Diesel-Software: Tuner löschen Umwelt-Updates
Die Diesel-Downgrader
VW versichert, dass die neue Software für Skandal-Diesel nicht schädlich ist. Viele Kunden haben trotzdem Angst und lassen das Update in Tuning-Werkstätten rückgängig machen.
Von Haiko Prengel
Berlin – Erst das Update, dann das Downgrade: Viele VW-Fahrer lassen ihre umgerüsteten Skandal-Diesel nachträglich wieder auf den alten Stand bringen. Anlass ist die Sorge, dass die neue Software den Motor schädigen könnte.
Wie Recherchen von MOTOR-TALK ergeben haben, werden für die Zurücksetzung Tuning-Werkstätten beauftragt. Sie sollen die vom VW-Konzern aufgespielte Software des Motorsteuergeräts wieder überschreiben. Nach dem Eingriff sollen die Autos angeblich so laufen wie früher, also vor dem Update. Höhere Emissionswerte werden von den Kunden dabei in Kauf genommen.
Diesel-Downgrade: Tuner spielen alte Software auf
„Ja, so was machen wir auch“, erklärt ein Tuner aus Sachsen auf Anfrage. Am Beispiel eines VW Golf 6 GTD mit 170 PS erklärt er die Prozedur: Über die OBD-Schnittstelle würden zunächst die Originaldaten auf dem Motorsteuergerät ausgelesen. „Anschließend ziehen wir das Update von VW 'runter'“, erklärte der Chiptuner, der anonym bleiben will. Das Auto fährt dann wieder mit dem alten Softwarestand.In der Regel würden die Software-Manipulationen mit einer Leistungssteigerung kombiniert. So könne der Golf 6 GTD von 170 PS auf bis zu 215 PS getunt werden. Kostenpunkt für das Gesamtpaket, inklusive Software-Downgrade: 999 Euro.
Dabei versichert VW, dass umgerüstete Diesel-Autos fahren wie bisher. „Den Kunden entstehen keine Nachteile durch die technischen Maßnahmen“, bekräftigt ein VW-Sprecher auf Nachfrage von MOTOR-TALK. Das KBA habe für alle freigegebenen Modelle bestätigt, dass mit der Umsetzung der Maßnahme hinsichtlich Kraftstoffverbrauch, CO2-Emissionen, Motorleistung und Drehmoment sowie Fahrzeugakustik keine Verschlechterungen verbunden seien. Nur der Adblue-Verbrauch kann sich bei einigen Modellen erhöhen.
Die Rückrüstung ist strafbar
Viele VW-Kunden sind offenbar trotzdem verunsichert und ziehen eine Zurückrüstung ihrer Fahrzeuge in Betracht – oder haben dies schon veranlasst. Es gebe derzeit viele solche Anfragen, sagt ein anderer Chiptuner, der seine Kunden im Großraum Berlin-Brandenburg hat.
Auf MOTOR-TALK sind die Erfahrungen nach dem Software-Update ein Dauerthema. Rückrüstungen von Skandal-Dieseln auf den alten Stand seien längst verbreitete Praxis. Und die Kunden scheinen durchaus zufrieden mit den Tunern: „Der Verbrauch ist sogar weniger als vor dem Update von VW“, heißt es in einem Thread. Und ein anderer Nutzer schreibt: „Mir wäre es auch am liebsten man würde die Schummel-Software drauf lassen und gut wäre es. Das wäre wohl das beste fürs Auto.“
Das Problem: Zwar sind die Eingriffe ins Motormanagement durch einen Tuner selbst nicht illegal. Aber sie können zum Problem werden, sobald der Wagen wieder auf die Straße rollt. Eine Verschlechterung der Abgaswerte ist nicht erlaubt – auch, wenn noch andere Fahrzeuge mit alter Software unterwegs sind. Genau das tritt bei einer Rückrüstung aber ein. Laut der Prüforganisation KÜS kostet das im günstigsten Fall 90 Euro. Erfüllt das Auto die angegebene Abgasnorm nicht mehr, kann wegen Steuerhinterziehung ermittelt werden. Für noch nicht umgerüstete Fahrzeuge gibt es eine Ausnahmeregelung.Ähnliches gilt für das sogenannte Chiptuning, also die Leistungssteigerung durch eine neue Motorsoftware. Es muss von einer anerkannten Prüforganisation wie TÜV oder Dekra genehmigt werden. „Doch viele wollen das nicht eintragen lassen“, berichtet der Tuner aus Sachsen. „Die sagen nur: Bloß 'runter mit dem ganzen Scheiß.'“ Ohne entsprechende Eintragung aber erlischt die Betriebserlaubnis der Fahrzeuge. Das kann den Versicherungsschutz beeinträchtigen. Eine Eintragung der alten Motorsoftware ist auf legalem Wege nicht machbar.
Diesel-Manipulation: Abgasreinigung wird deaktiviert
Diesel-Tuning beschränkt sich nicht auf Skandal-Diesel des Volkswagen-Konzerns. Auch Diesel-Pkw anderer Hersteller werden umgerüstet. Besonders populär ist der Ausbau des Partikelfilters, weil die Halter die hohen Werkstattkosten bei Defekten fürchten. Gerade bei viel Kurzstreckenbetrieb verstopfen die Filter, eine Reparatur ist teuer. Der Austausch kostet zwischen 1.000 und 3.000 Euro. So viel wollen viele Diesel-Fahrer offenbar nicht zahlen – und lassen den Filter ausbauen oder durchbohren. Die Folge: ein höherer Schadstoff-Ausstoß.
Deutschlands größter Automobilclub ADAC sieht dringenden Handlungsbedarf. „Es erreichen uns immer wieder Hinweise über die Möglichkeiten des illegalen Umrüstens von Dieselfahrzeugen“, erklärt ein ADAC-Sprecher. So würden Rußpartikelfilter ausgebaut, AdBlue-Systeme deaktiviert und die Fahrzeugsoftware so manipuliert, dass bei der Diagnose kein Fehler angezeigt wird.
Auch die Prüforganisationen wissen Bescheid. „Illegale Umrüstungen von Diesel-Fahrzeugen gewinnen immer mehr an Popularität“, sagt Thomas Schuster von der Kfz-Überwachungsorganisation KÜS. Die Praxis habe in den vergangenen Monaten zugenommen, nur fehlten bislang belastbare Zahlen. Die KÜS beziehe ihre Informationen hauptsächlich auf Zuruf und von Informanten aus der Tuning-Szene. Denn bei der Hauptuntersuchung würden die Software-Manipulationen meist nicht auffällig, erklärt Schuster. Welcher HU-Prüfer überprüft schon alle elektronischen Steuergeräte auf mögliche Manipulation?Einzig der Vertragshändler würde bei der nächsten Inspektion über die fremde Software stolpern. Zudem erkennen die Mechaniker ausgebaute oder schadhafte Partikelfilter.
Manipulierte Diesel und die Hauptuntersuchung
Die KÜS fordert, dass die Fahrzeughersteller ihre Motorsoftware offenlegen. „Nur so kann nachvollzogen werden, was der Sollzustand ist und was manipuliert wurde.“ Außerdem seien die Motor- und Softwarediagnose den Anforderungen anzupassen, um die Manipulationen auch wirklich erkennen zu können.
Auch hier gebe es Wege zum Betrug. Manche Tuner werben damit, dass Werkstätten ihre Software nicht erkennen würden. Ein anderer sagt, dass man bei Inspektionen den Anschluss an das Diagnosegerät untersagen kann. Geschieht das trotzdem, würde sich seine Software selbst löschen.
Eine genaue Abgasmessung im Rahmen der Hauptuntersuchung könnte helfen. Derzeit gilt eine AU als erfolgreich bestanden, wenn das Diagnose-Gerät keine Fehler meldet – egal, was aus dem Auspuff kommt. Die Umweltministerkonferenz forderte das Bundesverkehrsministerium daher schon im April vergangenen Jahres dazu auf, „alle Elemente der periodischen Abgasuntersuchung (wie Sichtprüfung, OBD-Kontrolle und ggf. ergänzende Abgasmessungen) an den Stand der Technik anzupassen und fortzuentwickeln.“ Dabei sei ergänzend zur On-Board-Diagnose eine verbesserte Endrohrmessung zu entwickeln und verpflichtend einzuführen, lautete der Beschluss. Reagiert hat die Bundesregierung bislang nicht.
Dafür habe ich die Umluftklappe im Auto. 🙁
Um die Probleme in Sachen "Abgase" zu lösen würde ich zwei Dinge vorschlagen:
- Dieselkraftstoff um 40 % verteuern
- Direkteinspritzung (bei Benzinern) verbieten
Ein Saugrohrbenziner mit Hybrid kostet kaum mehr (ist sogar günstiger zu haben), spart Sprit und läuft sauber. Aber ist politisch doch gar nicht gewollt. Das ist das Problem.
Die Betrügereien, ausgebaute Filter, überspielte Software sind doch nur die Folge davon, dass man Motorentechnologien auf die Straße bringt, die im Privatfahrzeug aufgrund der Komplexität gar nichts zu suchen haben.
Und wie sollte das funktionieren? Seit der Umstellung auf die Besteuerung nach CO2 hat die Schadstoffklasse überhaupt keinen Einfluss mehr auf die Höhe der Steuer. In der alten Hubraumsteuer (bis 2008 bzw. 2009) ist der Steuersatz ab Euro 3 gleich. Heißt also: selbst die Schadstoffklasse von Euro 5 auf 4 fällt, ändert sich nichts an der Steuer.
Vermutlich gab es die betroffenen Motoren zu der Zeit aber noch gar nicht.
Einzige Möglichkeit wäre, wenn sich der Kraftstoffverbrauch deutlich ändert. Der Verbrauch ist aber kein Bestandteil der Abgasnorm. Also macht die verlinkte Aussage leider keinen Sinn.
Was auf jeden Fall passiert ist, dass die allgemeine Betriebserlaubnis durch solche Maßnahmen erlischt. Allerdings scheint das heutzutage wohl niemand offiziellen mehr zu stören, denn mir ist kein Fall bekannt, wo man dies aktiv durchsetzt.
VW und das KBA erklärt.... Das sind doch Kasperlevereine. Selbst Richter in Deutschland zweifeln ernsthaft an der Glaubwürdigkeit von VW und dem KBA. Das ist doch reine "Vetternwirtschaft" und ein großes Problem, was VW und das KBA incl. Regierung, Deutschland für einen Schaden zugefügt haben. Die Glaubwürdigkeit für beide Institutionen ist gegen "Null" gefallen. Der NOx Ausstoß hat sich doch bei den meisten VW-Fahrzeugen (z.b. VW Amarok) überhaupt nicht verbessert und wenn VW eine neue offene und ehrliche Unternehmenskultur auch wirklich umgesetzt hätten, dann würden se' auch sagen, dass das Update nicht kompatibel ist mit der Hardware. Es hat sich doch nicht wirklich etwas geändert und es wird sich auch nichts ändern, weil es einfach durch die Unternehmensführung/Eigentümer mit 51% und die Beteiligung vom Land Niedersachsen mit 20% überhaupt nicht möglich und gewollt ist. Mir unverständlich dass es noch Bürger in Deutschland gibt,
die diesen Automobilhersteller (VW) noch unterstützen.
Hier sieht man ein ganz klares politisches Problem. Der Zwang zu einem Update das niemand will mit wirklich unklarer Rechtslage die durch teilweise gewollt falsche Medienberichterstattungen von beiden Seiten verzehrt wird.
Das andere Problem herrscht schon länger - wenn Diesel auf Kurzstrecke benutzt werden obwohl bekannt ist das ein DPF kaputt gehen kann, ist der Benzinpreis viel zu teuer, zumal dank der niedrigen CO2 Steuer die Differenz so gering zum Benziner ausfällt das die meisten Diesel sich schon deutlich unter 10.000km/Jahr lohnen. Hier hilft eigentlich nur:
A) Benzinpreise um 60% runter damit die Leute sich lieber Benziner als Diesel kaufen
B) Diesel verteuern (politischer Genickbruch! Und hochgradig Asozial da hier erst politisch falsche Anreize gesetzt wurden, ich sehe hier sogar eine Art Betrug durch den Staat sollte die Verteuerung nicht ähnlich wie beim Gas ca. Ein Fahrzeugleben lang vorher angekündigt worden sein - ein Fahrzeugleben ist selten weniger als 13 Jahre... Ansonsten fürchte ich um Gerichtsurteile die den Staat zum Schadensersatz für den Wertverlust des Fahrzeugs verurteilen)
3) Abgasproblematik beim Auto entschärfen, DPF raus, dann entstehen beim Freibrennen nicht noch feinere Partikel, für die betroffenen Diesel eine Ausnahmegenehmigung mit alter Software und um das "Luftproblem" in den Griff zu kriegen die Gesetze mal an anderer Stelle optimieren - zB bei Fabrikabgasen, Reifen-/Bremsenabrieb ansetzen, dazu gratis Parkraum schaffen und für ausreichend Parkplätze in jeder Strasse sorgen das die Leute eben nicht lieber 1 Stunde im Kreis fahren bis die wenigen kostenlosen Parkplätze frei werden, ÖPNV Subventionieren bzw gratis gestalten das die Pendler sich 3x überlegen ob sie mit dem Auto zur Arbeit fahren müssen, etc. Wohnungspreise derart senken bzw Bundesweit auf ein einheitliches Level festsetzen, dass die Leute an ihre Arbeitsstelle ziehen können.
Aber genau das garantiert VW eben nicht!
Ich hatte angefragt, ob sie mir das schriftlich geben, daß Injektoren, AGR oder DPF nicht schneller verschleißen oder ob sie mir garantieren, das in den nächsten 2 Monaten nichts kaputtgeht durch das Update.
Das wollte die VW - Werkstatt nicht !
Daraufhin habe ich das Update abgelehnt.
Kann jedem nur empfehlen, das Update zu verweigern, solange VW nicht schriftlich gibt, das keine Folgeschäden auftreten.
Der Meinung bin ich auch. Es gibt viele Leute die ältere Autos fahren wollen/müssen. Die empfindliche Technik fängt aber oft nach einigen Jahren an Probleme zu verursachen. Wirtschaftlich kann das z.T. gar nicht mehr repariert werden. Obwohl doch Reparieren nachhaltig ist und seinen Teil zum Umweltschutz beiträgt.
Den Diesel verteuern sehr ich zweigeteilt. Ansich nötig, aber asozial vom Staat gegenüber Pendler. Als Autokäufer braucht man planungssicherheit. Lieber die E-Mobilität pushen damit es günstigere und bessere E-Autos gibt. Dann schrumpft der Abgasausstoß (zumindest auf der Straße) von allein.
den SW Stand bzw. die mind. Software number in der die Funktion der Abgasnachbehandlung wieder greift sollte einfach über die OBD2 Schnittstelle ausgelesen werden.
Und bei jedem AU für die Fzg. mit getestet werden, und falls irgend so ein Vogel meint er müsste wegen irgendwelcher Stammtischparolen mit einer Motorsoftware rumfahren die keine Typzulassung hat --> keine Plakette mehr oder gleich eine Mängelkarte aushändigen.
Darf ich das mal kurz zusammenfassen. Da setzt sich ein Weltkonzern mit vorsätzlichem Betrug bei der Abgasreinigung so richtig teuer in die Nesseln und dann soll so ein Stück Pillepalle-Software von Motorsteuerung dafür sorgen, dass die Abgasreinigung den Regeln entspricht und gleichzeitig überhaupt gar keine Nachteile für den Kunden in Sachen Fahrleistungen, Verbrauch und Haltbarkeit entstehen?
Entschuldigung, aber wer soll das denn glauben? Wenn's so einfach wäre, warum hat es der Konzern aus der Lügenburger Heide dann nicht gleich gemacht?
Das hat mich auch gewundert diese Aussage. Was hat das mit den Steuern zu tun ? Die Tuner Software könnte sogar dafür sorgen, dass weniger CO2 ausgestoßen wird, bekommt man dass dann über den Steuerausgleich wieder ? Und was ist mit denen die ihr Auto auf der Straße bewegen, die emittieren mehr CO2 als versteuert wurde. Die begehen ja auch Steuerhinterziehung.
Den Satz sollte MT am besten heraus streichen.
Und was lernen wir daraus? Der Umweltschutz bleibt Nebensache in dieser Thematik, sobald der einzelne zu befürchten hat, dass sein Geldsack zu schaden kommen könnte.
Man könnte meinen der VW-Skandal war ein Weckruf für das Thema Umweltschutz und Luftverschmutzung. Die genauen Zahlen wären mal interessant, wie viele Diesel wieder zurück gerüstet werden.
Ich muss dir leider unterstellen das du keine höheren Kenntnisse über das Programmieren hast. Wenn man in den "Tiefen" eines Programmcodes etwas verändert, dann ändert sich keine Softwareversion. Das ist ja gerade der Sinn von Manipulationen, wie soll das denn beispielsweise mit Computerviren sonst funktionieren. Nee, nee so einfach ist das alles nicht.
Welchen Konzern meinst Du jetzt ?