Aus für Blaupunkt-Rest in Hildesheim
Die Autoradio-Legende ist am Ende
Blaupunkt ist Geschichte: Der legendäre, aber nach der Trennung von Bosch insolvente Autoradio-Hersteller entlässt in Kürze seine letzten Mitarbeiter in Hildesheim.
Hildesheim - Die Keimzelle des einstigen Autoradio-Imperiums Blaupunkt in Hildesheim wird endgültig abgewickelt. Die letzten 33 Mitarbeiter erhalten in Kürze“ ihre Kündigungen, wie Insolvenzverwalter Rainer Eckert am Montag mitteilte. Der Erhalt der Jobs sei in letzter Sekunde gescheitert.
Stattdessen gehe die Lizenz für das Blaupunkt-Geschäft in Europa an einen Investor, der nur noch den Lagerbestand übernehme. An Mitarbeitern und Standort gab es kein Interesse. „Ich bedauere diese Entwicklung umso mehr, als eine Lösung zum Greifen nah war“, sagte Eckert.
Blaupunkt zog nach dem Zweiten Weltkrieg von Berlin nach Hildesheim und gehörte über sechs Jahrzehnte zur schwäbischen Bosch-Gruppe. Ende 2008 kam es zum Verkauf an einen Münchner Investor. Im vergangenen Herbst folgten Insolvenzen und der Versuch, die Unternehmensreste zu sanieren.
Der Auslöser für die Trennung von Bosch vor gut sieben Jahren hing mit dem digitalen Wandel im Auto zusammen. Erstausrüster-Radios für das direkte Geschäft mit den Autoherstellern entwickelten sich zu stetig komplexeren Systemen. Sie sind mit anderen Baugruppen vernetzt und haben nur noch wenig gemein mit klassischen Autoradios, die abgeschlossene Systeme im genormten Schacht waren.
Engineering und Erstausrüstung leben weiter
Teile von Blaupunkt leben fort, aber nicht mehr in Hildesheim. Im Dezember verkaufte Eckerts Kollegin Stefanie Zulauf den Angaben zufolge Blaupunkts Engineering-Gesellschaft an den Unternehmer Razvan Olosu. Der hatte beim Nokia-Aus in Bochum bereits der Autosparte des Handyherstellers beim Überleben verholfen.
Zuvor im November hatte der belgische Autozulieferer Premium Sound Solutions das industrielle Blaupunkt-Erstausrüstungsgeschäft gekauft, inklusive der Produktionsstätte in Malaysia. Zudem führen frühere ausländische Blaupunkt-Partner das außereuropäische Endkundengeschäft weiter.
Die IG Metall bedauert die aktuelle Entwicklung. Betriebsratschef Siegfried Tölke sagte am Montag, dass für die restlichen 33 Kollegen ein Sozialplan ausgehandelt werden solle. Der älteste Mitarbeiter sei Anfang 60, der jüngste noch keine 30 Jahre alt. Die Kündigungen greifen zum 31. Mai. Laut Tölke hätte der alternative Investor, der am Ende trotz weit fortgeschrittener Verhandlungen doch nicht den Zuschlag erhielt, „12 bis 14“ Mitarbeiter am Standort halten wollen.
Schön war die Zeit
Der Name Blaupunkt steht für Meilensteine im Auto: Vor gut 80 Jahren präsentierte der Blaupunkt-Vorgänger Ideal Europas erstes Autoradio. Der Schatz von damals, „Autosuper AS 5“, war ein schwarzer Kasten, 15 Kilogramm schwer und größer als ein Schuhkarton. Von Knöpfen, Tasten und Rädchen keine Spur - eine faustgroße „Fernbedienung“ am Steuer regelte Lautstärke und Senderwahl über Bowdenzüge.
Auch das erste Navigationsgerät für den Straßenverkehr hatte in den 1980er Jahren seine Ursprünge bei Blaupunkt, damals schon unter dem Dach von Bosch. Der Prototyp hieß 1983 Eva – „Elektronischer Verkehrslotse für Autofahrer“. Seine Landkarte war noch auf einer Kassette gespeichert - deren Datenvolumen reichte gerade einmal für die Hildesheimer Innenstadt. Die CD erlaubte später mehr.
Schade, Blaupunkt waren quasi die Helden meiner Jugend, ich erinnere mich noch wie heute an das Blaupunkt Nashville, eines der coolsten Autoradios überhaupt, oder die alten Endstufen... die haben richtig Laune gemacht 😉
Bowdenzüge heißen diese ummantelten Drahtseilchen zur Momentübertragung. Wer kommt denn bitte auf "Bodenzüge"
Ich habe Blaupunkt in sehr guter Erinnerung.
Damals - in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts habe ich als Lehrling im Radio-Fernsehhandwerk an diesen Geräten meinen Beruf miterlernt. Blaupunkt Fernseher und Autoradios waren die BMW´s in der damaligen Unterhaltungselektronik und hatten eine sehr gute Qualität.
Es ist traurig wie man zusehen muß wie in unserem ehemals technisch hochqualifiziertes Land mit vielen Arbeitsplätzen immer mehr Traditionsfirmen den Bach hinuntergehen.
Bald werden wir nur noch von Haareschneiden, Pizzabacken, Niedrigstlohndienstleistung und Billigramschhandel leben.
Der tollen Globalisierung , der " neuen " Marktwirtschaft und nicht zu vergessen der Politik sei´s gedankt.
Find ich auch traurig, dass wieder ein grosser deutscher Namen im Unterhaltungselektronikbereich gehen muss. Grundig, Nordmende, Braun, Telefunken ..... im besten Fall noch ein Label-Gespenst.
Die Autos, welche ich früher fuhr (80iger, 90-iger Jahre) wurden immer mit Blaupunkt-Radios verfeinert, ob mit Kassette oder zuletzt mit Minidisc.
Schade, sehr schade.
Wann und für welches Auto hast du denn dein letztes Blaupunkt-Autoradio gekauft? Der Niedergang von Blaupunkt hat nichts mit der "neuen" Marktwirtschaft oder der Globalisierung zu tun, sondern der Tatsache, dass modene Autos integrierte Radioempfänger haben und der Markt für separate Geräte allmählich gegen Null geht. Steht ja auch im Artikel. Produziert wurde von Blaupunkt schon lange nicht mehr in Deutschland, wie die Restbelegschaft von 33 Personen deutlich zeigt.
PS: Dank der bösen "Globalisierung" gelingt es der deutschen Wirtschaft Jahr für Jahr Ausfuhrrekorde zu feiern, wofür sie sich andererseits schon wieder anfeinden lassen muss.
Grüße vom Ostelch
Ich glaube zu wissen, dass meines ein Toronto ist, mit CD-Fach und so einer dämlichen Chip-/Speicherkarte.
Aber der Empfang war und ist immer super! (was vielleicht auch an der gefühlt 1 m langen Antenne liegt)
In den 90ern gab´s einfach guten Radioempfang und auch immer noch, wenn man so ein Schätzchen sein eigen nennt.
Ein Kumpel hatte sich extra ein Radio mit Kasettendeck gekauft, für seinen Audi, weil das einfach den besten Empfang seiner Klasse hatte. War glaube ich auch ein Blaupunkt.
Da glaubt einer an Märchen.
Weißt Du eigentlich wie diese tollen Erfolge zustande kommen und welche Auswirkungen sie haben ?
Willst du jetzt erklären, dass wir mit weniger Exporten wirtschaftlich erfolgreicher wären? Bitte gern!
Grüße vom Ostelch
Panasonic hat seine Car-Hifi sparte schon lange dicht gemacht, von VDO gibts auch nicht viel neues zu berichten und Alpine, Kenwood, Pioneer halten sich noch am Markt - fragt sich wie lange.
Schau dir doch die neuen Kisten an, da ist nichts mehr mit Autoradio, das ist inzwischen eine Steuer- und Bedieneinheit für zig Systeme. Ob zusätzlicher Monitor für den Nachtsichtassistenten, als Monitor für die Rückfahrkamera, Steuereinheit für die Klima, Sitzheizung und dutzend weitere Komponenten. Die Einbauschächte sind schon lange nicht mehr genormt - gut, war auch das geringste Problem.
Und so darf man dann mit den Werkslösungen leben - wie spät erst die CD bei den OEM-Lösungen einzog, da war MP3 im Aftermarket bereits Standard. Und als das endlich flächendeckend zur Serienausstattung eines OEM-Gerätes gehörte, da war Auxilary In und USB/SD bei jedem 80€-Aftermarket-Gerät drin. Mag sein, dass es vorerst keine großartige Neuerung zu erwarten ist (Wie bspw. die CD), die letzte große war eigentlich DAB und Bluetooth. Das alles genannte bekommt aber heute auch Original und ab Werk.
Lösungen gibt es dennoch von den Anbietern, wie z.b. Zenec.
😆 Die Blaupunktensstufen waren Super, hatten auf dem Papier nur 10% der Leistung anderer Teile aber waren deutlich Lauter aber ohne das Alles schepperte weil die Endstufen schon halb aufgedreht überm Limit waren.
Der Untergang lag wohl weniger in den Produkten als in der Firmenführung. Erst bei Bosch verkümmert wurden Sie dann chancenlos auf den Markt geworfen.
Da die Autohersteller ihre Radios in aller Regel nicht selbst bauen wäre es sicher kein größeres Problem gewesen über die Beziehungen von Bosch in den Markt der Herstellerradios zu kommen. Aber wenn das Mutterhaus keine Unterstützung in diesem Punkt liefert und lieber den ganzen Laden verscherbelt hilft das beste Produkt wenig.
Wer baut eigentlich derzeit noch im "Hintergund" der Blenden die sog. Infotainment-Sachen ?!?
Leider ist es auch nicht das erste deutsche Unternehmen, welches von der Firmenleitung gegen die Wand gefahren wurde... 🙁
Ich glaube JVC und Sony sind noch unter uns. In unseren Autos sind Geräte von JVC, Kenwood und Pioneer zu finden.
Wobei Werkslösungen zumindest in der sagen wir mal leistbaren Klasse ziemliche Grütze sind. Nicht nur daß die Ausstattung teils um Jahre hinterherhinkt (auch wenn jetzt nichts Neues in Sicht ist), der Klang ist auch ziemlich unterirdisch.
Nicht nur deswegen werkelt in keinem unserer Autos noch der Originalschrott. Bei den beiden Prius von meinem Bruder und mir war es aber auch wirklich nicht einfach. Nicht nur die Radios haben eine unnormale Form, auch die Lautsprecher(ausschnitte), so daß man da mit Blenden und Adaptern arbeiten muß und es dann noch immer nicht optimal ist.
...eine absehbare Entwicklung...
Aus dem DIN-Schacht wurde Doppel-DIN, dann wurde der Doppel-DIN versteckt unter dem Interieur-Design.
Dann kamen die Touch-Screens...
Wer würde denn heute noch Ein-DIN-Radios kaufen??? Hat sich doch wie bei den Einfachhandys und der analogen Fotografie alles überlebt...