Chevrolet Corvette C1 Scheunenfund
Die Jugendliebe aus Blech und Chrom
Es ist die wohl schönste und traurigste Auktion auf eBay: Autosammler Sid verkauft seine Jugendliebe – eine Corvette von 1959. Und mit ihr eine bewegende Geschichte.
Meridian / Idaho – Man kann die Liebe zwischen einem Mann und seinem Auto nicht erklären. Wer nach dem „warum“ fragt, wird sie nie verstehen. Doch selbst die rationalsten Praktiker werden bei dieser Geschichte einsehen, dass ein Auto mehr als nur Beförderungsmittel sein kann. Autosammler Sid erzählt in seiner Ebay-Auktion von seiner Jugendliebe, seiner Begeisterung für Autos und von einem Wiedersehen nach 51 Jahren.
Damals, in Idaho
Wir schreiben das Jahr 1959. Barbie beginnt ihr Leben auf der Spielzeugmesse „American Toy Fair“ und Fidel Castro übernimmt die Macht in Cuba. Sid bekommt nichts von alldem mit. Er ist erst zehn Jahre alt und lebt in einer ländlichen Gegend von Idaho. Es ist ein anderes Ereignis aus diesem Jahr, das ihn über Jahrzehnte beschäftigen wird: Eine Woche vor seinem elften Geburtstag sieht er zum ersten Mal eine Chevrolet Corvette.
Sie steht im Ausstellungsraum des Chevrolet-Händlers in Meridian. Sid kennt den Verkäufer, er ist der Vater eines Schulfreundes. Und weil Sids Mutter an gleicher Stelle zwei Jahre zuvor einen Bel Air gekauft hat, genießt er die VIP-Behandlung: Er darf sich ans Steuer des Sportwagens setzen. Die Form des Armaturenbretts, das fingerdünne Volant – die Augen des kleinen Sid werden größer als die Scheinwerfer des Autos. Irgendwann wolle er eine solche Corvette haben, erzählt er seiner Mutter später. Eine weiße, mit rotem Interieur. Und mit einer Powerglide-Automatik – obwohl ein Handschalter eigentlich cooler sei.
Für immer den Autos verfallen
Eine Woche später erfüllt ihm seine Mutter diesen Wunsch – im Maßstab 1:25. Es ist um Sid geschehen. Er verfällt dem Auto. Das Modell hegt und pflegt er, ergänzt Tuningteile und lackiert manches orange.
Während der High School nimmt er einen Job an einer Tankstelle an. Dort repariert und wäscht er Autos und kümmert sich um die Neuwagen vom benachbarten Ford-Händler. Als einer der ersten bekommt er einen Mustang zu Gesicht, noch vor der offiziellen Premiere. Ein alter Ford Crown Victoria begleitet ihn durch den Alltag. Die weiße Corvette sieht er nach der Begegnung im Ausstellungsraum nie wieder, nur eine schwarze kreuzt seinen Weg. Sein Freund und Kollege Wes erzählt ihm stolz, dass er dort Stoßdämpfer und Batterie gewechselt hat.
Eines Schraubers Goldgrube ist der Schrottplatz
Sid wird älter, erzählt die Geschichte seltener. Doch die weiße Corvette bleibt stets in seinem Gedächtnis. Er erinnert sich wieder, als er 2010 eine Familienfeier besucht. Gemeinsam mit seinem Schwiegersohn durchstöbert er einen Schrottplatz in der Nähe seiner alten Heimat. Dort findet er viele Autos der 50er bis 70er Jahre. Er plaudert mit Dave, dem Besitzer der Anlage und schwärmt von der Corvette. Weiß, mit rotem Leder und Automatik – die nostalgische Umgebung hat ihn in ihrem Bann.
Es ist einer der seltenen Momente, in denen sich Männer nur umschauen – Schrottplatz-Shoppen, sozusagen. Doch Dave wittert ein Geschäft. Er führt Sid in einen Schuppen. Dort, hinter Hunderten Autoteilen, verbirgt sich ein Stück von Daves Jugend: Eine Corvette von 1959. Mit rotem Leder und Powerglide, nur nicht in Weiß. Es ist „tuxedo-black“, das unter Jahrzehnte altem Staub grau aussieht. Sid überlegt nicht lange und schlägt sofort zu. Riskant, das ist ihm bewusst. Doch seine alten Gefühle lassen ihm keine andere Wahl.
Zwei Wochen warten auf den falschen Motor
Sid stört sich nicht am verlebten Lack oder an den Hinterlassenschaften diverser Tiere. Zwei Wochen Wartezeit sind für ihn viel schlimmer. So lange braucht Dave, um die Corvette aus dem vollgestellten Schuppen zu bergen. Aufgeregt nimmt Sid seinen neuen Oldie bei Tageslicht in Augenschein. Selbst der seit 1961 verbaute Austauschmotor kann seine Euphorie nicht bremsen. Immerhin gibt es den originalen mit Ventilschaden dazu. Fred, der Erstbesitzer, wollte nicht vier Wochen auf originalen Ersatz warten. Der Händler versprach damals eine Reparatur binnen zwei Wochen mit einem gleichwertigen Aggregat aus einem anderen Chevrolet.
Zurück in der heimischen Garage bemerkt Sid, dass nicht nur der Motor nicht original ist: Unter einer Abdeckung im Kofferraum findet er weißes Blech. „Snowcrest white“, wie damals im Showroom. Sid forscht nach und setzt die Geschichte seiner Corvette zusammen.
Zwei Besitzer, 51 Jahre und viel Staub
Fred bestellte seine Corvette 1959 in „tuxedo black“. Bei der Übermittlung der Daten lief etwas schief, Chevrolet lieferte den Wagen stattdessen in „snowcrest white“ aus. Die Farbe gefiel Fred nicht, er ließ das Auto vorerst beim Händler. Zwei Wochen stand die Corvette im Showroom in Meridian. Lange genug, dass sich ein kleiner Junge in das Auto verlieben konnte. Fred entschied sich um, er kaufte sie trotzdem.
Als sich nach zwei Jahren im Betrieb ein Ventil löste und mit einem Kolben kollidierte, brachte Fred die Corvette zurück zum Händler. Der sollte die zweiwöchige Reparaturdauer nutzen, um den Wagen im ursprünglich gewünschten Farbton zu lackieren. Sid erinnerte sich an genau diese schwarze Corvette, sein Freund Wes reparierte den Wagen während der High School.
Der Zweitbesitzer, Joe, kaufte die Corvette 1968. Er montierte den Heckkoffer eines neueren Modells. Schon wenig später erwartete seine Frau ein Kind und er verkaufte den Wagen wieder. 1971 suchte niemand nach einer 1959er Corvette mit einem 4,6-Liter V8-Motor, der Öl verbrennt und blau qualmt. Schrottplatzbesitzer Dave schlug zu. Er suchte eigentlich einen Klassiker und lagerte das Cabriolet ein. Seitdem stand die Corvette an die Stelle, an der sie Sid 2010 wiederfand.
Ein würdiges Ende
Überwältigt von der Geschichte dieses Autos entschied sich Sid gegen eine Restauration. Die Patina, der abgeplatzte Lack, die Montagepunkte des Heckkoffers – all das erzähle die Erlebnisse der letzten 54 Jahre. Sogar sein eigenes. Er reparierte das Nötigste, überholte den originalen Motor und baute ihn wieder ein. Kleine Mängel störten ihn nicht. Langsame Scheibenwischer, eine hängende Beifahrertür – all das gehöre zu diesem Klassiker. Genau wie das originale Kennzeichen von 1972. Oder der Parkausweis für Universität und Krankenhaus.
Doch jetzt, im Alter von 65, möchte Sid sich von seiner Jugendliebe trennen. Jemand anderes soll entscheiden, was die Corvette noch erleben darf. Sein Angebot bei Ebay ist mittlerweile ausgelaufen, die Corvette war einem Bieter 47.000 US-Dollar wert. Viel Geld für verlebtes altes Blech - restaurierte Exemplare kosten das gleiche. Aber die erzählen nicht so eine tolle Geschichte.
Quelle: MOTOR-TALK
Tolle Geschichte, aber unglaubwürdig......ist doch nur ne Verkaufsstory, die anscheinend auch funktioniert hat......ein Lebenstraum, den man nur 3 Jahre (2010-2013) "auskostet"? Never ever.....schade
Schöne Geschichte und ein Wahnsinnspreis für einen Wagen der komplett gemacht werden muß .😊
"Die Jugendliebe aus Fiberglas und Chrom" hätte besser gepasst, hatten doch die Vettes bis heute eine Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff (aktuell ist wohl auch noch etwas Kohlefaser dabei)
Der Lackierer sollte lebenslanges Berufsverbot kriegen, wenn er für den Pfusch nicht schon in der Hölle schmort!
Ansonsten schöne wertsteigendere Geschichte, aber bei Gebrauchtwagen sollte man nie alle Stories glauben.
Wieso der Lackierer? Wenn der Kunde das so gewünscht hat, ist der Kunde der Schuldige. 😉
Bei dem Modell muß ich immer an die Szene denken....
http://www.youtube.com/watch?v=9WRf6Q1o7PE
Gegen das Design kommen die neuen Generationen nicht mal im entferntesten an.
Hat schon ne gewisse Erotik!
Das ist ein sehr schöner Klassiker, wie viele andere Sportwagen aus der selben Ära!
PS: Wenn der mal restauriert oder gewartet werden muss, kenne ich eine zuverlässige seit einigen Tagen deutschlandweit bekannte Werkstatt mit kompetenten Facharbeitern, die solche Klassiker zunächst ausgiebig Probefahren 😆😆😆
Meinst Du ernsthaft der Käufer in den Staaten könnte mit Deinen Tipps was anfangen .😆
Wenn der so auf Plastikautos steht, könnter sich für den Ruhestand doch nen Trabbi zulegen...
Die Frischluft deines "Vordermannes" ist dir sicher und oberhalb der "Titte" liegst du frei und bist ohne Kopfstützen heutzutage ein "Selbstmörder" ...
Ich fand die erste C1 bis 56' mit dem Sechszylinder optisch immer deutlich schöner.
ja, die amis sind extrem sentimental...treibt den preis in die höhe. warum will er das teil denn nun verkaufen...weil er 65 ist....??? versteh ich nicht...
Ami-Schmalz.
Die eingestaubte Karre auf den Fotos ist keine Corvette sondern ein Bel Air Coupe ... .
Fehlte nur noch, das im Kofferraum noch eine volle Kiste "echter alter" Cola gefunden wurde, die separat für 30.000 USD über den Tisch ging.
Wer klaubt denn so einen Müll hier zusammen? Courths-Mahler ist tot!
Gruß
T.O.