Änderungen an der Nürburgring-Nordschleife: Tempolimit aufgehoben
Die ersten Runden auf der neuen Nordschleife
Winter, Umbau und Tempolimit am Nürburgring sind Geschichte. Was bleibt vom Versprechen „die ureigene Charakteristik der Nordschleife zu hundert Prozent“ zu erhalten?
Nürburgring – Am kommenden Samstag startet mit der VLN-Langstreckenmeisterschaft die Rennsaison 2016 auf der Nürburgring-Nordschleife. Das klingt nach alljährlicher Routine, ist es in diesem Jahr aber nicht. Denn vor einem Jahr starb beim VLN-Auftakt ein Zuschauer an der Nordschleife. Erschlagen von einem GT3-Rennwagen.
Seitdem ist viel passiert am Ring. Es gab ein hastig verhängtes Tempolimit, ein Verbot von Rekordfahrten für die Hersteller und umfangreiche Umbaumaßnahmen im Winter. Kurz vor Ostern verkündeten die Betreiber von der „capricorn NÜRBURGRING GmbH“ in einer Pressemitteilung „freie Fahrt auf der legendären Nordschleife“.
Alles wie immer?
Nach der Umsetzung von sieben Maßnahmen wurde die Strecke Mitte März von Vertretern des internationalen Automobilverbands FIA und des Deutschen Motor Sport Bunds DMSB abgenommen. Die erteilte FIA-Lizenz ermöglicht große internationale Veranstaltungen wie das 24h-Rennen (26. bis 29. Mai), oder die wie die VLN-Läufe, die DMSB-Lizenz nationale Rennen – alles wieder ohne Tempolimits.
Bei den meisten Maßnahmen handelt es sich um neue oder verbesserte Schutzzäune und Zuschauerbereiche. Bei einer allerdings ging es um die „Erneuerung der Fahrbahn auf 500 Metern zur Beseitigung von Bodenwellen“. Und zwar am berühmten Sprunghügel in den Streckenabschnitten Quiddelbacher Höhe und Flugplatz (zwischen den Streckenposten 77 und 80/81) - dem Ort des schweren Unfalls vor einem Jahr.
Hier wurde die gesamte Fahrbahn abgetragen und schließlich auf 500 Metern neuer Asphalt aufgetragen. Dabei wurden zwei Bodenwellen entfernt, die besagte Stelle berühmt gemacht haben, weil sie sogar Straßenautos zum Abheben bringen konnten. Der Umbau soll verhindern, was vor einem Jahr geschah: die mit einem glatten Unterboden ausgestatteten GT3-Rennwagen verlieren an dieser Stelle den Bodenkontakt und fliegen unter gewissen Umständen unkontrolliert ab.
Die Änderungen an der Nordschleife
Trotz der Beseitigung der Bodenwellen versprachen die Nürburgring-Betreiber in einer Pressemitteilung, dass die „die ureigene Charakteristik der Nordschleife zu hundert Prozent erhalten“ bleibt. DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck machte im Gespräch mit MOTOR-TALK allerdings schon damals klar, dass eindeutige Veränderungen zu erwarten sind: „Wer die Sprungkuppe am Flugplatz in dieser Form behalten will, der hat den Zug der Zeit verpasst“.
Wie die Bilder von ersten Hersteller-Testfahrten auf der neuen Nordschleife zeigen, hat der Zug der Zeit die Nordschleife erreicht und deutlich verändert. Dale Lomas, Fahrer bei Ring-Taxi.de und Betreiber des Nordschleife-Insider-Blogs „Bridge to Gantry“ veröffentlichte sie und konnte bereits selbst auf der neuen Nordschleife fahren. Seine Schilderungen legen nahe, dass die Fahrt für GT3-Fahrzeuge sogar freier als zuvor ist.
Vollgas am Flugplatz
„Am Flugplatz wird es dieses Jahr richtig schnell“, urteilt Lomas. Seine Bilder und eine per Onboard-Video gefilmte Fahrt während der ersten Touristenfahrten (Video unten ab Minute 8:35) zeigen deutlich, dass die Bodenwellen am Sprunghügel fehlen, dass die Strecke breiter wurde und dass die Fahrer jetzt auf ebenen Asphalt vertrauen können.
Allerdings äußert Lomas Zweifel am Sinn dieser Änderungen. „Die perfekte Oberfläche und der fehlende Sprung werden unzweifelhaft die Geschwindigkeiten von aerodynamisch optimierten Autos und auch nicht optimierten Autos erhöhen“. Statt wegen der Bodenwellen bremsen zu müssen, könnten die GT3-Autos jetzt Vollgas geben.
Ob das Unfälle vermeidet, lässt Lomas lieber offen. Er vermutet, dass die Stelle jetzt sogar waghalsige Überholmanöver zulasse. Ob das der Fall ist, erfahren wir am Samstag ab 12:00 Uhr mit dem ersten VLN-Lauf 2016. Dann wird die neue Nordschleife zum ersten mal im Renntempo und mit dem entsprechenden Adrenalin befahren.
Dieses Jahr komme ich nicht dazu den neuen Streckenteil auszuprobieren, nächstes Jahr dann - bin auf alle fälle gespannt 😊
die MT Artikel sind immer ätzende zu lesen. Jeder 2. - 3. Satz ist fett, unterschtrieben, ein Hyperlink oder sonst was. Wie eine Powerpoint in der 7. Klasse...
Zerstören die Änderungen nicht auch die Vergleichbarkeit von Rundenzeiten völlig? Für bestehende Modelle, wird wohl kaum ein Hersteller neue Rundenzeiten ermitteln...
Klar gibt es wichtigeres, aber ich finde diese Zahlenspielereien immer ganz spannend
ja sehr interessant was das ausmacht in Zukunft, man muss ja nicht mehr vom Gas und ein bisschen Strecke ist es auch weniger.
Auf ner kleineren Strecke würde es wohl mehr ins Gewicht fallen...
Ich finde es schade. Anpassungen gab es immer wieder im Laufe der Jahrzehnte, aber dass diese Stelle so "entschärft" wurde halte ich für grundlegend falsch. Es geht nicht um das "Ob", sondern um das "Wie".
Die Stelle kann man eigentlich nur mit genügend Auslaufzone / Kiesbett wirklich entschärfen.
Stattdessen macht man den Sprunghügel raus, und macht den Abschnitt nur noch schneller. Vorher mussten die Fahrer zumindest lupfen. Jetzt können Autos mit viel Abtrieb da Vollgas durchballern.
Hauptsache man hat was getan. 🙄
Natürlich, aber auf der Nordschleife kann man vergleichbare Ergebnisse nicht wirklich reproduzieren. Es werden jährlich Stellen ausgebessert. Vor ein paar Jahren wurde etwa der holprige Asphalt in der Anbremszone "Metzgesfeld" erneuert. Witterung, Temperaturverhältnisse, der Fahrer... das macht alles extrem viel aus.
Ich finds ja gut, dass die Strecke sicherer gemacht wird. Aber sie heißt doch auch "Grüne Hölle" ge? 😊
Mehr am Streckenrand vielleicht zum Dämpfen? (Bin kein Rennfahrer, bitte verbessern wenns net stimmt.)
Das "Zäunle" hinter dem FIA-Zaun wird gerade beim 24h Rennen sicher KEINEN Fan davon abhalten,bis an den FIA-Zaun zu gelangen.....notfalls wird er einfach "umgelegt",damit man einfacher rankommt und BRAVO Herr Stuck!Nun kann man dort schneller entlangballern und man hat was für die Sicher....äääähhhhh....den Geldfluß getan.....
Wo man hinschaut nur noch Geldgeilheit und Habgier.....und was dafür alles geopfert wird.....
Da wird wohl demnächst ne neue Crashvideostelle zu Touristenfahrten aufgetan,die man in diversen Nordschleifen-Videos häufiger sehen wird.....
Greetz
Cap
Hat man wenigstens Teile der alten Fahrbahndecke bei eb*y verkauft? Hätte Capricorn noch etwas Umsatz erziehlen können 😆
Das macht doch schon die Reifenentwicklung. Schon vor dem Umbau waren kompakte Fronttriebler mit ca. 300 PS inzwischen so schnell wie Sportwagen mit 500 PS aus den 90er oder 2000er Jahren.
Aber auf einen alten Sportwagen können auch neue Reifen montiert werden...
So wie das mit dem neuen Zaun aussieht, braucht man da als Zuschauer auch nicht mehr hin...
Fahre direkt mal hin und teste die Strecke mit nem 2,3 Tonnen X6 😆
Da Sitzt man auf jeder anderen Strecke in DE doch weiter vom geschehen als jetzt hier. Ich finde die Änderung Sinnvoll nur die Frage was sich in Zukunft bis Aremberg ergeben wird. Was die Vergleichbarkeit angeht ist die durch eine Vielzahl von kleinen Änderungen rund um die Strecke in den letzten Jahren eh fragwürdig.
Wenn man ehrlich ist: Die GT3s sind viel zu schnell für die Strecke, was auch an der BoP-Regelung liegt, wo jeder so lange rummeckert bis er den größeren Restriktor / den größeren Heckflügel / den aus dem Reglement fallenden Diffusor / weniger Gewicht zugestanden bekommt.
Gleichzeitig will man aber auf die GT3s nicht verzichten, weil die Hersteller damit Geld verdienen wollen. Um Geld damit zu verdienen, brauchen sie große Erfolge, wie etwa beim 24h-Rennen am Nürburgring oder die 24h von Spa, etc. Nur dann werden sie private Teams als Kunden gewinnen können.
Also sind die Hersteller - und damit der DMSB - also vorrangig Herr Stuck - daran interessiert die GT3s an der Nordschleife zu halten. Da fließt viiiieeel Geld, ganz dubios hin und her.
Ich will garnicht wissen was da für Absprachen getroffen werden, und welche Summen zum ADAC, zum Veranstalter und zum DMSB geschoben werden.
Dagegen wirkt wahrscheinlich die Vergabe der nächsten FIFA-WM wie ein Kindergeburtstag.
Wenn ich jetzt ganz logisch nachdenke: Die Autos sind zu schnell für die Strecke, und man will die Autos selbst nicht einbremsen. Denn ein spezielles Nordschleifen-Paket wäre teuer, und die Kundenteams fahren ja auch wo anders, wo dieses Paket die Konkurrenzfähigkeit des Autos einschränken würde.
Dann muss die Strecke an die Autos angepasst werden! Meine ich damit, dass die Charakteristik verändert werden soll? Sicher nicht! Die Nordschleife könnte aber durchaus Auslaufzonen und Kiesbetten vertragen! Für den Großteil der Strecke ist das auch sicherlich machbar, denn man ist ja eh im Wald, und hat eigentlich genug Platz drumherum.
Natürlich ist das teuer, aber wenn sich die Hersteller zusammentun würden... Es ist ihnen ja offensichtlich ein Anliegen... Außerdem hat die Becksche Regierung mit viel mehr Geld viel mehr Mist am Ring gemacht. Davon hätte man wahrscheinlich noch zehn Rennstrecken bauen können.
Und ja, es ist ein Naturschutzgebiet... aber wenn man sieht wie großzügig die Behörden bisher weggeschaut haben (FIA-Zäune ohne Baugenehmigung!!!), sollte das doch alles kein Problem sein.
Dafür ist die Wirtschaft zu sehr mit der Regierung verbandelt.
Wen meinst Du? Wer soll dahin fahren? Und warum mit so einem LKW?