Technik: Das 48-Volt-Bordnetz für Autos kommt
Die (Bord-)Spannung steigt
Seit mehr als 40 Jahren arbeiten Autos mit einer Bord-Spannung von zwölf Volt. Doch die Zahl der elektrischen Verbraucher steigt. Erste Systeme setzen bald auf 48 Volt.
Zwickau/Wolfsburg - Mit einem Tastendruck summt der Motor und der Sitz schiebt sich nach hinten, ein zweiter stellt die Lehne steil, und mit einem dritten wird die Sitzfläche schön warm. Kaum ein Auto kommt heute ohne Stellmotoren und Steuerungssysteme aus. Was für Komfort und Zufriedenheit bei den Passagieren sorgt, bereitet Elektroingenieuren verstärkt Kopfzerbrechen. Denn moderne Autos verbrauchen immer mehr Strom und das 12-Volt-Bordnetz stößt an seine Grenzen. In Zukunft könnten sich 48 Volt als neuer Standard durchsetzen.
Der Käfer hob die Spannung von 6 auf 12 Volt
Schon einmal wurde die Bordspannung bei Fahrzeugen geändert. Der VW Export-Käfer erhielt ab 1967 statt einer schwachen 6-Volt-Anlage eine Bordspannung mit 12 Volt, um auch bei Kälte kraftvoll den Anlasser zu drehen. 2 Volt pro Batteriezelle und sechs Zellen etablierten sich, stießen aber bei manchen Luxusfahrzeugen mit vielen Verbrauchern Ende der 1990er Jahre wieder an ihre Grenzen. Der Versuch des Verbands der Automobilindustrie (VDA), 2001 eine höhere Bordspannung von 42 Volt einzuführen, scheiterte.
Höhere Spannung bietet Vorteile
Dabei bietet eine höhere Bordspannung Vorteile. Viele einst mechanische Funktionen werden heute elektrisch ausgeführt. Dadurch sind laut VDA die 12-Volt-Bordnetze ausgereizt.
Vor allem Bremsenergie-Rückgewinnung, Start-Stopp-Systeme, Wankstabilisatoren und Mild-Hybrid-Systeme fordern die höhere Spannung, da sie kurzzeitig viel Energie benötigen. Mit der 48-Volt-Technik besteht die Möglichkeit, größere Energiemengen zu übertragen.Matthias Richter, Professor für Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und Nachrichtentechnik an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, sieht den 12-Volt-Standard am Ende: "Die Fahrzeugelektrik und -elektroniksysteme nehmen zu. Dadurch kommt es zu einem immer höheren Energiebedarf. Um starke Verbraucher wie Klimaanlagen und elektrische Lenkungen zu versorgen, ist ein Bordnetz mit höheren Bordspannungen sinnvoll."
Mit 48 Volt ist ein niedrigerer Leitungsquerschnitt möglich, dadurch gibt es weniger Wärmeentwicklung und weniger Verluste. Durch die Erhöhung auf 48 Volt kann bei gleichem Stromfluss die Leistung vervierfacht werden. Dafür sind zusätzliche Baugruppen wie ein DC/DC-Wandler nötig, der die Spannung transformiert, außerdem eine zweite Batterie.
48-Volt-Bauteile sind kompakter
"Ein Vorteil bei 48-Volt-Leistungsbauteilen ist die Größe: Die elektrischen Motoren können mehr Leistung bei geringerem Strom aufnehmen und fallen kompakter aus, da die verbauten Transistoren und Leistungsschalter kleiner sind. Dadurch werden diese Bauteile auch günstiger", sagt Hanno Jelden, Leiter Antriebselektronik der technischen Entwicklung bei Volkswagen.
Das 48-Volt-Bordnetz kommt also, ersetzen wird es die 12 Volt vorerst aber nicht. Zumindest am Anfang wird es einen Parallelbetrieb geben. Ideal ist die zweifache Spannung von 12 und 48 Volt laut Jelden bei Oberklassefahrzeugen mit vielen elektrischen Verbrauchern, aber auch bei kleineren Autos mit einem sogenannten Mild-Hybrid-System.
Vollständige Umrüstung ist technisch aufwändig
Würde man die Spannung in allen elektrischen Systemen des Fahrzeugs auf 48 Volt erhöhen, wäre das wesentlich komplexer. Jedes noch so kleine Motörchen, jede Sicherung müsste neu konzipiert werden. "Ideal wäre eine vollständige Umrüstung auf 48 Volt, technisch wird das aber aufwändig", sagt VW-Entwickler Jelden.
Ersten Systeme kommen 2015
Neben den Autoherstellern beschäftigen sich auch Zulieferer wie Bosch und Continental mit dem Thema. Die Einführung eines zweiten Spannungsniveaus unter 60 Volt sei derzeit eines der Hauptthemen der Automobilindustrie, sagt Carsten Götte, Leiter der Entwicklung Bordnetzsysteme bei Continental. Ab nächstem Jahr werden die Systeme in Autos Einzug finden - vorerst nur in der Oberklasse. Aber auch der Einsatz in Kleinwagen ist in den nächsten Jahren denkbar.
Einen kompletten Wechsel von 12 auf 48 Volt für das gesamte Bordnetz sieht auch Hochschullehrer Matthias Richter derzeit nicht. "Dafür müsste man alle Elektromotoren und alle Elektroniksysteme wie Airbagsteuerung oder Motorsteuerung ändern. Das ist derzeit nicht machbar, und das Risiko ist auch zu hoch", sagt er. Aber vielleicht finde der Wechsel zu einer höheren Bordspannung ja sukzessive in zwanzig Jahren statt.
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spannendes Thema
Wir fahren doch jetzt schon genug Blei in der Gegend spazieren.
Da ist Bewegung, man kann nur hoffen das es einheitlich wird und nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht🙄
Muss mir endlich mal Informatiker "Nerds" als Freunde suchen, der "Dorfschmied" sieht da nicht mehr durch.😆😆
Günstiger für den Hersteller, für den Kunden wird es garantiert teurer.
Und die 48V-Batterie werden die sicher so unhandlich groß und schwer konstruieren, daß man die nur noch mit einem Werkstattkran montieren kann, dann muß der Kunde zwangsläufig die überteuerte Batterie aus dem Autohaus kaufen, basta.
Trotzdem wird es sicher moindestens ein ebenso großer technischer Fortschritt sein, wie damals von 6 auf 12V.
Ba-Dum *Tss*
Die Batterien werden garantiert nicht viermal so groß. Jetzt sind ja 6 Zellen a 2 Volt in Reihe geschaltet; für 48 Volt werden einfach 24 Zellen a 2 Volt in Reihe geschaltet. Die Zellen werden kleiner, die Batteriekapazität bleibt gleich. Wie im Artikel beschrieben lässt sich durch den 48-Volt-Standard jede Menge Kupfer im Kabelbaum sparen. Zusammen mit kleineren Stellmotoren kommen da schnell einige gesparte Kilogramm zusammen.
Ob Hybridsysteme auf 48 Volt wirklich die Welt bewegen können sei mal dahingestellt.
haben die "experten" auch wirklich bis zum bitteren ende gedacht ?
heute sind schon viele werkstätten "auch" markenwerkstätten mit dem elektronikkram überfordert, man merkts am auswechseln intakter teile, und wenns hinterher immer noch nicht funktioniert.
jetzt sollen zwei stromnetze mit unterschiedlicher spannung nebeneinander laufen, mit zwei getrennten baterien, aber verbunden über dc wandler.
wer sowas "ernsthaft" betreiben will (kundenfreundlich) macht sowas richtig wie zb das lkw netz das hat 24v fertig. und das ging und geht.
wenn man also will dann gibt es ein 42 v netz eine 42v batterie fertig.
alles andere ist so störanfällig wie die formel 1 autos (die putzfrau und das mercedes lenkrad, der regen und das alonsoauto, von rb zu schweigen)
Häh? Der Strom fließt i.d.R. durch Kupfer.
notting
Unsinn, der Kabelquerschnitt hängt dann immernoch vom Strom ab! Dank P=U*I wird bei gleichem Strom und höherer Spannung die übertragbare Leistung höher, wie weiter vorne richtig geschrieben.
notting
Die haben i.d.R. nicht soviel Ahnung von E-Technik...
notting
Das nicht, aber Kapazitätsprobleme gibt es bei modernen Autos sehr wohl. Ich weiß nicht, welches Auto Du fährst, aber z.B. beim AUDI S5 meckert der Bordcomputer schon nach kurzer Zeit "Batterie schwach", wenn Du die Zündung an hast. In einer Werkstatt, wenn die Zündung längere Zeit eingeschaltet bleiben muß, wird heute immer ein Netzgerät angeklemmt, um die Batterie nicht zu entleeren. Da fließt je nach Zahl der Steuergeräte mal schnell ein Ruhestrom von 30-40A oder mehr.
Die 48V Batterie wird auf jeden Fall wesentlich größer, es sei denn, man steigt auf Lithium um.
Wer lesen kann... 🙄
Also nochmal ganz langsam für dich: Der Anlasser braucht eine gewisse Leistung. Ob da jetzt die Spannung etwas höher und der Strom entspr. geringer ist, ist egal. Genauso ist es mit dem Starter-Akku. Sprich dieser kann für einen kleineren Kaltstart-Strom ausgelegt werden. IMHO wird das Gesamtvolumen ähnlich sein, nur eben kleinere Zellen, von denen aber wg. der Spannung mehr hintereinandergeschaltet sind.
Oder stell's die mal so vor: Du hast 12 gleiche Batterien mit je 1,5V. Diese kannst du z. B. alle in Reihe schalten (=18V mit max. dem Strom, was auch eine Batterie schafft) oder alle parallel schalten (1,5V mit 12fachem Strom einer Batterie) oder div. Mischvarianten.
Quizfrage: Hängt die nutzbare Energiemenge/Leistung in den 12 Batterien von ihrer Verschaltung untereinander ab? -> Nein!
notting
IMHO schlecht ausgebildetes Personal, nicht umsonst gibt's keine Kfz-Mechaniker-Azubis mehr, sondern nur noch Kfz-Mechatroniker-Azubis.
notting
Mag ja sein, teurer/aufwendiger wird es aber auf jeden Fall, dann heißt es nicht mehr beim alten Akku 60-120 EUR für´n neuen, sondern locker mal 300-500 EUR ??.
Gut, notting, die Informatiker sind mir eh unheimlich😆, dann muss ich wohl solange es geht bei älteren Fahrzeugen bleiben, klasse alte Kfz gibt es ja zum Glück.😎
Also dass es so schlimm wird, bezweifle ich. Ich denke, die Preise werden sich nach einer Anfangsphase wieder einpendeln.
Wollte damit sagen, dass du einen E-Technik-Ing. wie mich oder einen meiner Kollegen brauchst (je nach dem um was es geht in der Geschmacksrichtung "(viele) dünne bis keine Drähte" (so einer bin ich) oder "dicke Drähte" ;-)).
notting