Felgen und Räder: Besuch bei der Otto Fuchs KG
Die Geburtsstätte der Füchse
Die wohl bekannteste Felge der Welt trägt den Namen des Herstellers: Die Otto Fuchs KG schmiedet in Meinerzhagen die berühmten „Füchse“ – und vieles mehr. Ein Besuch.
Meinerzhagen – Bei Fuchsfelgen bekommen Porsche-Fahrer feuchte Augen. Sie gehören zu klassischen Elfern, genau wie luftgekühlte Sechszylinder-Boxer. Ihnen zuliebe werden ganze Fan-Treffen ausgerichtet. Mit den fünf Flügeln, fünf Aussparungen und der seidenmatt glänzenden Oberfläche schreibt das Rad seit mehr als 50 Jahren Geschichte. Der Hersteller: ein Mittelständisches Unternehmen in Meinerzhagen im Sauerland – die Otto Fuchs KG.
Fuchsfelge, Hybrid-Rad, „Exklusiv-Schmiederäder“
Die Fuchsfelge ist berühmt. Was kaum jemand weiß: Die geschmiedeten Aluräder der Firma stecken auf fast allen hochwertigen Autos. Selbst Luxushersteller bestellen ihre „Exklusiv-Schmiederäder“ in Meinerzhagen. Der Kunde erfährt das meist nicht. Das Fuchs-Logo findet man nur sehr versteckt in der Beschriftung der Räder wie der Radanlagefläche.
Auszug gefällig? Audi Q7, A7 und R8, Alfa Romeo Giulia, BMW i3, M3 und M4, Ferrari California, Porsche 918 und Panamera, Mercedes AMG C-Klasse, Rolls-Royce Phantom und VW Golf GTI Clubsport. Ältere Fahrzeuge wie Aston Martin Vanquish, Audi TT, Mercedes 190er, Audi A8 und Audi Urquattro rollen ebenso auf Fuchsfelgen. Selbst Young- und Oldtimer wie Mercedes W124, NSU RO80, der erste BMW 7er und Opel Kadett GT/E setzten auf die leichten Räder aus dem Sauerland.
Zulieferer für Autobau und Raumfahrt. Nebenbei: Felgen
„Obwohl uns die meisten Autofahrer mit den Rädern in Verbindung bringen, machen diese lediglich zwölf Prozent des Umsatzes aus“, sagt Jörg Ludwig, technischer Vertrieb beim Felgenhersteller Otto Fuchs. Rund 2.700 Mitarbeiter produzieren Teile für die Luft- und Raumfahrt, Fahrzeugindustrie sowie Maschinen- und Anlagebau. Darunter eben auch die bekannten Räder für Porsche.
Bei Fuchs entstehen aber noch ganz andere Teile. Autohersteller bestellen beim Unternehmen für ihre sportlichen Fahrzeuge Querlenker, Führungsprofile, Seitenaufprallschutz, Gehäuseringe, Getriebeplatten und Synchronringe. Bei Lkws kommen Schmiederäder, Ladebordwände sowie Rotoren und Verdichterräder für die Turbolader zum Einsatz. Und die meisten Flugzeughersteller wie Airbus, Boeing oder Embraer setzen bei Bugfahrwerk, Flugzeugrad, Sitzschienen, Flugzeugfensterrahmen und Rumpfspant auf Teile aus dem Sauerland. Selbst im Weltall haben die Produkte ihren Einsatz: Die Brennkammer für die Ariane5-Trägerrakete stammt von Fuchs.
Warum gerade geschmiedete Teile? Aluminium besitzt trotz des geringen Gewichtes eine hohe Festigkeit. Wird es zudem geschmiedet und weiterverarbeitet, erhöht sich diese. Geschmiedete Aluräder wiegen bis zu 20 Prozent weniger als gegossene Aluräder. Fuchs hat sich darauf spezialisiert, wie auch auf Strangpressen und Ringwalzen. Neben Aluminium verarbeiten sie Magnesium, Messing, Nickel und Titan.
Messinggewichte, Panzerrad, Fuchs-Felge
Otto Fuchs gründete 1910 eine Gelbgießerei, die vor allem Messing-Gewichte für Balkenwaagen goss. Anfang des vergangenen Jahrhunderts waren das beliebte Instrumente für Post-Beamte. Seit 1930 verarbeitet Fuchs Aluminium, um 1950 stellt die Firma erstmals Synchronringe für das Getriebe des VW Käfer her. Seit 1965 produziert sie geschmiedete Aluräder.
Durch Zufall kam Porsche an den Metallverarbeiter aus dem Sauerland. Porsche suchte Anfang der 1960er-Jahre für seinen 911 ein leichtes, stabiles Rad und fragte in der eigenen technischen Entwicklung nach. Die Mitarbeiter tüftelten als Ingenieurbüro auch an externen Projekten von Fremdfirmen, unter anderem an einem Leichtpanzer der Bundeswehr. Die geschmiedeten Kettenlaufrollen aus Aluminium kamen von Fuchs. Rad ist Rad, dachte sich Porsche und fragte im Sauerland nach, ob die Füchse auch Auto-Räder schmieden könnten.
Sie konnten. Im Frühjahr 1965 konzipierte Fuchs ein Holzmodell, stellte es in Stuttgart vor. Die Porsche-Designer waren begeistert, änderten nur noch die Optik und bestellten gleich ein paar Räder. Die Legierung ALMgSi1 besteht zu 97 Prozent aus Aluminium, dazu kommen Magnesium, Silizium, Mangan, Titan und weitere Zutaten – das Rezept von 1965 hat sich bis heute kaum verändert.
Im September 1965 stand auf der IAA als erstes Auto der Porsche 911 S auf Fuchsfelgen in 4,5 x 15 Zoll. Ein Jahr später gingen die Räder in Serie. Bis 1989 wurden die Füchse beim Sportwagen in den Größen 15 und 16 Zoll montiert. Als Porsche Ende der 1980er-Jahre Kosten einsparen musste, setzte die Firma auf preiswertere Aluräder. Die 911-Modelle 964, 993 und 996 mussten deshalb auf Fuchsfelgen verzichten. Erst mit dem 997 (ab 2004) wurden Füchse wieder ab Werk montiert.
Schmiederäder sind eine Seltenheit
Bis heute hält die Firma ein Patent zur Herstellung von Rädern durch Schmieden und Walzen. Der Produktionsprozess der Räder läuft im Prinzip noch heute so ab wie vor 50 Jahren. Aus einem Aluminium-Klumpen zaubern die Mitarbeiter in der Fabrik innerhalb weniger Stunden ein Rad für Sportwagenfahrer. Geschmiedete Aluräder bleiben aber weiter exotisch. Von den rund 47 Millionen verbauten Alurädern an Neufahrzeugen in Europa sind nur 2,5 Millionen geschmiedet. Davon entstehen 750.000 Räder pro Jahr in Hauptwerk Meinerzhagen, in einem weiteren Werk in Ungarn der Rest.
„Das geschmiedete Alurad bleibt ein Nischenprodukt, aber eins mit vielen Fans“, sagt Jörg Ludwig. Ein paar davon treffen sich jährlich beim Fuchsfelgen-Treff in Meinerzhagen. Nächster Termin: Christi Himmelfahrt, der 25. Mai 2017.
Also die Sache mit der Bekanntheit ist doch wohl sehr stark abhängig von der Gegend der Welt, in der man diese Frage stellt. In Italien dürfte wohl eher der Name Borrani bei der Frage nach der bekanntesten Felge der Welt fallen. In England vielleicht die klassische Wolfrace, in den USA dürfte ohne lange Überlegen die Cragar Super Spoke oder die Magnum 500 wie aus der Pistole geschossen kommen.
Mit anderen Worten. Ich finde es gelinde gesagt etwas arrogant und vermessen, mit welchem Selbstverständnis immer vom Auto-Bild-Blickwinkel aus die Superlative zurechtgebogen werden...
Sorry, die Fuchsfelgen sehen aus wie gestanzte Stahlfelgen... Also die berühmten jetzt...
Sehr interessanter Beitrag. Ich wusste nicht, dass die Firma in so vielen Branchen unterwegs ist. Insbesondere in der Luft- und Raumfahrt.
Merkwürdig finde ich nur, dass Alfa Romeo auch bei denen bestellt. Ich dachte der Hauszulieferer von denen wäre O.Z.
So sehr ich doch ein Fan von Fuchs-Felgen bin, ich gebe dir in der Hinsicht recht.
Automobilhersteller haben aus verschiedenen Gründen nur selten einen einzigen Zulieferer für Komponenten. Das geht von operativen (Verhandlungsposition) bis zu strategischen (Wettbewerb als Qualitätssicherung) Gründen.
Hier mal ein Teil des Sortiments
http://www.fuchsfelge.de/index.php?id=3
@spechti kann da nur zustimmen - mir persönlich würde auch eher BBS oder OZ als Felgenhersteller einfallen.
Der Rest vom Bericht finde ich super, bitte gerne mehr davon 😊.
"Von den rund 47 Millionen verbauten Alurädern an Neufahrzeugen in Europa sind nur 2,5 Millionen geschmiedet. "
Ich finde gegossene Aluräder als Fake. Weil sie sind schwerer und da durch Auto hat mehr Verbrauch.
Mit Stahllräder (sie sind leichter) Auto verbraucht weniger.
Mit geschmiedene Aluräder - niedrigste Verbrauch.
Gruß. I.
Jein... Immer aus dem Stand zu beschleunigen klar, da sind leichte Massen einfacher zu bewegen und somit auch verbrauchsärmer. Beim Konstantfahren, z.B. Autobahn, sind schwere Felgen von Vorteil, wie sie den Drehimpuls länger aufrecht halten und damit oftmals weniger Kraftstoff verbrauchen als kleine, leichte Felgen.
na ja Krafstoffverbrauch ist da wohl zweitrangig , geringere ungefederte Massen und eben bessere Beschleunigung sind bei den erheblichen Mehrkosten wichtigere kriterien, die Mehrkosten von teilweise mehreren 1000€ pro Satz zu rechtfertigen
Schmiederäder sind im Grunde reiner Luxus, den keiner braucht. Ein gutes Flowforming-Rad kostet nichtmal die Hälfte ist sehr stabil und auch sehr sehr leicht. Siehe Enkei RPF-1, Wedsport TC-105N oder OZ Alleggerita HLT.
Ein Schmiederad macht m.E. heute nur noch für Rennfahrzeuge bzw. Autos Sinn, die bei hohen Leistungen regelmässig hart rangenommen werden.
...und wenn es um Schmiederäder geht, dann fällt mir als erstes Rays ein und als zweitens BBS. Fuchs ist für den echten Fan (ausser die Porsche-Klassik-Räder) uninteressant.
Genau so sieht es aus. Fuchs ist am Markt eine kleine Nummer... Alufelgen kommen halt von BBS, Enkei, OZ usw. Fuchs fällt mir nur ein, wenn ich an alten Porsche Käfer oder Bulli denke...
Tja, vor einigen Jahren habe ich diesen technologischen Vorsprung noch bewundert. Seit ich weiß, welche Umweltzerstörung hinter der Gewinnung von Aluminium steht, sehe ich die Verwendung von Aluminium mit anderen Augen. Die Gewinnung der "Salze" wird mit der Vermischung von Erde mit Natronlauge gewonnen. Für die Entseuchung der danach "roten Erde" gibt es scheinbar keine ökonomische Lösung, also wird diese Erde einfach in offenen, dafür hergerichteten Becken gelagert. Und diese werden undicht und verpesten auf übelste Weise die umliegende Region samt der Bevölkerung oder brechen wie 2010 in Ungarn passiert.
Der immense Stromverbrauch bei der Herstellung von Alu macht die Umweltbilanz nicht besser.
Natürlich deckt die Felgenproduktion nur einen geringen Teil bei der Gesamtverwendung ab, aber es wäre gut, wenn man dem heutigen ökologischen Anspruch gerecht würde. Der Preis für Alu würde dadurch steigen, aber vergessen darf man die Folgen auch nicht. Augenblicklich hat das Unternehmen den grössten Wettbewerbsvorteil, welches die Umwelt am rigorosesten vernachlässigt. Und das muss schnellstens ein Ende haben.
Vermutlich eine Frage des Lebensalters...
Mir fallen spontan die Neunelfer Fuchse und vor allem die Fuchsfelgen auf den Opel C Kadett Coupe GT/E (1000er) ein.
Neuere Felgen sind mittlerweile genauso beliebig (häufig) wie seinerzeit die Radzierdeckel der Stahlfelgen. Daher kennt auch keine Sau mehr die Felgennamen.
Hmm. Fuchs? Ach ja, da war was. Nach 30 Minuten und ein paar Dutzend anderer Hersteller würde ich vielleicht auf den Namen kommen. Ansonsten wird wohl bbs am bekanntesten sein.