietern, Waze oder Google Maps verwenden für ihre Echtzeit-Verkehrsinformationen GPS-Daten aus Smartphones.

Google und Apple bleiben draußen

Künftig sollen die Daten, die Fahrzeuge der Hersteller-Allianz senden, auch autonome Autos durch den Verkehr lotsen. „Wir haben ein gemeinsames Interesse an einer sehr guten Karte. Und sehr gut wird die Karte dadurch, dass viele Autos ihr Informationen liefern“, zitiert die „Automobilwoche“ den BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich.

Auch sein Daimler-Kollege Thomas Weber sagt: „Wenn wir unsere Backends für den Datenaustausch zusammenschließen, ist das eine große Chance für die Sicherheit auf den Straßen.“ Auf die Unterstützung der Zulieferer verzichten die Autohersteller dabei seit Mitte 2014, berichtet die „Automobilwoche“.

Die US-Konzerne Apple und Google sind nicht mit an Bord, obwohl Google erst kürzlich mehr als eine Milliarde Dollar in Echtzeitkarten-Knowhow investiert hat. Der Austausch der Daten aus Kameras, Radarsensoren und von GPS-Signalen ist auch ohne die US-Datenkraken schon sensibel genug.

Bisher verwenden allenfalls Fahrzeuge eines Herstellers die gesendeten Daten, wenn die jeweiligen Fahrer der Nutzung von entsprechenden Diensten zugestimmt haben. Der Hersteller garantiert dabei seinem Kunden die Einhaltung von Datenschutzstandards.

Bei einem Datenaustausch über die Konzerngrenzen hinweg wäre dies nicht mehr gewährleistet. Daher müssen gemeinsam genutzte Datenformate und Sicherheitsstandards festgelegt werden. Diese sollen, hofft der Verband der Automobilindustrie (VDA), möglichst alle Hersteller mittragen.

Rechtliche Grundlagen fehlen

Wenn sich die Autohersteller einigen, ist es damit nicht getan. Was mit den Daten vernetzter Autos geschieht, will und muss die Politik regeln – tut sich aber bisher schwer damit. Bundesjustizminister Heiko Maas fordert, der Datenaustausch bei vernetzten Fahrzeugen müsse international geregelt werden. Und hofft auf die kommende EU-Datenschutzverordnung.

Bis sie in geltendes Recht überführt ist, kann es noch dauern. Datenschützer, Parlamentarier, Minister und Industrie-Lobbyisten finden bisher keinen Konsens. Das wiederum ist ein Beleg für die gestiegene wirtschaftliche Bedeutung von Daten.

Wenn das vernetzte, autonome Auto mal da ist? Dann werden sich einige umgucken. Das glaubt zumindest die "Senioren Union" in der CDU: "Bei einem computergesteuerten Auto wird es kaum noch Geschwindigkeitsübertretungen geben, und auch Verkehrsunfälle durch Fehler des Fahrers werden abnehmen." Dadurch, glaubt der Verbandsvorsitzende Otto Wulff, entfielen künftig 90 Prozent der derzeitigen Bußgeldeinnahmen.

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Quelle: Daimler
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Quelle: dpa/Picture Alliance
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Quelle: Audi
"Wir haben ein gemeinsames Interesse an einer sehr guten Karte", sagt BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich
Quelle: BMW
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Quelle: Daimler

 

Quelle: automobilwoche/bmt