The New Metrocab: Elektrisches London-Taxi
Die Black Cabs werden grün
Strenge Umweltauflagen machen den London-Taxis die Fahrt in die Innenstadt bald unmöglich. Zum Glück arbeitet Frazer Nash bereits an einer teilelektrischen Lösung.
Von MOTOR-TALK-Reporter Wolfgang Gomoll
Mytchett/England - Die südenglische Grafschaft Surrey ist die Heimat von Stars wie Liz Hurley, Eric Clapton, Bryan Ferry, Ringo Starr und Phil Collins. Einen innovativen Elektroautohersteller würde man in dieser beschaulichen Gegend nicht vermuten. Doch Frazer-Nash hat sich genau dort niedergelassen, in dem Örtchen Mytchett. Hinter den Türen des klassizistisch angehauchten Landhauses tüfteln findige Ingenieure an einem neuen London-Taxi namens „The New Metrocab“.
Von der Rennstrecke in die Londoner City
Frazer-Nash? Fans klassischer Rennwagen dürften sich an die englische Sportwagen-Schmiede erinnern, die Ende der 1950er-Jahre sang und klanglos von der Bildfläche verschwand. Mittlerweile gehört Frazer-Nash dem indischen Geschäftsmann Kamal Siddiqi, der seit den 1980er-Jahren verschiedene Autofirmen aufkauft. Sie alle sollen mit elektrifizierten Antriebsträngen laufen. „Das fing vor 25 Jahren mit Gokarts an“, erzählt sein Sohn Sheban Siddiqi. Heute arbeitet die Firma daran, emissionsfreie Taxis für die Londoner Innenstadt zu entwickeln.Beim New Metrocab geht die Kraft der zwei bürstenlosen E-Motoren an die Hinterachse. Die Anzahl der Antriebsräder kann jedoch problemlos vervielfacht werden. Große Lkws mit zehn Rädern und Allradantrieb seien kein Problem, sagt Siddiqi. Ein digitales Differential, also Software, mit der die Räder einzeln angesteuert werden, hilft beim Rangieren. Schließlich ist für London-Taxis ein Wendekreis von maximal 7,6 Metern vorgeschrieben. Angeblich wird der durch die Wendemöglichkeit vor dem mondänen Ritz-Hotel definiert.
Alte Form, neuer Antrieb
Kein Problem für das New Metrocab. Der Nachfolger des berühmten Londoner Cabs wird bereits seit knapp zehn Jahren entwickelt. Die Form des Personentransporters orientiert sich an dem klassischen Vorbild: hohes Dach, große Türen und keck dreinblickende runde Scheinwerfer. Die Form zeigt: Allzu
viel optische Revolution will man den konservativen Taxifahrern nicht zumuten. Und damit ist auch wieder Schluss mit den Gemeinsamkeiten. Beim Automobil verhält es sich wie beim Sitz der Firma. Die etwas angestaubte Silhouette täuscht.Denn unter dem traditionell anmutenden Blechkleid steckt moderne Technik. Angetrieben wird das New Metrocab von zwei 68 PS starken Triebwerken, die strammen Vortrieb garantieren. Kein Wunder bei einem maximalen Drehmoment von zweimal 1.400 Newtonmetern. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 130 km/h abgeregelt. Die beiden E-Motoren werden von einer 12.2-kWh-Lithium-Ionen-Batterie gespeist. Ein Dreizylinder-Benzinmotor sorgt dafür, dass der Saft nicht ausgeht.
Trotz seiner Länge von 4,91 Metern und des Leergewichts von 1.750 Kilogramm schieben die beiden E-Motoren kräftig an. Auch das digitale Differential funktioniert: Der Personentransporter geht entspannt um die Kurven.
Pro Jahr mehrere Tausend Pfund Ersparnis
Das ist alles schön und gut. Doch für einen Taxifahrer ist wichtig, was unter dem Strich in der Geldbörse bleibt. Laut Sheban Siddiqi wird das E-Metrocab seinen Betreibern mehrere Tausend britische Pfund im Jahr sparen. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 2,1 l/100 Kilometer und einer CO2-Emission von weniger als 50 g/km unterbietet das neue London-Taxi seinen Vorgänger in diesem Bereich um rund 75 Prozent. Die maximale Reichweite sollen 644 Kilometer sein. Die Ladezeit der Batterie beträgt rund fünf Stunden. Sinnigerweise liefert Frazer-Nash die Ladestation inklusive Solarstellen gleich mit.
Eine Luftfederung sorgt für Komfort und im Passagierraum gibt es jede Menge Platz. Weil die Batterie im Unterboden sitzt und die Motoren so klein sind, dass die Motorhaube schrumpfen kann, können künftig sechs Passagiere statt bisher fünf im London-Taxi transportiert werden. Selbst wenn alle
Plätze belegt sind, kann man auf dem Ledergestühl bequem sitzen. Die vorgeschriebene Rampe für Rollstuhlfahrer ist ebenfalls installiert. Auch der Fahrer hat es bequem. Ein virtuelles Cockpit versorgt ihn mit den notwendigen Daten. Allerdings sind die Instrumente ziemlich klein.Große Pläne für das grüne Taxi
Ab 2018 soll in der Londoner Innenstadt emissionsfreier Verkehr rollen. Dann will Frazer-Nash 3.000 bis 5.000 Taxis pro Jahr verkaufen. Später soll sich diese Zahl verdreifachen: Die wichtigsten Märkte sind neben Großbritannien Asien und Australien, aber auch Frankreich und Deutschland. Für alle Fans klassischer englischer Sportwagen hat die Familie Siddiqi noch etwas in petto: Es soll einen neuen Bristol-Sportwagen mit mächtig PS geben. Der elektrifizierte Antrieb wird dem gleichen Konzept folgen wie das „New Metrocab“.
Bei den traditionell kritischen Londoner Taxifahrern kommt das neue Taxi gut an. Für James Sinclair ist „dieses Taxi ein Riesenschritt nach vorne“. Ein anderer will sogar seine Rente verschieben, um noch einmal in den Genuss zu kommen, „The New Metrocab" zu pilotieren. Ganz entscheidend für den Erfolg des Personentransporters wird die Zuverlässigkeit der Technik sein. Die Londoner Taxifahrer sind bekannt dafür, ihr Arbeitsgerät hart ranzunehmen. Meistens wird das Auto 24 Stunden am Tag von verschiedenen Fahrern bewegt. Die ersten Tests im realen Fahrbetrieb sollen bald beginnen.
Was??? Da will ich auch mal mitfahren! 2800 Nm bietet ja nicht mal annähernd der stärkste AMG :O
Edit: Auch wenn man fehlende Übersetzungen etc. miteinbezieht, sind 2800 Nm heftig. Aber gut, das Auto ist ja auch monströs groß^^
Nicht nur grün/schwarz. Sie haben es auch als "Weißer Riese"...
http://www.thegreencarwebsite.co.uk/.../
Passt nicht ganz zusammen.
Optisch gefällig und nicht zu altmodisch, aber 1750kg?! Ziemlich fett.
Ohne Zweifel sind Brushless-Motoren verdammt leistungsfähig (vgl. im Modellsportbereich) aber aus einem 68PS Triebwerk 1400Nm? Wow.
Schau dir mal an wie gigantisch das Teil neben einem menschen aussieht.
Da kommen die 1,75 t schon gut weg eigentlich.
https://www.youtube.com/watch?v=bdGQcztW-ZM
grüße
Ähm E-Motor = kein Getriebe. Wenn ein AMG 500NM hat, und ein 3er Diff sowie eine Übersetzung von 4 im ersten Gang, liegen auch 3*4*500 Nm = 6000 Nm an. Ohne Angabe der Übersetzung ist das Nenndrehmoment des Motors erstmal nicht so aussagekräftig...
Für die Beschleunigung ist das Drehmoment alleine nicht aussagekräfig. Dazu braucht es noch die Übersetzung. Bei der maximalen Leistung und dem Gewicht braucht der Wagen aber dann doch ca. 12 Sekunden von 0-100 km/h.
Dass er bis 50 km/h flott beschleunigen könnte - eine entsprechend kurze Übersetzung vorausgesetzt - ist aber gut möglich. Also etwa so flott wie ein Benziner mit 150 PS im 1. Gang, was sich aber schneller anfühlt, weil das maximale Drehmoment aus dem Stand anliegt und der Wagen dabei leiser ist.
50 g/km CO2 und 3,8 l/100 km? Eine Angabe ist falsch...
Interessantes Konzept, überraschend finde ich aber, dass das Auto laut New Metrocab nur die Euro 5 Norm¹ erreicht.
PS: Das angegebene max. Drehmoment von 1.400 Nm bezieht sich auf das Peak Wheel Torque²…
¹ Quelle: newmetrocab.com
² Quelle: hybridcars.com
Dagegen müssen sich alle anderen Hersteller mächtg ins Zeug legen und reichlich Hirnschmalz, falls vorhanden, zum Kochen bringen, um ein Fahzeug in der Größe und mit dem Platz- und Raumangebot im Innern auf die Straßen zu bringen..
In den FAQ heißt es: The Metrocab is a Ultra-Low Emission vehicle and is Zero Emissions Capable. In its Ultra-Low Emission mode it produces less than 50 gram co2/km and exceeds Euro 5.
Euro 5 wird also übertroffen. Für einen Benziner (vermutlich ohne Direkteinspritzung) ist es keine große Kunst, Euro 5 zu übertreffen. Man hat wohl aktuell erstmal die Kosten gespart, eine Prüfung nach Euro 6 zu machen.
Naja, Nissan modifiziert dafür den NV200,
http://assets.inhabitat.com/.../nissan-nv200-taxi-537x354.jpg
http://www.blogcdn.com/.../lodon-taxi-nv200-628.jpg
Hi,
die frage ist warum hat der Wagen überhaupt einen Verbrennungsmotor an Bord?
Da ließe sich doch nochmals einiges an Geld,Gewicht und Technik einsparen das man dann auch in eine gößere batterie investieren könnte.
Gerade bei Taxi´s könnte man dann an den Taxiständen induktive Ladeeinrichtung schaffen so das die Batterie während der Wartezeiten ständig nachgeladen wird.
Gruß Tobias
Sieht von innen recht billig aus und hat nicht mehr Charme als ein Dacia, nur mit plastikholz. Die Optik hätte man etwas mehr Retro auslegen können bzw. müssen.
Also wenn Laien von "abgeriegelt" reden und dabei die Abregelung der Geschwindigkeit auf eine bestimmte Höchstgeschwindigkeit meinen, dann kann ich darüber schmunzeln, aber hier auf Motor Talk erwarte ich eine korrektere Wortwahl.
Ob die Technik schon so weit ist, dass man das großflächig aufziehen kann? Bei uns in der Stadt gibt es einen Versuch mit einem E-Bus. Der kann nur eine bestimmte Strecke fahren, weil es nur dort Ladestationen gibt. Ist außerdem ein großer Aufwand, diese Stationen zu bauen.
Wie der Name schon sagt, soll der Verbrennungsmotor nur Strom erzeugen. Daher kann man ihn optimaler betreiben, als würde man damit fahren. Ein rein elektrischer Taxibetrieb ist noch nicht umsetzbar, jedenfalls nicht, wenn man damit als Taxifahrer wirklich Geld verdienen möchte.
Fraglich auch, ob es viele Taxis gibt, die mal am Stück geladen werden können. Um mit solchen Fahrzeugen eine kontinuierliche Versorgung sicherzustellen, müsste man vermutlich Reservefahrzeuge zusätzlich betreiben. Während diese geladen werden, ist der Fahrer mit einem anderen Fahrzeug unterwegs und muss dann zwischendurch wechseln.